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kleiden Um-Kleiden Um-Kleiden
Klēīden: 1) tr. (refl.): mit Kleidern oder mit den
zum Anzuge nöthigen Gegenſtänden verſehn, den Kör-
per damit zu bedecken: a) Dabei handelt es ſich von
Kleidern (ſ. d.) bald imengern, bald im weitern Sinn:
Ein Vater iſt verpflichtet, ſeine unmündigen Kinder zu k.,
wozu dann auch z. B. Hemden, Strümpfe, Schuhe ꝛc.
gehören, obgleich dies im engern Sinne keine Kleider
ſind; Sich nach der Mode k. ꝛc., dagegen: Sauber ge-
kleidet, aber ſchlecht beſchuht gehn; Er trägt feine Wäſche, iſt
aber nicht fein gekleidet; Die Lämmer k. dich. Spr. 27, 26,
verſehn dich mit Kleidern oder eig. dem Stoff dazu;
Vater und Sohn waren wie Menächmen überein gekleidet.
G. 20, 244; Daß ich meine Mädchen nicht überein kleide
[uniformiere]. 15, 211; 18, 200; Das Jüngferchen klei-
det ſich immer | zephyrlich. V. 1, 54 ꝛc. Übertr.: So denn
Gott das Gras auf dem Felde ſo kleidet. Matth. 6, 30 ꝛc.
b) ugw. ſtatt an-k. (ſ. d.), mit dem An-k., mit der
Toilette beſchäftigt ſein: Sie kleidet ſich. Jfland 5, 3, 64.
Ferner prägnant: Gekleidet = geputzt: Überhaupt biſt
du nicht oft genug gekleidet ꝛc. 5, 1, 32. c) zuw. =
be-k. (ſ. d.), (von Kleidern oder Kleider-Ahnlichem)
Etwas decken; Wiewohl ein harter Stahl die harten Kno-
chen kleidet. Alxinger D. 70; Ihm kleidet die leichte Rinde
der Seehund. Kl. Od. 1, 264; Wolle mit gätuliſchem Pur-
pur | doppelt gefärbet | kleidet dich. W. HB. 1, 188 ꝛc.;
Schande kleide meine Widerſacher, | Schmach umhülle wie
ein Mantel ſie. Mendelsſohn Pſ. 109, 29; Nun k. die Blät-
ter die Bäume. Hagedorn 3, 146; Schon kleidet die Felſen
junges Moos. O Müller Med. 1, 58 ꝛc. Selten (ſ. be-k.
2b): Demjenigen, der es [das Amt] kleidete. Forſter Voln.
XVI. d) zuw. ſt. des üblichern be-k. mit Kleidern od.
Kleidähnlichem bedecken: Ein Tau ꝛc. k. od. be-k., ſ. Kleid 4;
Den Altar, die Kanzel k.; So ließ ich den Taufſtein in unſerer
Kirche k. .. den Altar be-k. Gellert 3, 173; Eine Kugelbüchſe k.,
mit den nöthigen Beſchlägen verſehn, garnieren ꝛc.,
ſ. e. So auch im Ggſtz. vom Nackten; übertr.: Aber
k. will ich deine Tugend, deinem Glücke auch den Schein ge-
ben. Börne 2, 293. Mit abhäng. Präpoſ.: e) mit
„mit“ (ſ. d) = mit Etwas be-k., bedecken: Jch kleidete
dich mit geſtickten Kleidern. Heſ. 16, 10; Kleidete ſich mit
Purpur und köſtlicher Leinwand. Luk. 16, 19; 1. Moſ. 41,
42 ꝛc.; Sich mit Eifer wie mit einem Rock. Jeſ. 59, 17; ſich
mit Gerechtigkeit. Pſ. 132, 9; Einen mit Heil k. 16; Sie
müſſen mit Schanden und Scham gekleidet werden. 35, 26;
Ich kleide den Himmel mit Dunkel. Jeſ. 50, 3; Hiob 38, 9;
Ihr himmliſch Bild, das itzt der Ernſt der Ewigkeit | mit
ſtiller Majeſtät und höherm Anſehn kleidt. Haller 208; Die
Bruſt war mit einem ... Flaum gekleidet. Hebel 3, 309;
Wenn mit Blumen die Erde ſich kleidet nen. Sch. 516b ꝛc.,
ſ. f; vgl.: Die Pfaffen k. ihre Weiber .. von den Kleidern
der Götzen [mit Kleidern von denen ꝛc.]. Baruch 6, 32 ꝛc.
