Faksimile 1007 | Seite 999
Faksimile 1007 | Seite 999
Faksimile 1007 | Seite 999
kosen
Kōſen, intr. (haben) und tr.: 1) traulich plau-
dern, mit einander ſchwatzen: Wir koſeten traulich von
Dieſem und Dem. B. 58b; Ich hab’ ein gut Wörtchen zu k.
mit dir. 61a; Das toſet und koſet. G. 1, 158; Wir koſten
von Freuden und Leiden. Heine Sal. 1, 146; So koſten ſie
die Nacht entlang. Langbein Schmolke; Wurden ſie laut und
koſeten von mancherlei Dingen. Muſäus M. 5, 100; Ihr
habt viel von euren Abenteuern gekoſt .., doch will mich be-
dünken, der Wein habe zuweilen mit eingeſchwatzt. 101; Jn-
dem ſie aus Unmuth und Langerweile wieder anfingen mit
einander zu k. 1, 99; 2, 60; 117; Schwab 328; Der
Jäger verließ mich nach einem halben Stündchen K. Seume
Sp. 144 ꝛc. So auch mit Bſtw. in mehr oder minder
loſer Verbind.: Sie witzkoſet mit ſeinem ſchlafredenden
Geiſt. Goltz 3, 30; Der Fragkoſenden näher rücken. 100;
Mit einander klug-k., ſ. Koſerei. Nam. lieb-k. (ſ.
Zſſtzg. und 2), Einem mit zärtlichen Worten, dann
überhaupt mit Zärtlichkeiten Liebe zeigen, kareſſieren.
2) wie lieb-k. (ſ. d. und 1): Viel junge Dirnen .. k. ihn
mit Schmeichelblicken. Bodenſtedt 2, 336; Was der rollende
Donner grollt, was die k–de Liebe tändelt. Börne 2, 480;
Ihr erſchrecket, wenn ſie daſteht [ſo ſchön iſt ſie]; | iſt ſie
fort, ihr koſt dem Schein e. G. 4, 38; Iſt’s möglich, daß
ich, Liebchen, dich koſe? 77; Ich verkörpre mich behende | in
den Holden, den ſie koſt. 89; KGroth 51; Den ich erkieſte
und mit ihm koſte. Rückert Mak. 1, 146; Er ſtreichelte und
koſte den Nacken, der gegen ihn ſtörrig zurückſchlug. Sch.
117a; Den k. Bruder, Schweſter, Freund. Schubert 3, 93;
Dann koſt der Fürſt als ſeinem Trautel dir. V. Sh. 2, 505ꝛc.
Anm. Ahd. chösôn, mhd. kosen, wie frz. coser (ſ.
Diez 113), von lat. causari (einen Rechtshandel führen und
dann das Reden vor Gericht) ꝛc. Die ſchwankende Fügung
mit Dat. oder Accuſ. der Perſ. nam. auch bei lieb-k. (ſ. d.).
Veralt. Zſſtzg.: Aber-k.: aberwitzig reden. Franck Weltb. 17a.
Zſſtzg. ſ. [1]; ferner vgl. ſchmeicheln, ſtreicheln,
tändeln, küſſen ꝛc., z. B.: Ab-: Einem Etwas a. und
abſchmeicheln, es durch Koſen ꝛc. von ihm erlangen, vgl.
er-k. Än-: ſich koſend nähern: Aufathmend im lind |
a–den Wind. Rückert 6, 28; refl.: ſ. ein-k. Ärg-:
ſ. lieb-k. Āūf-: durch Koſen wecken oder öffnen:
Aufgekoſt vom Lenzgeſäuſel, | aufgeküſſt vom blauen Strahl, |
öffneſt du [Roſe] dich tauſendblättrig. Koſegarten Po. 2, 254.
Aūs-: zu Ende koſen, koſend erſchöpfen: In der
gelangweilten Stimmung des ausgekoſten Genuſſes nach einer
ernſten Beſchäftigung greifen. Klencke Gſp. 2, 175.
Durch-: hin-, ver-k., eine Zeit ꝛc. Eīn-: Sich
e., einſchmeicheln, inſinuieren. Ent-: koſend ent-
locken: Roſen mit Schmeicheln e. ein Lächeln. Rückert 1, 97.
