Faksimile 0978 | Seite 970
Faksimile 0978 | Seite 970
Faksimile 0978 | Seite 970
Kolbe Kolben
Kólb~e, f.; –n. m., –n; –n. ~en, m., –s; uv.; Kölbchen, lein, el; -:
das kurze dicke Ende eines mehr oder minder cylindrischen Körpers und dann auch der ganze Körper mit dem Ende (s. Keule, Anm.), namentl.:
1) Keule, als Schlagwaffe, ein am Ende mehr oder minder kuglicht sich verdickender Stab, zunächst aus Holz, dann aber auch aus Stahl etc.: Als man ihnen Morgensterne, | K–en brachte, deren Eisen | blitzt in ihrer Beider Hand. H. Cid 36; So leicht soll dieser Hand Niemand die K–e rauben. Mühlpforth H. 146; Cyklopes hatt’ einen grünen Ölbaum ihm zu einem K–en in der Hand zu tragen abgehackt. Schaidenreißer 38a (9, 319); Der K–e von Stahl | entsank seiner wolkichten Rechten. Schubart 2, 58; Die hand-ausfüllende K–e [des Herkules]. V. Th. 25, 63; 207 etc. Narren soll man mit K–en lausen (s. 19). Sprchw., nicht glimpflich mit ihnen verfahren. Ferner meist nach der Ahnlichkeit in der Gestalt mit 1 in vielen Anwendungen, wovon die hauptsächlichsten folgende sind:
2) Ankerschmiede: der untre Theil des Ankerschafts, das Ankerkreuz.
3) Artill.: gedrechseltes Stück Holz an dem Setzer, Wischer und der Ladeschaufel einer Kanone, auch der Setzer selbst, Setz-K.; s. auch 7b.
4) Bergb.: der in das Bühnloch zu stehn kommende untre Theil eines Tragstempels. 5) Botan.: kolbenförmige Theile, s. Samen-, Staub-K., nam. ein ährenförmiger, meist walziger Blüthenstand mit unvollständigen u. dicht gedrängten Blumen, Spadix, z. B.: Die Ähren oder K–en [des Mais]. Oken 3, 401 etc., s. K–en-Hirse; Ein Polster gestopft mit fedrichten K–en des Teichschilfs. V. 2, 173 und daher auch das Teichschilf selbst: K–e, Deutel- (Dittle-, Tuttel-), Liesch-, Mas-, Narren-, Rohr-, Sumpf-, Teich-, Wasser-, Weiher-K–e, s. Nemnich, Oken, V. 1, 183; ferner einige verwandte Pflanzen, nam. Igels-K–en, Sparganium; Gewürz-K–en, Acorus (Kalmus). Ferner verkl. Kölbel, Satyrium nigrum; Wiesenkölbel, Sanguisorba officinalis; Rothkölblein, Bellis perennis; Sandkölbchen, Ohleum avenarium. 6) Buchbind.: ein gekrümmtes Stück Stahl oder Achat in einem Holzgriff, Schnitt und Einband eines Buchs zu glätten, Glätt-K. 7) Büchsenm.:
a) Cylinder, den Gewehrlauf inwendig zu glätten (zu ,,kolben“), zuw. auch: gespaltne (gabelförmige) K–en.
b) an Schießgewehren der untre dickre Theil des Schafts, z. B.: Die K–e that in der märkischen Faust das Ihre, sie fluschte nieder, da man nicht schießen konnte. Alexis H. 2, 2, 278; Ihm mit dem K–en der Pistole so lange den Rücken dreschen. Immermann M. 3, 326 etc. 8) Chem.: hohle Glaskugel mit langem, gradem, sich allmählich verengendem Hals, bei Destillationen gebraucht, vgl. Helm: Wenn man durch K–en will Metall und Kräuter treiben. Lohenstein; Ein K–en ohne Hals, ein Antlitz ohne Nase | sind mangelhaft. Lichtwer 149 etc. 9) Glockeng. (ver- alt.): Schwingel oder K–en. Garzoni 660a. 10) Hüt- tenw.:
a) kolbenförmiges Holz, den Herd derb zu stoßen.
