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klopfen
Klópfen, intr. (haben) u. tr.:
mit kurz in raschem Takt auf einander folgenden Schlägen wo auftreffen, so daß es hohler und dumpfer schallt als das entsprechende „Klappen“ (s. Anm. u. vgl. pochen): 1) Jemand oder Etwas klopft, z. B.:
a) Mein Herz (s. 3), das sonst ruhig schlug, klopft [od. pocht] fieberhaft erregt; Dem sein Herz wie ein Hammer klopft. Gutzkow R. 5, 198; Stilling 3, 161; Mir klopft das Herz vor Angst. Heinse A. 2, 187; Mit k–dem Herzen und bebender Hand. Immermann M. 4, 73; Ihr Herzchen klopfte nicht mit minder Ungeduld | als Jhres, gnäd’ger Herr, nach dieser Geisterstunde. W. 11, 212; Das Herz klopft gegen oder an die Rippen, die Brust etc. (s. b). Auch unpers.: Wie klopft mir’s im Busen! etc., selten (s. e) mit Accus. st. des persönl. Dat.: Dann klopft’s mich bang in dem Herzen deinetwegen. FrMüller F. 75.
b) Einer, der Einlaß begehrt, klopft; Jemand, man (Ramler F. 2, 297), es (Benedix 1, 149; G. 11, 63) klopft, es wird geklopft, s. Es I, 7 und Herrig 18, 131; Daß Dichterworte | um des Paradieses Pforte | immer leise k–d schweben. G. 4, 2 etc. Gw.: An die Thüre k. (s. klappen 1b). Ap. 12, 15; Börne 3, 22; Falk Mensch 15; Grimm M. 224; Gutzkow R. 3, 331; Schlegel Sh. 6, 268 etc.; Es klopft ans Fenster. Werner Febr. 29 etc. Daneben mit einer Nüance, nicht Das bez., was vom K. getroffen wird (s. e), sondern nur den Ort, wo das K. erschallt: Vor meiner Thüre dich vorbeigewiesen, | an der du müde, durstig von der Jagd, | zu k. kamst. G. 13, 282; Indem klopft Jemand an der Thüre. Hebel 3, 245; Klopfte er an ihrem Fenster. 188; Wer klopft an meinem Hause? Musäus M. 1, 100; Schlegel Sh. 6, 190; Stilling 4, 44; Zinkgräf 1, 274 etc. (s. a und c), auch: Vor eines tauben Mannes Thür k. Fischart B. 46b.
c) ferner z. B.: Der Böttcher klopft mit der Klopfkeule auf die Reifen, od.: er klopft am Fasse (herum), arbeitet k–d an demselben, s. b; Die Spechte k. (Höfer V. 270; 141), k. mit dem Schnabel an die Rinde des Baums oder am Stamme (s. b u. herausk.); Auf den Busch (s. d. 4) k.; In die Hände k. oder gw. klatschen (s. d. 1e): Du klopftest froh, wenn seine Hand | das Urbild traf. Nicolai 1, 129; Einem Beifall k. (s. 2 und zu-k.).
d) Einen oder auf Einen k. (s. e), schlagen: Sie klopfte und hauete drauf los. Gotthelf Sch. 198 etc.; Spr. 23, 35; Die Piemontesen in einer großen Schlacht tüchtig k. Hackländer SoldKr. 135; Höfer V. 33; Auch in jener Schlächt .. hab ich sie wacker mit geklopft. Kotzebue NSch. 10, 95; Nicolai 1, 180 etc.
