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Knopf
Knópf, m., –(e)s; Knöpfe; Knöpfchen, lein; -:
ein an Etwas haftender oder befestigter runder oder rundlicher, derber Körper, nam.:
1) wie die Nbnf. „Knauf“ (s. d.) eine runde oder rundliche Anschwellung oder Hervorragung an dem Ende oder der Spitze eines Gegenstandes, doch mit dem Unterschiede, daß Knauf mehr der gehobnen Rede angehört und im Allg. nur die größern Knöpfe bez. So kann also K. in allen bei „Knauf“ angegebnen Anwendungen stehn, doch heißt es hochd. z. B. nur: K. (nicht: Knauf) einer Stecknadel; Einen suchen wie einen Nadel-K., schwzr. Gufen-K. Gotthelf Sch. 335 etc.; so wird in der Entomologie Capitulum durch K. oder Knöpfchen, nicht durch Knauf gegeben, z. B.: Die Antennen stehn auf Knöpfchen; Die Springkölbchen, die Rüssel endigen in Knöpfe etc. So auch (Anat.) K. oder Capitulum, abgerundeter Gelenktheil eines Knochens. Ferner z. B.: Der K. [der Kanone]. Garzoni 658a = Traube; Sollen dich die Dohlen nicht umschrein, | musst nicht K. auf dem Kirchthurm sein. G. 3, 98 (s. Krone 13); Der krönende K. des Stabs. L. (Danzel 504); Er hing die Zügel an den K. der Schoßkelle. Rank Achtsp. 1, 11; Glücklich, weil wir nicht überglücklich sind, | wir sind der K. nicht auf Fortuna’s Mütze, | noch die Sohlen ihrer Schuhe. Schlegel Haml. 2, 2; Solche Hörner sind „knöderecht“, haben viel Knöpf etc. Stumpf 609a; Wo er zuviel [Blei in die Kugelform gösse], würde ein Knöpflein herauswachsen. Zinkgräf 2, 33 etc., s. Zsstzg.
2) (s. 1) der- artige Theile an Pflanzen, s. Samen-, Blüthen-K.; Knöpfe, die Theile, woraus eine Springkapsel besteht und in welche sie zerspringt, wie sie denn nach der Zahl dieser Theile zwei-, dreiknöpsig heißt; so zuw. statt Knospe, z. B.: Die Knöpfchen, die noch halb geschlossen stehn. Brockes 1, 96; Wenn sie [die Lilie] den Knopf entschleußt. Gryphius Gd. 611, besonders an holzartigen Gewächsen die zu Ende der mildern Jahreszeit stärker gewordenen Augen, die im Winter im Wachsthum inne halten und im folgenden Frühjahr sich zu eig. Knospen ausbilden, s. Körner Sch. 4, 242; ferner: Verkürzt sich die umhüllte Spindel zu einer Kugel, so ist es eine gehäufte Blüthe oder ein K. Oken 2, 44 etc. Daher in vielen Zsstzg. (s. d.) als Pflanzennamen.
3) im Allgm. veralt. statt Knoten, z. B.: Beißen alle gordische Knöpf auf. Fischart B. 49a; Weber-K. Garg. 287a, doch noch übl. (Schiff.): Knoten sowohl zur Verbindung zweier Tau- Enden, als auch zur Verdickung des Endes von einem Tau, mit vielen versch. Arten, s. Zsstzg.