b) die Stücke Eisen, woraus das Stabeisen geschmiedet wird, s. Luppe, Anlauf-K. Kölhel, die aus den Stürzen und Deulen geschmiedeten Eisenstäbe, wie sie in den Zainhammer kommen. 11) Kochk. (mundartl.): Kalbs-, Schöps-K–en, Keule (s. d.). 12) Maschin.: bei Pumpwerken ein kurzer in einer Röhre sich mit dichtem Anschluß auf- und abbewegender Cylinder an einer Stange. 13) Metallarb.: ein an einem Stiel befindlicher Eisenkiel, der erhitzt das Loth (beim Löthen) zu schmelzen dient, Löth-K–en. 14) Uhrmach.: die kegelförmige Spitze des K–n- (oder Stangen-) Zirkels. 15) weidm.:
a) das noch weiche, nicht vollkommen vereckte Hirschgeweih.
b) ein wie eine Pyramide beschnittener Fichtenbusch, woneben eine kleine Stellage zu einer Vogelhütte. Döbel 2, 219b. 16) Zool.: etwas Kolben- ähnliches, nam. bei den Insekten ein nach dem Ende zu sich verdickendes Fühlhorn, s. Blätter-K.; ferner die in der Haut steckenden Wurzeln der Haare etc., s. 14b. In Zsstzg. (s. d.) auch Name einzelner Thiere. 17) (vralt., mundartl.) Lichtschnuppe: Lässet das Licht einen Butzen (s. d. 3c) und K–e kriegen. Luther 4, 264b; Pictorius; Stalder. 18) (mundartl.) die glatte dicke Stirn eines hörnerlosen Bocks („,K–en-Bocks“). 19) (vralt.) s. 18 u. Anm., der glatt geschorne Kopf, vgl.: Die K–e mit einer schartigen Sichel geschoren. Luther SW. 56, 52; Die Bürger lassen das Haar auf dem Haupt kurz abscheren und K–en machen. Welser Augsb. Chr. 2, 263 u.: Sich kolben [kahl scheren] lassen, s. Schm. Daher mit Bezug auf die Glatze der Narren, denen man freilich auch Rohr-K–en (s. 5 u. z. B.: Hatte ein K–n, wie die Narren pflegen zu haben und wehet mir über dem Kopf die Fliegen. Schweinichen 1, 260 etc.) in die Hand gab —: Daß sie .. ihnen sogar ihre K–en, wie doch sonst aller Narren Brauch ist, nicht gefallen lassen. Zinkgräf 1, V; Zeige dem Narren seine K–en .. Es gefällt ihm Nichts als seine K–en. Sprchw. 33b (Frisch). S. auch: Dieser Narr ist an dem Ziele, | du verdienst die K–e dir. G. 8, 318 etc. und ferner statt Kopf überhaupt in den sprchw. Wendungen (vgl. Kappe 1d): Er gab ihm 2 oder 3 mal tüchtig auf die K–e. W. 13, 233, versetzte ihm Eins etc.; Sie kämmt die Kolb’ Euch mit dreibein’gem Schämel. V. Sh. 3, 340, schlägt euch den Kopf entzwei, u. nam.: Einem die K–e lausen, ihm über den Kopf kommen etc., z. B.: Daß, wenn endlich spät die allgemeine Pause | für ihn beginnt, Freund Hain ihm sanft die K–e lause. Gotter (Herrig 23, 11); Wie man den Narren die K–e lause. Luther SW. 63, 257, daneben (s. 1) schon früh: Narren soll man mit K–en lausen, auch engl.; Man soll solchen Plauderern | den Pläuel um den Kopf wohl schlaudern | und ihnen mit dem K–en lausen. Fischart Kehrab etc., s. Zarncke Br. 433b.
Anm. Ahd. cholbo, mhd. kolbe (m.), heute selten: Der K–e, gw.: Die K–e oder: Der K–en, doch gilt z. B., wie in Bed. 8 gw. nur Dies, für 19 Jenes, was auf einen andern Stamm deutet (s. kahl). Sonst vgl. Keule mit dem Begriff der kuglichten Anschwellung und mundartl.: Kolpen (s. Samen-K.), Kulpen, die glotzenden (s. d., Anm.) Augen, wie auch unreife (harte und feste) runde Früchte, nam. Beeren; Kolpe, die grüne Schale um die wälsche Nuß. Coler Hausb. 5, Kap. 28.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden (vgl. die von Keule): Ánlauf- [10b]: Bei dem letzten Niederschmelzen [des Roheisens im Frischfeuer] wird ... das sog. Anlaufenlassen vorgenommen. Man hält nämlich einen geschmiedeten Eisenstab unter das herabfließende Eisen und dreht ihn von Zeit zu Zeit, bis sich das auf seiner Oberfläche erstarrende Eisen zu einem Klumpen, A., von 16 20 Pfd. vereinigt hat, der sodann ausgeschmiedet ein Eisen von vorzüglicher Güte liefert. Karmarsch 1, 588.