Er-: durch K. erlangen. Fórt-: ſ. weg-k.
Hín-: koſend hinbringen, ver-k.: Schäferin und Schä-
fer koſen | manche goldne Stunde hin. Hölty 173.
Līēb-: ſ. [1 und 2]: Wir ſchmeicheln (ſ. d.) einer
Perſon, wenn wir ihr einen größern Werth beilegen, als ſie
wirklich hat, um ſie dadurch zu gewinnen; wir l., wenn wir
durch Reden, Gebärden und Handlungen unſre Liebe zu er-
kennen geben. Mendelsſohn 4, 1, 117; Ich zweifle nicht, du
kannſt mehr als nur l., du kannſt auch lieben. W. 22, 127,
vgl. liebgrollen und minnekoſig. Über Fügung (ſ.
a—c) und Abwandlung (ſ. d) äußert V. 1, 196: L.,
Liebes ſchwatzen (mit der dritten Endung, nie mit der vierten)
hat neben „geliebkoſet“ und „zu l.“ auch „liebgekoſet“ und
„liebzukoſen“. Lohenſtein ſagt: Das Glück hätte ihm lieb-
koſet; Luther dafür: Wie man liebgeredet und geſchmeichelt
0 hat. Das Gegentheil war: Einem arg-k. Adelung dagegen
will nur den Accuſ. gelten laſſen, Campe richtig Beides,
wie denn V. (ſ. b und vgl. ſchmeicheln) ſelbſt den Acc.
und demgemäß das Paſſ. gebraucht. a) Beiſpiele mit
Dat. der Perſ.: Wie weiß doch der Dunſt der Roſen |
unſrer Naſen liebzukoſen! Brockes 9, 97; Engel 12, 88;
Und hat ein Wort zum Ohre ſich geſellt, | ein andres kommt,
dem erſten liebzukoſen. G. 12, 198; Ein Spanier vergiſſt
den Rang, | unedlen Schönen liebzukoſen. Hagedorn 3, 36;
Immermann M. 1, 109; Er hatte in Genf den Wiſſenſchaf-
ten geliebkoſt. Klinger Teutſch. 170; Matthiſſon A. 8, 65
(FSchmit); 139 (Boie); Novalis 1, 123; So wären wir doch
deines aufrühreriſchen Wahrſagens überhebt, darmit du itzo
Telemacho liebkoſeſt. Schaidenreißer 6b; Liebkoſet’ ich dem
überweinten Cyklopi. 38b; Ich bin zu alt der Amme liebzu-
koſen. Schlegel Rich. II. 1, 3; So liebekoſt er ihm. Scultetus
(L. 8, 281); Tieck A. 2, 59; Tſchudi Th. 555; Uz 2, 45;
Er liebkoſete ihnen ſo ſchön. W. 3, 88; 16, 48; Beeiferte
ſich Jedes, ihm liebzukoſen. 19, 168; 10, 64 ꝛc. b) Bei-
ſpiele vom Obj. (ſ. e): [Du Meer] liebkoſeſt ſchmeichelnd
ſein [des Himmels] goldnes Gewölk. Bodenſtedt 2, 75;
Paris liebkoſt die ſchöne Helena. Börne 3, 10; 2, 281; Als
ſie das Ohr lockt und liebkoſt. 5, 239; Par. 1, 129; Der
Hund ſcheint, um ihn liebzukoſen und ihm zum Dienſt her-
vorgebracht. Brockes 9, 242; Dyk 8, 324; Nun fing das
Geſpenſt mit einer grinſenden Zärtlichkeit ihn zu l. an. Eichen-
dorf Lärm 32; Der hatt’ ein armes Mädel jung | .. lieb-
gekoſt und liebgeherzt. G. 8, 49; 16, 155; 24, 217; An-
ſtatt mich liebzukoſen, wie er ſonſt gewohnt war. 29, 67;
Roſen, | die ich .. liebzukoſen | und zu warten pflegte.
