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kosen
Kōsen, intr. (haben) und tr.:
1) traulich plaudern, mit einander schwatzen: Wir koseten traulich von Diesem und Dem. B. 58b; Ich hab’ ein gut Wörtchen zu k. mit dir. 61a; Das toset und koset. G. 1, 158; Wir kosten von Freuden und Leiden. Heine Sal. 1, 146; So kosten sie die Nacht entlang. Langbein Schmolke; Wurden sie laut und koseten von mancherlei Dingen. Musäus M. 5, 100; Ihr habt viel von euren Abenteuern gekost .., doch will mich bedünken, der Wein habe zuweilen mit eingeschwatzt. 101; Jndem sie aus Unmuth und Langerweile wieder anfingen mit einander zu k. 1, 99; 2, 60; 117; Schwab 328; Der Jäger verließ mich nach einem halben Stündchen K. Seume Sp. 144 etc. So auch mit Bstw. in mehr oder minder loser Verbind.: Sie witzkoset mit seinem schlafredenden Geist. Goltz 3, 30; Der Fragkosenden näher rücken. 100; Mit einander klug-k., s. Koserei. Nam. lieb-k. (s. Zsstzg. und 2), Einem mit zärtlichen Worten, dann überhaupt mit Zärtlichkeiten Liebe zeigen, karessieren. 2) wie lieb-k. (s. d. und 1): Viel junge Dirnen .. k. ihn mit Schmeichelblicken. Bodenstedt 2, 336; Was der rollende Donner grollt, was die k–de Liebe tändelt. Börne 2, 480; Ihr erschrecket, wenn sie dasteht [so schön ist sie]; | ist sie fort, ihr kost dem Schein e. G. 4, 38; Ist’s möglich, daß ich, Liebchen, dich kose? 77; Ich verkörpre mich behende | in den Holden, den sie kost. 89; KGroth 51; Den ich erkieste und mit ihm koste. Rückert Mak. 1, 146; Er streichelte und koste den Nacken, der gegen ihn störrig zurückschlug. Sch. 117a; Den k. Bruder, Schwester, Freund. Schubert 3, 93; Dann kost der Fürst als seinem Trautel dir. V. Sh. 2, 505etc.
Anm. Ahd. chösôn, mhd. kosen, wie frz. coser (s. Diez 113), von lat. causari (einen Rechtshandel führen und dann das Reden vor Gericht) etc. Die schwankende Fügung mit Dat. oder Accus. der Pers. nam. auch bei lieb-k. (s. d.). Veralt. Zsstzg.: Aber-k.: aberwitzig reden. Franck Weltb. 17a.
Zsstzg. s. [1]; ferner vgl. schmeicheln, streicheln, tändeln, küssen etc., z. B.: Ab-: Einem Etwas a. und abschmeicheln, es durch Kosen etc. von ihm erlangen, vgl. er-k.
Än-: sich kosend nähern: Aufathmend im lind | a–den Wind. Rückert 6, 28; refl.: s. ein-k.
Ärg-: s. lieb-k.
Āūf-: durch Kosen wecken oder öffnen: Aufgekost vom Lenzgesäusel, | aufgeküsst vom blauen Strahl, | öffnest du [Rose] dich tausendblättrig. Kosegarten Po. 2, 254.
Aūs-: zu Ende kosen, kosend erschöpfen: In der gelangweilten Stimmung des ausgekosten Genusses nach einer ernsten Beschäftigung greifen. Klencke Gsp. 2, 175.
Durch-: hin-, ver-k., eine Zeit etc.
Eīn-: Sich e., einschmeicheln, insinuieren.
Ent-: kosend entlocken: Rosen mit Schmeicheln e. ein Lächeln. Rückert 1, 97. Er-: durch K. erlangen.
Fórt-: s. weg-k.
Hín-: kosend hinbringen, ver-k.: Schäferin und Schäfer kosen | manche goldne Stunde hin. Hölty 173.