f) gw. mit „in“ u. Accuſ., eig. u. übertr.: In grü-
nen Sammet, in Grün k.; Die Hoffnung, in welche du dich
ſelbſt kleideteſt. B. 293a; Die Mörder, in die Farbe ihres
Handwerks gekleidet. 296b; Wiewohl Etliche in Schneeweiß,
Etliche in Kohlſchwarz .. gekleidet gehen. Fiſchart B. 26a;
Gellert 1, 125; In 3 verſchiedene Farben gekleidet. G. 20,
65; Ich wollte mich . .. in blaues Tuch neu k. 28, 181;
Mein dürftig Smyrna kleidete ſich in die Farben meiner Be-
geiſterung. Hölderlin H. 1, 34; Die ſchlüpfrigſten Gedanken,
wenn ſie nur in feine unanſtößige Worte gekleidet ſind. L. 11,
175; Sie kleide nicht in heiliges Gewand | der rohen Stärke
blutiges Erkühnen. Sch. 414a; Die Blumen k. ſich in ange-
nehmes Grün. 26b; Seine Einbildung darein zu k. [in dieſe
Farben]. W. 9, 19; Da ihre Phantaſie in Grün ſich wie-
der kleidet. 20, 233 ꝛc. g) vereinzelt mit „in“ und
Dat. (ſ. f): Ein nordiſcher Hof, halb gekleidet im wilden
Eiſen der alten Zeit, halb im Tuche unſerer Tageshelden.
Börne 1, 377; Der du ſogar | in weichem Sammt, in wei-
ßer Seiden | die frühe Blüth des Birnbaums pflegſt zu k.
Brockes 1, 8; R. hatte ſich in der bekannten ehrerbietigen
Aufwartungstracht gekleidet. Gutzkow R. 9, 410; Stolberg
Il. 18, 518 ꝛc. 2) Ein Kleid ꝛc. kleidet gut, ſchlecht,
ſchön ꝛc. = ſitzt, ſteht, läſſt ſo, bringt den genannten
Eindruck hervor, u. prägn.: Es kleidet [gut], iſt kleid-
ſam, paſſt ꝛc., dann auch übertr. Die Perſ. ſteht da-
bei zumeiſt im Accuſ. z. B.: Als hätteſt | ein neues Kleid
du angeſchafft und kämſt | .. zu fragen, | wie dich es kleidet.
G. 8, 11; Die weiße Binde kleidet dich nicht, dieſe wird ſchon
luſtiger ausſehen. 18, 82; Die Weiber ſind eitel von Hauſe
aus, doch es kleidet ſie. 212; Mich kleidet Eiferſucht noch we-
niger als dich. 7, 4; Dich kleidet’s, wie ein Raſender zu to-
ben! 11, 120; 9, 290; 293; 10, 38; 73; 12, 298;
13, 154; 15, 185; 16, 253; 17, 12; 19, 175; 373;
20, 209; 240; 22, 61; Eine Lebensweiſe, die .. eine Novelle
nicht übel gekleidet hätte. 27, 252; 29; 227; 374; 38, 89
ꝛc.; Wie trefflich es ihn kleidet, ſeinem Karl .. den Glauben ..
zu ſtehlen! Sch. 269b; Auerbach Ab. 60; Dicht. 2, 14; Be-
nedix 5, 142; Blumauer 1, 3; Börne 1, 198; B. 5a; Droyſen
Ar. 3, 141; Forſter R. 1, 16; Gervinus Lit. 5, 654; Sh.