e) Etwas oder auf Etwas k. (s. d), z. B. Fleisch k., mürbe k. (s. 2); Flachs, Wäsche k. (s. bläueln) etc.; nam. in Bezug auf Körpertheile, z. B.: Jemandes Hand, Wange etc. k. oder: auf seine Hand etc. k., liebkosend etc., z. B.: Indem er ihre Hand ergriff, sie flüchtig klopfte. Klencke Stolb. 221; Du erräthst, sprach er, ihre Wange k–d. 239 etc. Die Pers. steht dabei häufig im Dat. (s. Herrig 15, 57 ff.): Er klopfte ihr schweigend und ernst die Hand. 232 etc., auch wenn der getroffne Theil mit „auf“ etc. beigefügt ist: Einem auf die Achsel (Eichendorf Ph. 38; Sch. 113b etc.), auf die Schulter (Alexis H. 1, 1, 184; Arnim 157; Lewald W. 1, 347), auf die Finger (s. d. 2m, strafend, z. B. Alexis H. 1, 1, 113; Börne 2, 249; Danzel 423 etc.)k.; Dem Pferde an den Hals k. Grimm M. 227 etc. und unpers. (von einer nicht näher best. oder zu bestimmenden Pers.): Da klopft’s ihm auf die Schulter sacht. Uhland 370. Jn einer gw. Anakoluthie aber (über die Herrig 15, 60 zu vgl.) findet sich auch ein Obj. statt des persönl. Dat.: Sie klopft ihn auf die braunen Wangen. Gellert 1, 15; Er klopft sie in den Nacken | und kneipt sie [ihr] in die vollen Backen. 107; 3, 72; Dabei klopfte er mich auf die Achseln. L. 13, 134; Rabner 4, 363; Eine derbe knochige Hand klopfte sie zwischen die Schultern. Prutz Mus. 1, 72; Nun klopft ihn Jener auf die Schultern. Stilling 3, 173; Thümmel 6, 59; W. 9, 128; Indem er sie sanft auf einen ihrer Arme klopfte. 7, 35; Die Herren, die nicht auf guten Rath hören wollen, ein wenig auf die Finger k. 32, 17 etc.
f) So auch (s. e): Geld auf den Schwanz (s. d.) k. oder schlagen, es „unterschlagend“ (s. d.) Jemand darum ,,prellen“ oder ,,beschnellen“, wo sämmtliche Ausdrücke mir davon hergenommen scheinen, daß eine Münze, die Jemand auf einem Finger lose hält, wenn man von unten, an dem einen Ende (gleichsam dem Schwanz) dagegen schlägt oder schnellt, ihm fortfliegt, vergl. Schwänzelpfennig und schwänzen. 2) tr.: s. 1a, c—f; Einen Hengst k., durch Zerklopfen der Hoden wallachen, s. Klopphengst etc., s. Anm. auch mit Angabe der Wirkung: Etwas mürbe, weich k. etc.; Die Motten aus dem Pelz, den Staub aus dem Rock k.; Einen aus dem Schlaf (oder auf-) k. 3) der substant. Infin.: Das K. (s. 1), auch in Zsstzg.: Das Herz-K., ein sehr stark erregter Herzschlag, oft als krankhafter Zustand; ähnl.: Hirn-K. etc., seltner: Allzustarke Herzensklopfung. Heine Sal. 1, 192 etc. Klopfer (s. u.).
Anm. Ahd. chlophon, chloppen, mhd. klopfen, vgl. klapp, Anm. und Glocke! Die sich genauer an „klappen“ etc. anschließende niederd. Form z. B.: Und kloppet in die Hände (s. L. 3, 172). Naumann etc. und burschik.: kloppen = handeln, schachern; verkloppen = verschachern, verkaufen. Vollmann (wohl mit Bezug auf den „Zuschlag“, doch s. ver-k.) etc., s. Klöppel etc.
Zsstzg. vergl. die von klappen, schlagen, prügeln, wamsen etc., z. B.: Áb-:
1) Einen a., aus-, durch-k. etc., prügeln. Immermann M. 3, 68 etc., s. auch abklappen 3.
2) Etwas a., durch Klopfen entfernen; Beim Auslaugen der von den geglühten Blechen abgeklopften Massen. Karmarsch 2, 526; Den Staub vom Rock a., metonym.: Den Rock a., gw. aus-k.; Die Garben vorläufig a., s. Klopfe 3 etc. Einem Etwas a., ihn darum betrügen, s. [1f]undvgl. Buschklepper. An-:
1) intr.: an Etwas klopfen, nam. [1b]: Klopfet an, so wird euch aufgethan. Matth. 7, 7 etc.; Das A. an die Thüre. Fichte; Das heißt a., wenn man die Thüre schon aufgemacht. L. 3, 316; Vor Ihrer Gnadenthür a. W. Merck 2, 74 etc., auch von person. Wesen: sich nahend melden: Das Alter ist ein höflich Mann, | einmal übers andre klopft er an etc. G. 2, 253, ferner übertr.: Bei Einem wegen Etwas a., leise und vorsichtig nahend danach bei ihm anfragen etc. (vgl.: auf den Busch klopfen), z. B. Benedir 9, 149; G. 30, 184; Gutzkow R. 4, 115; Luther 4, 471a; Palleske Sch. 1, 262 etc., vgl.: Nun hatten wir freilich den Widersacher, ungeachtet mancher seiner a–den klüglichen Versuche nicht hereingelassen. G. 27, 109; Nicht mit der Thür ins Haus, ins Land mit Waffen fallen, | a. wird er erst an seines Vaters Hallen. Rückert Rost. 46b; Soll er auch Andere entweder unmittelbar oder indem er an ihren Reden und Schriften anklopft, fragen, ob etc. Schleiermacher 3, 2, 356 etc.