Blä́tter-:
1) [5a].
2) [16] durchblätterte Kolbe bei Insekten. Brénn- [8]. Censūr-: scherzhaft [8]: Wie solcher Artikel, bis er dem durstigen Leser zu Munde kommt, durch 12 C–n abgezogen wird, bis endlich aller Geist herausgearbeitet ist. Börne 2, 383. Dámpf- [8]: Will ich seinen Kammerherrn mit Wein . .. so zusetzen, daß ihr Gedächtnis, der Wächter des Gehirns, nur Dunst sein soll und ihre Vernunft ein bloßer D–n. B. 293a. Destillīēr- [8]. Dēūtel-, Díttel- [5]. Fāūst- [1]: Streit-K. Fēīl-: kolbenförmiges Werkzeug, etwas zu Befeilendes einzuspannen, nam. bei Goldschmieden. Flínten- [7b]. Gêhrungs- [3]: spitzzulaufender Löth-K. der Glaser, das Fensterblei in den Ecken zu verlöthen. Gewêhr- [7b]. Gewürz- [5]. Glās-: namentl. [8], vgl. Spring-K. Glä́tt- [6]. Hárn- [8]. Jgels- [5]. Līēsch- [5]. Lōth- [13]. Mās- [5]. Mönchs-:
1) [19].
2) [12] ganz glatt cylindrisch abgedrehter K. ohne Liederung, die in besonders ausgespartem Raum am obern Theil des Stiefels sich befindet, auch Taucher-K. (engl. Plunger), s. Karmarsch 2, 894. Mūr-:
1) Daß junge Frösch daraus werden, die haben einen großen Kopf und ein Schwänzlein nächst dem Kopf, die nennt man M–n. Solcher Murkolb hat 4 Floßfederlein. Ryff Th. 321 etc., s. Kaulquappe und dann, wie Dies, auch ein Fisch Cottus gobio, auch Rotz-K. genannt. Nárren-:
1) [19].
2) [5]. Púmpen- [12]. Ránd-: (Glash.) massive Eisenstange, womit um die Mündung der geblasnen Flasche ein Gehülfe einen dicken Glasfaden legt. Rōhr- [5]. Rōth- [5]. Rótz- [16]: Flußgroppe, s. Kopf 4dd. Sāmen- [5]: Der Staubkolben [Staubbeutel, Anthere] fällt [bei den Teichkolben] vor der Reife ab, der S–n wird braun und endlich schwarz. Oken 3, 586, vgl.: Seine Samenkolpen bringet der Schnittlauch im Junio hervor. Reichart Gart. 2, 223. Sánd- [5]. Schēīde- [8]. Sénk-:
1) Art Bohrer bei den Schlossern zur Erweitrung eines Lochs. 2) bei den Zeugschmieden ein Eisen, die innre Fläche eines hohlen Cylinders zu glätten. Sétz- [3]. Spríng-: Bologneser Flasche, ein schnell abgekühlter Glas-K–n, der ungemein leicht zerspringt. Stāhl- [1]: Streit-K. Stámpf-: Mit einer St. .. Spelz bereitet ohne Stampfkeule. V. Ländl. 2, 512. Stāūb-: s. Samen-K. Stōß-: Kolben zum Stoßen, z. B. [10a]. Strēīt- [1]: früher als Waffe im Krieg dienend. Stúrm- [1]: veralt. Waffe, beim Sturmrennen mit angezündeten Brennstoffen umwickelt fortgeschleudert. Súmpf- [5]. Tāūcher-: Mönchs-K. Tēīch- [5]. Túttel- [5]. Wásser- [5]. Wēīher- [5]. Wīēsen- [5] u. ä. m.