Faksimile 0967 | Seite 959
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Knopf
Knópf, m., –(e)s; Knöpfe; Knöpfchen, lein; -:
ein an Etwas haftender oder befeſtigter runder oder
rundlicher, derber Körper, nam.: 1) wie die Nbnf.
„Knauf“ (ſ. d.) eine runde oder rundliche Anſchwellung
oder Hervorragung an dem Ende oder der Spitze eines
Gegenſtandes, doch mit dem Unterſchiede, daß Knauf
mehr der gehobnen Rede angehört und im Allg. nur
die größern Knöpfe bez. So kann alſo K. in allen bei
„Knauf“ angegebnen Anwendungen ſtehn, doch heißt
es hochd. z. B. nur: K. (nicht: Knauf) einer Steck-
nadel; Einen ſuchen wie einen Nadel-K., ſchwzr. Gufen-K.
Gotthelf Sch. 335 ꝛc.; ſo wird in der Entomologie Ca-
pitulum durch K. oder Knöpfchen, nicht durch Knauf
gegeben, z. B.: Die Antennen ſtehn auf Knöpfchen; Die
Springkölbchen, die Rüſſel endigen in Knöpfe ꝛc. So auch
(Anat.) K. oder Capitulum, abgerundeter Gelenktheil
eines Knochens. Ferner z. B.: Der K. [der Kanone].
Garzoni 658a = Traube; Sollen dich die Dohlen nicht um-
ſchrein, | muſſt nicht K. auf dem Kirchthurm ſein. G. 3, 98
(ſ. Krone 13); Der krönende K. des Stabs. L. (Danzel
504); Er hing die Zügel an den K. der Schoßkelle. Rank
Achtſp. 1, 11; Glücklich, weil wir nicht überglücklich ſind, |
wir ſind der K. nicht auf Fortuna’s Mütze, | noch die Sohlen
ihrer Schuhe. Schlegel Haml. 2, 2; Solche Hörner ſind „knö-
derecht“, haben viel Knöpf ꝛc. Stumpf 609a; Wo er zuviel
[Blei in die Kugelform göſſe], würde ein Knöpflein heraus-
wachſen. Zinkgräf 2, 33 ꝛc., ſ. Zſſtzg. 2) (ſ. 1) der-
artige Theile an Pflanzen, ſ. Samen-, Blüthen-K.;
Knöpfe, die Theile, woraus eine Springkapſel beſteht
und in welche ſie zerſpringt, wie ſie denn nach der
Zahl dieſer Theile zwei-, dreiknöpſig heißt; ſo zuw. ſtatt
Knoſpe, z. B.: Die Knöpfchen, die noch halb geſchloſſen
ſtehn. Brockes 1, 96; Wenn ſie [die Lilie] den Knopf ent-
ſchleußt. Gryphius Gd. 611, beſonders an holzartigen
Gewächſen die zu Ende der mildern Jahreszeit ſtärker
gewordenen Augen, die im Winter im Wachsthum inne
halten und im folgenden Frühjahr ſich zu eig. Knoſpen
ausbilden, ſ. Körner Sch. 4, 242; ferner: Verkürzt ſich
die umhüllte Spindel zu einer Kugel, ſo iſt es eine gehäufte
Blüthe oder ein K. Oken 2, 44 ꝛc. Daher in vielen Zſſtzg.
(ſ. d.) als Pflanzennamen. 3) im Allgm. veralt.
ſtatt Knoten, z. B.: Beißen alle gordiſche Knöpf auf.
Fiſchart B. 49a; Weber-K. Garg. 287a, doch noch übl.
(Schiff.): Knoten ſowohl zur Verbindung zweier
Tau- Enden, als auch zur Verdickung des Endes von
einem Tau, mit vielen verſch. Arten, ſ. Zſſtzg.
4) am häufigſten, urſprünglich kugel-, jetzt aber gw.
