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köpsig Köpsigkeit
Köpſig, a. (~keit, f.; –en): (vgl. köpfen 3):
1) mundartl., auf ſeinem Kopf beſtehend, hartnäckig,
eigenſinnig: So dumme und k–e Leut .., die keinen guten
Rath befolgen wollten. Gotthelf Sch. 175; Sich k. machen,
ſeinen Kopf aufſetzen. 227; U. 2, 218; G. 322, auch
„köpfiſch“. 2) in Zſſtzg.: mit einem Kopf verſehn
oder mit Köpfen der Zahl nach oder der Eigenſchaft
nach beſt., vgl. die Zſſtzg. von Kopf, im tadelnden
Sinne auch hier „köpfiſch“, z. B.: a) mit Zahlw.:
Bedingungen, unter welchen die ein-k–e Regierungsform
[Monarchie] vor der viel-k–en den Vorzug behauptet. W.
32, 6; Ein zwei-k–er Adeler. Luther 8, 250a; Den Aar |
.. den doppel-k–en ſogar. Heine NG. 246; Der drei-
k–e Höllenhund; Meine Handlungen dem beſtechlich grillen-
haften millionen-k–en Phantome zu unterwerfen, das
man die öffentliche Meinung nennt. Lewald W. 1, 339;
Viel-k–e Götter. G. 3, 62; Durch die Viel-k–keit der Be-
ſchlüſſe gelähmt. Devrient 3, 335; 2, 404 ꝛc. b) mit
andern Bſtw. z. B.: Bar-k. [ſ. barhäuptig]. Jp. 12,
127; Schlegel Sh. 6, 269 ꝛc.; Blau-, blond-, braun-k. ꝛc.;
Ein Opfer, das ſie ihrem eiferſüchtigen, brauſe-k–en Walter
brächte. FSchlegel Fl. 1, 64; Breit-k.; büffels-k.; Dick-k–e
Fiſche; Das orthodoxe dick-k–e Lutherthum. Prutz GſchTh.
116 ꝛc.; Ein drachen-k–es Ungeheuer; Eigen-k. Zinkgräf 1,
329; Ein unverſchämter, | eiſen-k–er Menſch. W. 34, 291;
Das feuer-k–e Goldhähnchen [mit feuerfarbnem Kopf].
zTſchudi Th. 97; Nur nicht ſo eifrig, nicht ſo feuer-k.!; Flach-
k–e Tadler; Flachs-k–e Knaben; Eine frauen-k–e Geierin. V.
Ant. 2, 340; Glatt-k–e Mädchen und rauh-k–e Buben; Den
glatz-k–en Dichter. W. 13, 216; Grau-k–e Vögel, Perſonen;
Grind-k–er Bettler; Groß-k–er Kohl. V. 2, 118; Ei du
grütz-k–er Wanſt! Du vernagelter Tropf! Schlegel Sh. 6, 74,
vgl.: Grietz-k. L. 13, 10 (Mendelsſohn); Ein hart-k–er,
eigenſinniger Racker; Phantaſieen des hitz-k–en Dichters. Pal-
leske Sch. 1, 255; Zur Bemäntelung ihrer Hohl-k–keit. Böt-
tiger Sab. 395; Kahl-k. Gutzkow R. 8, 222; Das Laub
kraus-k–er Fälber. V. 2, 102; Schilt es gern deutſche Kraus-
k–keit, deutſche Schwärmerei. Arndt (Grube 1, 214); Dies
mops-k–e Ungeheuer. Schlegel Sh. 3, 72; Die Spieler ſtar-
ker tragiſcher Rollen .. pflegen ihre Empfindungen murr-k.
herzuzanken. Sch. 700a; Dies .. murrköpfiſche, finſtere
Weſen. Droyſen A. 2, 100; In Lappland ſind ſchmutzige
Leute, | platt-k., breitmäulig ꝛc. Heine Reiſ. 1, 15; Ihr
quer-k–es Weſen. Kohl E. 2, 27; Allen ſchlechten Inſtinkten
und Quer-k–keiten deſto bequemer zu fröhnen. Keller LvS. 54;
Rappel-k. Gotthelf U. 2, 69; Kurz Sonn. 293, häufiger:
rappelköpfiſch. Hackländer Stillfr. 2, 252; Sealsſield Leg.
3, 210; TrR. 1, 59; Wagner Kind. 21; 51; AWal Bill.
262 ꝛc.; Roth-k. (vgl. auch rothbrüchig); Ein kleines,
junges, rundköpfig t es Männchen. Stilling 4, 61; Schlau-k.
ausſehend. Muſäus Ph. 4, 59; Der ſchlummer-k–e Haſelant.
Immermann M. 4, 294; Ein ſchwach-k–er, haſenherziger ..
Schurke. W. 27, 176; Dies ſchwindel-k–e [Schwindel er-
regende] Zechen. Schlegel Haml. 1, 4; Ein ſchwindel-k–er
Heißſporn. Heinr. IV. 1, 5, 2; In den herkömmlichen Aus-
drücken von ſpitz-k–en Schreibern und Advokaten. Arndt Stein
228; Das Mädchen iſt ſtarr-k. Benedix 5, 122; Der Starr-
k–keit aller Parteien zur Hilfe zu kommen. Freytag Soll 2,
381; Handelt ſtier-k. [mit hartnäckiger Ausdauer] um
einen paſſenden Oberrock. 1, 162; Ereifere dich nicht ſo
ſehr! | ich bin ſo ſtrudelköpfiſch nicht, wie du. Platen 3,
259; Strupp-k–er Schurke! Tieck Makb. 4, 2; Sturm-k–e
Juriſten. Gotthelf U. 2, 147; Toll-k. Sch. 636a; Wenn wir
jungen Leute .. einmal trotz-k. gegen die Alten ſind. Voigts
H. 235; Ein Kielkropf, waſſer-k., ohne Kopf. Prutz Woch.
69; Fahle oder weiß-k–e Geier. Tſchudi Th. 122 ꝛc.
Anm. Hin und wieder auch ohne Uml., vgl.: Eier von
unſrer kopfigten Henne. Weiſe Iſ. 182, wohl mit einer Holle
auf dem Kopf, vgl.: Daß die Hühner großkoppig werden.
Rank Achtſp. 1, 116 u.: Eigenſinnig, köppig (1). HSachs
G. 1, 113.