Faksimile 1045 | Seite 1037
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Krucke
Krǘcke, f.; –n; Krückchen, lein, el; –n-: 1) ein
Stock oben mit einem unter den Arm zu legenden
Quer- oder Gabelholz als Stütze beim Gehn für ge-
brechliche Perſonen, Krüppel ꝛc.; zuw. auch bloß =
Krückenſtab (ſ. d.), nam. für Altersſchwache: An einer
K., an K–n gehn; Von der Laufbank bis zur K. [von der
Kindheit bis zum Greiſenalter]. Börne 4, 282; K–n, auf
denen ſie nothdürftig dahinhumpelt. Gutzkow R. 3, 300; Wie
die K. dem Lahmen wohl hilft, ſich von einem Orte zum an-
dern zu bewegen, aber ihn nicht zum Läufer machen kann ꝛc.
L. 7, ...; Was du bei voller Mannkraft verfehlteſt, wirſt du
an der K. nicht einholen. Sch. 314b ꝛc., und danach oft
übertr. (vgl. Stütze ꝛc.): Ein Staat, der die K. der Reli-
gion borgt, zeigt uns Nichts weiter, als daß er lahm iſt.
Fichte 6, 268; Alle Tugenden kommen um ihre K–n und
fallen danieder. FHJacobi 5, 205; Dergleichen Rollen ſind
noch immer vortreffliche K–n der menſchlichen Freude. Möſer
Ph. 2, 239; [Die ewige Ordnung] vergönnt dem mittleren
Geſchlecht ſich an dieſe wankendeK. [des verwilderten Chriſten-
thums] zu lehnen, die ſie dem ſtärkern Enkel zerbrechen wird.
Sch. 1031b; Nicht bloß als K. ſeiner Unfähigkeit, ein Werk
von innen heraus .. zu beurtheilen, gebraucht Herr Menzel
ſeine moraliſch-patriotiſchen Kategorieen ꝛc. Strauß Streitſchr.
2, 131 ꝛc. So auch Zſſtzg.: Mein Wandrer hinkt an
ſeiner Glaubens-K. | zum Teufelsſtein. G. 12, 230 ꝛc.
2) danach vielfach techn. Bez. krückenförmiger Werk-
zeuge (zumal in Form eines T), ſ. krücken 2 u. Zſſtzg.
wie auch Laute 3, z.B.: a) Bäcker., Haushalt. ꝛc.:
K., O fen-K., eine Stange mit einem Querbrett, das
Feuer, die Kohlen, die Aſche aus dem Ofen zu ziehn.
b) Bergb.: K., Kratze, eine vorn gekrümmte Schau-
fel, die Erde an ſich zu ziehn. c) Billardſp.: eine
Vorrichtung zur Auflegung und Stütze des Queues,
„Bock“. d) Böttch.: K., Pech-K., beim Aus-
pichen von Fäſſern ꝛc. das Pech auszubreiten.
e) Drechsl.: krummgebognes Dreheiſen mit breiter
Schneide, damit über die Quere glatt zu drehn.
f) Kupferſtech.: K., Schabe-K. (Schabekrug), zum
Einſchaben der Lichter in die aufgeackerte Platte.
g) Maur.: K., Kalk-K., eine Stange mit eiſernem
Haken den gelöſchten Kalk aus einander zu ſtoßen.
h) Orgelb.: K., Gieß-, Zinn-K., Gießkaſten (ſ.
d.). i) Salzſied.: Stange mit Querholz, ſo:
Salz-K., das Salz, Schlamm-K., den Schlamm
aus den Salzpfannen, Schlacken-K., die Schlacken
vom Roſt zu ziehn (,,krücken“). k) Schleifer ꝛc.:
Kurbel zum Umdrehn eines Schleifſteins, eines
Rads ꝛc., „Dreher“. l) Schloſſer.: Haken-
ſchlüſſel, Dietrich. m) Waſſerb.: K., Schlamm-
K., eine große K., ähnlich wie die der Salz-
ſiederei, zum Bggern, von Pferden gezogen und
deßhalb auch: Pferde-, Roſs-K. n) Weber.:
Gabel auf den Speichen der großen Spinnräder, worin
die Schnur liegt. o) weidm.: bei der Rabenhütte
eine Stange, die oben eine Scheibe mit einem ausge-
ſtopften Haſenbalg trägt, worauf der die Krähen ꝛc.
herbeiziehende Schuhu gefeſſelt iſt u. ä. m.
Anm. Ahd. kruckâ, mhd. krücke ꝛc., vgl. it. croccia,
und dazu Diez 116. Bei Döbel 2, 192b: Kricke; Weiſe
Jak. 168 ꝛc.: Ofenkricke. Nbnf. (Bergb.) Krütze, große
Ofen-K.: Mit einem Bauch, wie eine Hütterskrütze. Fiſchart
(Gervinus Lit. 3, 110) ꝛc., vgl. Blick und Blitz ꝛc.
Zſſtzg. ſ. o.: Gieß- [2h]; Glāūbens- [1]; Kälk- [2g];
Sfen- [2a]; Péch- [2d]; Pferde-, Röß- [2m]; Sälz-[2i];
Schäbe- [2e]; Schläcken- [2i]; Schlamm- [2i und n];
Zinn-K. [2h] ꝛc.