Faksimile 0953 | Seite 945
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Klügelei Klügeler klügeln
Klügel~ēī, f.; –en: Geklügel: Kalte K–en. Knebel
3, 56; Gehorſam iſt beſſer als K. Pz 2, 48. ~er, m.,
–s; uv.: Einer, der klügelt, Klügling: Die Klügler,
die unſre liebe Jugend locken zur Philoſophia und wiſſen
ſelbſt eben ſo viel [d. i. wenig] davon, als v. der Theologia.
Luther 1, 373a; Ihr Klüglee, die ihr das Gebet | als un-
gereimt und eitel ſchmäht. Ramler F. 3, 38; V. Br. 2, 163
ꝛc.; Scharfſinniger, als es irgend ein Staats-Klügler
[Politiker, ſ. ſtaatsklug] ausdenken mag. Sturz 1, 39 ꝛc.;
Ha du Überklüglerin. Wolfſohn 2, 71 ꝛc. ~n, intr.
(haben) u. tr.: klaubend und tiftelnd ſinnen; ſpintiſie-
ren, grübeln, nam.: ſpitzfindige Klugheit überſchätzend,
an unpaſſender Stelle anwenden ꝛc., vgl. vernünfteln:
So die Wort Gottes aus den Augen thun und dieweil mit
Gedanken k., wieviel unter einer oder beider Geſtalt ſei.
Luther 5, 295b; Die bekennen, daß viel Irrthums im Papſt-
thum ſei, aber ſie k., es gebühre dem Luther nicht zu ändern.
302a; Paulus verwirft alle ſolche Fragen und K., was wir
ꝛc. 6, 255a; Wo man ihrer hohen Kunſt nach ſollte k., ſo
ꝛc. 315b; Nicolai 1, 182; Wenn ins Eis des k–den Ver-
ſtandes | das warme Blut ein bischen muntrer ſpringt. Sch.
12a; Ich klügle nicht, ich thue meine Pflicht. 357b; Dein
k–des Buch. V. 3, 61 ꝛc. u. ſo Zſſtzg., z. B.: Ab-:
Einem Etwas a., durch klügelnde Gründe Einem Etwas
abſprechen: Klügeleien! Damit wollen Sie doch wohl nicht
gar unſerer Sprache die Schicklichkeit zum Hexameter über-
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haupt a.? B. 17Ba. Án-: klügelnd anfechten ꝛc.
Stolberg 3, 157. Āūs-, tr.: klügelnd ausſinnen
oder finden, er-k.: Nun hat Moritz ausgeklügelt, daß es
eine gewiſſe Rangordnung der Silben gebe ꝛc. G. 23, 192;
Mit ſo ausgeklügelter Benutzung jedes Räumchens. Immer-
mann M. 1, 277; Was ſtiftet größeres Unheil ..., das
klügelt mir aus, meine Teufel. Sch. 165b; Daß ſie zu ge-
höriger Vertheilung und Ausgleichung der Staatskräfte eine
ſehr künſtliche Verfaſſung ausklügelten. W. 31, 418 ꝛc.,
auch: klügelnd ausforſchen, ergründen: Du, den aus-
zuklügeln | ſelbſt Meiſtern nicht vom Stuhl gelingt. Thümmel
2, 21; Alle Geheimnis der heiligen Schrift mit menſchlicher
Vernunft a. wollen. Zinkgräf 1, 6 ꝛc. Be-, tr.: Et-
was zum Ggſtd. ſeines Klügelns machen; klügelnd
darüber aburtheilen: Wer mit Ihnen das Ding bloß
a priori beklügelt B. 178a; Droyſen A. 2, 228; Ihr
mögt ihn tadeln oder ihn b. Platen 2, 92 ꝛc. Dahêr-:
mit Klügeleien daher geſchritten kommen. Luther 6,
255a. Er-: aus-k., klügelnd erſinnen, durch
Klügeln hervorbringen: Daß ſich Tugend nicht e. läſſt und
daß gute und edle Geſinnungen nur aus guten und edlen
Trieben hervorgehen können. FHJacobi 5, 191; Gefällige
Grundſätze zu e. Kant SchE. 61; 72; Mag gleich dein
[Gottes] Wie und Wo kein Spllogism e. Koſegarten Po.
2, 288; Tieck NKr. 3, 89ꝛc. Herāūs: aus-k.: Heraus-
rechnen und -klügeln, was er werth ſei. Tieck Nov. 5, 50.
Über-, tr.: überklug meiſtern. Luther SW. 64, 243,
auch: überklügen. 63, 286. Ver-: ſ. Klug, Anm.