Faksimile 0944 | Seite 936
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klettern
I. Kléttern, intr. (haben und ſein, vgl. Anm. zu
flattern, fliegen ꝛc.): ſich anklettend oder feſthaltend,
an etwas Steilem ſich fortbewegen, ſteigend und zwar,
wie Dies, zunächſt aufwärts, dann aber auch mit An-
gabe der Richtung, abwärts ꝛc., ebenſo „klimmen“,
ſich anklammernd ſteigen, nur daß Dies noch auf größre
Steilheit und daher auf ſchwierigeres, mühſeligeres
Steigen deutet (vgl. ſchwzr. „kletten, klebern, kläuen“.
Stalder = k.), z. B.: Von.. hier aus kann man nicht mehr
gehen; man muß ſteigen und zuweilen k. und zuweilen
klimmen. Seume Sp. 287; Wenn man ſtatt dem Spazie-
rengehn ſpazieren klettert. Blumauer 1, 197 ꝛc.; Ein Luft-
ballon, ein fliegender Vogel, der Rauch ſteigt in die Höhe,
aber ſie k. nicht, weil ſie zum Steigen ſich nicht an-
halten, dagegen dichter.: An ihren bunten Liedern klet-
tert | die Lerche ſelig in die Luft. Lenau 1, 65, und mit
Rückſicht auf das Sich-durchwinden durch die klem-
mende Enge: Der Rauch in dunkeln Kränzen | klomm
und trieb ſich durch die Rauchflucht. Freiligrath H. 253, aber
gw.: Spechte, Baumläufer (ſ. Baumklette), Klettervögel,
Affen, Katzen, Marder ꝛc., Turner, Kuſtelnſteiger, Matro-
ſen ꝛc. k.; auch von Pflanzen, die ſich emporranken,
heißt es: Sie k. So heißt z. B. der Stengel von
Wicken ꝛc. k–d oder klimmend, scandens; An der
Wand des Hauſes klettert noch Wein in die Höhe. Höfer V.
144; Eine Art Feige, welche .. an den .. Waldbäumen
emporklettert. Burmeiſter gB. 2, 239. Zuw. auch von
einem ſteil ſich emporwindenden Pfade, ſ. hinanklim-
men. b) An einer Stange in die Höhe (hinauf-, em-
por-); aufs Dach (hinauf-); vom Dach auf die Erde
(hinunter-, herab-); an der Stange auf- und ab-,
auf- und nieder, über den Zaun (hinüber); in das
Fenſter (hinein-, ein-) k., klimmen; Der Turner hat
lange geklettert, geklommen [ſich k–d gemüht], bis er zum
Gipfel emporgeklettert (geklommen) iſt [dieſen k–d erreicht
hat]; Jonathan klettert mit Händen und mit Füßen hin-
a uf. 1. Sam. 14, 13; Wie macht man’s um auf-zu-k.
[aufs Reitthier]? Baggeſen 4, 82; Er ſtürzt in den Feind,
klettert auf befeſtigte Höhen. Engel 7, 184; Die Knaben
waren auf die Kutſche geklettert. G. 14, 24; Ich habe
geſtern Tag und Nacht | auf dem Gebirg herumgeklettert.
7, 242; Felix, der umhergeklettert war. 18, 1; Felſen,
worauf man Gemſen umher-k. ſah. 31, 199; Kletterten
aus dieſer Tiefe hervor. 21, 254; Der Frieder, wie eine
Katze, klettert hinauf. Hebel 3, 76; Kletterte an ſteilen
Felſen hinan und gleitete in Abgründe hinab. Muſäus M. 1,
19; Zum Gefängnis auf-zu-k. [empor-k.]. Lenau 2, 303;
Das Empor-K. im Brunnen. Platen 5, 256; Über den
Dorn . . | klettert ſie flink wie die Katz. V. 2, 127 ꝛc.
2) auch mit räuml. Accuſ., gw. mit Beifügung der
Richtung: Den Baum hinan-, hinauf-, hinunter-,
herab-, nieder-, auf- und ab-k.; Ich bin .. bei
Halberſtadt den akten Juden hinangeklettert. L. 12, 82;
Den Baum an-k. Rollenhagen Froſch. 135; Auf Knien
und Füßen | an-k. ihn die Rangen. Sternberg BrM. 233;
Wie das Geſchöpf die Pyramide aufklettert. IP. 3, 127;
Kletterte Fels empor und jähes Gebirg. Sonnenberg D. 1,
486; Nachdem ich etwa 30 Fuß hoch mit großer Mühe über
die Trümmer emporgeklettert war. W. 18, 9 ꝛc. Selten
ohne Beifügung der Richtung: Einen jähen Berg zu k.,
[ſ. be-, er-k.] iſt dann meine Freude. G. 14, 66.
