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Kolbe Kolben
Kólb~e, f.; –n. m., –n; –n. ~en, m., –s;
uv.; Kölbchen, lein, el; -: das kurze dicke Ende eines
mehr oder minder cylindriſchen Körpers und dann auch
der ganze Körper mit dem Ende (ſ. Keule, Anm.),
namentl.: 1) Keule, als Schlagwaffe, ein am Ende
mehr oder minder kuglicht ſich verdickender Stab, zu-
nächſt aus Holz, dann aber auch aus Stahl ꝛc.: Als
man ihnen Morgenſterne, | K–en brachte, deren Eiſen | blitzt
in ihrer Beider Hand. H. Cid 36; So leicht ſoll dieſer Hand
Niemand die K–e rauben. Mühlpforth H. 146; Cyklopes hatt’
einen grünen Ölbaum ihm zu einem K–en in der Hand zu
tragen abgehackt. Schaidenreißer 38a (9, 319); Der K–e von
Stahl | entſank ſeiner wolkichten Rechten. Schubart 2, 58;
Die hand-ausfüllende K–e [des Herkules]. V. Th. 25, 63;
207 ꝛc. Narren ſoll man mit K–en lauſen (ſ. 19). Sprchw.,
nicht glimpflich mit ihnen verfahren. Ferner meiſt nach
der Ahnlichkeit in der Geſtalt mit 1 in vielen Anwen-
dungen, wovon die hauptſächlichſten folgende ſind:
2) Ankerſchmiede: der untre Theil des Ankerſchafts,
das Ankerkreuz. 3) Artill.: gedrechſeltes Stück
Holz an dem Setzer, Wiſcher und der Ladeſchaufel einer
Kanone, auch der Setzer ſelbſt, Setz-K.; ſ. auch 7b.
4) Bergb.: der in das Bühnloch zu ſtehn kom-
mende untre Theil eines Tragſtempels. 5) Botan.:
kolbenförmige Theile, ſ. Samen-, Staub-K., nam.
ein ährenförmiger, meiſt walziger Blüthenſtand mit
unvollſtändigen u. dicht gedrängten Blumen, Spadix,
z. B.: Die Ähren oder K–en [des Mais]. Oken 3, 401 ꝛc.,
ſ. K–en-Hirſe; Ein Polſter geſtopft mit fedrichten K–en des
Teichſchilfs. V. 2, 173 und daher auch das Teichſchilf
ſelbſt: K–e, Deutel- (Dittle-, Tuttel-), Lieſch-,
Mas-, Narren-, Rohr-, Sumpf-, Teich-, Waſſer-,
Weiher-K–e, ſ. Nemnich, Oken, V. 1, 183; ferner einige
verwandte Pflanzen, nam. Igels-K–en, Sparganium;
Gewürz-K–en, Acorus (Kalmus). Ferner verkl.
Kölbel, Satyrium nigrum; Wieſenkölbel, San-
guisorba officinalis; Rothkölblein, Bellis peren-
nis; Sandkölbchen, Ohleum avenarium. 6) Buch-
bind.: ein gekrümmtes Stück Stahl oder Achat in
einem Holzgriff, Schnitt und Einband eines Buchs zu
glätten, Glätt-K. 7) Büchſenm.: a) Cylinder,
den Gewehrlauf inwendig zu glätten (zu ,,kolben“),
zuw. auch: geſpaltne (gabelförmige) K–en. b) an
Schießgewehren der untre dickre Theil des Schafts,
z. B.: Die K–e that in der märkiſchen Fauſt das Ihre, ſie
fluſchte nieder, da man nicht ſchießen konnte. Alexis H. 2, 2,
278; Ihm mit dem K–en der Piſtole ſo lange den Rücken
dreſchen. Immermann M. 3, 326 ꝛc. 8) Chem.: hohle
Glaskugel mit langem, gradem, ſich allmählich veren-
gendem Hals, bei Deſtillationen gebraucht, vgl. Helm:
Wenn man durch K–en will Metall und Kräuter treiben.
Lohenſtein; Ein K–en ohne Hals, ein Antlitz ohne Naſe |
ſind mangelhaft. Lichtwer 149 ꝛc. 9) Glockeng. (ver-
alt.): Schwingel oder K–en. Garzoni 660a. 10) Hüt-
tenw.: a) kolbenförmiges Holz, den Herd derb zu ſto-
ßen. b) die Stücke Eiſen, woraus das Stabeiſen
geſchmiedet wird, ſ. Luppe, Anlauf-K. Kölhel, die
aus den Stürzen und Deulen geſchmiedeten Eiſenſtäbe,
wie ſie in den Zainhammer kommen. 11) Kochk.
