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kraus
Krāūs, a.: –eſt: Ggſtz. von ſchlicht, glatt ꝛc.: 1)
eig.: in vielen kleinen welligen Krümmungen gebogen,
z. B. von den Wellen der See ꝛc.: Bezeichnender für dieocea-
niſche Waſſerfläche iſt die allgemein dort herrſchende k–e Wel-
lenbildung. Burmeiſter gB. 2, 43; Dem Spiele | goldner
Wellen k. bewegt. Heine Lied 46; Gleich einem Öle lag die
See, von keinem Winde | war ihre Fläche k. Nicolai 1, 20
ꝛc., ſo auch: Ei, da macht ſich’s anders k., | wenn von dem
ganzen Hochgebirg die Wucht | geſchmolznen Schnees aus-
füllt die tiefe Bucht. Kinkel 458, und factitiv: So wie ſie
ein bischen k–es Wetter überfällt. Kohl Südr. 1, 69 ꝛc.;
ferner vom Haar: Voll Locken k. ein Haupt ſo rund. G. 4,
31; 10, 295; Voll-k–e braune Locken. 18, 122; Bart, der
. in k–en Wellen herabfloß. Thümmel 5, 36 ꝛc., ſo auch
von einer Perſ. mit k–em Haar, vgl. K.-Kopf: Sieht
wieder faſt ſo plump und k. | wie an demſelben Morgen aus
da ꝛc. W. 12, 60, vgl.: Mit rothem Haar .., das kurz und
borſtig ſtund. 6 ꝛc.; ferner z. B.: Etwas in k–e Falten legen
(vgl. Krauſe); Wenn man den Faden zu ſtraff anzieht, ſo
wird der Saum k. ꝛc., ſo auch: Was zieht ihr die Stirne
finſter und k.? Körner 22b; Ein ſtrenger Mann von Stirne
k. G. 6, 167; Es kleidet dich nicht, die ſchönen Braunen ſo
k. zu ziehn. Droyſen A. 3, 141 ꝛc., auch hier zuw. von der
Perſon: Ward er ſo k. als wie ein Puter, riß ſich | die
Brill’ herab ꝛc. Werner Luther 96 ꝛc.; ferner von Pflanzen:
Ein k–s Blatt; Prangt ſie [die Linde] grün und k. Freiligrath
Garb. 31; Wo k–er Büſche Nacht ihm ſeinen Feind verſteckt.
W. 3, 197 ꝛc.; ferner: ausgezackt, zackig gerändert ꝛc.,
z. B.: K. geſchmiedetes Eiſen; Euer [der Schlüſſel] Bart
iſt k. (ſ. 2), doch hebt ihr nicht die Riegel. G. 11, 30;
Münzen mit k–em Rand; K–e, geränderte, vollſchwere Lude-
wig [Louisd’or]. B. 107a ꝛc.; ferner (veralt.): Die köſt-
lichen ſchönen k–en [bunten] Bretter. Murner Ul. 89.
2) übertr. wie „bunt“ (ſ. d. 2), womit es auch oft
zuſammengeſtellt wird, wirr (tadelnd) oder auch: ein
mannigfaltiges Durcheinander darſtellend ꝛc.: Sok. und
bunt ging’s durch einander. Alexis H. 1, 1, 365; Wenn’s
ihm zu k. und wirr ward. 101; Trotz des k–en Wirrwars.
Auerbach Tag. 4; SchV. 123; Hundert Launen, k. und
hold, | umflattern täglich meine Traute. B. 19b; Es treiben’s
die Leute zu k. Chamiſſo 3, 99; Ging’s auch ein Jahr lang
k., ich brächt’ es in die Richte ſchon. Freiligrath 2, 135; In
wildem Wirrwarr, | häuft empor in k–em Stapel | Holzge-
ſchirr und irdne Keſſel. H. 222; Geſchmiere, bunt und k.
Göckingk Lieb. 2; Wodurch denn der Vortrag nur k–er wird.
G. 39, 202; 420; Wir haben uns die Köpfe k. gedacht.
Gotthelf U. 2, 73; Die k. bewegte Schaar. Heine Lied. 258;
Macht lang, dick, k. und bunt Ding von weitſchweifigen Sa-
chen. Mattheſius Lthr. 139a; Das wär mir doch zu k. [arg].
Müllner 7, 128; Wenn mir’s nun das leidige Geſindel zu
bunt und k. macht. Muſäus M. 4, 47; Da gab’s Schnacken,
Schnurren und Charakterzüge, ſo bunt und k. 5, 144; Zu
dem k–en Teppich einer bunten Wieſe. Novalis 1, 170; K–e
Launen. Palleske Sch. 1, 347; Das ganze Rudel, bunt und
k. Ramler F. 1, 61; War’s doch nicht ärger und k–er hier,|
als der Sachs noch im Lande thät pochen. Sch. 320a; Die
Lerche .. ſingt ihr k–es Lied. Schubart 3, 50; Im k–en Stile
guten Kloſterlateins. Simrock (Echtermeyer 267); Es war ein
k–er Gedanke. Thümmel 5, 60 ꝛc.
Anm. Mhd. krüs, vgl. lat. crispus und kriſpeln, wie
noch: [Apoll] du „Kraußpenhaar“. Opitz 2, 221 und
bergm.: Krauſpes Haarſilber. Adelung. S. auch: Kruſel-
haar. Gotthelf Sch. 42.