Faksimile 0963 | Seite 955
Faksimile 0963 | Seite 955
Faksimile 0963 | Seite 955
Knie
Knīē, n., –(e)s; –(e); –chen, lein; -:
1) die Ver- einigungsstelle von Ober- und Unterschenkel am menschlichen Fuß, insofern er hier zur Biegung in einen Winkel eingerichtet ist, auch ausgedehnt auf die entsprechenden Theile des thierischen Fußes, z. B.: Die Eselin fiel auf ihre K–e unter dem Bileam. 4. Mos. 22, 27 etc., s. Hinter-K.
a) als Subj.: Das K. ist steif, biegt oder beugt sich (s. b); die K–e schlottern, brechen zusammen, wanken Einem, knicken ein, sinken ein (G. 11, 127), vor Schrecken, Furcht, Schwäche etc.; Die K. erschlaffen ihm | von dem Gedanken. W. 11, 146 etc.
b) Das K. biegen (s. d. 4) oder beugen, es vor Einem od. dichter.: es Einem 120* beugen, als Zeichen der Ehrfurcht etc., z.B.: Einer Vorsehung und ihren unerforschlichen Rathschlüssen die K–e zu beugen. G. 4, 251; 6, 54; Fürsten nie | beugtest du ein Sklaven-K. Sch. 11a und [s. a] Dir beugt sich jedes K. 13a, auch übertr.: Die K. meines Herzens vor ihm zu beugen, Musäus Ph. 2, 59 etc., s. knieen. Jemandes Kniee als Flehender fassen (V. Il. 1, 407), umschlingen (513), umarmen (Stolberg Jl. 1, 419 etc.). Der hochbeschneiete Weg ermüdete seine K. Thümmel 7, 162; Welche mir schon die K–e gelöst durch die kränkende Arbeit. V. Od. 20, 118; Dann hätt’ ich die K–e gelöset |⏑Mancher. 24, 381, sie tödtend. Ferner abhäng. von Präpos.:
c) Bis mir das Wasser an die K–e ging. Hes. 47, 4; Thetis schmiegte sich fest ihm | an die umschlungenen [s. b] K. V. Il. 1, 513.
d) Auf den K–en liegen, rutschen etc.; (Vor Jemand) aufs K. fallen, sich werfen, sinken, knien, vgl. b; Einem Niedergesunknen auf die K–e helfen. Dan. 10, 10 etc. Das liegt auf den K–en der Götter, griech. = in der Götter Schoß etc. und so: Euch leg’ ich’s auf die K. [– ⏑, s. Anm.]. G. 13, 78, es eurer Sorge empfehlend etc.
e) In die K–e sinken, so daß die K–e einknicken.
f) Etwas übers K. brechen (Arndt Ber. 11; Gutzkow R. 3, 113), abbrechen (Forster Br. 2, 561), ohne Beachtung des dabei zu Berücksichtigenden mit einer Sache ein Ende machen, nur um eben damit zu Ende zu kommen.
g) Die Arme um Jemandes K–e schlingen etc., s. b; (veralt.) Es ist nur ein Bindens um ein K. Fischart B. 99b, was keine Beachtung verdient, worauf man Nichts giebt.
h) Zu Jemandes K–en [Füßen] fallen. Luk. 5, 8 etc.
i) Sein Haupt zwischen die K–e thun. 1. Kön. 18, 42; Etwas, Einen zwischen den K–en haben. Gotthelf Sch. 103, bearbeiten etc. k) K. hoch (s. d. 1d), auch als männl. Hw. = Knirps: Wie du .. den garstigen Kniehoch auf deinen Knieen reiten ließest. Arnim 73. 2) etwas wie ein K. (1) Gebognes od. Verdicktes, ein Knick, z. B.: Eine Kolonnade .. ging vom Thore durch die Stadt bis zum Sonnentempel, nicht in ganz gerader Linie, sie macht in der Mitte ein sanftes K. G. 24, 108; War mit einem Weinstock beschäftigt und verband ein K. desselben. Jacobs Phil. 53 etc. So z.B. (Bauk.) ein Stück Holzzur Befestigung zweierin einem Winkel zusammenstoßenden Theile („Frosch“); der Ort, wo zwei Röhren beim Wasserbau in einem Winkel zusammenstoßen; (Metallarb.) das Verbindungsrohr zw. einem senkrechten und einem wagerechten Rohr u. ä. m., z. B. (Botan.) s. knien 4. Nam. (Schiff.): ein zweiarmiges Krummholz zur Verbindung zweier sich unter einem Winkel gegen einander neigender Stücke: Rechtwinkliges K.; K. außer oder binnen dem [rechten] Winkel, jenes eines stumpf-, dies ein spitzwinkliges; Schlafendes K., dessen beide Arme horizontal liegen; Auf- und niederstehendes oder hängendes K., dessen einer Arm lothrecht befestigt ist; Verkehrtes K., auf- und niederstehndes K., wovon der eine Arm auf dem Deck mit einem dar- unter liegenden Deckbalken, der andere mit einem Spant verbolzt wird, s. Zsstzg.
Anm. Goth. kniu, ahd. chniu, chnëo, mhd. knie, im Genit. mit hervortretendem ,,w“ (vgl.: „Knews“ hoch. Eppendorf 15; Ihre „knew“ biegen. 40; Uf den knewen. 44; 46; 92 etc.), lat. genu, gr. γνν, skr. dschânu. Für die „zweisilb. Mz.“ gilt richtig die Schreibw. Kniee (s. o.); dafür Knie bei Adelung etc. [vgl. G. 13, 78 (s. 1d); Auf seinen Knien (– ⏑) ihn andächtig zu verehren. Ramler F. 3, 31; Wir unsre Knie (– ⏑) beugen einem Hut. Sch. 521a] leitet für die Ausspr. irre. Dasselbe gilt für „des Kniees, dem Kniee“ und das Zeitw. „knieen“, vgl. Sanders Orth. 43 ff.
Zsstzg. vielfach, nam. [1] nach den versch. Thieren und [2] im Schiffb., was unbez. bleibt, z. B.: Bácken-: die Kniee zu beiden Seiten des Galjons, den Ausleger desselben mit dem Schiffsbug verbindend, Schließ-, Schloi-K.
Bálken-: die Deckbalken mit den Spanten verbindend, Deck-K.
Bêtings-: Stech-K. der Beting. Bócks- [1]: Knie eines Bocks oder ein ähnl. steifes Knie und ein Wesen mit solchen Knien.
Déck-: Balken-K.
Dúchten-: in Kähnen die Duchten mit der Futtrung verbindend.
Gáljons-: Backen-K.
Gíllings-: die Gilling am Spiegel bildend.
Héck-: zur Verbindung des Hinterschiffs am Heckbalken etc. Hínter- [1]:
1) Knie des Hinterfußes bei Vierfüßern. 2) bei Pferden das Sprunggelenk, wie Vorder-K. der Gelenktheil zw. Kegel- und Schienbein am Vorderschenkel. Híntersteven-: den Achtersteven mit dem Kiel verbindend, Reit-K. Nēūn-: eine Pflanze, Spergula arvensis, wegen ihrer vielen starken Jnternodien. Bol Fl. 37. Schlīēß-, Schlōī-: Backen-K. Sklāven- [1]. Stéch-: hängendes Knie. Wāge-: Pumpenmick. Wínkel-:
1) rechtwinkliges. 2) schlafendes Knie u. ä. m.