Kluft
Klúft, f.; Klüfte; Klüftchen, lein; -:
1) etwas Geklobnes, Gespaltnes, Spalt, Riß etc., nam.:
a) eine weit klaffende, tiefe Höhlung in einem Berge, Felsen etc., tiefe Schlucht, Abgrund etc. (s. Geklüft), z. B.: Da wird man in der Felsen Höhle gehen und in der Erden Klüfte. 2, 19 etc.; Aus tiefen Klüften. 6, 367; K. vor ihm, K. zur Seite und oben jähe Wand. Sieh .. den Strom .. | sich stürzen in der Klüfte Schoß. 65; Der Adler . ., schwingt sich in die K. | der grünen Thäler hin. 2, 59; Antworteten die Klüfte. 8a; In des Gebirges Klüfte | barg der Troglodyte sich. 55a; Abschüssige Gründe | hemmten mit gähnender K. hinter mir, vor mir den Schritt. 77a; Floh .. durch Busch und K. 495b; Od. 2, 20 etc. —
b) oft übertr.: etwas zwischen zwei Ggstdn Liegendes, wodurch sie weit und schroff von einander getrennt sind. 16, 26; Wollen und Können sind freilich durch eine große K. getrennt. Br. 2, 64; Die K., die uns trennt. 19, 81; Die K., die mich von jener Lehre trennte. 22, 231; Er suchte die durch seine Maßnahmen so weit gerissene K. zwischen uns durch entgegenkommende Freundlichkeit zu verbergen. R. 8, 184; Daß zwischen Würde und Person noch eine große K. liegt. Sold. 68; Nichts kann die K. der Welten überbrücken. 1, 393; Sie kann die Menschen .. nicht trennen, ohne Klüfte zwischen ihnen zu befestigen, ohne Scheidemauern durch sie hindurchzuziehen. 10, 269; Gehorchen! — Herrschen! ungeheure, schwindlige K. 162a; Helfen Sie mir diese K. von [die dazwischenliegende] Zeit überspringen. 743b; Ich entdeckte die K., welche die Herzen beider Gatten trennte und verzagte, sie ausebenen zu können. 1, 127 etc. —
c) ferner der Zwischenraum eines z. B. durch Keile etc. aus einander geklobnen Baums: Hielt diese K. dich peinlich eingeklemmt. Sh. 3, 27 etc. — So auch überh. Risse und Spalten in Bäumen, s. Eis-K. — Ahnl. veralt.: Ein Feuer . . in meiner Beine Klüften (s. Anm.). 2, 46 1, 13), s. Horn- K. —
d) Bergb.: Risse und Spalten im Gestein: Edle oder Erz-K. (vgl. Gang 7); Taube (mit tauber Bergart), faule K. (mit schmierigen Letten gefüllt) etc., s. Zsstzg.: Seine Wunder im Innern der Erde auf Gängen und Klüften anstaunen. 19, 72; Daß ein ganz leeres Klüftchen den Gang aus seiner Richtung bringt. 40, 179; Das, was sie Klüfte nennen, man könnte sie auch für Gänge ansprechen. 206 etc. Auch: Der Stein lässt sich leicht schaben und raspeln, hat keine Klüfte. G. 2, 71. — 2) Forstw.: Kloben (5), Scheit: Ob der Herr gleich Steine und Klüfte vom Himmel regnet. Wachholdergehölz’ und trockene Klüfte der Ceder. Orpheus 952. — 3) in vielen Gewerken, eine Zange, s. Feuer-K. und vgl. Kluppe. — 4) Schiff.: eine Verscherbung zweier mit einem spitzen Winkel in einander gefugten Hölzer. — 5) Zimmerm.: ein zusammenzuklappendes Richtscheit oder Winkelmaß, Schmiege.
Anm. Ahd. chluft in Bed. 3, mhd. kluft in Bed. von „kloben“, aus einander spalten, s. 5, 164, auch „Klucht“, das aber auch (144), in andrer Abstammung, „Lust, Spaß“ bed., vgl.: Unsere Possenspiele .. mit den niederländischen Kluchten vergleichen. Lit. 3, 475. — Veralt.: Der hängt sich mit Gefahr | an eine Klüfte hin. und dazu Mz.: Klüften. 6, 2; 1. 13, 6. Auch Mz. ohne Uml.: In Kluften der Erden. Th. 72 und (mundartl.) Diebesklüfter. 324b.
Zsstzg. z. B.: Ábgrunds- [1a]: Kl. M. 2, 672. — Bérg- [1a]: Im Schoß der B. Matthison 105; Thümmel 6, 31; V. Ov. 1, 207 etc.; Berges-K. Rückert Mak. 2, 86. —
Dīēbs-: Diebshöhle, s. Anm. — Eīs- [1c]: durch Frost im Holz eines Baums entstandne Risse, Wetter-K.: Die inwendigen und verborgenen Waldrisse oder Eisklüfte. Krünitz 10, 227 etc. — Erd- [1a]: Ein Orkan .., | je länger ihn die E. eingezwänget. Alxinger D. 153. — Erz- [1d], u. so Gold-K. etc. — Féls- [1a]: Treibt die Herde zur F. B. 216a; G. 19, 315; V. 3, 17; 18; Od. 12, 256; 13, 347 etc.; Felsen-K. G. 4, 153; Sch. 547b; Uhland 385 etc. — Fēūer- [3]: Feuerzange. — Gáng- [1d]: s. Wasser-K. (1). Humboldt KlSchr. 1, 39. — Hāār- [1d]: haarfeine Kluft oder Spalte: Sie kommen vor als Haarklüfte, sodann in der Breite einer Linie. G. 40, 136; 217 etc. — Hänge- [1d]: Tage-K., nicht in die Teufe fallend, sondern vom Tag ins Hangende oder Liegende. — Höllen- [1a etc.]: In die tiefste H. Uhland 337. — Hórn- [1c]: bei Hufthieren, nam. bei Pferden, eine die Hornwand in der den Fasern entgegenlaufenden Richtung durchschneidende Trennung. Falke; Thümmel 1, 14; Wald-H. Campe. — Kapéllen- [3]: Zange zum Anfassen der Kapelle oder des Testes, Probier-K. — Kórn- [3]: Zängchen, das abgetriebne Silberkorn aus der Kapelle zu heben; dann überh. kleine Zange, z. B. der Wund- ärzte. — Krēūz- [1d]: Quer-K., quer über einen Gang streichend. —
Létten-: Schmer-K. — Mórgen- [1d]: nach dem Streichen, im Ggstz. der Spat- K., s. Morgengang. — Prōbe-, Probīēr-: Kapellen-K. —
Quêr-: Kreuz-K. — Schíchtungs- [1d]: Humboldt K. 1, 263. — Schmêr-, Schmīēr- [1d]: faule Kluft. — Spāt- [1d]: s. Morgen-K.: Im Hammit sind hier und da sehr schmale Spatklüfte. Forster Ans. 3, 106. —
Stēīn-: Fels-K. —
Tāge-: Hängekluft. — Thāl- [1a]: Wo die liebliche Th. | gegen den südlichen See | abschießt. Arndt 157. — Verwérfungs- [1d]: Karmarsch 3, 374. —
Wásser-:
1) [1d] in Ganggebirgen mit Wasser angefüllt, Gang-K. —
2) [1a] eine mit Wasser gefüllte Schlucht: Wenn der Sturm | in dieser W. sich erst verfangen. 539b, vgl. Br. 328b. — Wétter-: Eis-K.
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