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klappen
Kláppen: 1) intr. (haben) und tr.: den durch
„klapp“ (ſ. d.) bez. Ton von ſich geben oder hervor-
bringen und zwar gw. einmal, oder wenn mehremal,
doch in einzelnen, beſtimmt unterſcheidbaren Abſätzen,
während für denſelben Schall, wenn er gleichſam un-
unterbrochen oder ſtetig, ſchütternd oder zitternd durch
eine längere Zeit ertönt, „klappern“ (ſ. d.) gw. iſt.
a) doch findet ſich nam. in und nach der Bibel k. vor
dem ſchütternden Zuſammenſchlagen der Zähnevor Froſt
ꝛc.: Da wird ſein Heulen und Zähn(e)-K.; Mitten durchs
Heulen und K. der Hölle. G. 11, 201; Meine Seele zagte
und mein Leib zahnklappte. Arndt E. 14; Daß ihm die
Zähn’ im Munde k. Boie (Matthiſſon A. 8, 129); Es möch-
ten Teufelchen in ſchwarzen Kappen | um dich herum die
Zähne k. IGJacobi 2, 208; Dem Schaudernden k. die Zähne.
V. Il. 13, 283; Zitternd und zähne-k–d. W. 16, 77 ꝛc.,
zuw.: Ihre Hände vor der Kälte unter ihre baumwollnen
Gewänder verſteckt, eilten ſie klappernd und k–d, von der Angſt
des Zuſpätkommens getrieben, zu ihren Werkſtätten. Kohl E.
3, 401, wo ſich wohl „klappern“ auf das bebende Zu-
ſammenſchlagen der Zähne, k. auf den Schall der raſch
ſich bewegenden Füße bezieht, ſ. Klapp-Pantoffel ꝛc.,
doch vgl. vom Storch: Dort klappt und klappert er. G. 2,
212 ꝛc., wo in einer Art Klimar Jenes das kürzre,
dies das länger andauernde Zuſammenſchlagen der
Schnabelhälften bez. b) in der Bibel findet ſich k.
auch für das gewöhnlichere „klatſchen“ (ſ. d. 1): Die
Geißel k.; Mit den Händen k.; vgl.: Beim „Beichtkind“
vollends klappte Heumiſch wieder mit den Fingern, als wollte
er ſagen: „Ach liebe Zeit, Beichtkind!“ Gutzkow R. 5, 46,
ſ. klippen, ein Klippchen oder Knippchen ſchlagen, knap-
pen ꝛc. Ferner ſtatt des gw. „klopfen“ (ſ. d. 1b): An
die Thür k. und ſagen: Herr, Herr, thu uns auf. Luk. 13,
25. c) dem gw. Gebrauch gemäß: Des Pferdes Huf
klappte freilich nicht, es war nicht beſchlagen. G. 19, 179,
dagegen: Das loſe Hufeiſen klappert ꝛc.; Wenn nicht der
vermaledeite Kapellmeiſter den Takt mit einer Rolle Noten,
wider das Gitter ... geklappt hätte .. Sein Klatſchen. G.
23, 82; Klappte mit dem Deckel [des Glaſes]. Grimm M.
125; [Beim Dreſchen] klippen und k., wie in einer Wind-
mühle und alſo unbedachtſam über die Garben und Stroh da-
hin wiſchen. Krünitz 9, 612; Mit dem Stock auf den Tiſch
k., klopfen, ſchlagen. So auch: Kommt die Sache zum K.
[zum Zuſchlagen, wird’s Ernſt], z. B. Scherr Gr. 2,
237 ꝛc. d) in Bezug auf den Wohllaut ſteht k. dem
„Klingen“ gegenüber, eben nur klanglos den Rhyth-
mus und Takt der Bewegung angebend: Mögen ſie an-
derswo ſchön klingen, hier klippen und k. ſie nicht einmal.