Göckingk (Matthiſſon A. 8, 235); 292; 293; Gutzkow 3,
146; Den Alten liebzukoſen, | der ꝛc. Karſchin 111; Klinger
Giaf. 471; Der geliebkoſten Dichtkunſt. F. 43; Den brei-
ten zottigen Nacken des Hundes mit ihren Händen l–d. Lewald
Ferd. 1, 191; Muſäus M. 1, 19; 2, 119; Novalis 1, 135;
Wenn ich deine Hand liebkoſe (⏑–⏑). Platen 2, 14; Putlitz
Wald 57; Empfahl ſich, nicht ohne noch beſtens liebkoſt . .
.. und eingeladen zu werden. Rank SchM. 349; Begann
ſie | ihn zu l. (⏑–⏑), ihn zu unterhalten. Rückert Erb. 26;
Liebgekoſt vom Balſamweſt. Sch. 8b; Geliebkoſt jetzt von
ihrer Zärtlichkeit | und jetzt mit ſprödem Stolz zurückge-
ſtoßen. 422b; Und wähnt ſich geküſſt, liebkoſt und umarmt.
V. Ov. 2, 182; Ein Schiff .. | geherzt, geliebkoſt von der
Hure Luft. Sh. 2, 47; Zſchokke 1, 203 ꝛc. c) Beiſp.
ohne Kaſ. der perſ. Beziehung: Ein Ding, das ſtirbt, ..
weiß | oft trefflich zu l. Freiligrath SW. 5, 326; Nur liebe-
koſend kannt’ ich ſie [die Hand]. G. 10, 297; Nach Hofart
liebzukoſen. Hagedorn 1, 81; Nach Regeln liebzukoſen. Haller
30; Künſtlich weiß er liebzukoſen. Uz 2, 172; Nicht zu ge-
ſchäftig | liebgekoſt um den Walter! V. 1, 78; Mit Einem
l.; Zu ſtechen oder liebzukoſen | gleich aufgelegt. W. 3, 9;
Wenn ſie ſich nicht durch L. bei Ew. Maj. eingeſchmeichelt
hätten. Zinkgräf 1, 42 ꝛc. d) die Beiſp. zeigen außer
den von V. oben angegebnen Formen, vgl. [1], auch
(bei ihm ſelbſt) das Partic.: liebkoſt. Jm Ganzen
überwiegt: liebzukoſen u. geliebkoſt. Man beachte
die Doppelbetonung (––⏑ u. ⏑–⏑). e) Doppelzſſtzg-
(vgl. b): Das gegenſeitige Be-l. in ſo langen Phraſen.
Zelter 6, 218. f) Dazu: Die Liebkoſungen der ent-
zückenden Lüfte. Hölderlin H. 1, 89; 140; Erwiderte dieſe
herzigen Liebkoſungen gar kalt. Muſäus M. 3, 81; Ich kann
mich ihrer Liebkoſungen kaum erwehren ꝛc.; als verſchleiern-
der Ausdruck für Begattung Oken 5, 1494; ſelten
verkl.: Ein winziges Stück Liebkoſunglein. V. Ar. 1, 149.
Um-: tr.: koſend umgeben, umſpielen: Kränze
ihren Aſchenkrug umk. Grün Sch. 19; Aufblüht die Farb’, u–d
als Lächeln hier [im Bild] den Mund. Ritt. 182; Gutzkow
Unterh. 2, 2, 374; Nicht ewig kann des Lichtes Strahl umk. |
des Menſchen Bruſt. WHumboldt 1, 371; Umkoſt von Weib
und Kindern. 381; Schmeichelnde Lüftchen umk. | Buſen und
Wangen uns. Mahlmann (Ausw. d. Lied. 192); Rückert 1,
126; So lang wir ſpielen | und euch umk. mit Duft und
Klang. Waldau (D Muſeum 1, 2, 483) ꝛc. Ver-: koſend
verbringen, ſ. hin-k. Vōr-: Einem Etwas koſend
vorſagen: Apotheoſen, | womit des Dichters Feeerei | es
ſchmeichelnd wagt, den Schönen vorzukoſen. Seume Gd. 48.
Wég-: tr.: koſend vertreiben: Adele .. koſte die
letzte Wolke der Eiferſucht von ſeiner Stirne weg. Börne 4,
164 u. ā. m.