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klatschen
Klátſchen: 1) intr. (haben), auch unperſönl.: den
Schall „klatſch“ (ſ. d. I.) hervorbringen, vgl. klap-
pen, ſo nam.: Das Eine klinget, das Andere „klatzſchet“.
Sprchw. Schottel 1117b; Wenn nicht der Kapellmeiſter ..
wider das Gitter geklappt hätte .. Seine K. war ganz un-
nöthig. G. 23, 82 ꝛc. Beſonders: a) von bewegtem
Waſſer (auffallendem Regen ꝛc.) oder etwas im Waſſer
Bewegtem: Wenn ſo mit einem Male die Sündfluth käme,
es klatſchte und pladderte ’runter. Alexis H. 2, 1, 185; Es
klatſchet, rieſelt, rauſcht anitzt der rege Bach. Brockes 1, 26;
Regenguß über Regenguß klatſchte. Koſegarten Rh. 2, 63;
102; Regentropfen fielen auf das Waſſer, daß es klatſchte.
Prutz Muſ. 1, 100; Ferner klatſcht in dem Zuber ein ſchwärz-
liches Ding wie ein Sandart. V. 1, 99; Es klatſcht weit-
wühlend das Salzmeer. Th. 22, 15; Das Waſſer klatſcht
herab [im Springbrunnen, ſ. c] . . Die k–den Kryſtallen.
W. 12, 284 ff.; 253 ꝛc. b) vielfach von ähnl. Schall,
z. B.: Auf ein Mohnblatt ſchlagen, die Hände zuſam-
menſchlagen, die Peitſche ſchwingen, hinfallen, daß es
klatſcht ꝛc.; Einmal dreinſchlagen, wie im Faſtnachtſpiel [ſ.
Pritſche], daß es klatſcht. G. 9, 213; Wie k. die ledernen
Schurzfelle an den Füßen. Gutzkow R. 9, 488; Wie wenn
.ſchwere Regentropfen mit großer Gewalt aufſchlagen, ſo
ziſchte und klatſchte es hier [vom Kugelregen]. Hackländer
Stillfr. 1, 311; Peitſche, an der eine k–de Schmitze oder
ein Schweif befeſtigt war. Kohl Südr. 2, 51; Mein runz-
liches Bäuchlein | klatſcht nun [nach Tiſch] wieder ſo prall.
V. 2, 142; So ſchlug ich [Papagai] ſchon mit k–dem Ge-
fieder | das Fenſterglas. W. 12, 243; vgl.: Der Sturm ..
ſchmeißt die Fledermäuſe .. klitſchend gegen die raſſelnden
Fenſter. Storm Gd. 64. c) auch eine mit K. verbundne
Ortsverändrung bez. und dann mit ,,ſein“: Der Regen
klatſcht herab, zu Boden; Etwas klatſcht abprallend in die
Höhe, empor ꝛc. d) Mit Etwas k., damit den Schall
hervorbringen, z. B.: Indem er mit der Zunge am Gau-
men klatſchte. G. 29, 221, ſ. ſchnalzen ꝛc. Der Poſtillon
klatſchte luſtig mit der Peitſche. Gutzkow R. 8, 41; 1, 106 ꝛc.
Die Krähe .. klatſcht mit dem Gefieder [Beifall ſpen-
dend, ſ. e). Ramler F. 2, 288 ꝛc. e) Mit den Händen
(ſ. d) k. (oder klitſchen. Heſ. 25, 6; Judith 14, 12, ſ.
klopfen 1c) und dafür auch: In die Hände k., die Hände
k–d, ſchallend zuſammenſchlagen, nam. als Ausdruck
lebhafter Freude ꝛc.: So klatſcht ſie in die Hände und
ſpringt und jubelt laut. Chamiſſo 3, 303; K. in die Hände,
wenn ihr Nebenbuhler bankerott von der Börſe geht. Sch.
107a ꝛc. Zuw. auch mit „,Hand“ als Obj.: Die Hand
geklatſcht und flink herum! | Ihr Männer dort juchheiet! V.
3, 143, und als untrennbare Zſſtzg.: Da man zu Paris
ſelbſt bei der chüte du globe volanf .. lachte und hände-
klatſchte. W. 33, 135. Gw. nur als ſächl. Hw.: Als
ein Hände-K. von unten heftig zu vernehmen war. G. 18,
120 ꝛc. Jnſofern aber das Hände-K. als Zeichen des
Beifalls, nam. für Schauſpieler ꝛc. gilt, heißt es gw.:
Einem k. und vollſtändig (tr.): Einem Beifall k. (ſo
auch: Das Buhlen um das Beifall-K. WHumboldt 3, 170,
ſ. Applaus): War er Akteur, ich wette, | daß man geklat-
ſchet hätte. B. 22a; Das Volk jauchzte und das feinere
Publikum enthielt ſich nicht des K–s. G. 16, 110; 29, 271;
Ich klatſche mir auch ſelbſt in Gedanken oder vielmehr laſſe
mir meine Freunde, auf deren Beifall ich am ſtolzeſten bin,
in Gedanken k. L. 12, 133; Prutz Woch. 119; Mich ziſchet
das Volk aus, aber mir klatſch’ ich | ſelber daheim. V. Hor.