(mundartl.): Kalbs-, Schöps-K–en, Keule (ſ. d.).
12) Maſchin.: bei Pumpwerken ein kurzer in einer
Röhre ſich mit dichtem Anſchluß auf- und abbewegen-
der Cylinder an einer Stange. 13) Metallarb.:
ein an einem Stiel befindlicher Eiſenkiel, der erhitzt das
Loth (beim Löthen) zu ſchmelzen dient, Löth-K–en.
14) Uhrmach.: die kegelförmige Spitze des K–n-
(oder Stangen-) Zirkels. 15) weidm.: a) das
noch weiche, nicht vollkommen vereckte Hirſchgeweih.
b) ein wie eine Pyramide beſchnittener Fichten-
buſch, woneben eine kleine Stellage zu einer Vogel-
hütte. Döbel 2, 219b. 16) Zool.: etwas Kolben-
ähnliches, nam. bei den Inſekten ein nach dem Ende zu
ſich verdickendes Fühlhorn, ſ. Blätter-K.; ferner die
in der Haut ſteckenden Wurzeln der Haare ꝛc., ſ. 14b.
In Zſſtzg. (ſ. d.) auch Name einzelner Thiere.
17) (vralt., mundartl.) Lichtſchnuppe: Läſſet das Licht
einen Butzen (ſ. d. 3c) und K–e kriegen. Luther 4, 264b;
Pictorius; Stalder. 18) (mundartl.) die glatte dicke
Stirn eines hörnerloſen Bocks („,K–en-Bocks“).
19) (vralt.) ſ. 18 u. Anm., der glatt geſchorne Kopf,
vgl.: Die K–e mit einer ſchartigen Sichel geſchoren. Luther
SW. 56, 52; Die Bürger laſſen das Haar auf dem Haupt
kurz abſcheren und K–en machen. Welſer Augsb. Chr. 2, 263
u.: Sich kolben [kahl ſcheren] laſſen, ſ. Schm. Daher
mit Bezug auf die Glatze der Narren, denen man frei-
lich auch Rohr-K–en (ſ. 5 u. z. B.: Hatte ein K–n, wie
die Narren pflegen zu haben und wehet mir über dem Kopf
die Fliegen. Schweinichen 1, 260 ꝛc.) in die Hand gab —:
Daß ſie .. ihnen ſogar ihre K–en, wie doch ſonſt aller Narren
Brauch iſt, nicht gefallen laſſen. Zinkgräf 1, V; Zeige dem
Narren ſeine K–en .. Es gefällt ihm Nichts als ſeine K–en.
Sprchw. 33b (Friſch). S. auch: Dieſer Narr iſt an dem
Ziele, | du verdienſt die K–e dir. G. 8, 318 ꝛc. und ferner
ſtatt Kopf überhaupt in den ſprchw. Wendungen (vgl.
Kappe 1d): Er gab ihm 2 oder 3 mal tüchtig auf die K–e.
W. 13, 233, verſetzte ihm Eins ꝛc.; Sie kämmt die Kolb’
Euch mit dreibein’gem Schämel. V. Sh. 3, 340, ſchlägt
euch den Kopf entzwei, u. nam.: Einem die K–e lauſen,
ihm über den Kopf kommen ꝛc., z. B.: Daß, wenn end-
lich ſpät die allgemeine Pauſe | für ihn beginnt, Freund Hain
ihm ſanft die K–e lauſe. Gotter (Herrig 23, 11); Wie man
den Narren die K–e lauſe. Luther SW. 63, 257, daneben
(ſ. 1) ſchon früh: Narren ſoll man mit K–en lauſen, auch
engl.; Man ſoll ſolchen Plauderern | den Pläuel um den
Kopf wohl ſchlaudern | und ihnen mit dem K–en lauſen.
Fiſchart Kehrab ꝛc., ſ. Zarncke Br. 433b.
Anm. Ahd. cholbo, mhd. kolbe (m.), heute ſelten:
Der K–e, gw.: Die K–e oder: Der K–en, doch gilt z. B.,
wie in Bed. 8 gw. nur Dies, für 19 Jenes, was auf einen
andern Stamm deutet (ſ. kahl). Sonſt vgl. Keule mit dem
Begriff der kuglichten Anſchwellung und mundartl.: Kolpen
(ſ. Samen-K.), Kulpen, die glotzenden (ſ. d., Anm.) Au-
gen, wie auch unreife (harte und feſte) runde Früchte, nam.
Beeren; Kolpe, die grüne Schale um die wälſche Nuß.
Coler Hausb. 5, Kap. 28.
