Faksimile 1009 | Seite 1001
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Kost Kosten
III. Kóſt, f.; –en. m., –es; –en, Köſte.
~en, m., –s; uv., Köſten; -: im heutigen Hochd. un-
üblich (ſ. Anm.) außer in der Mz.: Koſten, die durch
die Beſchaffung von Etwas verurſachte (Geld-)Aus-
gabe: Der Preis (ſ. d.) für die Waare iſt billig, aber
durch die K–en, bis ich ſie an Ort und Stelle habe, wird ſie
mir theuer; Ein Bau, der Druck des Buchs, ein Proceß, eine
Reiſe ꝛc. macht, verurſacht (Einem) viele, große, bedeutende
K–en; Er muß die K–en allein, zur Hälfte tragen; übertr.
z. B. auch: Die K–en der Unterhaltung [an Geiſt ꝛc.]
tragen; Der Richter hat ihn in die K–en (des Proceſſes) ver-
urtheilt; Einem Etwas zu den K–en zugeben, zuſchießen, bei-
ſteuern; Ihm die K–en erleichtern; Einen Theil der K–en
übernehmen, bezahlen; Die K–en vorſchießen, auslegen; Die
K–en berechnen, überſchlagen, auf ſo und ſo viel veranſchla-
gen; Einen Anſchlag der K–en machen; Die K–en ſcheuen;
Bei einem Geſchäft ꝛc. nicht auf ſeine K–en kommen; Die
K–en nicht beſtreiten, erſchwingen, aufwenden können; Für
meinen Hof und meinen Staat | die nöth’gen K–en aufzutrei-
ben. Nicolai 1, 57; Einen oder ſich in K–en, in große, in
unnütze K–en ſetzen, bringen, ſtürzen; Sich unnütz in K–en
ſetzen, auch übertr.: Er bringt ſeine Schmeichelei zu un-
nützen K–en. L. 1, 468, wendet ſeine Schmeichelei ver-
geblich auf ꝛc.; Einem für die K–en gut ſagen, gut ſein,
haften, bürgen, ſtehen, auch: Er ſteht für die K–en, eig.
und übertr., z. B.: Da ſoll die Obrigkeit die K–en von
jeder Thorheit ſtehen. Möſer Ph. 3, 81, für den dadurch
etwa verurſachten Schaden oder Nachtheil ꝛc. haften.
So nam. auch in der häufigen Verbindung (bei vor-
oder nachgeſtelltem Genit. immer ohne Artikel): Auf
Jemandes K–en, ſo daß Dieſer die Koſten zu tragen hat,
z. B. eig.: Er reiſt auf K–en ſeines Principals, des Ge-
ſchäfts, dann auch übertr.: Auf K–en einer Perſon, einer
Sache, ſo daß ſie darunter leiden, dabei benachtheiligt
werden, z. B.: Die kalte Vernunft auf K–en des Gefühls
zu einem all angebeteten Götzen erheben. Forſter Br. 2, 31;
Ein Opfer .. Leider hab’ ich’s diesmal | auf meiner Freunde
K–en ihm gebracht. G. 13, 170; Seinen Witz auf K–en der
Religion ſpielen zu laſſen. Sch. 102a; Kann er ſich retten |
auf deine K–en, wird er Anſtand nehmen? 361b; Daß wir
Kraft und Freiheit lieber auf K–en der Geſetzmäßigkeit ge-
äußert, als die Geſetzmäßigkeit auf K–en der Kraft und Frei-
heit beobachtet ſehen. 1133a; Die Zwerchfelle ſeiner Zu-
ſchauer auf unrechte K–en, wie man zu ſagen pflegt, zu er-
ſchüttern. W. Att. 3, 3, 63 ꝛc.
Anm. Ahd. chosta, mhd. kost(e), fem. auch kost,
m., aus it. costo (Preis, Geldausgaben), von costare (lat.
constare), zu ſtehen komnen, koſten. Dies berührt ſich denn
mit Koſt I, ebenſo wie das mit „Koſten“ ſinnverwandte kaufm.
„Speſen“ (ital. spesa, der Aufwand, von spendere, aus-
geben, aus latein. expendere, womit unſer „ſpenden“ ahd.
spentón zuſammenhängt) ſtammvrwdt. mit unſerm ,,Speiſe“,
ahd. spisa, iſt, vgl. Schm. 3, 578 u. Zarncke Br. 328a. Zur
Vermeidung einer Verwechslung mit dem in Mz. unüblichen I
gilt heute von unſerm Wort nur die Mz., doch vralt.: Die Koſt.
Eſr. 6, 4; Luk. 14, 28; Ap. 21, 24; Da die K. größer iſt denn
der Gewinn. Luther 1, 190a; 191b u. o.; als masc.: Der
große Koſt, den ich tragen muſſt. Zwingli 2, 1, 2 ꝛc., vgl.:
Die Koſtesnoten [die Advokaturrechnung]. Gotthelf Sch. 234
Sanders, deutſches Wörterb. I.
