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kosten
II. Kósten, intr. (haben):
Etwas, das für die Erlangung oder Beschaffung von Etwas hingegeben, aufgewendet werden muß, erfordern (s. Kost III). Das Hinzugebende zunächst Geld, dann aber allgemein steht im Accus. der Werthbestimmung; die Person aber, die es hinzugeben hat, steht bei ältern Schriftstellern gewöhnlich auch im Accus., neuere schwanken zwischen Dativ und Accus., wie denn z. B. (s. 2; 3 und Anm.) G. in der Iphig. 4, 2 ursprünglich schrieb: Du hältst unmöglich, was dich Mühe kostet (s. Stahr Jphig. 104), wo es G. 13, 60 u. 34, 191 jetzt ,,dir“ lautet, vgl.: Es hat mich oft mehr Überwindung gekostet .., sie nicht zu rächen, als es ihr Überwindung kostete, das Unrecht . .. zu verschmerzen. Rabner Br. 90 etc.
1) Bsp. ohne persönlichen Kasus: Etwas, das Haus, der Sklave etc. kostet so und so viel, viel Geld etc.; Das Gemälde gilt (s. d.) jetzt viel mehr als es gekostet etc.; Etwas kostet ein großes Opfer, Überwindung, Kampf, Mühe, viel Kopfbrechens, Schweiß, viel 126 Überredungskünste, viel Zeit etc.; Den Kopf wird’s wenigstens k. Sch. 109a; Kopf und Kragen, den Hals, Magdeburg (Gott- helf Sch. 261) etc. wird es ja nicht k. Zuweilen auch (nach dem Franz.) prägnant ohne sachl. Accus.: Nur der erste Schritt ist’s, der da kostet [Überwindung, Mühe etc.]. Lichte 7, 57; auch (s. 2 und 3): So sehr es dich auch k. mag, . . in schreibenden Zustand dich zu versetzen. Chamisso 5, 43; Der Welt abzusagen .. Es hat mich gekostet; nun bin ich geborgen. G. 34, 231; Den Blick gleichsam ungern und so daß es ihm kostet [nur mit Überwindung] nach dem Herzog hinrichten. Engel 8, 341 etc.; häufiger so mit allgemeinem Fw.: Was, wieviel kostet es nicht, ehe man so weit kommt!; vgl. mit Kasus der persönl. Beziehung: Man sieht zu sehr Euch an, | was es Euch kostet, mir den Hof zu machen. West Dian. 2, 6 etc. (s. 2 und 3).
2) mit persönl. Accus. (vgl. 1): Jos. 6, 26; 1. Kön. 6, 34; Alexis H. 1, 1, 282; 1, 2, 118; 2, 3, 122; Auerbach D. 4, 109; Tag. 187; Chamisso 5, 136; 168; Danzel 55; 122; 189; Es kostet mich 6 Rubel. Engel 1, 45; Eschenburg Sh. 508; Seine Elektrisiermaschine hat ihn gegen 2000 Fl. gekostet. Forster Br. 1, 409; Wie viel Schmerz mich dieser Gedanke gekostet. 250; 249; 549; 2, 32; 92; Weil es mich Nichts kostet. G. 12, 48; Was hat mich es schon gekostet [Schmerz etc.]. 14, 84; 171; 15, 241; 16, 118; 17, 216; 21, 191; 223; 22, 67; Sch. 6, 289 etc.; Gotthelf G. 6; 25; Sch. 138; Das soll dich Karre und Gaul k. Grimm M. 192; Gutzkow 3, 97; 240; 11, 9; R. 1, 420; 3, 148; 5, 119 etc.; Hebel 3, 375; Heine Reis. 4, 69; Immermann M. 2, 62; 3, 285; König Kl. 2, 329; 231; Körner 142b; Das Kind, das ihn so theuer gekostet. Kosegarten Dicht. 1, 21; Was kostet dich denn deine Zähre? L. 1, 25; Es kostet mich ein Wort. 2, 173; 5, 355; 11, 77; 298 etc.; Lewald 1, 209; 2, 142; 3, 249; Mendelssohn (L. 13, 55); Es kostet mich aber allezeit [Überwindung], von dir zu scheiden. JvMüler 14, 56; Platen 6, 49; Prutz E. 2, 240; Mus. 3, 117; Ich fühle es lebhaft, daß es mich Nichts [keine Überwindung etc.] k. sollte, für Raphael’s Rettung zu sterben. Sch. 756a; Was dgl. Arbeiten den empfindsamen Stilling für Herzensangst, Thränen, Mühe und Mitleiden kosteten, Das lässt sich nicht beschreiben. Stilling 4, 44; 2, 51; Thümmel 5, 28; Tieck N. 6, 4; Uhland 379; Das nur ein Wort dich k. wird. W. 12, 40; 17, 60; 24, 126; HB. 1, 135; Es kostet’ ihn seinen Hals. Zinkgräf 1, 56; 255; 2, 16; 66 etc.