Zſſtzg. leicht zu mehren und zu verſtehn nach den
folgenden (vgl. die von Keule): Ánlauf- [10b]: Bei
dem letzten Niederſchmelzen [des Roheiſens im Friſchfeuer]
wird ... das ſog. Anlaufenlaſſen vorgenommen. Man hält
nämlich einen geſchmiedeten Eiſenſtab unter das herabfließende
Eiſen und dreht ihn von Zeit zu Zeit, bis ſich das auf ſeiner
Oberfläche erſtarrende Eiſen zu einem Klumpen, A., von 16
20 Pfd. vereinigt hat, der ſodann ausgeſchmiedet ein Eiſen
von vorzüglicher Güte liefert. Karmarſch 1, 588. Blä́t-
ter-: 1) [5a]. 2) [16] durchblätterte Kolbe bei
Inſekten. Brénn- [8]. Cenſūr-: ſcherzhaft
[8]: Wie ſolcher Artikel, bis er dem durſtigen Leſer zu Munde
kommt, durch 12 C–n abgezogen wird, bis endlich aller Geiſt
herausgearbeitet iſt. Börne 2, 383. Dámpf- [8]: Will
ich ſeinen Kammerherrn mit Wein . .. ſo zuſetzen, daß ihr
Gedächtnis, der Wächter des Gehirns, nur Dunſt ſein ſoll
und ihre Vernunft ein bloßer D–n. B. 293a. Deſtil-
līēr- [8]. Dēūtel-, Díttel- [5]. Fāūſt-
[1]: Streit-K. Fēīl-: kolbenförmiges Werkzeug,
etwas zu Befeilendes einzuſpannen, nam. bei Gold-
ſchmieden. Flínten- [7b]. Gêhrungs-
[3]: ſpitzzulaufender Löth-K. der Glaſer, das Fenſter-
blei in den Ecken zu verlöthen. Gewêhr- [7b].
Gewürz- [5]. Glās-: namentl. [8], vgl.
Spring-K. Glä́tt- [6]. Hárn- [8].
Jgels- [5]. Līēſch- [5]. Lōth- [13].
Mās- [5]. Mönchs-: 1) [19]. 2) [12] ganz
glatt cylindriſch abgedrehter K. ohne Liederung, die in
beſonders ausgeſpartem Raum am obern Theil des
Stiefels ſich befindet, auch Taucher-K. (engl. Plun-
ger), ſ. Karmarſch 2, 894. Mūr-: 1) Daß junge
Fröſch daraus werden, die haben einen großen Kopf und ein
Schwänzlein nächſt dem Kopf, die nennt man M–n. Solcher
Murkolb hat 4 Floßfederlein. Ryff Th. 321 ꝛc., ſ. Kaul-
quappe und dann, wie Dies, auch ein Fiſch Cottus
gobio, auch Rotz-K. genannt. Nárren-: 1) [19].
2) [5]. Púmpen- [12]. Ránd-: (Glash.)
maſſive Eiſenſtange, womit um die Mündung der ge-
blasnen Flaſche ein Gehülfe einen dicken Glasfaden
legt. Rōhr- [5]. Rōth- [5]. Rótz- [16]:
Flußgroppe, ſ. Kopf 4dd. Sāmen- [5]: Der
Staubkolben [Staubbeutel, Anthere] fällt [bei den Teich-
kolben] vor der Reife ab, der S–n wird braun und endlich
ſchwarz. Oken 3, 586, vgl.: Seine Samenkolpen bringet
der Schnittlauch im Junio hervor. Reichart Gart. 2, 223.
Sánd- [5]. Schēīde- [8]. Sénk-:
1) Art Bohrer bei den Schloſſern zur Erweitrung eines
Lochs. 2) bei den Zeugſchmieden ein Eiſen, die innre
Fläche eines hohlen Cylinders zu glätten. Sétz-
[3]. Spríng-: Bologneſer Flaſche, ein ſchnell ab-
gekühlter Glas-K–n, der ungemein leicht zerſpringt.
Stāhl- [1]: Streit-K. Stámpf-: Mit einer
St. .. Spelz bereitet ohne Stampfkeule. V. Ländl. 2, 512.
Stāūb-: ſ. Samen-K. Stōß-: Kolben zum
Stoßen, z. B. [10a]. Strēīt- [1]: früher als
Waffe im Krieg dienend. Stúrm- [1]: veralt.
Waffe, beim Sturmrennen mit angezündeten Brenn-
ſtoffen umwickelt fortgeſchleudert. Súmpf-
[5]. Tāūcher-: Mönchs-K. Tēīch- [5].
Túttel- [5]. Wáſſer- [5]. Wēīher- [5].
Wīēſen- [5] u. ä. m.