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kräuseln
Krǟūſeln: 1) (vgl. krauſen ꝛc.) tr. kraus machen;
refl. kraus werden, zuw. auch (nam. im Partic. und
Infin.) ohne „ſich“ (ſ. d. †), z. B.: a) Das Haar k.,
kraus friſieren, tollen ꝛc.: Beck Arm. 185; Ein überall
gleich dick gekräuſelte Perücke. Forſter R. 1, 248; Sein ge-
picht und gekräuſelt Haar. G. 9, 24; Als der Kammerdiener
hereintrat, ihm die Haare zu k. 15, 112; Lange ſchwarze
Haare waren in Locken und Zöpfen um den Kopf gekräuſelt
und gewunden. 16, 103; 106; Mit dem ſchönen gekräuſel-
ten Barte. Heinſe A. 2, 65; V. 4, 141 ꝛc.; ferner refl.:
Um das .. Geſicht kräuſelten ſich die ſchönſten goldenen
Locken. G. 16, 302; Die vom Scheitel an ſchlichten, unter-
wärts aber ſanft ſich k–den Haare. 31, 81 ꝛc., auch: Wo
Lock’ an Locke [ſich] kräuſelt. 4, 26. b) Ein .. Lüftchen
kräuſelte die Fläche der See. Forſter R. 1, 192; Die Well-
chen .., die der kalte Wind gekräuſelt. Freiligrath H. 151;
G. 2, 178; Heine Reiſ. 125; Die Lüftchen kühlen | hier
am gekräuſelten Meer. Platen 3, 29; Durch gekräuſelte Blu-
men des Schaumes. Rückert 1, 320 ꝛc., refl.: Es kräuſelt
ſich die Fläche, | es ſpaltet ſich die Fluth. AdBube; Lichtſchäu-
mend kräuſelt ſich die überſchlagende Welle. Humboldt K. 1,
208; W. 20, 75 ꝛc., auch: Auf [ſich] ſchlängelnden Bächen
oder [ſich] k–den Teichen. Geßner 1, 74; Unter dem K. und
Säuſeln des ſüßlichen Gewäſſers ohne Fluß und Welle mit
eingelullt. Zelter 3, 327 ꝛc. c) (ſ. b) wellig bewe-
gen: Die Bilder vom ſonſt ſtillen Widerſchein | ſieht man
durch dies ſtets k–d Regen | den Umſtrich ſtets verziehn und
immer ſich bewegen. Brockes 9, 368; Frohe Lüfte wehten,
am Himmel kräuſelten ſich glänzende Wolken, es kräuſelte ſich
das junge Gras an den Rainen, die Wolle auf dem Rücken
der Lämmer, überall bewegte es ſich leiſe muthwillig, die
loſen Flocken im Genicke der jungen Mädchen kräuſelten ſich,
wenn ſie in der Frühlingsluft gingen, es kräuſelte ſich in mei-
nem Herzen. Keler gH. 2, 216; So umſäuſelt, | bildet
Blum’ und Laub, gekräuſelt, | einen Ocean von Wogen.
Schlegel Span. 2, 10; Im gekräuſelten Laube. V. 3, 21;
Durch der Blumen riechend K. | bebiſamt er [der Zephir]
ſogar den Sand. Weichmann 2, 108 (Brockes) ꝛc. Auch (ſ.
kreiſeln): Wenn ſchon der Herbſt das dürre Blatt gekräuſelt.
Alxinger D. 96, wohl: es raſchelnd umgetrieben, vgl.:
Dreht ſie ſich dann vielmals behende auf dem ſtehenden Beine
k–d [kreiſelnd, wie ein Kreiſel] um. Tieck DBl. 2, 272.
Ferner: Geiſt der Ordnung, der . . | den Teppich auf
den Tiſch dich reinlich breiten heißt, | ſogar den Sand zu dei-
nen Füßen k. G. 11, 116, zierlich ordnen ꝛc. (ſ. d.).
d) Wäſche, Manſchetten, Jabots fälteln und k. ꝛc.; Der ge-
ſchnittene Taback wird mit den Händen gekräuſelt. Karmarſch
3, 444. e) (ſ. d) Lieſt, kräuſelt oft die Stirne [zieht
ſie kraus, in Falten), rümpft oft den Mund. Ramler F. 2,
540; Die Naſe k., kraus ziehn, rümpfen ꝛc. f) (ſ. d)
im Ggſtz. zum Schlichten: an Etwas künſteln ꝛc., vgl.:
Pflegen ſie immer das Gekämmte zu friſieren, das Friſierte
zu k. und das Gekräuſelte am Ende zu verwirren (ſ. a). G.