1, 53; Gutzkow R. 2, 193; Hackländer SoldKr. 26; Einen
Weiſen kleidet Leid wie Freude. Haller 95; Heine Reiſ. 2,
245; 4, 33; Höfer V. 28; Immermann M. 2, 78; L. 2,
210; 6, 435; 10, 149; 12, 264; Lewald Ad. 210; Platen
2, 120; 4, 349; 6, 51; Prutz E. 1, 29; 3, 236; FSchle-
gel Fl. 1, 69; 81; Schleiermacher 3, 2, 222; Tieck A. 1,
62; 321; DBl. 2, 30; W. 3, 233; 22, 17; Zinkgräf 1,
271 ꝛc. Seltner iſt der perſönl. Dat., z. B.: Eine
Rolle, die ihm nicht gut kleide. Auerbach Dicht. 2, 95; Kohl
Irl. 2, 111; FNicolai (Danzel 270; 407); FSchlegel Flor.
1, 172 ꝛc. Für den Dat. ſpricht indeß die Analogie
(Etwas ſteht mir gut, ſchlecht ꝛc.), die Bed. (ſ. die
Bſp. in 1c u. vgl.: Wolle, mit Purpur gefärbt, kleidet
dich, doch kleidet ſie dir nicht ꝛc.) u. das Nichtvorkommen
des Paſſivs. 3) zu 2: Kleidung, f.; –en; –s-:
ſowohl das K. als auch nam. das zum K. Dienende
(Kleidungsſtück ꝛc.), umfaſſender als Kleid, vgl. Tracht:
Matth. 6, 25; 28; 2. Macc. 3, 33; Eine gute Kleidung
ohne genugſame Wäſche iſt ſoviel als keine. L. 12, 28 ꝛc.,
u. Zſſtzg. ſ. die von Kleid, z. B.: Morgen- (G. 18,
274); Schanz-(Gerſtäcker BlW. 47), Staats-Kleidung. Keller
gH. 2, 81 ꝛc., ſ. Zſſtzg, von kleiden.
Zſſtzg. z. B.: Ab-: 1) (Bauk.): a) abputzen
(ſ. d.): Die Wohnung waren 4 Lehmwände, zur Nothdurft
abgekleidet. Forchhammer (Mager Leſ. 2, 167). b) durch
eine (Bretter-)Wand ꝛc. abtheilen, abſchauern; Abklei-
dung, auch die abſchauernde Wand ſelbſt. Adelung.
2) zuw. ſtatt ent-k. (ſ. d.): Daß er ſich a. und nackend
ſehen ließ. H. An-: Einen, ſich a., anziehn, mit allen
zum Anzug gehörigen Stücken: Er iſt noch nicht ganz an-
gekleidet; Daß er angekleidet ſich aufs Bette legte. G. 1, 189
[bei Matthiſſon A. 11, 148: Daß er ſich aufs Bett gekleidet
legt, durch welche Andrung der im Vergleich mit den
entſprechenden Strophen um einen Trochäus zu lange
Vers auf das richtige Maß gebracht iſt] ꝛc.; Ankleidung.
Vralt.: Sich [Dat.] Etwas a. [anlegen], ſich in Et-
was a. [kleiden] ꝛc., z. B.: Sie eilte zum A. des neuen
Staates. Arnim 126; Die Zucht ſoll er ſich kleiden an.
H. 13, 215; Die Bäume kleiden ſich in weißen Atlas an.
Mühlpforth Hochz. 7 ꝛc., auch: Hundert Farben | kleiden
ſchöner die Braut an. H. 15, 234 ꝛc. Āūs-: 1) Ggſtz.
von an-k.: Einen, ſich a., ihm, ſich die Kleider aus-
ziehn: Was hat man an den nackten Heiden? | Ich liebe
mir ’was auszukleiden, | wenn man doch einmal lieben
ſoll. G. 34, 329; Sie kleideten mich aus, ich ſaß im Bade
da. W. 12, 261; 23, 289 ꝛc., vgl. Ent-k. 2) Einen,
ſich a., kleidend ausſchmücken, ausputzen: Wie Liebesgöt-
tinnen mit Roſenkränzen auf den Häuptern ausgekleidet. Lohen-
ſtein A. 1, 618, jetzt meiſt wegen der leichten Mißdeu-
tung (ſ. 1) vermieden, doch noch häufig = ver-k., von
Mummenſchanz ꝛc.: Die ärgſten zwei Lumpenhunde . ..
wollen wir a. als Grafen. Weiſe Kom. 315 (Grimm) ꝛc.
