knicken
Knicken, intr. (haben und sein) und tr.:
(s. knacken) den mit „knick“ bez. Laut von sich geben oder hervorbringen; mit diesem Tone zerbrechen intr. (sein) und tr.; nam. auch — wobei die Beziehung auf den Ton oft ganz zurücktritt — so brechen, daß ein Knick (s. d. 2b) entsteht, z. B. auch von den Füßen des in die Kniee Sinkenden (s. knickeln 2), s. auch nicken, genicken etc.: 1) Das Glas hat geknickt, ein Ton hören lassen, wie er beim Zerspringen gewöhnlich ist, — ist geknickt, hat einen Sprung; Eine Blume ist geknickt, ist eingebrochen, so daß des Stengels Theile einen Winkel machen; Eine Blume k., sie so ein-, aber auch ab-k.: Der geknickte Halm ist [jetzt] ganz abgebrochen. Gv. 138; 2, 203; Der Dulder schritt einher, | ein schwaches Rohr, geknickt von Sturmgewalt. 4, 26; Die gelbe Rinde spellt’ er, | hob sie mit vorsicht’gem Holzkeil, | schälte ungeknickt vom Stamm sie. Garb. 93; Das überreife Korn knickte fast unter der Bürde der Ähren. M. 3, 116; Hier schlug so mörderischer Eisenregen | entgegen ihm, daß seine Reiterschaar, | wie eine Saat, sich k–d niederlegte. Hint. 36; Durch Windbruch geknickte Stämme. E. 8; Henker, kannst du keine Lilie k.? 5b; Knickt’ es [das Reisig] entzwei und umhäufte das Kesselchen. 2, 171; Il. 5, 216; Ihr schönes Haupt hing gleich einer geknickten Rose auf den Busen. 27, 8 etc. und übertr. (s. o.): Daß kein deutsches Policeiregiment ihr Selbstgefühl geknickt und ihren Charakter gebrochen hätte. Weim. 437; Die Hoffnungen des Mannes scheinen grausam geknickt zu sein. Oc. 2, 234 etc. Auch: Da woll’n wir Alles k. und knacken | und in kleine Stücke zerhacken. 1, 176 und: Er hat nur noch ein Ohr in die schon genugsam zerknitterte Karte geknickt. Br. 439b etc., — 2) Etwas zerdrücken, so daß man den Ton „knick“ hört: Hanfkörner (zer-)k., zerknirschen, zerquetschen; namentl. von Ungeziefer: Und durften sie [die Flöhe] nicht k. | und weg sie jucken nicht. | Wir k. und ersticken | doch gleich, wenn einer sticht. 11, 92; Und er knickte und er knackte | Pulices [Flöhe] und Klerisei. Rom. 149 etc. — 3) Mit den Füßen k., in die Kniee sinkend, gw. aus Schwäche, vgl. dagegen: knicksen und knappen (6) u. s. knien, Anm. und nicken: Jemand, ein Pferd knickt im Gehn; seine Füße k. (ein), s. knickeln 2 und Knick-Bein und -beinig: Ew. Excellenz stehen so derb auf den Füßen, anstatt daß mein Alter immer mit geknickten Beinen herumschlurft. 6, 349. — 4) übrtr.: aus Kargheit Etwas abzuzwacken suchen, vgl. abknappen, abkneipen, gew. knickern (s. d. u. Zsstzg.). — 5) Einen Hasen etc. k.,ab-k., richtiger ab-genicken (s. d., z. B. 1, 31b). — 6) dazu: Knickung, f., –en: das K. (nam.
1) und das Geknickte, der Knick: Weil der Flachs beim Fortschreiten durch die feiner geriffelten Cylinder mehr Knickungen empfängt. 1, 807.
Zsstzg. s. knickern, ferner z. B.: tr. u. intr. (sein): Áb-: knickend abbrechen: Stuhlbeine wurden abgeknickt. Auerbach D. 1, 29; O, welch ein zart und süß | abgeknickt Reis. Freiligrath Pol. 1, 30; Wenn der letzte Zweig, an dem wir uns halten wollen, abknickt wie ein schwaches Rohr. OMüller Ack. 430; Soviel die Eine vom Gebackenen abknickte, soviel bröckelten die Andern sich zu. IP. 1, 46; 124; Dieser Strahl knickte auch an der Erde ab. 3, 91 (vgl. Strahlenbrechung); Die scharfe Spitze abzuknicken. W.20,70 etc.; auch [5]. —
An-: ein wenig ein-k. —
Āūf-: knickend öffnen: Hanfsamen a. —
Eīn-: einen Knickoder Knicke in Etwas machen: Der Hase wird in der Küche eingeknickt, damit er bei Tafel leicht zu zerlegen ist, s. Hasenbrecher; Mit eingeknickten Beinen gehn; Der Hagel hat die Fenster eingeknickt, sie knickend zerschlagen etc.; intr.: Einige Scheiben knickten ein [vom Sturm]. Gutzkow Zaubr. 3,363; Die Füße knicken vor Müdigkeit ein etc. —
Hín-: geknickt hinsinken und hinsinken machen. —
Nīēder-: s. hin-k.: Die besten Pflanzen knickten Stürme nieder. KlGroth 87; Sauseten 2 bis 3 Brandkugeln herüber und knickten hinter der Schustergasse nieder. König Kl. 3, 289, schlugen mit knickendem Geräusch nieder. —
Úm-: knickend umsinken und umsinken machen: Daß ein Wirbelwind die Bäume umknickte. Kohl A. 2, 125 etc. —
Ver-: durch Knicken verderben oder zerstören; auch (selten) refl.: Durch Grillen nicht gedrängt, | verknickt sich keine Lust. G. 1, 96. —
Zer-: entzwei knicken: Sonst lehnet | deine Liebe auf ein Rohr sich an. | Ach, dies würde bald z. Göckingk (Matthison A. 8, 295); G. 8, 310; Zerknickt wie die Halmen .. nach einem Hagelschlag. Hebel 3, 157; Jene Lilien | von Valois zerknickt ein span’sches Mädchen. Sch. 266a; Thümmel 2, 206; So sinkt, im Sturm zerknickt, | der Lilie welkes Haupt. W. 20, 195; Dreschen .. | so hageldicht, daß zwischen Schlag und Schlag | sich unzerknickt kein Lichtstrahl drängen mag. 61; Ein Siegel .., unzerknicket. 11, 7; Die auffallenden Zerknickungen. Burmeister Gsch. 231 etc. —
Zusámmen-: knickend zusammenbrechen und zusammenbrechen machen: Im Fallen habe ich eine junge Eiche zusammengeknickt. Auerbach Gv. 26; Als sei er innerlich zusammengeknickt. vHorn rhD. 2, 273.
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