Faksimile 1044 | Seite 1036
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Kropf
Krópf, m., –(e)s; Kröpfe; Kröpfchen, lein; -:
1) eine bei vielen Vögeln ſich findende Erweitrung
der Speiſeröhre am Hals, worin das Futter eine Zeit
bleibt, ehe es in den Magen übergeht, der Vormagen:
Die Tauben füttern die Jungen aus ihrem K. ꝛc.; Mein Falk
iſt ſcharf gehungert und ganz leer; | bis er ſich ſenkt, nie
kriegt er voll den K. V. Sh. 3, 411 (ſ. kröpfen) und ſo
übrtr. = Schlund, Hals: Bären und Wölfe verderben
das Land. .. Sie erbarmen ſich Keines, | wenn ihr K. ſich
nur füllt. G. 5, 246; Dieſer Bund that dem Adel gar weh
im K. und lag ihnen gute Zeit unverdaut im Magen. Stumpf
643b; 336a ꝛc.; So doch alle Bücher .. bis zum K. ſeiner zu
voll ſind. Fiſchart B. 57a ꝛc. Auch: Du haſt Witz im K. V.
Sh. 2, 531 ꝛc. 2) (ſ. 1) ein kropfähnliches Ge-
ſchwulſt am Vorderhals: Die ſcheußlichen Kröpfe [der Kre-
tins]. G. 14, 208; Ein Anwuchs, eine Art von Höcker, K. oder
Überbein. W. 9, 12 ꝛc., ſ. Zarncke Br. 345a. Auch Bez.
ſolcher krankhaften Anſchwellungen ꝛc. bei Thieren, ſ.
Falke. 3) Bauk.: die über die grade Linie vorragenden
Theile an Mauern und Wällen. 4) Kochk.: gefülltes
Backwerk, ſ. Krapfen. 5) Kriegsk.: der über
der Kugel zuſammengebundne Theil der Kartuſche.
6) Kürſchn.: Engliſche Kröpfe, Stücke vom Hals feiner
Felle. 7) Landwirthſch.: a) die ſich bildende
noch im Halm verſchloßne Getreideähre. b) dichte
runde Maſſe, in die ſich die Blätter des Kohls, Salats
ꝛc. am Strunk zuſammenlegen. Schm. vgl. Kopf.
c) von Maden herrührende Knoten oder Auswüchſe an
den Wurzeln der Kohlpflanzen, auch „Klünze“. Nem-
nich, ſ. kropfen 1b. 8) Maſchin.: die gebogne
Verbindungsröhre zweier andren Röhren (ſ. kröpfen
2c). 9) Müller.: Gerinne mit gekrümmten Bo-
den, K.-Gerinne. 10) Papierfabr.: im Hollän-
der ein unter der mit Schienen verſehnen Walze auf
dem Boden des Kaſtens befindlicher maſſiver Block,
den in einer Vertiefung die ,,Platte“ oder das ,,Grund-
werk“, eine Vereinigung von Schienen, ähnlich wie
die Walze trägt. 11) Schiff.: der Bug des
Schiffs. 12) Schuhmach.: die Vereinigungsſtelle
des Stiefelſchafts mit dem Vorſchuh und die vereini-
gende Naht. 13) Steinſetzer: ein Werkzeug zum
Heben großer Werkſtücke, in ein in dieſe gemeißeltes
Loch, das „K.-Loch“ eingreifend, auch K.-Eiſen
oder „Steinkröpfe“ genannt. u. ä. m.
Anm. Ahd., mhd. kropf, vgl. Krapfen und (ſ. Kröpel,
Anm.): „K., fehlerhaft kleines oder verkrüppeltes organiſches
Weſen“ ꝛc. Schm., wohl mit der Grundbed. des ſich Krüm-
menden ꝛc. S. auch Kruppe.
Zſſtzg. z. B.: Āder-: Adererweiterung „Ader-
knoten“ Falke; beſ. Blutſpat bei Pferden. Blūt-
[2]: Kropf bei Frauenzimmern, in Zuſammenhang
mit der Menſtruation ſtehend. Gēīß-: eine Pflanze,
Tussilago. Hāhnen-: [1] -und eine Pflanze,
Galeopsis, Hahnenkopf. Kä́lber-: eine Pflanze,
Chaerophyllum. Kīēl-: ein unförmliches, nam.
durch einen Kropf entſtelltes menſchliches Weſen (ſ. Kre-
tin), nam. Wechſelbalg (ſ. d.). G. 34, 326; Jahn M.
58; Den Wechſelbalg oder den K. (welches man darum ſo
heißet, daß es ſtets kielt im Kropf). Luther SW. 60, 40
[weil es ſtets friſſt, den Kropf vollſtopft?]; 39; 41;
Kilekröpfe. 22; Wahnwitzige Kinder, natürliche Narren,
„Kilkroppe“, Wechſelbälge u. dgl. Menſchen. Luther 8, 90a;
Kobold „Kilkrob“, Nixen. 6, 120b ꝛc.; Ein K., waſſer-
köpfig, ohne Kopf. Prutz Woch. 69. Dazu: Kielkröpfi-
gen Zwergen. G. 12, 65. Kōhl-, Krāūt-, Sa-
lāt: [7b u. c]. Stēīn- [13]. Tāūben [1]
und danach Name mehrerer Pflanzen: Fumaria; Cu-
cabulus behen; Phyteuma spicata; ein eßbarer Pilz
ꝛc. Wáſſer- [2].