3) Etwas a., einen hohlen Raum inwendig be-k., u. ſo
auch refl.: Höhlungen, welche an den Wänden mit Kryſtalli-
ſationen ausgekleidet ſind. Karmarſch 3, 196; Mit Tapeten
a. Kinkel E. 245; Mit einer Schleimhaut ausgekleidete Gru-
ben. Lenz Nat. 3, 49; Vogt Oc. 1, 103; Das ganze Rinn-
ſal .. kleidet ſich mit ſolchen Kalklagen aus. Volger EE. 379
ꝛc. 4) Auskleidung, f.; –en: ſowohl das Aus-
kleiden als das dazu (2; 3) Dienende: Setzten ſie zuerſt
ihren Schmuck und die äußern A–en ihrer Schönheit zurecht.
Gutzkow 11, 117; Monatbl. 1, 539a ꝛc. Be-: als
Kleid oder mit einem Kleid, etwas Kleidähnlichem oder
etwas einem Kleid Verglichnem bedecken, ſ. Um-k. I:
1) Eine Perſon b.; Ich bin nacket geweſen und ihr habt mich
bekleidet. Matth. 25, 36; 6, 29; 2. Kor. 5, 3 (ſ. über-k.);
Die lang-bekleidete Geiſtlichkeit [in langen Gewändern].
G. 23, 333; Wie ich mich b. ſoll. Logau 2, 1, 35; 3, 1,
20 ꝛc. Der bedeckende Ggſtd. gw. mit „mit“ eig. u.
übertr.: Mit einem Rock, mit einem Sack, mit Leinwand,
mit einer Wolke (Off. 10, 1) b.; Meine Widerſacher müſſen
mit Schmach angezogen und mit ihrer Schand bekleidet wer-
den wie mit einem Rock. Pſ. 109, 29, u. ſo z. B.: [Der
König] hat uns kaum mit neuen Ehren bekleidet, die erſt aus-
getragen ſein wollen. B. 293a; Einen mit dem Purpurman-
tel, mit Majeſtät, mit einer Würde b., vgl. inveſtieren
u. 2b. Vralt.: In einen wollenen Rock bekleidet. Olearius
Perſ. Baumg. 65a ꝛc. Im Part. auch zuſammengeſetzt,
z. B.: Hermelin-, purpurbekleidet; Jenen kaftanbekleideten
Kaufmann. Bodenſtedt 2, 44; ferner: Unbekleidet = nackt
ꝛc., ebenſo 2. 2) Etwas b., ebenfalls mit „mit“,
vralt. ,,in“ u. im Part. in Zſſtzg. z. B.: a) ſ. ver-k.
2a: Sammt bekleidet [bedeckt] den Altar; Den Altar, den
Thron b., mit Sammt b.; Die ſammtbekleideten, goldbe-
franzten Stufen des Throns. HHerz 3 ꝛc.; Die Ankertaue b.,
ſ. Kleid 4b; Die Mauern, die Decke ꝛc. mit Kalk, Gips,
Stuck, Marmor, Tafelwerk, Getäfel ꝛc., die Wände mit Ta-
peten ꝛc. b.; Ein Schiff, die Jnhölzer und die Deckbalken des-
ſelben mit Planken b.; Die Ankerflügel mit Brettern b.;
Eine Bürſte b., die obre Seite, wo der Draht oder Bind-
faden ſichtbar iſt, mit einem Brettchen ꝛc. belegen; Ei-
nen Schacht b., mit Balken und Brettern ausſchlagen;
Einen Deich b., mit Raſen, Flechtwerk ꝛc.; Wälle, Bruſtweh-
ren, Schanzen mit Raſen, Faſchinen, Schanzkörben ꝛc. b.;
Den Meiler mit Raſen, Kohlenlöſche ꝛc. b.; Die Garten-
mauer mit Laubwerk b.; Der Bau iſt kaum vollendet | und
ſchon erſcheint die kahle Mauer hier | mit farbiger Lebendig-
keit bekleidet. Platen 3, 163 ꝛc.; Ein nacktes Gerippe b. 2,
278, mit Fleiſch und Nerven b. L. 6, 286 ꝛc.; Jene Berge,
vom Fuße bis zum Gipfel mit hohen dichten Bäumen beklei-
det. G. 14, 61; Der Berg . ., mit Äckern und Weinbergen
bekleidet. 9, 38 ꝛc.; Einen Gedanken mit Worten b. Klinger