34, 279; Eure Reden, die ſo blinkend ſind, | in denen ihr
der Menſchheit Schnitzel kräuſelt. 11, 26; Ein Eloge . .,
welches ein gekräuſeltes und uncharakteriſtiſches Ding iſt.
JvMüller 13, 314 ꝛc. g) (ſ. f) mit krauſen Verzie-
rungen ſingen: Schon kräuſelt ſie [die Lerche] die Melo-
die. . . Umſonſt kräuſt ihre Kehle | den jubelnden Geſang.
Schubart 2, 142; Bald kräuſelt ſie [die Nachtigall] den
reinen Schall. Weichmann 2, 108 (Brockes) ꝛc. h) dazu:
Kräuſeler (ſ. d.) und: Wegen der dichten Kräuſelung
und Ineinanderfilzung der einzelnen Haare [des Negers].
Burmeiſter gB. 2, 130 ꝛc. 2) intr. (ſein): ſich k–d
(ſ. 1c) wohin bewegen: Ein Räuchlein kräuſelt eben in
die Lüfte. Echtermener 2, 667 (Döſſekel); Die krauſen Figuren
ſind euch in die Augen, Geruch von Leim und Papier in die
Naſe gekräuſelt. Tieck N. 3, 46. 3) tr.: kreiſeln
(ſ. d. und 1c.).
Zſſtzg. vgl. die von krauſen z. B.: Āūf-: Dieſen
Eppich ſo wunderſchön zu friſieren und aufzukräuſeln [1a].
Böttiger Sab. 184; Des vorn am Bug a–den Schaumes
[1b und 2]. Gerſtäcker BlW. 96; Der Rauch iſt aus dem
Schornſtein aufgekräuſelt [2] ſ. empor-k. Āūs-:
Feine ausgekräuſelte [1a] Haare. Hammer RH. 230.
Be-: mit Kräuſeleien verſehen: Das Negligée der Da-
men iſt über und über mit den theuerſten Spitzen geſchmückt
und bekräuſelt. Grube 3, 242. Durch-: tr.: kräu-
ſelnd durchziehn: Wild | durchkräuſelt ſie [die Feuerflocke]
die unverſehrte Locke. Sch. 36a. Empōr- [2]: ſ.
auf-k.: Blaue Wölkchen kräuſeln aus goldnen Schüſſeln
empor. Grün Ritt. 82. Ent-: 1) [2] kräuſelnd ent-
ſchweben. 2) tr.: der Krausheit berauben, ſchlicht,
glatt machen: Die entkräuſelten Haare. Hervōr- [2]:
Unter den jung h–den Lindenblättern. Klencke Stolb. 2, 73.
Um-, tr.: kräuſelnd umgeben, umziehn: Von dem
blauen Rauch umkräuſelt. Gerſtäcker Miſſ. 3, 168; Haube, deren
Spitzenbeſatz .. ihnen Stirn, Wangen und Kinn umkräu-
ſelt. Kohl A. 1, 149; In Ringen umkräuſelt die Brau’n
ſchwarzlockigen Haupthaars | ſchimmernde Nacht. Platen 2,
216; Wann die Weſte zuerſt die Fluten um-k. V. Georg 4,
305 ꝛc.; auch ſt. umkreiſeln (ſ. d.) z. B.: Ein Ballett
mit Sprüngen und Umkräuſelungen. Tieck DrBl. 2,
272. Ver-: 1) tr.: durch ſchlechtes Kräuſeln ver-
derben ꝛc.: Die verkräuſelten Locken. 2) [2] kräuſelnd
verſchweben. Zuſámmen-: kraus durch einander
wirbeln (vgl. kreiſeln): Bis endlich Alles in den wahn-
ſinnigſten Verzerrungen zuſammenkräuſelt. Heine Reiſ. 1,
212. u. á. m.