Faksimile 0937 | Seite 929
Faksimile 0937 | Seite 929
kleiben
Klēīben: 1) tr.: kleben (ſ. d. 2): a) nur noch
zuw. allgm.: Niemals hab’ ich noch gehört, | daß man mit
Blut zerbrochne Fenſter kleibe. Freiligrath Pol. 1, 11; Kleib
auf die Ohren der Freunde | wohlgeknetetes Wachs. V. Od.
12, 47; Blaſe .. in das gekleibete Rohr. Th. Ep. 5, 4.
b) aber gw.: K.; eine Wand k., das Fachwerk der
hölzernen mit Lehm und Stroh ausfüllen, „wellern“.
Dazu: Kleiber, m., –s; uv.: So kann der Biber auch
mit ſeinen Füßen die Erde oder den Lehmen ſo gut als ein
Kleiber oder Lehmarbeiter zurichten. Zink Ök. 1, 313 ꝛc.;
auch als Name eines Vogels, Sitta (ſ. Kleber). Plattd.:
kle(h)men: Da es der Inſel an Lehm fehlt, um die Wände
aufzukleemen. Koſegarten Rh. 2, 127, und dazu:
Le(h)mentieren oder Kle(h)mern u. dgl. Erbvergl. § 259.
2) intr. (klieb, geklieben): ſelten ſt. kleben: Empfah ..
die Waldſyring im k–den Wachs. V. Th. 1, 128; Unter dem
Treiben und K., das uns rückgängig und werkfaul macht.
Zelter 1, 398, ſ. be-k. u. Schm. 2, 349 u. 351 ꝛc.
Zſſtzg. ſ. die von kleben, z. B.: Án-: Vom a–den
[2] und ſchnell gefrierenden Kothe. Niebuhr Nachgel. 1, 6.
Be-: 1) [1] Wenn es ſich nun vielfachtig bekleibt hat [mit
Koth beſchmiert]. Eppendorf 60. 2) [2] intr. (ſein):
B., B. bleiben, haften, beharren, nam. auch von etwas
Eingepflanztem, das Wurzel faſſt und ſo fortgeht ꝛc.:
Große Einfalt, allein an Dieſem behängen und b. wollen.
Fiſchart B. 26b; Vom eigenſinnigen B. an bedeutungsleer
gewordenen Ceremonien. Forſter Anſ. 1, 323; Die unver-
brüchliche Treue, womit ſie [die Natur] an ihrem Geſetze be-
kleibt. 2, 10; So mögt Ihr denn im Dreck b. G. 7, 204;
Ob ſie [die Baumſtämmchen] alle .. friſch b. 6, 154; Auf
den pflanzte der ewige Gärtner das edle Reis Jeſum Chriſtum,
daß es, darauf b–d, des Stammes Natur veredelte. 14, 265;
Daß Huld und Majeſtät zwar dann und wann bekleibe, | doch
niemals lange Zeit allhier beiſammen bleibe. Leibnitz 1, 436;
Sanders, deutſches Wörterb. I.
Mein Gebeine iſt beklieben an meinem Fleiſch. Luther 1, 35a
(Pſ. 102, 6); Wenn die Lehre der Vernunft in uns b. ſoll.
L. 7, 356; Die Maſonei, welche ſo tiefe Wurzel .. ſchlug,
daß ſie .. beklieb und ſich .. in der herrlichſten Blüthe zeigte.
10, 205; Ihr Segen . ., hoffe ich, ſoll „begleiben“. 12,
476 ꝛc., ſ. nam. 8, 275 zu Scultetus: „Die Tage ſind be-
klieben | und aller Ewigkeit zum Denkmal aufgeſchrieben“;
Mariä Bekleibung für „Mariä Empfängnis“. ebd.; Wir
müſſen die zarte Pflanze warten . ., wenn ſie b. und in die
Blüthe aufſchießen ſoll. Mendelsſohn 4, 1, 255; Pſ. 65, 10;
Es müſſe ein Blumenſtock beklieben ſein, an deſſen Fortkom-
men ſie gezweifelt. Muſäus M. 5, 53; Opitz 1, 287; 343;
Rückert 2, 447; Tſcherning (Matthiſſon A. 1, 138); Wacker-
nagel 2, 480 Z. 5; 529 Z. 25 ꝛc.; Ihr Lehr ſoll nit b.
Waldis Pſ. 1, 3; Wo Diſteln kaum b. W. 20, 199 ꝛc.
Eīn- [1]: Den Hafer ſoll man e., | die Gerſte aber ein-
ſtäuben. Zink Ök. 1, 1077, jener ſoll bei naſſem, dieſer
bei trocknem Wetter geſäet werden. Unter-: mit
etwas darunter Gekleibtem [Untergekleibtem] verſehn:
Wie eine Bien’ und Hummel wandelt er einher, | mit Klum-
pen Wachs die krummen Klauen unterkleibt. V. Ar. 1, 322.
Ver- [1]: Gott läſſt ſich nicht täuſchen, man kann ihm
auch kein Aug v. Mattheſius Luther 137a; Weißes Wachs
verkleibet die Öffnung. Stolberg 214; Verkleibt damit meiner
Geſellen Ohren. Schaidenreißer 52a; Verkleibt’ ich die Ohren
der Freunde. V. Od. 12, 177; Mit Wachs die luftigen Spal-
ten | ihrer Burg zu v. Georg. 4, 38 ꝛc.; So verkleibet er
ihm ſelber das Angeſicht und die Augen zu. Ryff Th. 84.
Zuſámmen-: Kleibte [1] mit Wachs ſie [die Rohre] zu-
ſammen. Geßner 3, 44 u. ä. m.