4) am häufigsten, ursprünglich kugel-, jetzt aber gw. scheibenförmige Körper, die an Kleidungsstücke genäht werden, um, in gegenüberstehende Löcher („Knopflöcher“) gebracht, die Kleidungsstücke zu schließen oder zu befestigen und dieselben, aus den Löchern herausgebracht, offen oder los zu machen, zuw. auch als bloße Verzierung: Der K. ist ab, muß angenäht werden; Metallne, übersponnene Knöpfe etc., s. Zsstzg.; Soviel gegessen haben, daß man ein paar Knöpfe springen lassen muß (s. u.), weil Einem sonst das Zeug zu eng ist; Denn hat man noch immer den K. auf’m Beutel (s. d. 1). Claudius 1, 137, vgl. Schütze; Wenn dann aber der Wind kühl weht, thut man einige Knöpfe ein [knöpft den Rock dichter zu]. Gott- helf G. 356; Es ist abscheulich, was ich für Zeug mache, wenn ich an ein Frauenzimmer schreiben soll; es ist, als wenn mir alle Knöpfe abgeschnitten wären [so daß das Zeug herunterfällt und ich alle Hände voll zu thun habe, um mich einigermaßen anständig zu zeigen]. Lichtenberg (Forster Br. 1, 673); Jetzt hat sie’s recht getroffen und jetzt ist ihr der K. aufgegangen [der ihr gleichsam den Verstand verschloß]. Spindler Stadt 1, 34; ähnlich: Der junge Erwin, der hatte auch solche Knöpfe [Schrullen], es war ihm nirgend wohl. G. 34, 218. Vgl. die freilich sinnverschiedne wortspielende plattd. Ra.: Knöpe [d. i. Knöpfe] haben, statt: Knepe [d. i. Kniffe]. Andrerseits aber bez. die Ra.: Knöpfe haben, Geld haben, mit Bezug auf die nam. früher bei wohlhabenden Landleuten übliche Sitte, angeöhrte Geldstücke statt der Knöpfe zu tragen: Da der Alte Knöpfe in der Lade und gute Freunde bei der Hand hatte. Höfer Leb. 12, s. Frommann 6, 118; Schütze 2, 306 und bursch.: Knöpfe springen lassen (s. o.), Geld ausgeben. Volmann. 5) (s. 1) nach der Ahnlichkeit ein rundlicher Körper, nam.:
a) Kochk.: Kloß (s. d. 4 und Knödel): Der hat ja die Knöpfle mit dem Messer verschnitten. Auerbach D. 1, 451; Vom Pudding, den man in Oberdeutschland einen Knopf nennt ... Jener kleinern Knöpfe, welche unter dem Namen von Klößen oder Kneteln ziemlich allgemein in Gebrauch sind. Rumohr Kochk. 110; Ule Nat. 4, 424a.
b) mehrere rundliche Schnecken, z. B.: Das glatte, gelbe (oder Brustlatz-) Knöpfchen, Cy— praea globulus; Das gekörnte (oder Korn-) Knöpfchen C. cicercula etc.
c) an den Schießscheiben der Raum zwischen der Pinne (s. d.) und dem ersten schwarzen Ring. 6) Hutmach.: Absatz an der Walktafel, woran sich der Rollstock stützt, so daß er gleichsam wie durch einen Knoten gehalten, s. 3 nicht weiter laufen kann. 7) Weber. (vralt.), s. 2 u. Samen- K.: Der Barchet .. ohne Ahnen (s. d. II) oder Knöpf, so vom Samen herkommen. Garzoni 624a; Ob auch irgend ein K. oder Webbruch oder sonsten einiger Mangel daran [an dem Tuch] ist. 846b. 8) veralt. = Knollen etc., zur Bezeichn. eines groben, rohen Kerls etc.: Darüber der K. alsobald erzürnet. 556a und wortspielend (s. 2): Das ist ein gut edel Land, von welchem so schöne Rosen so früh herkommen; wir haben allhier (zugleich auf seine Mönch deutend) Sommer und Winter Anders nicht als Knöpf. Weidner 203 etc.
Anm. Ahd. chnoph, chnopf, mhd. knopf in Bed. 1 und 3, wie ahd. chnuphan, chnupfan, knüppe, knüpfen. Nbnf. Knauf (s. d.) und knäufen u. z. B.: Am Sattelknoff. Zinkgräf 1, 139. Als Bstw. zuw. (mundartl.) mit Uml.: Knöpflöcher. Stilling 1, 22; Knöpfnadel etc. Vgl. andre mit „kn“ anfangende Wörter, z. B. Knubben, Knorr, Knoten etc.
Zsstzg. unerschöpfl., z. B. nach dem Stoff: Blech-, Blei-, Glas-, Gold-, Holz-, Horn-, Knochen-, Messing-, Metall-, Perlmutter-, Silber-, Stahl-, Zinn-K. etc.; ferner nach dem Ggstd, woran sie sich befinden, z. B. s. [1]: Degen-, Flaggen-, Kanonen-, Nadel-, Sattel-, Säulen-, Stock-, Thurm-K. etc., u. nam. nach den Kleidungsstücken: Chemisett-, Handschuh-, Hemd-, Hosen-, Kleider-, Livree-, Rock-, Westen-K. etc. und zuw. eine Pers. (s. u.: Kamaschen-K.), ferner z. B.: Altwēīber- [3]: ein zum Schiffsgebrauch untauglicher Knoten. Bāūer- [3]: gewöhnlicher, einfacher Knoten.