Jahn M. 183; Klingt es nicht, ſo klappt es doch; Das klingt
und klappt nicht, eig.: hat weder Wohlklang noch Rhyth-
mus; Es will Nichts mehr klingen und k. B. 463b ꝛc.;
Klappt nicht immer ſein Glas wie ein ſpaltiger Topf [ſtatt
zu klingen]? V. 1, 39; Die Reimenſchmiede lappen und
klappen in dieſer Art gemeiniglich immer hin. Schottel 892.
e) andrerſeits gehörig in einander greifen, zuſam-
menpaſſen, ſich reimen ꝛc., ſ. zuſammen-k. 1: Alles be-
wegte ſich, klippte und klappte. Eichendorf Lärm. 19; Wie
ſich’s reimt und klappt. Gotter Sch. 61; Es paſſt und klappt
Alles ſo gut. Kohl J. 2, 399; Bei der Aufführung darf es
nicht hapern und ſtocken, Alles muß k., Schlag auf Schlag
gehn ꝛc. Vgl.: Klapp oder Klipp und klar, ſo fertig, daß
Nichts hapert, Nichts daran fehlt, daß es auf den
Schlag fort kann ꝛc., doch ſ. Brem. Wörterb. 2, 788.
2) tr., refl. und intr. (ſein): Etwas oder ſich
klappend (ſ. 1) bewegen, dann auch ausgedehnt auf die
Bewegung einer Klappe (ſ. d.) oder von etwas Klap-
penähnlichem, ohne Bezug auf den Ton, zumeiſt
mit Zuſätzen, die die Richtung der Bewegung angeben:
Der Laden .. ſtand .. offen .. Der Laden ſchlug und klappte
[zu]. G. 5, 160; Man klappt Etwas in die Höhe oder
auf ꝛc.; Wie er hinauftritt, klappt das Brett zu Boden oder
nieder ꝛc.; Roſine grinſte verſchmitzt und wollte ſchon mit
den Holzſchuhen davon-k. Gutzkow R. 7, 423 (ſ. klap-
pern); Bei der kleinſten Erſchütterung ziehen die Thierchen
ihre Räder in die Schale zurück, k. den Deckel vor, mit dem
ſie die Öffnung ſchließen .. Plötzlich, wenn Alles ungefähr-
lich erſcheint, klappt ſich der Deckel, die Räder werden hervor-
geſchnellt. Vogt Oc. 1, 80 ff.; Bewegliche Stücke, welche bei
der Öffnung der Schale auseinander geklappt werden. 88, U.
ſo zahlreiche Zſſtzg. (ſ. d.).
Zſſtzg. zahlreich, ſ. die von klappern, nam. zu [2],
vgl. die von ſchnellen, kippen, ſpringen ꝛc., theilweiſe
mehrdeutig, z. B.: Ab-: 1) [2] klappend abſtehn:
Das ziemlich weit a–de [ſ. klaffende] Seitenbrett. Lubojatzky
Amſ. 194, auch nieder-k., nam. in der Verbind.: Auf
und a. 2) [1d] klappend (d. h. ohne recht zu klin-
gen) von etwas beſſer Klingendem abfallen, dagegen
abſtechen: Der letzte Theil klappt gegen das Frühere ſehr
matt ab. 3) tr.: Einen Herrn a. oder abklatſchen, ab-
klopfen (bei einigen Tänzen, z. B. bei der Kegelqua-
drille), von einem einzelnen Herrn (dem Kegel), der,
an eins der tanzenden Paare herantretend, in die Hände
klappt oder klatſcht, worauf ihm der Herr ſeine Dame
abzutreten hat. An-: anklopfen. Schweinichen 1, 189
ꝛc. Āūf-: 1) [2] in die Höhe klappen, Ggſtz. ab-,
nieder-k.: Einen Tiſch, den Hut a. 2) [2] klappend
(ſich) öffnen, aus einander legen ꝛc., Ggſtz. zu-, zu-
ſammen-k.: Einen aufzuklappenden Taſchenmaßſtab. Auer-
bach Leb. 2, 45; Ein großes Meſſer, das er aufklappte. Gutz-
kow R. 1, 139; Hören wir Thür nach Thür a. Immermann
M. 1, 34; Die Kiſte, deren Deckel aufgeklappt war .. .
Klappte haſtig den Deckel zu. 4, 68. 3) [1c] mit einem
Klapp aufſchlagen: Wenn das Gewicht auf den Schieber
der Fallmaſchine aufklappt ꝛc. Āūs- [1]: aufhören zu
klappen. Be-: 1) mit einer Klappe verſehen, nam.
im Partic., ſ. klappig. 2) Etwas b., darauf klap-
pend ſchlagen ꝛc. Dahín-, Davón- ꝛc. [2].