ſcheibenförmige Körper, die an Kleidungsſtücke genäht
werden, um, in gegenüberſtehende Löcher („Knopf-
löcher“) gebracht, die Kleidungsſtücke zu ſchließen oder
zu befeſtigen und dieſelben, aus den Löchern heraus-
gebracht, offen oder los zu machen, zuw. auch als bloße
Verzierung: Der K. iſt ab, muß angenäht werden; Me-
tallne, überſponnene Knöpfe ꝛc., ſ. Zſſtzg.; Soviel gegeſſen
haben, daß man ein paar Knöpfe ſpringen laſſen muß (ſ. u.),
weil Einem ſonſt das Zeug zu eng iſt; Denn hat man
noch immer den K. auf’m Beutel (ſ. d. 1). Claudius 1, 137,
vgl. Schütze; Wenn dann aber der Wind kühl weht, thut
man einige Knöpfe ein [knöpft den Rock dichter zu]. Gott-
helf G. 356; Es iſt abſcheulich, was ich für Zeug mache,
wenn ich an ein Frauenzimmer ſchreiben ſoll; es iſt, als wenn
mir alle Knöpfe abgeſchnitten wären [ſo daß das Zeug
herunterfällt und ich alle Hände voll zu thun habe, um
mich einigermaßen anſtändig zu zeigen]. Lichtenberg
(Forſter Br. 1, 673); Jetzt hat ſie’s recht getroffen und jetzt
iſt ihr der K. aufgegangen [der ihr gleichſam den Verſtand
verſchloß]. Spindler Stadt 1, 34; ähnlich: Der junge Er-
win, der hatte auch ſolche Knöpfe [Schrullen], es war ihm
nirgend wohl. G. 34, 218. Vgl. die freilich ſinnver-
ſchiedne wortſpielende plattd. Ra.: Knöpe [d. i. Knöpfe]
haben, ſtatt: Knepe [d. i. Kniffe]. Andrerſeits aber bez.
die Ra.: Knöpfe haben, Geld haben, mit Bezug auf die
nam. früher bei wohlhabenden Landleuten übliche
Sitte, angeöhrte Geldſtücke ſtatt der Knöpfe zu tragen:
Da der Alte Knöpfe in der Lade und gute Freunde bei der
Hand hatte. Höfer Leb. 12, ſ. Frommann 6, 118; Schütze 2,
306 und burſch.: Knöpfe ſpringen laſſen (ſ. o.), Geld
ausgeben. Volmann. 5) (ſ. 1) nach der Ahnlichkeit
ein rundlicher Körper, nam.: a) Kochk.: Kloß (ſ. d.
4 und Knödel): Der hat ja die Knöpfle mit dem Meſſer
verſchnitten. Auerbach D. 1, 451; Vom Pudding, den man
in Oberdeutſchland einen Knopf nennt .. . Jener kleinern
Knöpfe, welche unter dem Namen von Klößen oder Kneteln
ziemlich allgemein in Gebrauch ſind. Rumohr Kochk. 110;
Ule Nat. 4, 424a. b) mehrere rundliche Schnecken,
z. B.: Das glatte, gelbe (oder Bruſtlatz-) Knöpfchen, Cy—
praea globulus; Das gekörnte (oder Korn-) Knöpfchen
C. cicercula ꝛc. c) an den Schießſcheiben der Raum
zwiſchen der Pinne (ſ. d.) und dem erſten ſchwarzen
Ring. 6) Hutmach.: Abſatz an der Walktafel,
woran ſich der Rollſtock ſtützt, ſo daß er gleichſam
wie durch einen Knoten gehalten, ſ. 3 nicht weiter
laufen kann. 7) Weber. (vralt.), ſ. 2 u. Samen-
K.: Der Barchet .. ohne Ahnen (ſ. d. II) oder Knöpf,
ſo vom Samen herkommen. Garzoni 624a; Ob auch ir-
gend ein K. oder Webbruch oder ſonſten einiger Mangel
daran [an dem Tuch] iſt. 846b. 8) veralt. = Knollen
ꝛc., zur Bezeichn. eines groben, rohen Kerls ꝛc.:
Darüber der K. alſobald erzürnet. 556a und wortſpielend
(ſ. 2): Das iſt ein gut edel Land, von welchem ſo ſchöne
Roſen ſo früh herkommen; wir haben allhier (zugleich auf
ſeine Mönch deutend) Sommer und Winter Anders nicht als
Knöpf. Weidner 203 ꝛc.
Anm. Ahd. chnoph, chnopf, mhd. knopf in Bed. 1
und 3, wie ahd. chnuphan, chnupfan, knüppe, knüpfen.
Nbnf. Knauf (ſ. d.) und knäufen u. z. B.: Am Sattelknoff.
Zinkgräf 1, 139. Als Bſtw. zuw. (mundartl.) mit Uml.:
Knöpflöcher. Stilling 1, 22; Knöpfnadel ꝛc. Vgl. andre mit
„kn“ anfangende Wörter, z. B. Knubben, Knorr, Knoten ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpfl., z. B. nach dem Stoff: Blech-,
Blei-, Glas-, Gold-, Holz-, Horn-, Knochen-, Meſſing-,
Metall-, Perlmutter-, Silber-, Stahl-, Zinn-K. ꝛc.; ferner
nach dem Ggſtd, woran ſie ſich befinden, z. B. ſ. [1]:
Degen-, Flaggen-, Kanonen-, Nadel-, Sattel-, Säulen-,
Stock-, Thurm-K. ꝛc., u. nam. nach den Kleidungsſtücken:
Chemiſett-, Handſchuh-, Hemd-, Hoſen-, Kleider-, Livree-,
Rock-, Weſten-K. ꝛc. und zuw. eine Perſ. (ſ. u.: Ka-
maſchen-K.), ferner z. B.: Altwēīber- [3]: ein
zum Schiffsgebrauch untauglicher Knoten. Bāūer-
[3]: gewöhnlicher, einfacher Knoten. Bīſam-:
1) [5]: Biſamkugel, ſowohl ein knopfartiges Biſam-
Büchschen (Friſch), als auch Biſampillen (Adelung).