7, 90; Stellt man ein .. Blech in eine Spirituslampe, ſo
bekleidet es ſich ſehr bald mit Ruß. Mitſcherlich 22, 362 ꝛc.;
Ein Theil der Wangen fängt an ſich zu b. Winckelmann 4,
192, mit Haaren. Vralt.: Zuckeräpfel ſind .. in gefärb-
tes Wachs bekleidet. Logau 3, 9, 64 ꝛc. b) an a ſchlie-
ßen ſich zunächſt Wendungen, wie: Daphne, bekleidet
unſre linke Seite! ſ. Devrient 1, 297 = ſetzt euch an dieſe
Seite; Daß wir an einem Tiſch b. eine Bank. Rachel 7,
111, auf einer Bank ſitzen, dieſelbe einnehmen ꝛc. und
daraus entwickelt ſich die abſtrakte Wendung: Eine Stelle
(Mendelsſohn 4, 1, 274), einen Platz (G. 16, 229), ein
Amt (39, 216), einen Poſten, anſehnliche Kriegsbedienungen
(L. 5, 105), die Prätur (W. HB. 1, 199), einen Charakter
(Chamiſſo 4, 310) ꝛc. b., dem Sinn nach zieml. = mit einer
Stelleꝛc. bekleidet ſein (ſ. 1), aberwohl nicht (wie Adelung
u. A. wollen) daraus entſt. Zuw. (vgl. 3): Dieſe Stelle
begleiten. L. 11, 76; 13, 326, wie umgekehrt: Eine
Freundin, die ich heim bekleidete [ſtatt begleitete]. Hartmann
BB. 115. 3) Dazu: Bekleidung, f.; –en: ſo-
wohl das B., als das dazu Dienende, nam. 1 und 2a:
Gewänder und alle Arten von Bekleidungen. G. 31, 301;
In der Bekleidung und Dachung [des Hauſes]. Seume Sp.
253; Die Bekleidung des Meilers abnehmen ꝛc.; Die Holz-
begleitung (ſ. 2b) des Zimmers grün angeſtrichen.
Mügge Silt 1, 62. Eīn-: in einſchließende Kleider
oder Kleiderähnliches hüllen, einhüllen, z. B.: 1) eig.,
wo jedoch gw. der Begriff hinzutritt, daß Jemand mit
dem Kleide und durch dasſelbe in einen neuen Zuſtand
eingeführt wird: Einen Rekruten als oder zum Soldaten
e.; Einen Livreebedienten e.; Eltern, die im Kinde den Men-
ſchen ſofort zum Diener e. und umſchnüren. IP. 36, 33 ꝛc.;
Eine Nonne e.; Daß mich der heilige Vater geſandt hat, dich
einzukleiden. Thümmel 2, 203; Eigennützige Verwandte hat-
ten ſie zum Schleier beredet. Am Tage der Einkleidung ꝛc.
Gotter 3, 33 ꝛc.; Einen Geiſtlichen e., inveſtieren (ſ. d.);
Einen Todten e., ins Sterbekleid zum Begräbnis; Nicht
hat die Mutter | ihn e–d beweint. V. Od. 24, 293; Bis ich
.. gewirkt ein Leichengewand. ... Daß nicht .. Eine mich
tadle, | läg’ uneingekleidet der Mann. 2, 102 ꝛc. Zuw.
ohne Nebenbegriff: Gott der Schlachten | .., in tönendes
Erz eingekleidet. Sch. 224a, gew. gekleidet, vergl.: Ge-
ſchwinde | kleidt ſich Alles in Äther ein. Jris 7, 526 (Lenz)
ꝛc. und übertr.: Ihnen künftig die Lehre und Arznei in die
von ihnen geliebten Süßigkeiten e. Fichte 8, 378. 2) Et-
was e., in Worte ꝛc., ihm eine Form des Ausdrucks
geben; Lukretia, deren Empfindungen der Dichter in ein lan-
ges Selbſtgeſpräch einkleidet. Eſchenburg Sh. 559; Die Be-
gebenheiten unſrer Zeit römiſch einzukleiden [lateiniſch aus-
zudrücken]. L. 3, 182; Er gefällt ſich im Toben, ſeine
Liebeserklärungen weiß er nur in Flüche einzukleiden. Tieck A.