2, 12 ꝛc., ſ. zu-k. und vgl. aus-k. 3. Seltner (vgl.
applaudieren) tr. mit der Perſon als Obj.: Der Sän-
ger will beim Abgehen für ſeine Kadence geklatſcht ſein. L.
11, 153. f) übertr., von dem ſchallenden Lärm
ſchwatzhafter Zungen = geſchwätzig-waſchhaft plau-
dern, nam. in Bezug auf Etwas, was verſchwiegen
bleiben ſollte, oder afterredend, mediſierend, ſ. Klatſch
3 und vgl. außer: Gewäſch, Zungendreſcher ꝛc., auch:
ſchwatzen und plaudern, die auf ähnl. Tonnachahmung
beruhn: Daß ſolch verletztes Volk viel Gift und Galle ver-
ſpritze, viel klatſche und austrüge. Gutzkow R. 4, 398 ꝛc.
Auch tr.: Etwas k., ſ. aus-, wieder-k. ꝛc. und mit An-
gabe der Wirkung: Ich klatſche Ihnen einen Proceß an den
Hals. Gutzkow R. 1, 83; Einen aus ſeiner Stellung k.,
aus-, fort-, heraus-k., durch Klatſch vertreiben ꝛc.
2) tr.: a) ſ. 1 e und f. b) klatſchend ſchlagen:
Ich klatſcht’ ihm freundlich die Wangen. Geßner 3, 136, ſ.
klätſcheln; Wie einſam hier der See den Felſen klatſcht!
HKleiſt Hint. 272; Eine Fliege k., todt k., und danach
übertr., ſprchw.: Wir ſind doch immer geklatſcht [ver-
loren]. L. 1, 400; Vielleicht giebt man das Privilegium
Beiden und da iſt Herr Döbbelin geklatſcht. 13, 134 ꝛc.
Zſſtzg. vielfach wie bei ähnl. Tonw., vgl. ſchlagen,
fallen ꝛc., z. B.: Áb-: 1) intr. (haben und ſein):
klatſchend [1c] abprallen. 2) tr.: klatſchend ab-
drucken oder abdrücken, abformen, z. B. (Buchdr.):
einen Abdruck ohne Preſſe machen, indem man den
Bogen auf den Satz mit einer Bürſte klopfend und
klatſchend feſtdrückt; ähnl.: Geſchriebnes auf naſſes Ko-
pierpapier a. ꝛc. Ferner (Schriftgieß. ꝛc) = klichieren:
Die Stereotypen .. hergeſtellt . . durch A. In dieſem Falle
wird das geſchmolzene Zeug zu einer dünnen Schicht auf einer
ebenen Fläche ausgegoſſen und in dem Augenblicke, wo es er-
ſtarren will, die Matrize ſchnell und kräftig darauf geſchla-
gen. . . Daß man durch A. auch Holz- und Meſſingſchnitte,
welche als Vignetten in Buchdruckerarbeiten gebraucht wer-
den, vervielfältigt. Karmarſch 3, 418; 173; Eine Gipsab-
formung und Abklatſchung. Humboldt Enſe 327 ꝛc. 3) ſ.
Abklappen 3. 4) refl.: Sich a., ſich aus-k. [1f]: ſeine
Klatſchluſt ſättigen. Án-: 1) intr. und tr.: klat-
ſchend anſchlagen. 2) [1f] Jemand bei Einem a., ihm
einen Klatſch anhängen, afterredend Etwas nachſagen;
Uns klatſcht er an mit Lügen. Droyſen A. 2, 318. Āūf-:
intr. und tr.: klatſchend aufſchlagen, ſ. empor-k.:
Kollerte der Balken .. und klatſchte im ſchäumenden Wald-
bach auf. Auerbach D. 4, 153; [Der Vogel] klatſcht die Flü-
gel auf. Tſchudi Th. 111, öffnet ſie klatſchend, ſpreitet ſie
aus. Āūs-: 1) intr.: zu Ende klatſchen, auch
refl., ſ. ab-k. 3. 2) tr.: klatſchend [1f] ausplau-
dern. 3) tr.: Einen Schauſpieler a., auspochen (ſ. d.):
Daß alle Zuſchauer ihn ausziſchten und ausklatſchten, bis er
mitten in der Rolle aufhörte. L. 13, 379; Börne Par. 1,
300; Ein Stück a. ꝛc. 4) tr.: [1f]. Be-: tr.:
1) klatſchend [1e] Beifall ſpenden: So lange Jeder nur
für ſich glänzen, nur für ſeine Perſon beklatſcht ſein will.