2) [2]: Centaurea moschata. Blüthen-: Knoſpe
(vgl. frz. bouton): Da die Blüthenknöpfe wieder quellen.
Uhland 512. Bōīreep- [3]: zur Befeſtigung des
Boiereeps an den Ankerhals. Brúſtlatz- [4; 5b].
Dêgen-: [1], übertr.: Ein alter deutſcher D. Pröhle
J. 93 ꝛc., vgl. Degen 2 u. dazu: Guter altdeutſch degen-
knöpfiſcher Herr. Simpliciſimus 1, 6. Dórn- [2]:
Neurada procumbens. Dróſſel-: (weidm.) der
knorplige Knoten an der Luftröhre beim Edelwild.
Fállreeps- [3]: in der Mitte eines Taus in
gleichen Entfernungen als Halt für Hand od. Fuß
angebracht, nam. am Fallreep eingeflochten. Fêder-
[2]: Lagoecia. Gold-: ſ. o.; auch [2] Artemi-
sium dracunculus und Verbascum blattaria.
Gürtler-: vom Gürtler aus Meſſingblech gefertigt.
Hácken- [2]: Calligonum. Háls- [3]:
doppelter Wand-K. mit doppeltem Schild an Halſen,
Marsſchoten ꝛc., „doppelter Schild- od. türkiſcher
Knopf“; [4]: Hemd-K. am Hals ꝛc. Hánd-: Hemd-
K. am Handgelenk. Húrzel-: mundartl. Hutzel- od.
Schnitzbrot. Frommann 4, 473. Kamáſchen-: ſ.
o.: Kein K. iſt im Dorf, noch weniger der Mann dazu.
Hebel 3, 307 ꝛc., auch: Ihn, wie die Kamaſchenknöpfe be-
haupten, zu ſeinem Handwerk, d. i. zum Kriege tüchtig zu
machen. Schwegler Jahrb. 1, 1062, die auf den Ga-
maſchendienſt beſonders Gewicht Legenden ꝛc. Kêhl-:
1) [5] Kehlkopf, Adamsapfel. 2) [2] Hydrangea.
Kórn- [5b]. Krēūz [3]: der Knoten an ei-
nem Wand-K., wenn die drei Enden desſelben nicht
zuſammengebindſelt, ſondern durch einander geſteckt
ſind. Lēīb-: [3] ein Bulienſtich an einem Jolltau,
das dazu dient, einen Mann auf den Topp eines Maſts
ohne Wanten hinaufzuhiſſen. Mück-: das Korn
od. Viſier an einer Kanone, Sichtkorn (an Gewehren
Mücke). Múſter-: z. B. der bei einem Packet
Knöpfe als Probe und Muſter nach außen gebundne:
„Ein wahrer Ausbund [ſ. d.] von Chriſtenthum“ ... Auf
welchem Packet iſt er denn ein ſolcher M.? König Mar. 1,
69. Nōth-: ſchweizr.: Wenns an den N. kommt
[im ſchlimmſten, im Nothfall, ſ. d.], z. B. Gotthelf G.
309. Rāhband-, Rēēf- [3]: Knoten, wie er
beim Reefen, wenn der einzureefende Segeltheil ſchon
auf die Rah geholt iſt, mit den beiden Enden eines
jedes Reefſeiſings um Segel und Rah gemacht wird.
Rōſen- [5b]: Art Kugelſchnecke Bulla aplustre.
Rōth- [2]: Cercis canadensis. Sāmen-
[2]. Schāūermanns- [3]: 1) Fallreeps-K. =
2) Wand-K. Schíld- [3]: mit einem Schild, ſ.
Hals- u. Waſſer-K. Schnābel-: in einen Schna-
bel ausgehnder Kopf, z. B. eines Stocks. G. 29, 228
ꝛc. Stópper- [3]: ein an das Ende der kurzen
Tauſtropper angebrachter Knoten. Táljereeps-
[3]: an das Ende eines Taljereeps angebracht.
Wánd- [3]: am Ende eines Taues, damit es nicht
durch ein Loch durch kann. Wánttau- [3]: zum
Zuſammenknüpfen eines durchſchoßnen od. gebrochnen
Wanttaus. Wáſſer-: [3]: Wand-K. mit einem
Kreuz-K. Wêber- [3]. Wīēſen- [2]:
Sanguisorba u. ä. m.