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Kracke
Krácke, f.; –n; –n-: 1) Karacke (ſ. d.). 2)
verächtl. Bez. eines ſchlechten Pferdes, Spate: Auf die-
ſen Mordwegen mit dieſen alten und abgetriebenen K–n.
Goltz 1, 363; 3, 86; Lahme K. Heine Reiſ. 1, 97; Ver-
wünſcht alle müden Schind-K–n. V. Sh. 3, 401; 361; Die
alte K. Willkomm Bank. 2, 95 ꝛc. 3) Bez. mehrerer
Seethiere: Die Dintenſchnecken .. Sie können weder boh-
ren noch kriechen, ſondern nur ſchwimmen oder ſchweben
und ſind daher Schwimm- oder Ruderſchnecken, die man auch
K–n nennt. Oken 4, 572; 5, 495, mit vielen Arten:
Arm-, Blatt-, Finger-, Floſſen-, Häng-, Kamm-, Leiſten-,
Muſchel-, Nachen-, Napf-, Roll-, Saum-, Scheiden-, Schlüſ-
ſel-, Spindel-, Stachel-, Stiel-, Walzen-K–n ꝛc. Vgl.: Die
große Dintenſchnecke (Sepia octopodia) iſt der Polypus des
Ariſtoteles, der ſo groß und dick wird, wie der Leib eines
Mannes ꝛc. .. Dieſes ungeheure ſchneckenartige Thier hat
Veranlaſſung zu noch ungeheureren Fabeln gegeben .. Für
völlig fabelhaft muß man aber den eigentlich ſogenannten
Kracken [masc.] betrachten, welcher ſich bisweilen an Nor-
wegen wie eine große Inſel mit allerlei Geſtrüpp aus dem
Meer erhebe ꝛc. 537 und demgemäß: Allnächtlich ſteigt der
Krake | aus den Tiefen in die Höh. Freiligrath 1, 21; Der
Kraken. Rückert BrE. 383; Weil ſie in ſeinen Bauch der
Kraken jagt. Streckfuß Rol. 8, 57; Zu füttern jenes Kra-
ken Bauch. 58; 51; 54; 11, 36; 39 ꝛc., im Original
Orca (vgl. Nordkaper); auch übertr. (vgl. Drache) von
einem menſchl. Ungethüm, Scheuſal ꝛc.: Mit Blut das
Waſſer miſchend, | ſtürzt ins Bad zurück der Kracken. Reithard
271, der Junker, der mein Weib mißbrauchen wollte.
4) die Vogelwicke, Vicia cracca.
Anm. In Bed. 2 wohl zu Krachen, krack ꝛc., als Bez.
des „zum Umfallen oder Zuſammenbrechen ſchlechten Pferds“,
wie plattd. „old Krak“, auch alte Möbel, ein baufälliges
Haus ꝛc., bez., ſ. Schütze. In Bed. 3 vielleicht zu 1 gehö-
rig, wohin Weigand fälſchl. auch 2 zieht. 4. nach dem
botan. Namen, bei Adelung Krock (m.), eine von Vicia
cracca verſch., aber nicht näher beſt. Art Wicken und: krocki-
ges [mit Unkraut, nam. mit Gras und Windhalm vermiſch-
tes] Getreide.