Knie
Knīē, n., –(e)s; –(e); –chen, lein; -:
1) die Ver- einigungsstelle von Ober- und Unterschenkel am menschlichen Fuß, insofern er hier zur Biegung in einen Winkel eingerichtet ist, — auch ausgedehnt auf die entsprechenden Theile des thierischen Fußes, z. B.: Die Eselin fiel auf ihre K–e unter dem Bileam. 4. 22, 27 etc., s. Hinter-K. —
a) als Subj.: Das K. ist steif, biegt oder beugt sich (s. b); die K–e schlottern, brechen zusammen, wanken Einem, knicken ein, sinken ein 11, 127), vor Schrecken, Furcht, Schwäche etc.; Die K. erschlaffen ihm | von dem Gedanken. 11, 146 etc. —
b) Das K. biegen (s. d. 4) oder beugen, es vor Einem od. dichter.: es Einem 120* beugen, als Zeichen der Ehrfurcht etc., z.B.: Einer Vorsehung und ihren unerforschlichen Rathschlüssen die K–e zu beugen. 4, 251; 6, 54; Fürsten nie | beugtest du ein Sklaven-K. 11a und [s. a] Dir beugt sich jedes K. 13a, auch übertr.: Die K. meines Herzens vor ihm zu beugen, Ph. 2, 59 etc., s. knieen. — Jemandes Kniee als Flehender fassen Il. 1, 407), umschlingen (513), umarmen Jl. 1, 419 etc.). — Der hochbeschneiete Weg ermüdete seine K. 7, 162; Welche mir schon die K–e gelöst durch die kränkende Arbeit. Od. 20, 118; Dann hätt’ ich die K–e gelöset |⏑Mancher. 24, 381, sie tödtend. — Ferner abhäng. von Präpos.:
c) Bis mir das Wasser an die K–e ging. 47, 4; Thetis schmiegte sich fest ihm | an die umschlungenen [s. b] K. Il. 1, 513. —
d) Auf den K–en liegen, rutschen etc.; (Vor Jemand) aufs K. fallen, sich werfen, sinken, knien, vgl. b; Einem Niedergesunknen auf die K–e helfen. 10, 10 etc. — Das liegt auf den K–en der Götter, griech. = in der Götter Schoß etc. und so: Euch leg’ ich’s auf die K. [– ⏑, s. Anm.]. 13, 78, es eurer Sorge empfehlend etc. —
e) In die K–e sinken, so daß die K–e einknicken. —
f) Etwas übers K. brechen Ber. 11; R. 3, 113), abbrechen Br. 2, 561), ohne Beachtung des dabei zu Berücksichtigenden mit einer Sache ein Ende machen, nur um eben damit zu Ende zu kommen. —
g) Die Arme um Jemandes K–e schlingen etc., s. b; (veralt.) Es ist nur ein Bindens um ein K. B. 99b, was keine Beachtung verdient, worauf man Nichts giebt. —
h) Zu Jemandes K–en [Füßen] fallen. 5, 8 etc. —
i) Sein Haupt zwischen die K–e thun. 1. 18, 42; Etwas, Einen zwischen den K–en haben. Sch. 103, bearbeiten etc. — k) K. hoch (s. d. 1d), auch als männl. Hw. = Knirps: Wie du .. den garstigen Kniehoch auf deinen Knieen reiten ließest. 73. — 2) etwas wie ein K. (1) Gebognes od. Verdicktes, ein Knick, z. B.: Eine Kolonnade .. ging vom Thore durch die Stadt bis zum Sonnentempel, nicht in ganz gerader Linie, sie macht in der Mitte ein sanftes K. 24, 108; War mit einem Weinstock beschäftigt und verband ein K. desselben. Phil. 53 etc. So z.B. (Bauk.) ein Stück Holzzur Befestigung zweierin einem Winkel zusammenstoßenden Theile („Frosch“); der Ort, wo zwei Röhren beim Wasserbau in einem Winkel zusammenstoßen; (Metallarb.) das Verbindungsrohr zw. einem senkrechten und einem wagerechten Rohr u. ä. m., z. B. (Botan.) s. knien 4. Nam. (Schiff.): ein zweiarmiges Krummholz zur Verbindung zweier sich unter einem Winkel gegen einander neigender Stücke: Rechtwinkliges K.; K. außer oder binnen dem [rechten] Winkel, jenes eines stumpf-, dies ein spitzwinkliges; Schlafendes K., dessen beide Arme horizontal liegen; Auf- und niederstehendes oder hängendes K., dessen einer Arm lothrecht befestigt ist; Verkehrtes K., auf- und niederstehndes K., wovon der eine Arm auf dem Deck mit einem dar- unter liegenden Deckbalken, der andere mit einem Spant verbolzt wird, s. Zsstzg.
Anm. Goth. kniu, ahd. chniu, chnëo, mhd. knie, im Genit. mit hervortretendem ,,w“ (vgl.: „Knews“ hoch. 15; Ihre „knew“ biegen. 40; Uf den knewen. 44; 46; 92 etc.), lat. genu, gr. γνν, skr. dschânu. — Für die „zweisilb. Mz.“ gilt richtig die Schreibw. Kniee (s. o.); dafür Knie bei etc. [vgl. 13, 78 (s. 1d); Auf seinen Knien (– ⏑) ihn andächtig zu verehren. F. 3, 31; Wir unsre Knie (– ⏑) beugen einem Hut. 521a] leitet für die Ausspr. irre. Dasselbe gilt für „des Kniees, dem Kniee“ und das Zeitw. „knieen“, vgl. Orth. 43 ff.
Zsstzg. vielfach, nam. [1] nach den versch. Thieren und [2] im Schiffb., was unbez. bleibt, z. B.: Bácken-: die Kniee zu beiden Seiten des Galjons, den Ausleger desselben mit dem Schiffsbug verbindend, Schließ-, Schloi-K. —
Bálken-: die Deckbalken mit den Spanten verbindend, Deck-K. —
Bêtings-: Stech-K. der Beting. — Bócks- [1]: Knie eines Bocks oder ein ähnl. steifes Knie und ein Wesen mit solchen Knien. —
Déck-: Balken-K. —
Dúchten-: in Kähnen die Duchten mit der Futtrung verbindend. —
Gáljons-: Backen-K. —
Gíllings-: die Gilling am Spiegel bildend. —
Héck-: zur Verbindung des Hinterschiffs am Heckbalken etc. — Hínter- [1]:
1) Knie des Hinterfußes bei Vierfüßern. — 2) bei Pferden das Sprunggelenk, wie Vorder-K. der Gelenktheil zw. Kegel- und Schienbein am Vorderschenkel. — Híntersteven-: den Achtersteven mit dem Kiel verbindend, Reit-K. — Nēūn-: eine Pflanze, Spergula arvensis, wegen ihrer vielen starken Jnternodien. Fl. 37. — Schlīēß-, Schlōī-: Backen-K. — Sklāven- [1]. — Stéch-: hängendes Knie. — Wāge-: Pumpenmick. — Wínkel-:
1) rechtwinkliges. — 2) schlafendes Knie u. ä. m.
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