Faksimile 0946 | Seite 938
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klingeln
Klingeln: 1) intr. (haben): raſch auf einander
folgende hellklingende Töne hervorbringen (vgl. klin-
gen); Dieſe Schlüſſel k. dieſen Schlüſſelfeinden übel in den
Ohren. Fiſchart B. 8a; Wenn die Schellen recht wacker klin-
gelten. G. 24, 221 (vgl.: An dem Geſchirre klingen Schel-
len. 223); Gutzkow R. 5, 481; Immermann 3, 196; Wenn
ihm heute nicht die Ohren [ſ. d.] k., ſo halte nicht viel auf
ſeine Ahnungskraft. G. Lav. 13; Der Lohn von drei Jahren
klingelt in meiner Taſche. Grimm M. 265; Ein metallner
Klang, ein K. faſt, die Ladſtöcke fahren in die Musketen.
Gutzkow R. 8, 475; Daran [an der Münze] geklingelt, ob er
probat ſei. Hebel 3, 183; K. [ſ. klappern und klippern]
gehört zum Handwerk. Immermann M. 1, 53; Die Glocke
der Hausthüre .. zurückgebogen, damit ihr K. die Stille nicht
unterbrechen möge. Voigts H. 189; Als nun rings im Ge-
ſang die kryſtallenen Klänge [der Gläſer] melodiſch | klingel-
ten. V. 1, 153 ꝛc. a) Nam. auch: mit der Klingel
(ſ. d.) ein Zeichen geben; die Klingel ziehn oder damit
läuten: Gegen Acht wurde ſie hörbar. Sie klingelte. Gutz-
kow R. 6, 400; An einem koſtbar geſtickten Schellenzuge k.
8, 396; An der Thüre k. ꝛc. Die Perſ., der das K. gilt,
die durch das K. gerufen wird, ſteht gew. im Dat.:
Klingle dem Schütz, er ſoll ſie ins Narrenhäusle ſtecken. Auer-
bach Barf. 160; Seinem Bedienten k. Börne Par. 1, 95;
Chamiſſo 4, 307; Gutzkow R. 1, 433; Möſer Ph. 3, 48;
Muſäus M. 2, 97; Ph. 4, 84, doch auch, zumal bei
Eigenn., wo der Kaſus durch die Form nicht klar iſt,
mit Präpoſ., nam. mit „nach“, vergl.: Ich klingelte
nach Baſtian .., klingelte ihm wieder. Thümmel 2, 233;
Nach Windhack [dem Diener] zu k. Gutzkow Zaubr. 2, 281;
Klingelte nach dem Schatzmeiſter. Münchhauſen 99; Auf
Friedrich k. ꝛc. b) zuw. leeren inhaltloſen Klingklang
machen: In der Dichtkunſt hat er mit Worten herzlos ge-
klingelt. Xenien 122; Was ſingelt ihr und klingelt im So-
netto? V. 4, 171; Ihr k–des Sonetto. 170; Ihr beluſtiget
nur das Ohr, | o Pandor’ und Tamborino und o Klinge-
ler in dem Schwung. 3, 53 ꝛc. 2) intr. (ſein): ſich
klingelnd fortbewegen, ſ. hin-k. 3) tr., refl. mit
Angabe der Wirkung: Sich müde, matt, (ab-)k.; Der Narr
hat mir mit Pralereien den Kopf dämiſch geklingelt. Arndt
Ber. 423; Sich die Arme müde k. Börne 4, 64; Das Ge-
ſinde, welches .. Gertrude mit dem Bund Schlüſſel aus dem
Schlaf klingelte. Muſäus M. 2, 139; auf-k. ꝛc.
Anm. Nbnf. mit fremder Endung: Die Büchſe [das
Geld darin] klingeliert. Heine Verm. 1, 186; bair.:
klin(g)ſeln. Vgl.: klenge(l)n ꝛc., beiern (ſ. d.), läuten. Schm.
Zſſtzg. vgl. die von läuten, klingen, tönen ꝛc.,
z. B.: Áb-, refl. [3]. Āūf-, tr. [3]. Āūs-:
1) intr.: zu Ende klingeln: Dieſe Lippen brauchten nur
zu pfeifen und. die ganze Kleriſei hatte ausgeklingelt. Heine
Reiſ. 2, 157; Fiſchart B. IIa; Hat ausgeklingelt und aus-
geklüngelt die Schellenkappe? Gutzkow Zaubr. 2, 312.
2) tr.: unter Schellenklang öffentlich ausrufen und
bekannt machen: Keine Sache, welche man auf der Gaſſe
a. läſſt. Schücking Gſ.Erz. 3, 137; IP. 34, 114; 42, 222
ꝛc., vgl. aus-ſchellen, -trommeln ꝛc. Er-: 1) intr.:
ſ. erklingen. 2) tr. (veralt.) [1a]: Man muß ſie [die
Schlüſſel] .. deſt[o] mehr e., bis ſie ertauben. Fiſchart B. 8a.
Hêr-, Hín- ꝛc., z. B.: Zu großem Schlittenzuge
geſellt, durch die weiten Ebenen hin-k. [2]. G. 32, 113;
Wozu die Bedienten herbeigeklingelt wurden [3]. Forſter Br.
1, 198 ꝛc. Nāch-: z.B. klingelnd folgen ꝛc.: Dieſe
Narrenſchellen, mit der man der Melpomene nachklingelt. L.
7, 35 ꝛc. Über-, tr.: klingelnd übertönen: Aus
einem andern Klave [Clave], welcher unſere Schlüſſel weit
ü. und überſtimmen würde. Fiſchart B. 49a. Um-, tr.:
klingelnd umgeben: Wie Schellenkappenträger mich um-k.
Heine Lied. 102; Die Schellenkappe der Thorheit, | die ſo
lange mein Haupt umklingelt. 338. Zer-: klingelnd
zerſchmettern, tr. und intr. (ſein): Daß die Glaswaare
in tauſend Scherben zerklingelt. V. Sh. 2, 617 u. ä. m.