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Koller
II. Kóller, m., –s; uv.: eine Gehirnkrankheit der
Pferde und zwar eig. die Tobſucht, der ſ. g. raſende
K., ſ. Falke 3, 32; dann aber auch ausgedehnt auf die
ſich nam. in Gleichgültigkeit gegen Außenreize und in
mannigfachen Wunderlichkeiten zeigende Gehirnver-
rückung, ſ. Dumm-K. ꝛc.; zuw. auch von andern
Hausthieren und übertr. auch von Menſchen: Daß ein
junger Menſch . . . ſich wild gebärdet, mag hingehn; aber
den K. darf er nicht haben. Börne 5, 249; Der wird auch
einmal rappelköpfig, ſturm am Hirn, viel ärger, als wenn ein
Roß den K. hat. Gotthelf U. 2, 209; Hagedorn 2, 37; Ein
Pferd, das den K. bekömmt, iſt leichter aufzuhalten als das
Plappermaul. L. 1, 355; Schäm’ ich mich meines patrioti-
ſchen K–s. Rabner Br. 12; Allein darf ich dem tollen
Thiere .. kein Fuhrwerk mehr vertraun. . .. Der K. giebt
ſich mit den Jahren. Sch. 98b ꝛc.
Anm. Wohl Tonw., vergl. I. kollern, doch ſich ver-
miſchend mit franz. colère, ital. collera, Zorn, Wuth (eig.
Galle). Nbnf.: Kolder. Stalder, auch = Kolderer
(kollriges Pferd und übertr.: ſolche Perſ.) und Ableit.: Der
Gaul . . . Im Stalle zeigt er ſich bald als ſtiller Kolder.
Gotthelf 5, 135; Die Uhr hatte es wie ein koldrig Roß;
wenn man am beſten daran war, ſo ſtund ſie ſtille wie ein
Bock. 213; Geh, ſieh, ob der Kolder noch daheim iſt, er
ſoll herüberkommen, Dem will ich ſagen, was Manier iſt und
was gekoldert. U. 2, 177; Er iſt ganz kolderig und ſo
brutal. 174 ꝛc.
Zſſtzg. z. B. nach Falke: Dúmm- (ſ. dumm 1b
und 3) der krankhafte Zuſtand, wobei das Pferd wenig
Empfänglichkeit für äußere Reize beſitzt, ſtiller Koller.
Lāūſch-: wobei das Pferd oft die Ohren gleich-
ſam lauſchend ſpitzt. Mútter-: Dumm-K. bei
Mutterpferden, mit ungewöhnlichem Geſchlechtsreiz.
Sāmen-: bei Hengſten, aus verhinderter Begat-
tung entſtehend. Schīēb(e)-: hoher Grad des
Dumm-K–s, wobei die Pferde willenlos fortgehn, wie
geſchoben; ſo: Schieber, ein mit dem Sch. behaftetes
Pferd. Schlāf-: Dumm-K., wobei das Pferd wie
ſchlafſüchtig ſteht. Sónnen-: raſender Koller als
Folge des Sonnenſtichs. Spring-: raſender K.,
der ſich in willenloſen Sprüngen zeigt. Stíll-:
eine leichtre Form des Dumm-K–s u. ä. m.