2) zuw. tr. (s. 1): Schon klopfen die verklärten Lieben | Paradiesespforten kühnlich an. G. 4, 137; Wir haben alle Felsen der Gegend angeklopft. Stein 3, 100, an der Oberfläche beklopft, s. d. Āūf-:
1) intr.: Mit dem Stock a.; Daß daran in Bronze der Tod immer mit der Hippe aufklopfe, wenn es eine neue Stunde schlage. Gutzkow R. 3, 414 etc.
2) tr. [2]: Uns a. aus unserer Faulheit. Gott- helf U. 2, 119 etc.; Nüsse a. [klopfend öffnen]. Hebel3, 12. Aūs- [2]: Den Staub a., aus dem Zeug; Die Asche a. Kompert Pfl. 1, 138, aus der Pfeife; Die Körner a., aus den Garben; Den Puder a. OMüller Bürg. 20; Einem die Mucken [Grillen etc.] a. Gotthelf U. 2, 29 etc. = her- aus-k. und meton.: Das Zeug, die Pfeife (Musäus Ph. 2, 60), die Garben (G. 25, 71), den Busch (s. d. 4) a.; Einen a., durchprügeln; Was nur von fern nach Liberalismus bisamt, wird in die frische Luft von Sibirien gehängt und mit der Knute ausgeklopft. König Leb. 2, 230 etc. Be-, tr.: Etwas b., allseitig daran klopfen; Fels um Fels beklettert und beklopft. G. 27, 232; 223; Heuhaufen b. Goltz 1, 32 etc. Dúrch-: s. ab-k. (1). König Kl. 1, 28. Eīn-: Den Nagel e., in die Wand; Die Wand e., klopfend einstürzen machen etc. Entgêgen-: z. B. [1a]: Mein Herz kennt Lauren und klopft ihr entgegen. Uz 2, 199; Ein Drama, aus welchem der lebendige Pulsschlag der Zeit Ihnen entgegenklopfte. Prutz GschTh. 113. Er-: zu klopfen beginnen, namentl. [1a]: Lauter erklopft das Herz. Kosegarten Po. 2, 68. Hêr-, Hín- etc.: namentl. [2], z. B.: Der jenen goth’schen Schlingel, | der den Reim zur Thür hinausgeklopft. Platen 1, 320; Der Specht klopft weithinschallend an den dicken Stämmen den eingebohrten Käfer heraus. Tschudi Th. 182; Als sie .. Nüsse aufklopften und schon ein tiefes Loch in den Stein hineingeklopft hatten. Hebel ,3, 12 u. ā. m. Nāch-: z. B. klopfend nachklingen: Immer klopft’s noch mir im Ohr nach, seit ich dort war bei dem Goldschmied. KSchimper; Etwas nachträglich klopfen etc. Ver-, tr.: Wir nun, wo es nur offen ist, | verstopften und verklopften mit altem Lumpenwerk [das Hineingestopfte fest klopfend]. Droysen Ar. 2, 37; Einen ver-k., durchprügeln, geißeln, eig. und übertr.: Jeder .. wurde in dem erwählten Gewande tüchtig und plump verklopft. Palleske Sch. 1, 91, bekam satirische Hiebe etc., so auch: Geld ver-k., es todt schlagen, verschwenden. Gotthelf Sch. 262; 390; U. 2, 204; 345; burschik.: Etwas ver-k., s. [Anm.], es verkaufen, versetzen etc. Wég- [2]: Nun wurden die Studenten .. vom Tanzboden weggeklopft. Kinkel E. 407. Zū-: Einem Plan lauten Beifall z. Musäus M. 5, 75. Zusámmen- [2]: durch Klopfen zusammenbringen, auch: so auf einen geringen Raum zusammenbringen: Die einzupackenden Bleche z. etc. u. ä. m.