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Krämer Krämerin Krämerei krämerhaft krämern
Krǟmer, m., –s; uv; - (~in, f.; –nen): Einer,
der einen Kram (ſ. d., eig. und übertr.) hält, Waaren
im Einzelnen (en detail) feil hat, kramt, auch o.
Uml. (ſ. Anm.): Sprichw.: Fürwitz, der K., hat viel
Waare. Mattheſius Pr. 51; Die K. zum Tempel hinausja-
gen (vergl. Matth. 21, 12). Danzel 401 ꝛc.; Da blieben
die K. und Verkäufer mit allerlei Waare. Neh. 13, 20; So
doch ihre Kaufleute Fürſten ſind und ihre K. die Herr-
lichſten im Lande. Jeſ. 23, 8; Sir. 26, 28; Erbvergl. §.
256; G. 20, 14; 19, 96 („Der kleine K.“ im Ggſtz. zum
Großhändler); Überall werden Kaufleute von K–n unter-
ſchieden. Möſer Ph. 1, 33ff.; Sch. 104b ꝛc. Auch in Zſſtzg.
vgl. die von Kram, eig., nach der feilgebotenen Waare
ꝛc. und übertr., z. B. Ablaß-K. Mattheſius Lthr. 10a
(ebd.: Ablaßkränzler); Jungbärtiger Allerweltsweis-
heits-K. Tieck N. 5, 14; Ein Anderes iſt der Alterthum-
K., ein Anderes der Alterthumskundige. L. 8, 243; Von
Anekdoten-K–n und müßigen Strohköpfen herumgetragen.
W. 21, 222; 35, 57; Einer von den Vers-Balladen-
K–n. Schlegel Sh. 6, 100; Vor Storchern, Univerſaliſten,
Balſam- K–n. .. warnen. Mendelsſohn 4, 2, 418; Ba-
tzen-K.; Kleinigkeiten, ſo er vom Zweibatzen-K. gekauft. Hebel
3, 111; Plauderten mit den Buden-K–n. Monatbl. 1, 40b;
Eiſen-K.; Feld-K. Campe ſt. Marketender; Galante-
rie-K. L. 8, 172; Ohne den Geheimnis-K. [Geheim-
nisvollen] zu ſpielen. Sch.; Gewürz-K.; Häftli-K.
(ſchwzr.: mit Häftlein, mit Hak’ und Ohſen ꝛc. han-
delnd, Klein-K.) Gotthelf G. 291; Als Hechel-K. ..
hauſieren. Devrient 2, 395; Herings-K.; Es ſchmeckt nicht
nach dem kühlen Mann, ſondern nach dem franzöſiſchen Hy-
potheſen-K. Forſter Br. 1, 299, der in Hypotheſenkram
ſich bewegt ꝛc.; Käſe-K. Heine Reiſ. 3, 6; Klein-K.,
der einen kleinen K. hat; Kleinigkeits-K., Einer,
der ſich kleinlich mit Kleinigkeiten beſchäftigt, ohne
Sinn für das Große und Ganze, Mikrolog; Kling-
kram-K., Seydelmann 307; Daß einige Land-K. mit Dem-
jenigen, was ſie von Bremen holen, hökern. Möſer Ph. 1,
58; Lügen-K. JoſLange Polyanthea (Frkf. 1617) 206b,
Lügenverbreiter, Sykophant ꝛc.; Ein Mauſefallen-
oder Barometer-K. Möſer Ph. 1, 232; Mode(n)-K.
42; 224; Pfeffer-K. Klinger F. 97 (ſ. Pfefferſack);
Als ein leidenſchaftlicher Proceß-K. [Proceßſüchtiger] in
Armuth und Noth geſtorben. Auerbach D. 4, 215; Was iſt’s
mit der Jungfer Proceß-K–in? Jffland 5, 3, 40; Reich-
K., ſchleſ.: Einer, der einen Reich-K. [wie es ſcheint,
einen reichen, vielumfaſſenden K., einen K. mit Aller-
lei, mit Specereien, Eiſen ꝛc.] hat, ſ. Weinhold 8b;
Der Sagen-K. [der viel Sagen weiß und erzählt].
Rückert Mak. 1, 34; Sonnen-K. (vralt.) [der ſeinen
Kram in einer Bude unter freiem Himmel feil hat].
Friſch 2, 287a; Windmacher und Subtilitäten-K. W.
Att. Muſ. 2, 2, 51; Ein junger Tabulett-K. mit Körbchen
u. Käſtchen. G. 18, 323; 299; Hauſierer od. Tabulett-K. Tieck
NKr. 2, 12 (nach dem Tabulett oder Brettkaſten mit
Schubfächern, worin er die Waare hat); Zahnbrecher
und Theriaks-K. Garzoni 466b, vgl. (verderbt): Quack-
ſalber, Triacker-K. Fiſchart B. 20a; Weisheits-K., ver-
ächtl. Bez. für: ſich weiſe Dünkende und Gebarende,
z. B. Philoſophen; Entmannte Wort-K. ſchwatzen. H.