Engel 8, 270; Die beklatſchten Worte. Enſe Denkw. 1, 22;
Beide hören ſich aus einer vollen | Parterrekloak bejubeln
und b. G. 6, 159; 17, 52; Wo .. große Maſſen . ., als
wären ſie im Theater gegenwärtig, die Geſänge gehörig be-
klatſchten. 24, 76; 31, 391; 34, 217; L. 7, 163; B–d
lüſterne Bänkelſänger. Platen 2, 257; Beifallend beklatſch’
ich’s. 274; Seelengröße zu b. und Schwachheiten auszupfei-
fen. Sch. 698a; Phädra ward beklitſcht, beklatſcht. Zelter
3, 342; 2, 153 ꝛc. 2) [1f] klatſchhaft bereden, ver-
leumden, ver-k.: Dem Beklatſchten und Hörer zugleich iſt
blinzelnder Laurer ein tödtlich Leid. Momſen Pind. 73 ꝛc.
Dúrch-: z. B.: Einen d., klatſchend durchprügeln,
aber auch [1e]: Als ich ſie aber am Abend [im Theater] d.
ſah. Börne Par. 1, 267. Eīn-: In die hingehaltne
Hand e. Empōr- [1c]. Entgêgen-: mit
„ſein“ od. ,,haben“ u. tr.: Der Regen, | vom Sturm ge-
peitſcht, klatſcht ihm entgegen; Das Flügelvich, das .. mit
den Flügeln ihm entgegenklatſchte. Gutzkow R. 3, 230 ꝛc.;
Ihre Bewunderer .. klatſchten ihr [der Tänzerin] entgegen.
G. 31, 394; Dem man ſchon Beifall entgegenklatſcht, wenn
man ihn nur eben ſieht. L. 13, 265 ꝛc. Er-: klatſchend
erſchallen: Schwang er die Geißel e–den Schwungs. Bagge-
ſen 1, 25. Fórt-: 1) fortfahren zu klatſchen.
2) tr. [1f]. Hä́nde- [1e]. Hêr- ꝛc.: ſ. [1c
und f]; auch [1e]: Das Applaudieren dauert mit anhal-
tender Stärke fort, auf daß er oder ſie nicht beklatſcht, ſon-
dern herausgeklatſcht ſei. Hegel 17, 578. Mít-: mit
Andern, z. B. [1e] Beifall: Wenn die Klakeure vor-k.,
klatſcht das urtheilloſe Publikum mit und nach; In der
Klatſchgeſellſchaft m. [1f] ꝛc. Nāch-: ſ. mit-k.,
z. B. auch: Daß er das Parterr dadurch erinnert hat,
ihm [beim Abgang] nachzuklatſchen [1e]. Nachziſchen ſollte
es ihm. L. 7, 26; Das klatſcht Ihr wieder nur ſo nach
[1f]. 10, 225, ſchwatzt es klatſchhaft Andern nach.
Nīēder- [1c]. Über-: tr.: klatſchend
übertreffen, übertönen, z. B.: Die Klakeure über-
klatſchten [1e] das Ziſchen; Sie überklatſcht [1f] die andern
Gevatterinnen; ferner auch: Einen übermäßig Beifall
klatſchen: Da überlobten und überklatſchten Alle mich. V.
Ar. 1, 141; Droyſen A. 2, 370. Um-: tr., z. B.:
Die Wellen u. den Fels ꝛc. Ver-: tr., z. B.: Daß
man von mir läſtert, mich verklatſcht [1f]. Tieck NKr. 4,
61, klatſchhaft verleumden; Die Zeit v. [1f], klatſchhaft
verplaudern; Viele Mohnblätter v. [1b], klatſchend ver-
brauchen, entzwei-k., ſ. zer-k.: [Die Roſe] verwelkt, zer-
fetzt | und verklatſcht von Wind und Regen. Heine Rom. 164.
Im Partic. auch: im höchſten Grade klatſchhaft, gleich-
ſam ganz zur Klatſcherei geworden: Verklatſchte Weiber-
zungen. Friſch 1, 528b, s. v. Knips. Vōr-: ſ. mit-k.
Wēīter-: 1) fortfahren zu klatſchen. 2) [1f]
Etwas w., durch Klatſcherei verbreiten. Wīēder-:
1) weiter-k. (2), vgl. wieder-ſagen, -erzählen ꝛc.
2) Klätſcherei vergeltend von Jemand klatſchen [1f]
u. ä. m. Zer-: entzwei klatſchen, ſ. ver-k.; übertr.
= zerſtören: Die Freude will ich ihm z. (zerklappen) ꝛc.
Zū-: nam. [1e]: Einem (Beifall) z., z. B.: Der
ganze weibliche Rath | klatſcht dieſem Einfall zu. W. 15,
224; Der Luftſpringer .. thut immer verwegenere Sätze,
je mehr ihm zugeklaſcht wird. 13, 135; 194; Lauten Bei-
fall Gauklern, Fechtern, Sängern | im Cirkus oder Schau-
ſpiel zugeklatſcht. HBr. 1, 109; 118 ꝛc. Zuſám-
men-: tr.: 1) klatſchend zuſammenſchlagen, z. B.:
Die Hände z. 2) [1f] durch Klatſcherei zuſammen-
hetzen, an einander bringen: Die ganze Stadt z. ꝛc.