Durch-: z. B. [2] mit klappendem Ton durchgehen:
Sie durchklappt das ganze Haus auf ihren Holzſchuhen.
Eīn-: z.B.: Beim Abſchluß eines Handels e. [1b], von
dem ſchallenden Handſchlag; Überall ſtockt es, Nichts
klappt ein [1e]; Ein Taſchenmeſſer e. oder zu-k. [2], zu-
machen u. ſo auch: Das Meſſer hat oder iſt eingeklappt
(eingeſchnappt ꝛc.), jenachdem mehr der Ton oder die voll-
endete Bewegung hervorgehoben werden ſoll; Auf ein-
geklappten [eingeknickten, eingeſunknen] Kniewinkeln. IP.
26, 66. Empōr-: in die Höhe klappen, auf-k. 1.
Ent- [2]: klappend enteilen, entfahren. Ent-
gêgen- [2]: klappend entgegenſpringen ꝛc. Er-
[1]: aus der Ruhe ins Klappen übergehn, anfangen zu
klappen, z. B.: Er entſank in den Staub mit Geſchrei, daß
die Zähn’ ihm erklappten. V. Od. 18, 98. Hêr-,
Hín- ꝛc. [2]. Lōs-: z. B. losſchnellen auf Je-
mand. Nāch-: z. B.: Den Takt n., einem Vor-
k–den; Wenn die hüpfenden Faunen auf ihr Krotalen mir n.
Geßner 3, 6; Die Hände hinten .. zuſammengehalten, wäh-
rend ſie einen Knotenſtock auf dem Pflaſter n. ließen. Gutzkow
Zaub. 3, 131: Das Wort .. klappt in der Periode ſchlep-
pend nach ꝛc. Nīēder- [2]: Ggſtz. auf-k. (1) z.B.:
Wenn die berührte Mimoſa ihre Blättchen .. zuſammenfaltet
und endlich das Stielchen wie an einem Gewerbe niederklappt.
G. 22, 278; Den Hut, den Tiſch n. ꝛc. Über-: eine
Klappe über Etwas ſchlagen: Das Geſicht war nicht zu
erkennen, denn der Hut war übergeklappt = herunterge-
klappt ꝛc.; Das Brett klappte [kippte, ſchlug klappend]
über ꝛc. Um- [2]: klappend umſchlagen: Umgeklappte
Vatermörder ꝛc. Ver-: z. B. mit Klappen verſehen
ꝛc., vgl. verklappern. Vōr-: ſ. nach-k. u. [2].
Zāhn-, Zǟhne- [1a]. Zer-: ſ. zerklatſchen.
Zū- [2], z. B. Ggſtz. auf-k. [2]: Nachts und Tages
ſonder Ruh | klapp’ ihm keine Wimper zu. B. 288b; Ehe
der Bügel zuklappte. Gutzkow R. 8, 219; Er klappte die
Poſtille zu. Sch. Muſ. 18; Einem die Thür vor der Naſe z.
ꝛc. Zurück- [2], tr.: eine Klappe zurückſchlagen;
intr.: klappend zurückſchnellen; Die Deckbalken dieſes gro-
ßen Vogelbauers klappen zurück. Freytag Soll 3, 42.
Zuſámmen-: Einen Feldſtuhl, einen Klapphut, ein Ta-
ſchenmeſſer z. [2]; Die Theile müſſen gehörig z., ineinan-
dergreifen; Redet fort, ohne ſich zu bekümmern, ob unſere
Worte z. [1e] oder nicht. L. 10, 155; Der Froſt ſchüttelte
ihn, ſeine Zähne klappten zuſammen, aneinander; Er iſt
vor Schreck förmlich zuſammengeklappt, in ſich zuſammen-
geſunken u. ä. m.