3) auch ren. mit Angabe der Wirkung, z. B.: Sic!
matt, müde oder ab-k., klimmen; Jtzt wollt’ ich wieder um-
kehren und ſiehe da, ich hatte mich feſtgeklettert. Koſegar-
ten 2, 108, vgl. Sich ver-k. ꝛc.
Zſſtzg. vielfach, vgl. die von klimmen und ſteigen,
z. B.: Áb-: 1) [1; 2] ſ. ein-k. 2) [3]. Án-:
[2]. Āūf- [1; 2]. Be-: tr., ſ. [2]: Berg um
Berg beſtiegen, Fels um Fels beklettert. G. 27, 233; Bren-
tano Fr. 1, 463 ꝛc. I. Dúrch- [1]: hindurch-k.
II. Durch-: kletternd durchſtreifen ꝛc.: Das alte ver-
fallne Gemäuer | durchklettr’ ich. G. 1, 74. = Eīn-:
hinein-k.: Die Scenen beim Ab- und E. [in den Wagen].
Holtei Jahr. 1, 333. Empōr- [1; 2]. Ent-:
intr. (ſein): kletternd entſteigen: E. die Gnomen | ..
dem dunſtigen Schacht. Matthiſſon 146. Er-: tr.: Et-
was e., kletternd erreichen, erſteigen, bis auf den Gipfel
gelangen: Berghöhen (G. 14, 162), eine aſtloſe Fichte
(18, 22), die ſchroffen Pfade (31), den Maſt (276), den
Wall (Lenau Alb. 177) e.; Erklettert die Bäum wie eine
Katz. Fiſchart Garg. 179b; Man kann mit ſeiner Stimme
ſteigen und ſteigen und erklettert wohl endlich das Jauchzen
der Gallerie. Börne 5, 229; Der Mond .. auf ſeiner erklet-
terten Bahn. IP. 31, 87; Der Geiſt, der Sonnen zu e. |
vermag. Thümmel 2, 4, ſ. auch Erklittern. Fórt-:
intr.: 1) (haben und ſein) fortfahren zu klettern, wei-
ter klettern: Ich war eine Stunde lang ſo fortgeklettert.
Knebel 3, 130. 2) (ſein) ſich kletternd fortbegeben,
weg-k. Hêr-, Hín- ꝛc. [1; 2]. Nāch-: klet-
ternd folgen, nachſtreben ꝛc.: Das Bedürfnis mag nach-
her durch ihre Schluchten ängſtlich nachgeklettert [den ſteilen
Weg nachgewandelt] ſein. G. 14, 175; Daß .. Eitelkeit
dich hinriß nachzuklettern. Klinger Th. 2, 259; Die geübtern
Burſche klettern den Gemſen nach [thun es ihnen gleich].
Mager Leſ. 2, 169; WhMüller 2, 249 ꝛc. Nīēder-
[1; 2]. I. ūber-: hinüber-k. II. Über-: tr.:
kletternd überſteigen: Die Pyrenäen (Börne 3, 215), einen
Gebirgsriegel (G. 19, 45), Gartenmauern (OMüller Bürg.
33), Felſen (Scherr Nem. 2, 289), eine Umzäunung (Seals-
field Leg. 2, 118) ü.; Nach Überkletterung der ſteilen Felſen.
Tſchudi Th. 458 ꝛc. Um-: ’tr.: Etwas u., darum
herum-k., es kletternd umgeben: Hütten, von Ziegen um-
klettert. König Kl. 3, 323; Doriſches Bildwerk. | Nur Ei-
dechſen u. es jetzt. Platen 2, 216; 1, 193; Jäger, die ..
luftige Gipfel u. V. Od. 9, 121. Ver-: refl. [3]:
ſich feſt klettern, kletternd an eine Stelle gelangen, wo
man nicht fortkann, ſ. ſich verſteigen: Wenn eine Ziege
ſich verklettert hat und nicht weiter kann. Kohl A. 2, 268;
Südr. 1, 272 ꝛc. Wég-: fort-k. Zū-: Einem
Gegenſtand z., kletternd zuſtreben u. ä. m.