ꝛc., ferner ohne erſichtl. Geſchlecht. Ohne alle Müh, K. und
Arbeit. Schaidenreißer 36b; [Aus] K. und Heißen Minoīs.
Zwingli 2, 2, 245; Auf mein eigen Unkoſt. Luther 8, 40b.
Ferner: Der Koſten. 1. Macc. 3, 30; 10, 45; 2, 3,
3; So könnt man großes Kriegskoſtens, der auf Unter-
haltung der Beſatzung gehet, überhaben ſein. Fiſchart B. 22a;
So geht auch ein ſolcher K–en darauf. Garzoni 633b; Die-
weil ſolcher K–en der Stadt Säckel zu überläſtig ſein wollt.
Stumpf 404a; 547a; 707b; Den mit ihnen bisher gebrauch-
ten Unkoſten hinfüro den Armen zu geben. 237b; Den
K–en ringeren. Zinkgräf 1, 236; 263; Ihm am Unkoſten
der Belägerung mit Geld zur Steuer kommen. 301 ꝛc.
Ferner ſchwzr. Mz.: Die ung’ſinnete Köſte. Gotthelf Sch.
160; Ihn in Köſten bringen. G. 50; 163; Theilet euch |
in Recht und Köſten, ſie ſind gleich. Frölich (Wackernagel 2,
1754 Z. 19) ꝛc. Ferner veralt.: Die mit täglichen ſchwe-
ren, unnöthigen und vergeblichen Koſtungen die Fürſten
arm machen. Luther 5, 411a; SW. 60, 355; Dieſe unnö-
thige Koſtung; nach andrer Lesart: Unkoſtung.
Zſſtzg. vielfach, nach Dem, deſſen Beſchaffung die
K–n verurſacht, z. B.: Die Atzungs-K–en. Hebel 3, 406;
Die Ausbeutungs-K–en, bei einem Bergwerk; Die Bau-
K–en. G. 6, 328; Deich-, Druck-K–en; Wegen der aufge-
laufenen Sitz- und Gerichts-K–en. Thümmel 3, 56; Kriegs-,
Proceß-, Reiſe-K–en; Die Schmelz-K–en ſind überwunden
und ſein wahrer Gehalt iſt durch das Feuer beſtätigt. 4, 157;
Die Zehrungs-K–en auf der Reiſe; Die Zeug-K–en (im
Bergb., zur Unterhaltung der Kunſtgezeuge) u. ä. m.,
ſ. Un-K. Wir erwähnen danach nur noch: Hāūpt-:
die hauptſächlichen Koſten, Ggſtz. Neben-K–en.
Sām- (Sāūm-): gemeinſchaftliche Koſten, wozu
Mehrere ihren Antheil beizuſteuern haben, ſo nam. die
Zubuße im Bergb. Adelung, vgl. Schm. 3, 244 und ſ.
ſammt. Sélbſt-: Das, was eine Sache Einen
ſelbſt koſtet, der „Koſtenpreis“ (kaufm.): So bekommſt
du die S–en nicht heraus. Waldau N. 3, 135. Un-:
verſtärktes „Koſten“, nam. (vgl. Ungeld) die zu dem
eig. Preis hinzukommenden, ihn vertheuernden Koſten
und dann allgm.: unangenehme Koſten: Speſen ſind
U–en; Wer einen Proceß führt, ſtürzt ſich leicht in U–en;
der Richter dagegen ſpricht nur von Gerichts-Koſten (nicht
U–en) ꝛc. Eig. und übertr.: In falſche U–en geſtürzt.
Möſer Ph. 1, 188; Dieſer hatte durch große U–en [vralt.
ſtatt: mit großen U–en] Maler ausgeſchickt. Olearius
(Wackernagel 3, 1, 692 Z. 6); Die U–en dieſer Reiſe belie-
fen ſich auf 300,000 Gulden .. Mußte er allein alle U–en
tragen. Sch. 788a; Seinen Verſtand auf U–en ſeines Her-
zens zu verfeinern. 102a; Ihre ſchlechte Waare, wär’s auch
auf U–en aller Volkskultur und Sittlichkeit, in Umlauf zu
bringen. 1107b; Wir werden uns vermuthlich mit der Wi-
derlegung nicht ſtark in U–en zu ſetzen brauchen. Schlegel
Mißd. 106; Auf gemeiner Stadt U–en unterhalten. W. 7,
203; Ihren eigenen Zuſtand auf U–en ihrer Untergebnen zu
verbeſſern. 8, 218; Alhafi, den er auf ſeine U–en [mit ſei-
nem Schaden ꝛc.] als einen . . . Buben kennen gelernt. 9,
194 ꝛc. So auch in Zſſtzg. z. B.: Geſchäfts-,
Handlungs-U–en; Das Murren der Nation, welche zu
Beſtreitung der Kriegs-U–en mit gedoppelten Auflagen be-
legt wurde. W. 7, 124 u. ä. m. Dazu (mundartl.):
Sich verunköſtigen, ſich in Unkoſten ſetzen: Salz-
büchſe, an welcher ſich der Künſtler mit einer geſchmackvollen
Tulpe verunköſtigt hat. Mörike Moz. 95.