Faksimile 0955 | Seite 947
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knabbern
Knábbern, intr. (haben) und tr.: an etwas Har-
tem nagen und beißen, eig. und übertr., auch refl. mit
Angabe der Wirkung: Knabbert Tannenzapfen, wenn’s
Brot alle geworden iſt. Görner Kinderth. 1, 40; Sucht mir
von euren alten Schweineſchwarten heraus, nicht zum K.
etwa, ſondern zum Leſen. Holtei Lammf. 1, 145; Das Nagen
von Gräſern und K. von Baumrinde. Immermann M. 2,
139; Sobald ſie ſich an ihrem Kohle ſatt geknabbert. 196;
Er neidſcht dich, daß du dich in dieſe uralte Literatur tauchſt,
unterdeſſen er an längſt geleerten Eierſchalen knabbert. Zelter
3, 70; 5, 388 ꝛc. und ſo Zſſtzg. wie bei „nagen“ (ſ.
d.) z. B.: Daß die drei Schwerenöther [die kalten Tage]
Fritzen ſeine ganze Orangerie in Sansſouci abgeknabbert
haben. Holtei Lammf. 1, 296; Zu be-k. den Abgang [Ab-
fall]. Droyſen Ar. 2, 83; Etwas an-, auf-, be-, ver-k. ꝛc.
Anm. Wohl Tonw., mit mannigfachen Nbnf., z. B.:
Das knappernde Nagen des Todtenwurms. Auerbach Dicht.
2, 144; Lichtenberg 3, 594; Die Nüſſe zu knappern. Tieck N.
2 29, vgl. knacken; ferner: Haſen knopperten an den
Kräutern. Steffens Erl. 6, 85 und übertr.: Wir geben unſer
Beſtes ſchwarz auf weiß, Jeder kauzt ſich damit in eine Ecke
und knoppert daran wie er kann. G. 23, 60 ꝛc. Ferner: Ge-
ſunde Mauszähne, mit denen ſie Alles knuppern konnte.
Auerbach Barf. 63; Wie die Ziege ſo gierig knupperte und
ſchmatzte. Gv. 120; Steckte Zuckerwerk in das Mäulchen und
knupperte wie eine Maus. Brentano Wehm. 131; Und knuppre
dabei an ’ner Mandel. Droyſen Ar. 3, 175; Man knupperte
müde und überſatt am Salat. Gutzkow Zaubr. 3, 373; Höfer
V. 41; Hausbl. (57) 1, 40; Eine ſo verlogene Gevatterin,
wie je eine Ingwer knupperte. V. Sh. 2, 61; Willkomm Sag.
’1, 211 ꝛc.; Dieſes .. Thierchen beknupperte den .. Offi-
cieren die Röcke. Kohl E. 3, 272 ꝛc., auch: Wer knupert
an meinem Häuschen? Grimm M. 81, und intr.: hart ſein,
ſo daß es unter den Zähnen knirſcht (ſ. u. knuſpern): Mit
knupperndem Zwieback. Dingelſtedt 15. Ferner: knab-
beln, knibbeln, auch mit anlautendem „gn“: Be-
gnaben das Obſt. Mandeslo 45a ꝛc., ſ. Brem. Wörterb.
2, 521; 816; 822 ff. und vergl. dazu: (Geeſt-)
Knabbe ꝛc., ein knabberndes Heideſchaf. 816, und die
Gnubberkrankheit“ der Schafe, wobei ſie „mit dem
Maule gnubbern“. Falke 1, 345, und veralt. Knibbe =
Krätze, ſ. Friſch 1, 527c. Ferner: Er giebt Jedwedem
gerne ſatt | zu knäubeln und zu naſchen. Geisheim Ged.
2, 46; Ich knaupelte an allen den Räthſeln ꝛc. Thüm-
mel 1, 209; Das Wachslicht-Zerknaupeln. G. (ſ.
Freſe G. 2, 44) ꝛc., vgl. die Berührung mit „kläubeln“.
