Faksimile 1006 | Seite 998
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Körper
Körper, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) der Leib (s. d.) von Menschen und Thieren, oft im Ggstz. zu Geist (s. d. 2c) und Seele etc.: Die Scheidung zw. Geist und K., Seele und Leib. G. 39, 187; In krankem Verfall des K–s, in blühender Gesundheit des Geistes. 18, 74; Schon diesen ganzen Abend scheinen Sie nur dem K. nach gegenwärtig. 10, 3; Seid Ihr nicht am kleinen Finger gescheiter als er am ganzen K.? Hebel 3, 74; Wenn auch getrennt die K. sind, zu dringen | vermag der Geist zum Geist. Platen 2, 147 etc.; Die Nahrung der fleischfressenden Thiere ist aus Blut entstanden .. Sie wird in ihrem Leibe wieder zu Blut und aus diesem Blut erzeugen sich alle Theile ihres K–s wieder. Liebig Th. 41 etc. Übertr. z. B.: K. und Stimme leiht die Schrift dem stummen Gedanken. Sch. 76a, vgl. verkörpern. 2) in engrem Sinn (s. 1) der Rumpf im Ggstz. zum Kopf und zu den Extremitäten, vgl. 6. 3) in erweitertem Sinn (s. 1): alles im Raum Erscheinende, alles einen Raum in best. Form und Begrenzung Erfüllende: Gegenstände, die neben ein- ander oder deren Theile neben einander existieren, heißen K. L. 6, 467; K. nennen wir einen allseitig begrenzten materiell erfüllten Theil des an und für sich unendlichen Weltraums. Pouillet 1, 2; Organische, unorganische, feste, flüssige, luftförmige, dichte, poröse, schwere, leichte K. ꝛc,; Der Mathematiker abstrahiert bei den von ihm betrachteten K–n von ihrer materiellen Raumerfüllung und sieht nur auf ihre Größe und Gestalt, er spricht daher von deckenden K–n, die, in ein- ander gelegt, denselben Raum einnehmen; Der K. ist von Flächen begrenzt; Regelmäßige, unregelmäßige K.; Der Würfel ist ein von sechs Quadraten begrenzter K. etc.; Das Sonnenstäubchen ist ein K., wie der ungeheure Sonnenball (s. Himmels-, Welt-K.); Jeder organische K. strebt, fremde K. auszustoßen. 4) In dem menschl. und thierischen K. werden einzelne best. Theile durch K. mit beigefügtem Bstw. bez.: Das verlängerte Mark [des Hirns]. Die vordere Hälfte theilt sich in vier Längsstreifen, wovon die vorderen pyramidenförmige K., die zwei hinteren olivenförmige heißen, die zwei Leisten der hinteren Hälfte strangförmige. Die Pyramiden-K. etc. Oken 4, 50; Die gelben K., im befruchteten weibl. Eierstock sich findend etc., s. Glas-K. 5) im engern Sinn zu 3: ein K. von wirklicher fühlbarer Konsistenz, insofern er sich den Sinnen wesentlich bemerkbar macht etc., vgl.: Die Luft ist ein wägbarer K. (3), und: Statt einen K. zu halten, griff er in leere Luft. So z. B. K. prägn. = fester K.: Wasser ist K. und Boden der Fluß [im Winter]. G. 1, 314 etc.; ferner die Konsistenz eines flüssigen K–s: Lasse die Mischung bei fleißigem Rühren langsam erkalten, damit sie einen gleichen K. erhalte. Rumohr K. 148 etc.; Die Deckkraft des Bleiweißes zu untersuchen ... Besonders erkennt man auf diesem Wege, welche Sorte am meisten K. hat, d. h. welche die dickste salbenartige Konsistenz erlangt. Karmarsch 1, 290. Ferner: Ein Wein hat K., wenn seine Kraft aufder Zunge fühlbar ist, vgl. mager 2d u. ä. m. 6) (s. 2) das Hauptsächliche eines Ggstds, der Haupttheil, woran wie an den Rumpf sich die übrigen von ihm getragnen anschließen: Daß nicht einschleiche fort und fort | Kopf, K. und Schwanz von fremdem Wort. G. 3, 132 etc. Nam.
a) Anat.: der mittlere Haupttheil eines Knochens, Wirbels etc., z. B. auch: Gebärmutter-, Harnblasen-K. etc.
b) Kupferstech. etc.: bei einem schräg abgeschliffnen viereckigen Grabstichel die Dicke der Spitze.
c) Sattl.: der mittlere starke Theil eines Kummethorns etc. 7) K. (s. 1), das Wesen, der Inhalt im Ggstz. der Einkleidung (als der Form) etc.: Der K. von ihren Abhandlungen ist ernsthaft und ansehnlich, die Einkleidung ist lustig und possierlich. Rabner 2, 75 etc. 8) (s. 1) eine gegliederte, organisierte Gesammtheit; ein aus geordnet in einander greifenden Gliedern bestehendes Ganze, s. Körperschaft: Leute .., die der Eigennutz zu einem K. verbindet. Klinger Teutsch. 63; Der gesetzgebende K.; Der Staat ist ein K., dessen Haupt der Fürst ist etc., so Staats-, Gesellschafts-, Wahl-K. etc.
