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knien Knieen
Knīē(e)n: 1) intr.: auf den Knieen liegen, ſich
auf die Kniee werfen, in der erſten Bed. gw. mit
„haben“, in der zweiten (ſ. hin-, nieder-k.)m. ,,ſein“,
denen auch der Dat. oder Accuſ. bei den abhäng. Prä-
poſ. entſprechen; doch kommen bei der nahen Berüh-
rung beider Bed. Schwankungen vor, wobei man nam.
(hin)gekniet ſein = k., alſo mit Dat. bei abhäng. Prä-
poſ. beachte, vgl.: gelegen ſein = liegen ꝛc.: K–d lie-
gen, trinken, beten, abbitten, auch: k–de Abbitte. Rabner 1,
153 ꝛc. Pleonaſt.: Er kniet des Tages dreimal auf ſeine
Knie. Dan. 6, 10 (wie mhd. Lichtenſtein Frauend. 325) ꝛc.;
Dann knieten ſie auf mich, daß mir der Rückgrat brach.
Alexis H. 1, 1, 297; Das Bild .., vor dem S. erſt kürzlich
noch in ſo hehrer Andacht gekniet war [hatte]. Kerner 560;
Sie war neben ihn gekniet. OLudwig Thür. 1, 509; Hätt’ es
der ſchmale Raum erlaubt, | er wär’ [hätte] gekniet mit
bloßem Haupt. Schwab 328; Da half kein Ave-Sagen | und
würden ſie dazu auf harten Erbſen knien. W. 11, 193 ꝛc.
Nam.: Vor Einem k., z. B.: Die weibliche Familie des
Darius kniet vor Alexandern und Hephäſtion, die vorankniende
Mutter ꝛc. G. 23, 97; Wie kann vor ſeinem Topf der Töpfer
liegen, | der Künſtler knien vor ſeiner Natur? Sch. 17b;
Kniet | um eurer Mutter Segen! [fleht k–d darum]. Tieck
Winterm. 5, 3 ꝛc. In gehobner Rede auch mit bloßem
(perſönl.) Dat.: Nur die ihm in Demuth k., | hebt er frei
zu ſich empor. Ausw. d. Lied. 28; Nun muß, nun ſoll ihm
Alles k. H. R. 7, 304; IGJacobi 1, 103; Wer der Krümmſte
mir kniet, ich belohn’ ihn. Kl. Od. 2, 144; Koſegarten Rh.
1, 105 ꝛc. 2) Auch tr. und refl. mit Angabe der
Wirkung: Wir Alle knieten .. uns ſchier die Kniee wund.
W. 20, 26 ꝛc. 3) Selten ſonſt refl.: ſich k–d hin-
werfen: Der Andre kniee fromm vor eine Blende ſich. Platen
2, 61, ſo hin-, nieder-k. 4) im Partic.: mit einem
Knie verſehn, nam. Botan.: Gekniet (geniculatus)
heißt ein in den verdickten Gelenken gebogner Stengel mit
graden Gliedern ꝛc.
Anm. Ahd. chniuwen, mhd. chniewen, knien, vgl.:
Er kneuet für das Kreuzaltar. Uhland V. 771, ſ. ab-k.,
mundartl.: kniege(l)n, kniekeln, knocken. Schm. 2, 367 und
371; „oberd.: vor Einem knicken = k.“ Adelung, vgl.: Er
knocket nieder und ſtreckt ſich in die Länge auf den Steg.
Mattheſius Sar. 330b; ſchwzr. kneulen. S. Knie, Anm.
Zſſtzg. z. B.: Áb- [2]: Sich die Füße a. und in
mundartl. Form: Wie ihnen [ſich] arme Leute faſt die
Füße abkneuet hätten und hätten doch mit leeren Händen gehen
müſſen. Gotthelf Sch. 259; Die Strafe a., kniend büßen ꝛc.,
ſ. aus-k. Án-: ſ. hin-k. Āūf-: (mundartl.)
vom Knien aufſtehn, vergl. aufbücken. Aūs-: 1)
intr. (haben): zu Ende knien. 2) [2] durch Knien
aushöhlen, ab-k.: Die ſteinerne von Pilgern muldenförmig
ausgeknieete Schwelle. V. Ant. 1, 332; Schefer Laienbr. 527.
Be-: Etwas b., darauf knieen; Teppich .., | deſſen
goldgewirkte Blumen | Mahmud’s Günſtlinge b. G. 4, 15.
Hín- ꝛc.: Jetzt kniet mein Poſtillon auf ſie hin [um
ſie durchzuprügeln]. Auerbach Gv. 287; Vor dem Herrn
.. anbetend hinzuknien. Gotter 1, 251 ꝛc., ſ. nieder-k.,
mundartl.: Ane-k. oder -kneuen. Gotthelf G. 102; 230 ꝛc.
Nīēder-: Knie nieder, ſüß Bräutchen, knie hin mir
zur Seit. Heine Lied. 23; Da die Menge niedergekniet war.
Luther SW. 46, 6; Götter werden ſich vom Himmel nei-
gen, | Götter vor dir niederknien. Sch. 15b; 245b; 787a;
Er wird zu deinen Füßen niederknien. 467a ꝛc., auch [3]:
Das Brüderchen hatte ſich gleich beim Brünnlein niederge-
knieet. Grimm M. 36. Um-, tr.: knieend umgeben:
Auf rundumknieten Throne. Karſchin 108; Mehrere Blenden
von Heiligen .. mit Anbetern umkniet. Thümmel U. á. m.