Kropf
Krópf, m., –(e)s; Kröpfe; Kröpfchen, lein; -:
1) eine bei vielen Vögeln sich findende Erweitrung der Speiseröhre am Hals, worin das Futter eine Zeit bleibt, ehe es in den Magen übergeht, der Vormagen: Die Tauben füttern die Jungen aus ihrem K. etc.; Mein Falk ist scharf gehungert und ganz leer; | bis er sich senkt, nie kriegt er voll den K. Sh. 3, 411 (s. kröpfen) und so übrtr. = Schlund, Hals: Bären und Wölfe verderben das Land. .. Sie erbarmen sich Keines, | wenn ihr K. sich nur füllt. 5, 246; Dieser Bund that dem Adel gar weh im K. und lag ihnen gute Zeit unverdaut im Magen. 643b; 336a etc.; So doch alle Bücher .. bis zum K. seiner zu voll sind. B. 57a etc. Auch: Du hast Witz im K. Sh. 2, 531 etc. — 2) (s. 1) ein kropfähnliches Geschwulst am Vorderhals: Die scheußlichen Kröpfe [der Kretins]. 14, 208; Ein Anwuchs, eine Art von Höcker, K. oder Überbein. 9, 12 etc., s. Br. 345a. Auch Bez. solcher krankhaften Anschwellungen etc. bei Thieren, s. — 3) Bauk.: die über die grade Linie vorragenden Theile an Mauern und Wällen. — 4) Kochk.: gefülltes Backwerk, s. Krapfen. — 5) Kriegsk.: der über der Kugel zusammengebundne Theil der Kartusche. — 6) Kürschn.: Englische Kröpfe, Stücke vom Hals feiner Felle. — 7) Landwirthsch.:
a) die sich bildende noch im Halm verschloßne Getreideähre. —
b) dichte runde Masse, in die sich die Blätter des Kohls, Salats etc. am Strunk zusammenlegen. vgl. Kopf. —
c) von Maden herrührende Knoten oder Auswüchse an den Wurzeln der Kohlpflanzen, auch „Klünze“. s. kropfen 1b. — 8) Maschin.: die gebogne Verbindungsröhre zweier andren Röhren (s. kröpfen 2c). — 9) Müller.: Gerinne mit gekrümmten Boden, K.-Gerinne. — 10) Papierfabr.: im Holländer ein unter der mit Schienen versehnen Walze auf dem Boden des Kastens befindlicher massiver Block, den in einer Vertiefung die ,,Platte“ oder das ,,Grundwerk“, eine Vereinigung von Schienen, ähnlich wie die Walze trägt. — 11) Schiff.: der Bug des Schiffs. — 12) Schuhmach.: die Vereinigungsstelle des Stiefelschafts mit dem Vorschuh und die vereinigende Naht. — 13) Steinsetzer: ein Werkzeug zum Heben großer Werkstücke, in ein in diese gemeißeltes Loch, das „K.-Loch“ eingreifend, — auch K.-Eisen oder „Steinkröpfe“ genannt. u. ä. m.
Anm. Ahd., mhd. kropf, vgl. Krapfen und (s. Kröpel, Anm.): „K., fehlerhaft kleines oder verkrüppeltes organisches Wesen“ etc. wohl mit der Grundbed. des sich Krümmenden etc. S. auch Kruppe.
Zsstzg. z. B.: Āder-: Adererweiterung „Aderknoten“ Falke; bes. Blutspat bei Pferden. — Blūt- [2]: Kropf bei Frauenzimmern, in Zusammenhang mit der Menstruation stehend. —
Gēīß-: eine Pflanze, Tussilago. —
Hāhnen-: [1] -und eine Pflanze, Galeopsis, Hahnenkopf. —
Kä́lber-: eine Pflanze, Chaerophyllum. —
Kīēl-: ein unförmliches, nam. durch einen Kropf entstelltes menschliches Wesen (s. Kretin), nam. Wechselbalg (s. d.). G. 34, 326; Jahn M. 58; Den Wechselbalg oder den K. (welches man darum so heißet, daß es stets kielt im Kropf). Luther SW. 60, 40 [weil es stets frisst, den Kropf vollstopft?]; 39; 41; Kilekröpfe. 22; Wahnwitzige Kinder, natürliche Narren, „Kilkroppe“, Wechselbälge u. dgl. Menschen. Luther 8, 90a; Kobold „Kilkrob“, Nixen. 6, 120b etc.; Ein K., wasserköpfig, ohne Kopf. Prutz Woch. 69. Dazu: Kielkröpfi- gen Zwergen. G. 12, 65. — Kōhl-, Krāūt-, Salāt: [7b u. c]. — Stēīn- [13]. — Tāūben [1] und danach Name mehrerer Pflanzen: Fumaria; Cucabulus behen; Phyteuma spicata; ein eßbarer Pilz etc. — Wásser- [2].
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