Krieg
Krīēg, m., –(e)s; –e; –s-: die mit Waffenge-
walt zur Entſcheidung kommende Feindſchaft zw. 2Ge-
ſammtheiten und der Kompler der daraus entſpringen-
den feindlichen Handlungen, Ggſtz. Frieden: K. zwiſchen
zwei Völkern, Staaten; Innerlicher (oder Bürger-) K., K.
zwiſchen Parteien eines Staats; Einem Staat, Fürſten den
K. ankündigen, erklären; K. mit einem Feinde führen; Mit
einem Bundesgenoſſen K. gegen einen Feind führen; Den K.
beginnen, eröffnen; Sich zum K. rüſten; In den K. ziehn;
Aus dem K. heimkommen; Truppen in den K. ſenden; Einen
Staat mit K. überziehn; Den K. in die Länge ſpielen, hin-
halten; In einen K. verwickelt, im K. begriffen ſein; Mit
einander im K. ſein oder leben; Im K. oder wenn K. iſt,
gilt Vieles für Recht, was im Frieden nicht erlaubt iſt; Den
K. durch eine Schlacht entſcheiden, beenden; Ein langwieriger,
blutiger, ungerechter K.; Ein K. auf Leben und Tod; Ein hei-
liger K., ein K. für eine heilige Sache, für die (Sache der)
Freiheit, Ein europäiſcher K., in den ſämmtliche (Haupt-)
Staaten Europa’s verwickelt ſind, vgl. Welt-K.; Die
engliſch-franzöſiſchen K–e; Der dreißigjährige K. ꝛc.; Der
kleine K., die Streifzüge kleinerer Truppenabtheilungen
ꝛc.: Das Waldgebirg .. von dort aus führten ihre Huſaren
den kühnſten muthwilligſten kleinen K. G. 25, 63 ꝛc. und
übrtr.: In Männerſchlacht, | ſo auch im kleinen K–e mit
den ſchönſten Fraun. 12, 191; Haben da u. dort zu mäkeln |
.. machen mir den kleinen K. 3, 113 ꝛc. Auch ſonſt übrtr.
(vgl. Feindſchaft, Streit): Die Böſes gedenken .. und
täglich K. [,,Streit“ Mendelſohn] erregen. Pſ. 140, 3 ꝛc.;
Schmach der Feigheit! K. der Lüge! | allem Schlechten K.!
Chamiſſo 3, 35; Ich führte K., wie Jeder thut und ſoll, | gen
(ſ. d. †, gew.: gegen) feindliche Gewalten. 275; Mit
welchem Rechte nur überhaupt die Hummeln den Bienen den
K. ankündigen. Fichte 8, 238; O welch ein K. von Blicken
nun beginnt. Freiligrath Ven. 27; Der Sieg Klopſtock’s [des
Epos über den Roman] war eine gewonnene Schlacht,
kein gewonnener K. Gervinus Lit. 3, 405; Daß dieſe Bauern
ſich den Heiſchungen des Staats zum öffentlichen Nutzen gegen-
über im Zuſtande des K–es glaubten. Immermann M. 1, 274;
Gegen eine Welt | voll K–s und Truges. Sch. 492b ꝛc. —
Ferner oft mehr od. minder perſonif., ſ. Kriegs-Gott,
-Göttin u. z. B. G. 10, 225 ꝛc.; Der Krieg fordert Tau-
ſende als Opfer, mäht die Reihen der Kämpfenden nieder,
kennt kein Erbarmen ꝛc.; Der K. verſchlingt die Beſten. Sch.
53b; Wartet draußen vor des Schloſſes Thoren | der K.,
auf Augenblicke nur gebändigt | und knirſchend in das eherne
Gebiß, | um alſobald .. mit neuer Wuth ſich zu entfeſſeln?
492a; Der grimm’ge K. hat ſeine Stirn entrunzelt. Schlegel
Rich. III. 1, 1 ꝛc.
Anm. Früher allgem. = Streit, z. B. Rechtsſtreit:
K. Rechtens befeſtigen (ſ. d.), vgl. Zarncke Br. 423b; 334b;
kriegiſch 2; Als Jupiter und Juno einen freundlichen K. [Streit,
Diſput] hatten des Luſts halben ꝛc. Schaidenreißer 46a ꝛc., vgl.
Schm. und ſ. Zſſtzg. — Mhd. kriec (dagegen ahd. urliugi, vgl.