Schm. 2, 374 und 350. Ferner: Höre .. eine Sau an
Eicheln knarfeln. Auerbach Gv. 33; Knarben. Grobia-
nus 204a (ſ. Friſch 1, 529b); In Laub und Feigen knar-
pen [die Ziegen]. Immermann M. 2, 165; Das Mäuschen
.., das da knirpt. Sternberg BrM. 318; knorpeln ꝛc.,
ſ. auch: knarren und dazu: knirren, knirſchen ꝛc. Nam.
aber auch: Zerſtörendes Knuſpern. G. 36, 366; An den
Zweigen des Lorbeerhaines knuſpert. Zelt. 6, 42; Knuſperte
mit ihrem . .. Zähnchen an den Hanfkörnchen. Gutzkow R.
5, 154; Eichhörnchen, welche Bucheckern knuſperten. Blaſ. 1,
281; Wo die armen Leute an den alten Schul-Brotkruſten
ihrer Jugend ſpäter noch lange zu knuſpern hatten. Heine
Verm. 1, 107; 189; 311; Freiligrath SW. 3, 100; Kürn-
berger Am. 374; Presber Wolk. 53; Willkomm Sag. 1,
250 ꝛc. Auch Zſſtzg.: Wenn ich die Zweige abknuſperte.
Fouqué 8, 30; Abgeknuſperte Brodrinden. Prutz Muſ. 1,
1, 91 ꝛc.; Ein Mäuschen beknuſperte die Nuß. Kohl A. 3,
365; Daran [an dem Geheimnis] herum geknuſpert. Prutz
Muſ. 3, 5; Indem die Zwerge, ſobald einer ein Stück Fleiſch
aufgegabelt hatte, es ſogleich wieder herunterknuſperten.
Willkomm Sag. 1, 89; Den Vorrath von Erbſen ver-
knuſpert. Gutzkow Zaubr. 1, 19 u. ä. m., aber auch intr.
wie „knuppern“: [Das gebratene Ferkel] knuſpert nur ſo.
Alexis H. 1, 2, 393; Das ſcheinbar widerſtrebende Knu-
ſpernde. Tieck N. 5, 192. Ferner mit feinerm Ton:
Kniſpern an einer alten erbettelten Brotrinde. Eichendorff
Phil. 37; Beim leiſeſten Geräuſch kniſpernder Mäuſe. Holtei
Menſch. 1, 14; Immermann M. 1, 207 ꝛc., ſ. auch kniſtern
und ſo: Knuſperig: hart gebacken oder gebraten, ſo daß
es unter den Zähnen knirſcht (kniſtert, kracht), u. dafür auch:
Jenes Ferkel, dem der Franzos die knupprig gebratene
Haut abgefreſſen. . G. 1, 183 (vgl. Frommann 5, 153 und
das von mir dort 6, 83 Angeführte); bei Campe „knacke-
rig“, engl. crisp, dem das mehr mundartl. „kraſpeln,
kruſpeln, kruſpelig“ ꝛc. (ſ. Adelung unter „Knorpel“)
entſpricht, z. B.: Wenn eine Maus zwiſchen der Vertäfelung
kraſpelte. Muſäus M. 5, 26; An einem verwirrten
kraſpeligen [krauſen] Aſt. Fiſchart Garg. 251b ꝛc., auch:
Der ſauſenden, ſiedenden Gluth und noch kraſpelnden
[knatternden] eingeſchloſſenen Flammen. JvMüller 15, 264.
Vgl. viele mit „kn“ anlautende Tonw., z. B. die allge-
meineren: knapp(ſ)en, knipp(ſ)en ꝛc., knack(ſ)en, knick(ſ)en ꝛc.;
knarren, knirr(ſch)en ꝛc.; knaſtern, kniſtern ꝛc.; knattern, knit-
tern ꝛc. S. nam. auch: Knorpel; Harſch, Anm. und nagen.