Bīsam-:
1) [5]: Bisamkugel, sowohl ein knopfartiges Bisam- Büchschen (Frisch), als auch Bisampillen (Adelung).
2) [2]: Centaurea moschata. Blüthen-: Knospe (vgl. frz. bouton): Da die Blüthenknöpfe wieder quellen. Uhland 512. Bōīreep- [3]: zur Befestigung des Boiereeps an den Ankerhals. Brústlatz- [4; 5b]. Dêgen-: [1], übertr.: Ein alter deutscher D. Pröhle J. 93 etc., vgl. Degen 2 u. dazu: Guter altdeutsch degenknöpfischer Herr. Simplicisimus 1, 6. Dórn- [2]: Neurada procumbens. Dróssel-: (weidm.) der knorplige Knoten an der Luftröhre beim Edelwild. Fállreeps- [3]: in der Mitte eines Taus in gleichen Entfernungen als Halt für Hand od. Fuß angebracht, nam. am Fallreep eingeflochten. Fêder- [2]: Lagoecia. Gold-: s. o.; auch [2] Artemisium dracunculus und Verbascum blattaria. Gürtler-: vom Gürtler aus Messingblech gefertigt. Hácken- [2]: Calligonum. Háls- [3]: doppelter Wand-K. mit doppeltem Schild an Halsen, Marsschoten etc., „doppelter Schild- od. türkischer Knopf“; [4]: Hemd-K. am Hals etc. Hánd-: Hemd- K. am Handgelenk. Húrzel-: mundartl. Hutzel- od. Schnitzbrot. Frommann 4, 473. Kamáschen-: s. o.: Kein K. ist im Dorf, noch weniger der Mann dazu. Hebel 3, 307 etc., auch: Ihn, wie die Kamaschenknöpfe behaupten, zu seinem Handwerk, d. i. zum Kriege tüchtig zu machen. Schwegler Jahrb. 1, 1062, die auf den Gamaschendienst besonders Gewicht Legenden etc. Kêhl-:
1) [5] Kehlkopf, Adamsapfel.
2) [2] Hydrangea. Kórn- [5b]. Krēūz [3]: der Knoten an einem Wand-K., wenn die drei Enden desselben nicht zusammengebindselt, sondern durch einander gesteckt sind. Lēīb-: [3] ein Bulienstich an einem Jolltau, das dazu dient, einen Mann auf den Topp eines Masts ohne Wanten hinaufzuhissen. Mück-: das Korn od. Visier an einer Kanone, Sichtkorn (an Gewehren Mücke). Múster-: z. B. der bei einem Packet Knöpfe als Probe und Muster nach außen gebundne: „Ein wahrer Ausbund [s. d.] von Christenthum“ ... Auf welchem Packet ist er denn ein solcher M.? König Mar. 1, 69. Nōth-: schweizr.: Wenns an den N. kommt [im schlimmsten, im Nothfall, s. d.], z. B. Gotthelf G. 309. Rāhband-, Rēēf- [3]: Knoten, wie er beim Reefen, wenn der einzureefende Segeltheil schon auf die Rah geholt ist, mit den beiden Enden eines jedes Reefseisings um Segel und Rah gemacht wird. Rōsen- [5b]: Art Kugelschnecke Bulla aplustre. Rōth- [2]: Cercis canadensis. Sāmen- [2]. Schāūermanns- [3]:
1) Fallreeps-K. =
2) Wand-K. Schíld- [3]: mit einem Schild, s. Hals- u. Wasser-K. Schnābel-: in einen Schnabel ausgehnder Kopf, z. B. eines Stocks. G. 29, 228 etc. Stópper- [3]: ein an das Ende der kurzen Taustropper angebrachter Knoten. Táljereeps- [3]: an das Ende eines Taljereeps angebracht. Wánd- [3]: am Ende eines Taues, damit es nicht durch ein Loch durch kann. Wánttau- [3]: zum Zusammenknüpfen eines durchschoßnen od. gebrochnen Wanttaus. Wásser-: [3]: Wand-K. mit einem Kreuz-K. Wêber- [3]. Wīēsen- [2]: Sanguisorba u. ä. m.