Līēb-: s. [1 und 2]: Wir schmeicheln (s. d.) einer Person, wenn wir ihr einen größern Werth beilegen, als sie wirklich hat, um sie dadurch zu gewinnen; wir l., wenn wir durch Reden, Gebärden und Handlungen unsre Liebe zu erkennen geben. Mendelssohn 4, 1, 117; Ich zweifle nicht, du kannst mehr als nur l., du kannst auch lieben. W. 22, 127, vgl. liebgrollen und minnekosig. Über Fügung (s. a—c) und Abwandlung (s. d) äußert V. 1, 196: L., Liebes schwatzen (mit der dritten Endung, nie mit der vierten) hat neben „geliebkoset“ und „zu l.“ auch „liebgekoset“ und „liebzukosen“. Lohenstein sagt: Das Glück hätte ihm liebkoset; Luther dafür: Wie man liebgeredet und geschmeichelt 0 hat. Das Gegentheil war: Einem arg-k. Adelung dagegen will nur den Accus. gelten lassen, Campe richtig Beides, wie denn V. (s. b und vgl. schmeicheln) selbst den Acc. und demgemäß das Pass. gebraucht. a) Beispiele mit Dat. der Pers.: Wie weiß doch der Dunst der Rosen | unsrer Nasen liebzukosen! Brockes 9, 97; Engel 12, 88; Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt, | ein andres kommt, dem ersten liebzukosen. G. 12, 198; Ein Spanier vergisst den Rang, | unedlen Schönen liebzukosen. Hagedorn 3, 36; Immermann M. 1, 109; Er hatte in Genf den Wissenschaften geliebkost. Klinger Teutsch. 170; Matthisson A. 8, 65 (FSchmit); 139 (Boie); Novalis 1, 123; So wären wir doch deines aufrührerischen Wahrsagens überhebt, darmit du itzo Telemacho liebkosest. Schaidenreißer 6b; Liebkoset’ ich dem überweinten Cyklopi. 38b; Ich bin zu alt der Amme liebzukosen. Schlegel Rich. II. 1, 3; So liebekost er ihm. Scultetus (L. 8, 281); Tieck A. 2, 59; Tschudi Th. 555; Uz 2, 45; Er liebkosete ihnen so schön. W. 3, 88; 16, 48; Beeiferte sich Jedes, ihm liebzukosen. 19, 168; 10, 64 etc. b) Beispiele vom Obj. (s. e): [Du Meer] liebkosest schmeichelnd sein [des Himmels] goldnes Gewölk. Bodenstedt 2, 75; Paris liebkost die schöne Helena. Börne 3, 10; 2, 281; Als sie das Ohr lockt und liebkost. 5, 239; Par. 1, 129; Der Hund scheint, um ihn liebzukosen und ihm zum Dienst hervorgebracht. Brockes 9, 242; Dyk 8, 324; Nun fing das Gespenst mit einer grinsenden Zärtlichkeit ihn zu l. an. Eichendorf Lärm 32; Der hatt’ ein armes Mädel jung | .. liebgekost und liebgeherzt. G. 8, 49; 16, 155; 24, 217; Anstatt mich liebzukosen, wie er sonst gewohnt war. 29, 67; Rosen, | die ich .. liebzukosen | und zu warten pflegte. Göckingk (Matthisson A. 8, 235); 292; 293; Gutzkow 3, 146; Den Alten liebzukosen, | der etc. Karschin 111; Klinger Giaf. 471; Der geliebkosten Dichtkunst. F. 43; Den breiten zottigen Nacken des Hundes mit ihren Händen l–d. Lewald Ferd. 1, 191; Musäus M. 1, 19; 2, 119; Novalis 1, 135; Wenn ich deine Hand liebkose (⏑–⏑). Platen 2, 14; Putlitz Wald 57; Empfahl sich, nicht ohne noch bestens liebkost . . .. und eingeladen zu werden. Rank SchM. 349; Begann sie | ihn zu l. (⏑–⏑), ihn zu unterhalten. Rückert Erb. 26; Liebgekost vom Balsamwest. Sch. 8b; Geliebkost jetzt von ihrer Zärtlichkeit | und jetzt mit sprödem Stolz zurückgestoßen. 422b; Und wähnt sich geküsst, liebkost und umarmt. V. Ov. 2, 182; Ein Schiff .. | geherzt, geliebkost von der Hure Luft. Sh. 2, 47; Zschokke 1, 203 etc. c) Beisp. ohne Kas. der pers. Beziehung: Ein Ding, das stirbt, .. weiß | oft trefflich zu l. Freiligrath SW. 5, 326; Nur liebekosend kannt’ ich sie [die Hand]. G. 10, 297; Nach Hofart liebzukosen. Hagedorn 1, 81; Nach Regeln liebzukosen. Haller 30; Künstlich weiß er liebzukosen. Uz 2, 172; Nicht zu geschäftig | liebgekost um den Walter! V. 1, 78; Mit Einem l.; Zu stechen oder liebzukosen | gleich aufgelegt. W. 3, 9; Wenn sie sich nicht durch L. bei Ew. Maj. eingeschmeichelt hätten. Zinkgräf 1, 42 etc. d) die Beisp. zeigen außer den von V. oben angegebnen Formen, vgl. [1], auch (bei ihm selbst) das Partic.: liebkost. Jm Ganzen überwiegt: liebzukosen u. geliebkost. Man beachte die Doppelbetonung (––⏑ u. ⏑–⏑). e) Doppelzsstzg- (vgl. b): Das gegenseitige Be-l. in so langen Phrasen. Zelter 6, 218. f) Dazu: Die Liebkosungen der entzückenden Lüfte. Hölderlin H. 1, 89; 140; Erwiderte diese herzigen Liebkosungen gar kalt. Musäus M. 3, 81; Ich kann mich ihrer Liebkosungen kaum erwehren etc.; als verschleiernder Ausdruck für Begattung Oken 5, 1494; selten verkl.: Ein winziges Stück Liebkosunglein. V. Ar. 1, 149.
Um-: tr.: kosend umgeben, umspielen: Kränze ihren Aschenkrug umk. Grün Sch. 19; Aufblüht die Farb’, u–d als Lächeln hier [im Bild] den Mund. Ritt. 182; Gutzkow Unterh. 2, 2, 374; Nicht ewig kann des Lichtes Strahl umk. | des Menschen Brust. WHumboldt 1, 371; Umkost von Weib und Kindern. 381; Schmeichelnde Lüftchen umk. | Busen und Wangen uns. Mahlmann (Ausw. d. Lied. 192); Rückert 1, 126; So lang wir spielen | und euch umk. mit Duft und Klang. Waldau (D Museum 1, 2, 483) etc.
Ver-: kosend verbringen, s. hin-k.
Vōr-: Einem Etwas kosend vorsagen: Apotheosen, | womit des Dichters Feeerei | es schmeichelnd wagt, den Schönen vorzukosen. Seume Gd. 48.
Wég-: tr.: kosend vertreiben: Adele .. koste die letzte Wolke der Eifersucht von seiner Stirne weg. Börne 4, 164 u. ā. m.