Faksimile 0962 | Seite 954
kneten
Knêten, tr.: Etwas zu einer zuſammenklebenden
und weichen Maſſe. (,,knetbar“) machen; eine ſolche
Maſſe dann durch einander arbeiten; auch: dadurch
daraus Etwas bilden, formen, machen, eig. und übrtr.:
Mehl mit Waſſer zu einem Teig, den Teig, Brot k.; Wachs
k.; Daß wir aus Koth und Staub geknetet ſind. Alexis H.
2, 3, 58; Er iſt ein Teig für Pfaffen und die haben ihn
ganz weich geknetet. Börne 1, 197; Die röm. Kirch knet aus
dem Teig der Schrift allerlei Küchlein. Fiſchart B. 39a;
Wenn ihr erſt herauf, herum | durch allerlei Brimborium |
das Püppchen geknetet und zugericht. G. 11, 113; Er knetet
alles Gold zu Teig, | ihm wird es untern Händen weich. 12,
49; Der geiſtreiche Menſch knetet ſeinen Wortſtoff, ohne ſich
zu bekümmern, aus was für Elementen er beſtehe. 32, 221;
Einem Händereiben, einen Hut-K. [zerdrücken ꝛc.] 34, 252;
Wer Pech knetet, klebt ſeine eignen Hände zuſammen. Sch.
5, 23; Pflaſter knetten. Hebel 3, 28; Den dargebotenen
Stoff .. auf ihre Weiſe zurecht k. Kohl A. 1, 375; Zwei
verſchiedene Begebenheiten in eine k. L. 10, 81; Doch hatte
mich aus andrem Teig | als mein Geſchlecht der Herr ge-
knetet. Meißner Gd. 17; Daß Helden gekneteter Lehm ſind.
Platen 4, 31; Aus welchem Teig von Trug und Heuchelei |
und Stolz die kleine Welt, der Menſch, geknetet ſei. Thümmel
3, 80; Ihr Bienen, die ihr knetet | der Heimlichkeiten Schloß
[das Wachs zum Siegeln]. Tieck Cymb. 3, 2; Einem aus
Thon gekneteten Koloſſe. W. 27, 318 ꝛc.
Anm. Ahd. chnëtan, mhd. knëten, mit ſtarker Ab-
wandlung wie „treten“, vgl. Nimm Büchſenpulver .. und
knit das mit gebrenntem Wein. Büchſenmeiſter 32 ꝛc. Bei
Luther knett en. 1. Sam. 28, 24; 2. 13, 8 neben k. 1. Moſ.
18,6; Jer. 7,18; kn äten L. 8, 273 u. IP.; V. (ſ. durch-k. II).
Vgl. knetſchen, knautſchen ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Āūs-: Den Teig mit einem Male fer-
tig auszukneten. Karmarſch 1, 372. I. Dúrch-: Der
Teig wird .. mit 3 Pfd. Mehl und 2 Pfd. Waſſer durchge-
knetet. ebd., ſ. II. II. Durch-: Der Schnee bildet,
durchknetet von Sonnenblicken und Kameltritten, eine ſo un-
ergründliche Maſſe. Bodenſtedt 2, 243; [Der Honig] mit
Blumenſafte verſetzt und durchknätet. V. Georg. 237. In
einzelnen Fällen fraglich, ob Ioder II: Sowie die Weich-
linge des Orients in den Bädern durch beſondere Künſtler
ihre Gelenke d. laſſen, ſo laſſen Dieſe durch Künſtler andrer
Art ihren Geiſt d. Fichte 8, 346; Wenn das Unglück den jun-
gen Mann derb durchknätet. IP. 23, 173. Eīn-: Butter
e., in den Hafen ꝛc.; Eine Bohne in denTeig e. Um-:
knetend umarbeiten oder umformen: Nichts als der alte
„Abſchreckungs“-Sauerteig neu umgeknetet. Heine Lut. 2, 245;
Karmarſch 3, 545; Das warme Wachs zu etwas Anderm
um-k. König Jer. 1, 56. Ver-: Nach der beliebten
Manier, alle Produkte in den Teig einer künſtlich gemachten
Fortentwicklung des Dichters zu ver-k. Palleske Sch. 1, 310;
Verſtopfen das Loch mit Herd [Erde] .. ſo hart .. Dies ver-
knättet oder verſchoben Erdreich. Stumpf 610a. Zer-:
knetend auseinander bringen: Wenn dieſer Teig recht zu-
ſammen gedrängt iſt, ſo zerknete ihn. Rumohr Kochk. 103;
übrtr.: Wir ſeind ſo gar zertretten, | zerknitſchet und zer-
knetten. Waldis Pſ. 79, 9. Zū-: knetend hinzufügen.
Karmarſch 1, 372. Zuſámmen-: Mähnen u. Haare
ohne Wartung und Pflege zuſammengeknetet. HKleiſt E. 1 12;
Alles Dieſes .. knätet er .. in einen fein langen .. Roman
zuſammen. B. 7, 144; Thümmel 2, 14; Aus Betruge zu-
ſammengeknetete Gauner. V. Th. 15, 49 ꝛc.