3) mit persönl. Dat., theilweise bei denselben Schriftst., oft wenige Seiten nach der in 2 angegebenen Fügung, z. B.: Alexis H. 2, 3, 85; 110 etc.; Die Stunde kostet einst viel Blut den Saracenen. Alxinger D. 10; Chamiso 4, 323; Danzel 185; 329; Dieser Entschluß kostete ihm um so weniger [fiel ihm um so weniger schwer]. Engel 1, 41; 12, 18; Es würde mir das Leben k. Forster Br. 1, 731; 236; 102 etc.; Hat mir so viel Mühe gekostet. G. 10, 72; Weil sie wußte, wie viel es ihm k., ja, daß es ihm beinahe unmöglich sein würde. 14, 125; 30, 181; 217; 21, 177; So kostete es dem berühmten Herrn M. seinen Ruf. 39, 335 etc.; Es kostet dir noch dein Leben. Grimm M. 194; Gutzkow R. 1, 63; 168; 2, 305; 3, 148; 397; 4, 149; 6, 100; 7, 20; 8, 433; 9, 107; 237; 353; Heine Reis. 4, 102; 195; Lut. 1, 111; 127; 2, 117; Verm. 1, 18; H. Ph. 10, 56; Kohl E. 1, 42; 3, 161; Irl. 1, 214; Wir k. unserm Feinde noch manchen Kampf. Körner 142b; König Kl. 1, 231; Sie kosten einer empfindsamen Seele Ströme von Thränen. L. 7, 36; Es hat mir Thränen genug gekostet. 2, 323; 163; 12, 269; 275; 369; 384 etc.; 13, 13 (Mendelssohn), Mörike N. 101; Möser Ph. 2, 58; 4, 105; Nicolai 1, 262; IP. Paling 2, 293; Ruge Rev. 1, 58; Es hätte mir einen Fußfall gekostet. Sch. 131b; 224a; 243b; 251a; 267a; 271b; 284a; 310a; 313a; 376b; 399b; Larve, | die mir zu tragen Kampf genug gekostet. 409a; 422b; 625a; 627b; 798b; 853a; 963b; 1030b; 1082a; 1133a u. b; Stahr Weim. 270; Tieck A. 2, 47; V. Il. 1, 205; HVoß JP. 33; W. 7, 132; 133; 12, 188; 13, 38; 15, 95; 16, 107; 20, 202; 23, 178; 27, 151; 309; 310; 312; 33, 274; HB. 1, 52; 2, 123 etc. u. ä. m.
Anm. Mhd. kosten (m. persönl. Accus.) aus it. costare, das vom lat. constare (mit persönl. Dat.) stammt. Der persönl. Dativ dürfte im Allgm., wie die Belege zeigen, in der heutigen Sprache überwiegen, und ist auch wohl der Analogie (vgl. zu stehen kommen) gemäßer.