1, 166 ꝛc.; Nie wird man gewahr, daß er e. will. Sturz 1,
72 [eine Form für den Inhalt ſucht ꝛc.], ſelten: Wenn
Sie Ihren Hochmuth nicht in ſo freundſchaftlichen Verſen
hätten e. wollen. Rabner Br. 226; Er kleidete Das unter
dem Wortſpiel ein ꝛc. Gutzkow 3, 115. 3) Dazu:
Parabel ..., eine Erzählung aus dem gemeinen Leben,
mehr zur Einkleidung (2) und Verhüllung einer Lehre als
zu ihrer Enthüllung. H. 13, 235; Die Anmuth in der
Einkleidung (2) ſöhnt .. mit der .. empörenden Schilderung
aus. Sch. 28a; Den Menſchen in ſeiner Nacktheit und in allen
ſeinen Einkleidungen (1) und Verkleidungen .. kennen zu ler-
nen. W. 13, 21 ꝛc. Selten: Die Eingekleidetheit
(2) in eine andre Sprache. Morſtädt Komm. 12. Ent-:
Ggſtz. von be-k. (ſ. d.): Das, womit Jemand oder
Etwas bekleidet iſt, entfernen, z. B.: Man entkleidete
die Jungfrauen zuerſt bis auf die Hemder. Heinſe A. 1, 318;
Da der Schüler improviſierend die deutſch auftauchenden Ge-
danken augenblicklich e. und fein lateiniſch umkleiden ſoll.
Raumer Päd. 3, 1, 61; Oft hilft mir Tacitus der Großen
Stolz e. Hagedorn 1, 40, in ſeiner Blöße zu ſehen ꝛc.
Das Entfernte, womit der Ggſtd. bekleidet war, ſteht
gw. im Genit., zuw. auch mit „von“, das bei „Ent-
kleidung“ das Gw. iſt: Die Menſchen der Thierheit zu e.
Platen 7, 145; Wilhelm .. entkleidet ſich großmüthig ſeines
fürſtlichen Daſeins. Sch. 775b; Alles leiblichen Stoffs ent-
kleidet. Vogt Köhl. 97; Einen ſeiner Würde, ſeines Amts e.
ꝛc.; Alle Gewalt iſt im Volke, das damit bekleidet und davon
entkleidet, wen und wie es will. Claudius 6, 3; Schon | vom
Leib’ entkleidet [verklärt]. W. 28, 88, vgl. 2. Kor. 5, 4 ꝛc.;
Die Entkleidung des Gedankens von allem Zierrath ꝛc.
Über-: mit einem Kleid oder etwas wie ein Kleid
Deckendem überdecken und zwar ſowohl einfach tranſ., als
auch faktitiv, ſ. be-, um-k. I: Daß damit unſre Seele | für
dieſe Leimenhöhle [ſtatt mit dem irdiſchen Körper] | mög’
überkleidet ſein. SDach (WMüller Bibl. 5, 148); Mattheſius
Rechtf. 10; 49 ꝛc., vgl. 2. Kor. 5, 2 ff.; Die ausgedehnten
Weiden am Bergeshang, mit dem friſcheſten Grün überkleidet.
