Faksimile 0963 | Seite 955
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Knicker Knickerei knickerg knickern
Knicker, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) Einer, der knickt (s. d. 4), Knauser: Wenn er 100mal in einer Stunde „Vergeuderin“ sagte, sagte sie 101mal: „Du K.! und das letzte Wort gehörte allemal ihr . . . . Da hob die [ertrinkende] Frau noch einmal die Arme aus dem Wasser und drückte den Nagel des rechten Daumes auf den Nagel des linken, wie man zu thun pflegt, wenn man einem gewissen Thierlein [Floh, s. 2] den Garaus macht und Das war ihr Letztes. Hebel 3, 137ff.; 319; Pfui, Angelo! so ein K. zu sein! Einen zweiten Schuß wäre er ja wohl werth gewesen. L. Gal. 3, 2; Reiche Ehrbarkeit wohnt wie ein K. in einem armen Hause. V. Sh. 3, 135; Ein K., ein Filz. Zschokke N. 3, 157. 2) scherzh.: Floh: So viele dieser K. und Zwicker aufgelesen. Arndt E. 131. 3) Klicker (s. Glicker), Schnellkugel: Beim K.-Spiele, wo Kugeln in ein Loch geworfen wurden. Guhrauer L. 2, 325; 324. 4) ein geringes Taschen- oder Klappmesser, gew. mit hölzernen Schalen, auch K.-Hengst (s. Kneif, Anm.). 5) eine Art kleiner einzuknickender und so zusammenzulegender Sonnenschirme. HHerz 160. 6) ein Werkzeug, Etwas zu knicken, z. B. ein Hasenbrecher; Läuschen-K., scherzh. Bez. des Daumens, nam. Kinderspr. etc. So auch (s. knicken 5) statt Genick- oder Hirschfänger: Wollte mit seinem K. den Burschen niederstoßen. vHorn Schmj. 131.
~ēī, f., –en:
Wesen, Treiben eines Knickers (1), Knauserei: Dann war ihre Liberalität noch widerwärtiger als ihre K. Heine Lut. 1, 70; Palleske Sch. 1, 230; Wieviel Aufwand und daneben unwürdige K.! Tieck A. 1, 297.
~g, a.:
knickernd, knauserig: Jenes k–e Zusammenhalten des bedachtsamen Bauern. Auerbach Tag. 37; Börne 3, 111; K. und knauserig. Holtei Mensch 2, 92; K. und filzig. Mügge Bild. 305; So schwerreich . ., so k. V. H. 2, 15; Den knickrichten, schurkischen Stipitzer. Sh. 2, 325; K–keit. Arndt E. 236; Kohl Südr. 2, 58 etc. Daneben: Wie knickig Ihr gegen eure armen Vettern .. seid! vHorn Schmj. 163; Hundert Zechinen und nicht mehr für des Fiesko Kopf! ... Sag deinem Herrn, er sei ein knickiger Mörder. Sch. 149b.
~n, intr. (haben):
1) mit hellrem Laut knackern, s. d. und vgl. knittern: Sie k. und beißen oft Tage lang so fort [an den Kernen]. Kohl Südr. 1, 126; Ein k–des Getöse. Ule Nat. 4, 203b etc. 2) knausern (s. Knicker 1): Gieb ihnen den Titel von Excellenzen | und knickre nicht mit Reverenzen. Heine Verm. 1, 169; Wenn der Markese an den Brillanten des versprochenen Kreuzes nicht zu sehr knickert. Reis. 4, 85; Der Erste, | mit dem [gegen den] er knickerte. L. Nath. 5,1; Er knickerte nicht um [den von ihm zu zahlenden] Lohn. Mügge Norw. 1, 82; Willst du k. mit deinem Gut? Rückert Mak. 2, 200; Er knickert gegen mich mit der Kleinigkeit von 1000 Louisdors. Steger Biogr. 46; Scheinbar großmüthig und immer wieder k–d. Tieck N. Kr. 2, 436; Mit Gefühlen und Poesie k. Nov. 1, 80 etc. und so Zsstzg. wie bei knausern: Einem Etwas ab-, sich ein Vermögen er- oder zu- sammen-k. etc.