Ph. 13, 52; Thümmel 3, 76; Wortkrämerin. 2, 133; Dieſen
windichten Wunder-K–n. W. Luc. 1, 185, die Wunder-
geſchichten auskramen; Zeitungs-K. Börne 4, 37,
Zeitungsſchreiber ꝛc. u. ä. m. ~ēī, f.; –en: das
Treiben und Thun, der Stand eines Krämers (ſ. d.)
und ſein Kram: Wann dieſer gute Handel und K. der ver-
dienſtlichen Werk ſollt in Abgang kommen. Fiſchart B. 104a;
Die K. iſt eine Gaunerei. Gutzkow R. 7, 474; Allerlei
K. der Meſſen. Luther 5, 295b; Dieſe Lehrjahre ſind eigent-
lich bei der Kaufmannſchaft und nicht bei der K. urſprüng-
lich hergebracht. Möſer Ph. 1, 36; Die K. ſollte die unterſte
Klaſſe von allen ſein 33; 24 ꝛc., auch (oft ohne Uml.)
wie ,,Kram“, ein Allerlei, Zeug ꝛc.: Flugs waren ſie
daheim bei ihren eigenen Kramereien [Angelegenheiten],
ſchalten auf die Noth der Zeit ꝛc. Höfer V. 108; Der Flachs
und das Garn, das Gebild, die Wäſche und alle mögliche
Kramerei iſt bis unter die Decke geſtopft. Immermann M. 1,
263; Lackeien oder Heiducken oder, was für Kramerei und
Package er ſonſt um ſich hat. 4, 242; Um heute mit dieſer
Kramerei völlig fertig zu werden. L. 13, 560 ꝛc. Auch
in Zſſtzg., ſ. die von Kram und Krämer, z. B.: Ak-
ten-K. Riemer G. 2, 87; Aktenkr a merei 81; Anekdo-
ten-K., Jagd auf Anſpielungen. Reinhard G. 120; Unbe-
kümmert, ob die Antiquitäten-K. dabei Ohrfeigen bekam oder
nicht. Prutz GſchTh. 62, ob die kleinlichen Bedenken der
Alterthumskrämer durch das Koſtüm ꝛc. verletzt wur-
den ꝛc.; Jünglinge, die zu ſolchen Bilder-K. [Blumen-
leſen ꝛc.] gewöhnt werden. H. 13, 12; Als das Inſtitut aus-
artete, der Geheimnis-K. und elenden Prieſterkünſten zum
Spiele diente. Sch. 1016a; In den Stadtkantonen, Reichsſtädt-
lerei, Breitthuerei, Käſe-K. [das Behabenv. Käſekrämern,
Krämerſtolz ꝛc.] Zſchokke 8, 36; Deßhalb findet ein den-
kender Literator alle Urſache, jede Klein-K. aufzugeben und
ſich in der großen Welt des Handels umzuſehen. G. 33,
82; Die vielen proſodiſchen Spekulationen laufen auf eine
Klein-K., die den Deutſchen leider ſo eigen iſt. Knebel 3, 56;
Durch Umſtändlichk., Kleinigkeits-K. und Weitſchwei-
figk. verdirbt er ſich das Spiel. G. 39, 333; Das Vorurtheil,
welches man gegen die Philoſophie als Kleinigkeits-K. hat.
Danzel 65; Unnütze Wort-K. Engel 4, 205 ꝛc. ~haft,
a.: in der Weiſe eines Krämers: Die k–e Sparſamkeit
der einzelnen Staaten. Droyſen Y. 1, 29; Kleine, einſtöckige,
k–e Giebelhäuſer. Grube Geogr. 3, 184; Als Typus des
ideenloſen, realiſtiſchen, k.-engherzigen Bourgeoisthums. Stahr
Jahr. 1, 196 ꝛc. K–igkeit; ebenſo: Mit etwas krämeri-
ſcher Sparſamk. Hartmann Unſt. 2, 237; Ein krämerli-
ches und jüdiſches, faſt vagabundiſches Verhältnis. Arndt E.
301 ꝛc. ~n, intr. (haben): das Gewerbe eines
Krämers treiben ꝛc. Gotthelf Sch. 323 u. Zſtzg., vgl.
die von hökern ꝛc., z. B.: Daß ſie .. das Wohl ihrer
Anbefohlenen beabſichtige, nicht eigenen Gewinn, noch aus-
gekrämerten Vortheil. Jahr V. 54.
Anm. Die Form Kramer, z. B. Canitz 251; G. 2,
203 (von einem einen Kram haltenden Stahlarbeiter); Tar-
quinius Priſkus, eines Kramers Sohn. Hammer RH. 274;
Mandeslo 45a; Rollenhagen Fr. 149; Weidner 236 ꝛc. In
Mecklenb. bez. (hochd.) die Form ohne Uml. den im Einzelnen
verkaufenden Kaufmann (Detailhändler) ohne Nebenſinn, ſo
z. B. Kramer-Markt, -Zunft ꝛc., während die umgelautete
Form, wie auch gw. in der Schriftſpr., den verächtl. Neben-
ſinn des Kleinlichen (wie Höker ꝛc.) im Ggſtz. zum „Kauf-
mann“ (ſ. nam. Möſer Ph. 1, 33) einmiſcht. Die Form
ohne Uml. iſt nothwendig zur Bez. einer Perſ., die (einmal)
kramt, es nicht als Gewerbe treibt, z. B. auch von den Zſtzg.
von kramen: Ein Auskramer ſeiner Gelehrſamkeit und ſo
auch (ſ. o.): Ich verbitte mir dieſe Kramerei [dies Kramen,
Gekrame] unter meinen Papieren ꝛc.