Orlogſchiff; wic, ſ. Weigand; werra — daher engl. war,
frz. guerre ꝛc.), nach Friſch und Adelung vom Geſchrei, Lärm
der Zankenden, ſ. Krei Anm. und vgl.: Wer des Nachts Einen
ankriegete mit böſen Worten oder ein Geruchte machte
ohne Noth, Der ſoll .. 5 Mark geben. Brinckmeyer Urk. 1,
95b (Wurm); Etwas K–s und Spans mit der Stadt Zürich
gehabt. .. Die Äbtiſſin in Zürich hat in ſolchem Lärm
[ſ. d. u. Alarm] auch Schaden empfangen. Stumpf 487b ꝛc.
— Vralt. Mz. K–en. Stumpf Vorr. 4a u. o.; Als Bſtw. aus
metr. Gründen gedehnt: K–es-Stimmen. Chamiſſo 4, 48 ꝛc.
Zſſtzg. z. B.; Andachts-: (vralt.) Scultetus (L.
8, 298), ein geiſtiger Kampf, wobei Einem die An-
dacht als Waffe dient. — Ángriffs-: wobei man
angreifend verfährt, Ggſtz. Vertheidigungs-K. —
Āūstilgungs-: Vertilgungs-K. Fichte 8, 24. —
Befrēīungs-: Freiheits-K Börne 4, 272. — Bǘr-
ger-: innerlicher Krieg. — Erden-: auf Erden ge-
führt: Daß jeder E. ein Bürger-K. [inſofern alle Men-
ſchen Weltbürger]. JP. 37, 143. — Erōberungs-:
Nie E. wieder zu kriegen. Kl. Od. 2, 155. — Fêder-: mit der
Feder als Waffe geführt: Literariſche Fehden .. Ein ſolcher
F. G. 27, 439 ꝛc. — Féſtungs-: wobei Angriff und
Vertheidigen der Feſtungen die Hauptſache. Pz 2, 222.
— Frēīheits-: für die Sache der Freiheit geführt.
— Fürſten-: wobei es ſich nur um dynaſtiſche Inter-
eſſen handelt, Ggſtz. Volks-K. — Gueríllas-:
kleiner Krieg. — Hándels-: um ein Handelsinter-
eſſe geführt. — Hāūs-: Unfriede u. Streit im Haus,
nam. zw. Eheleuten: [Die Frau] ſcheut den H. nicht, den
ſie mit der Zunge führt. Kant Anthr. 284. — Hílfs-:
den ein Staat zur Unterſtützung eines andern führt.
— Invaſiōns-: wobei man ins feindliche Land ein-
fällt. — Kátzen-: Katzbalgerei. Forſter Br. 1, 281.
Lánd-: zu Lande geführt, Ggſtz. See-K. ꝛc. —
Lúft-: in der Luft geführt, z. B. zwiſchen Vögeln
und fliegenden Fiſchen. Hebel 8, 95. — Nǟgel-: wo
man ſich (kratzend) der Nägel als Waffen bedient. W.
10, 44. — Präventiōns-: wodurch man einen
vorausgeſehnen Angriff zuvorkommt. — Privāt-:
Hörten alle P–e in dieſen Provinzen auf. Sch. 786a, im
Ggſtz. zu Kriegen des Geſammtſtaats. — Ráche-:
eine Unbill zu rächen ꝛc. — Religiōns-: um der
Religion willen geführt. — Sä́nger-: Wettſtreit
zw. Sängern: Der S. auf der Wartburg. — Schát-
ten-: W. 12, 177, Schein-K. ꝛc.; leerer, erfolgloſer
Krieg. — Schíffs-, Sēē-: ſ. Land-K. — Síl-
ben-: ſ. Wort-K.; auch Silbenſtecherei. Heinſe A.
2, 100. — Stāāten-: Ggſtz. Bürger-K. ꝛc. —
Strāf-: geführt, um ein vom Feinde begangnes Un-
recht zu ſtrafen. — Verfáſſungs-: um der Ver-
faſſung willen geführt. — Vergéltungs-: ein zu-
gefügtes Unrecht ꝛc. zu vergelten. — Verthēīdi-
gungs-: ſ. Angriffs-K. — Vertílgungs-: auf
gänzliche Vertilgung des Gegners zielend. Sch. 417a;
438a ꝛc. — Vólks-: ſ. den Ggſtz. Fürſten-K.; auch:
ein Krieg, woran das ganze Volk Theil nimmt: [Wie
durch Spanien] ein meuchleriſcher V. ſich ergoß. Chamiſſo 4,
101, ſo auch: Völker-K., woran ſich ganze Völker
betheiligen. — Wēīber-: Kein W., | das bittre Schel-
ten zwei erboſter Zungen | kann dieſe Frage zw. uns entſchei-
den. Schlegel Rich. II. 1, 1. — Wélt-: worin eine
ganze Welt, nam. die ſog. civiliſierte Welt mehr oder
minder verwickelt iſt, ein Krieg von Weltintereſſe. —
Wórt-, Zúngen-: vgl. Feder-K. — u. ä. m.
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