Anm. Aus lat. corpus (Genit. corporis), mhd. kör— per und körpel, z. B. Schaidenreißer 38b; 45a; 46a; 47b; 50b; Stumpf 82b; 608a etc. S. Korps, Korpus etc.
Zsstzg. vielfach, z. B. nach dem versch. Stoff etc., leicht zu mehren nach dem Obigen und dem Folgenden, z. B.: Eīgen-: Krystall bei Volger, z. B.: Von dem bloßen Stoff den aus diesem erwachsenen E. zu unterscheiden. EE. VII.
Erd-:
1) die Erdkugel (vgl. Himmels- K.): Im Innern des E–s. Humboldt K. 1, 249 etc.
2) irdischer Körper (s. Erden-K.): Siehst du nicht deinen sterblichen E.? H. Erden-: ein auf der Erde befindlicher, zu ihr gehöriger Körper, irdischer Körper. Gēīst- [1]: der vom Geist durchdrungne und damit engverbundne Körper: Seine [des Psychologen] .. Einsicht in die Funktionen des menschlichen G–s und Körpergeistes. G. 36, 365. Gesámmt- [8]: Den G. des Volks. Gervinus Lit. 5, 338, das gesammte Volk. Geséllschafts- [8]: Korporation. Glās-: ein Körper aus Glas, namentl. [4] die von der Netzhaut eingeschloßne durchsichtige Kugel im Auge. Oken 4, 100 etc. Hímmels-: die Welt-K., insofern sie am Himmel erscheinen: Die Sonne, die Planeten, der Mond, die Sterne sind H. oder Welt-K.; Unsre Erde ist ein Welt-K., aber (streng genommen) kein H. etc. Lícht-: ein lichterfüllter, leuchtender Körper: Die Sonne, dieser ungeheure L. Míttel-:
1) ein Körper, der die Mitte von Etwas bildet: Kopernikus zeigte, daß nicht die Erde der M. unsres Weltsystems ist etc., s. Ober- K.
2) Steinschn.: der Körper, der als Mittel beim Ausschleifen dient, nam. Schmirgel: Um Schmirgel hier für die allgm. Bez. des M–s bei dem Ausschleifen zu brauchen. L. 8, 102. Natūr-: ein in der Natur vorkommender Körper. Burmeister gB. 2, 312 etc. Ober-: nam. der obre Theil des menschl. Körpers, im Ggstz. zum Unter-K. Pflánzen-: eine Pflanze, Körper aus dem Pflanzenreich, im Ggstz. zum Thier-K. Liebig Th. 4. Pyramīden- [4]. Sēē-: z. B. von der See ausgeworfne Körper. Stāāts- [8]: der Staat als organisches Ganze aufgefasst: Machten sie immer dem St. einiges Knurren im Leibe. Droysen A. 3, 135; In einem so künstlich organisierten St., wie der deutsche ist. Sch. 926a etc. Thīēr- [1]: s. Pflanzen-K. Liebig Th. 41. Tōdten-: todter Körper, Leiche: Selbst im Heiligthum | der Götter sieht man T. liegen. Sch. 32b. Trúppen-: eine Truppenabtheilung als organisiertes Ganze, Truppenkorps. Hackländer SoldKr. 108. Unter-: s. Ober-K. Vólks- [8]: eine organisierte Genossenschaft im Volk: Als Adel, d. i. als der gegenwärtig durch die Geburt bestimmte V. Fichte 6, 243 etc., auch das ganze Volk als organisierte Gesammtheit, s. Gesammt-, Staats-K. etc. Wāhl-: eine organisierte Gesammtheit von Wählenden. Wélt-: ein Körper, der eine ganze Welt ist, z. B. die Sonne, die Sterne, die Erde etc., s. Himmels-K.: Dem ehrlichen festen Mann, der wie ein W. seine Bahn ohne andere Ab- irrungen geht als scheinbare. IP. 2, 58; 31, 57 etc. Wírbel-: Körper, der sich wirbelnd dreht. Burmeister gB. 1, 207 u. ä. m.