G. 18, 286; Das Innere der Kirche wurde mit Marmor
und Gold überkleidet. Gutzkow Zaubr. 4, 296; Daß Schup-
pen nöthig waren, die Fiſche zu ü. H. Erinn. 1, 436; Den
ganzen Einband ü. [mit Leder]. Karmarſch 1, 382; Die
Wände mit ſchwerem Seidenſtoffe überkleidet. König Jer. 1,
215; Die Puppen überkleidete Statuen. JP. 3, 12; Wir
haben euch geſchaffen Mann und Weib, damit ihr einander
überkleidet. Rückert Mak. 2, 31, nach der Anmerk.: Bild-
liche Bezeichn. der innigſten Lebensgemeinſchaft zwiſchen bei-
den Gatten; So wird jene Herbigkeit des Lebergeſchmackes
faſt gänzlich überkleidet und verlieblicht. Rumohr Kochk. 54;
Doch überkleideſt du die Palmen. Thümmel 5, 7; Dieſelben
ü. ſich ganz wie die Mooſe mit Kalk. Volger EE. 378 ꝛc.
I. Um- (vgl. II.): 1) einfach tr.: Etwas umkleidet einen
Ggſtd., umgiebt ihn als Kleid oder wie ein Kleid, um-
hüllt ihn, vgl. 2: Der rhetoriſche Reichthum, der Schiller’s
dramatiſche Geſtalten umkleidet. Devrient 3, 402; Epheu hat
deine ſchlanke | Götterbildung umkleidet, | .. Säulenpaar.
G. 2, 169; Welche Schönheit ſie umglänzt, welche Rührung
und Majeſtät ſie umkleidet habe. Novalis 1, XI (Tieck); Dei-
nes Tonfalls Zauber umkleidete meines | nackten Worts viel-
fältige Wendungen oft. Platen 2, 248; Weil kein täuſchen-
der Schein ihn umkleidet. Tieck N. 5, 181 ꝛc. Dazu im
Paſſ.: Ein Ggſtd. iſt von Etwas umkleidet, ſich ganz nahe
berührend mit 2c, mit Etwas bekleidet, vgl. umhüllen ꝛc.
2) faktitiv: Einen Ggſtd. mit Etwas um-k., umhüllen,
ihn mit einer Bekleidung umgeben: a) aktiv: Eine ge-
wiſſe Portion poetiſcher Gabe .., als das wahre Mittel, ſei-
nen Zuſtand .. mit Werth und Anmuth einigermaßen zu um-
k. G. 3, 190; [Dieſe Pflanzen] um-k. die rauhen Felſen mit
ewigem Grün. 30, 103; Während die Sonne .. Berg und
Burgen mit Goldſchleiern umkleidete. Heine Reiſ. 3, 85;
Seligmachende Harmonie, ich kann dich nicht mit Worten
um-k. Klinger Th. 2, 130; Alle dieſe Abſcheulichkeiten um-
kleidet er mit Adel und Liebenswürdigkeit. Tieck DBl. 2, 65;
237; Mit Blumenkränzen | umkleidete das Alterthum den
Sarg. Uhland 155 ꝛc. b) refl.: Auch das ſchroff er-
ſcheinend Rauhe, Wilde | umkleidet lieblich ſich mit ſanf-
ter Milde. WHumboldt 3, 390 ꝛc. c) paſſiv: Daß
ich abweſend .. glaubte, ihre Hand zu fühlen: ſo ganz
war ich mit [von, ſ. 1] ihrer Gegenwart umkleidet. G.
16, 81; Einen Engel, mit Wolken umkleidet. H. R.
7, 271; Eine mit Drahtſieb umkleidete Trommel. Karmarſch
1, 119; So durchſichtig für das umkleidete Gefühl hatte
man lange keine Töne menſchlicher Stimme vernommen.
König Jer. 3, 220 ꝛc. d) Die alte Ruine [iſt] ſchon nicht
mehr aus ihrer neuen Umkleidung zu erkennen. Gutzkow
R. 9, 464; Die Umkleidung auch des ſittlich ſchlechten In-
halts mit einer ſchönen Form. Strauß Streitſchr. 2, 127.
II. Um-: anders kleiden, kleidend umgeſtalten: Sich
u. z. B. G. 10, 70; Ich war geſchwind umgekleidet. 20,
63; Die Umkleidung war geſchehen. 15, 85; Worin
[worein] wollte er ſich u.? Gutzkow 11. 46; Umgekleidete
Maske, wir kennen euch doch wieder. L. 11, 465; In Proſa
umgekleidete Verſe. 13, 466 (Schmid); Zur Grazie ſie um-
zukleiden. W. 3, 223; Der Himmel weiß, in welches wilde
Thier | wir, eh es morgen tagt, uns umgekleidet ſehen. 20,
37 ꝛc. Ungw. untrennbar (ſ. I.): Sie eilte von der
Bühne, ſich zu u. Kapper Vorleb. 2, 175. Ver-:
1) tr., für Kleidung verbrauchen: Zu verſchwenderiſch,
weil er ihm zu viel Geld verkleidete. Engel 12, 8. 2) be-
kleidend verdecken: a) in techn. Anwendung = be-k.,
z. B.: Deren eiſerne Achſen man .. mit Holz verkleidet.
Karmarſch 3, 150; Holzverkleidung ꝛc. b) Etwas
v., verhüllend verbergen ꝛc.: Deine loſen Worte . . helfen
nicht länger | Lügen und Trug v. G. 5, 234; Graubärten
ſcheu die Wahrheit zu v. Schlegel Sh. 2, 59. Auch: Ver-
ſtändige Vorſtellungen, die er unter mancherlei Formen ver-
kleidet. G. 27, 437, und mit „in“ (ſ. c); ferner: Der-
gleichen parteiiſche Verkleider der hiſtoriſchen Wahrheit.
L. 8, 335 ꝛc. c) Einen, ſich v., durch die veränderte
Kleidung und äußres Erſcheinen unkenntlich machen,
ſo daß man ein Andrer erſcheint, als man iſt. Dieſer
Andre wird mit „als“ (ſelten „zu“) oder mit „in“
beigefügt, welches letztre aber auch bei Nennung der
Kleider ꝛc. ſteht, in die man ſich ſteckt (auch von per-
ſonif. Ggſtd., vgl. b). 2. Chr. 18, 29; Eitel all dein
Dich-V.! kenne wohl dich. Freiligrath H. 233; „Verkleide
dich!“ Wozu die Mummerei? G. 8, 116; [Damals] war
es unmöglich, öffentlich und unverkleidet zu ſprechen. Schlegel
Mißd. 41. Ganz als Spanier verkleidet an Geiſt, Tracht
und Sitte. HVoß JP. 20 ꝛc. Unſere ſchlimmſten Feinde
pflegen ſich .. in Engel des Lichts zu v. Forſter Br. 1, 294;
Der Hauptmann verkleidet in einen alten Edelmann. G.,7,
169; 14, 139; Gutzkow R. 5, 18; Verkleide dich nun wie-
derum in Jene, die du warſt. V. Ar. 3, 241; Vielleicht ver-
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kleidet er, den Pöbel zu verblenden, | den unbemerkten Geiz
in ſchimmerndes Verſchwenden. Hagedorn 1, 29; Die Liebe
zu unſern Schriften verkleidet ſich ſehr oft in Liebe zur Wahr-
heit. Mendelsſohn 5, 615; W. 26, 8 ꝛc. Verkleidete man
einen jungen Mann in die Hauskleidung dieſes Herrn. G. 17,
82; In unſer armes Fleiſch und Blut | verkleidet ſich das
ewig Gut. Luther 8, 357b; Der Teufel hat Gewalt ſich zu
v. | in lockende Geſtalt. Schlegel Haml. 2, 2; Sie verkleidete
das Vergnügen in ſo mancherlei Geſtalten, daß es immer den
Reiz der Neuheit hatte. W. 16, 265; Mit allen den Phan-
taſiebildern, in welche ſie ihre vorgeblichen Offenbarungen ver-
kleidet. 17, 10 ꝛc. Dazu: In dieſem Luſtſpiel kommen viele
Verkleidungen vor. W. 13, 21 (ſ. Ein-k. 3); In die-
ſer Affenverkleidung hätte ich dich nimmermehr erkannt.
Mundt Rob. 2, 25 ꝛc., ſ. Verkleid. Zū-: (Schiff.) die
ausgeſchrapten Enden eines Wandknopfs mit Schie-
mannsgarn bekleiden.