Faksimile 0921 | Seite 913
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klaffen
Kláffen: 1) intr. (haben): anhaltend bellen (ſ.
d.) a) zunächſt von Hunden: Laut klifft und klafft es,
frei vom Koppel, | durch Korn und Dorn. B. 69b; Da wie-
derum tönt K. und Gekeife [der Hunde]. Freiligrath Ven. 46;
Bello . . klaffte auf ſeinem . . Einſpänner. Gutzkow R. 2,
271; 8, 117; Wo ſie einen Jagdhund ſehn, | müſſen
Straßenhunde k. Rückert 2, 390; Ein k–des Hündchen, das
uns mit munterem Bellen begrüßt. Tieck A. 1, 145; N. 5,
230; Ariſtokratiſche Hunde, ſie knurren auf Bettler; ein ech-
ter | demokratiſcher Spitz klafft nach dem [gegen den] ſei-
denen Strumpf. Xenien 211 ꝛc. b) übertr. wie „bellen“
(ſ. d. 3): ſich mit lautem, ſchallendem Lärm hören
laſſen, z. B.: Weiberlippen ſind geſchaffen | mehr zum
Küſſen als zum K. Logau (L. 5, 184); Darum ſoll man Das
Gott befehlen und nicht k. und ausſchreien, als wäre man
Deſſen gewiß. Luther 1, 165b; Nichts reden und Nichts k.
Olearius Roſ. 60a; Wenn die Neider k., | wenn der
Afterredner bellt. Ramler (Göckingk Lieb. 258); Schälk’
und Frevler, ob ſie k., | hält er ſeines Blicks nicht werth.
Riſt (Matthiſſon A. 1, 116); Jſt dir wohl und traut, | klaffe
nicht zu laut | von der Seel’ Empfindung. V. 4, 36; Klaff’
um Staat und Kirch’, o Zänker. 68; Laß ſie k.! Ihr Ge-
ſchwätz | wird uns nicht ſchlechter und nicht beſſer machen.
W. 132 ꝛc. c) Nbnf. für einen etwas hellern Laut
(vgl. in a: kliffen): kläffen, z. B.: Einen Hund ..
hör’ ich .. bellend kläffen. G. 1, 237; Immer kläfft es hin-
terher | und billt aus allen Kräften. 2, 204; Den Hirſch |
als Beute . . ſeiner kläffenden Verfolger. 13, 236; Wie alle
Fuhrmannshunde nur aufs Kläffen dreſſiert. Gutzkow R. 2,
10; 27; 342; 4, 425; Tieck A. 2, 101 ꝛc.: auch von
andern Thieren, z. B.: Nachts kläfft ein Fuchs im Buſch.
Tſchudi Th. 25; Die alten Iltiſſe .. knurren und kläffen
fortwährend. 146; Kläffen die Murmelthiere viel, ſo regnet’s
bald. 550 ꝛc.; ſeltner von Perſ. (ſ. b). 2) intr.
(haben): mit einer Lücke, Offnung, Spalte aus ein-
ander ſtehn, ſtatt zu ſchließen, zuw. auch: ſich ſo öff-
nen, aus einander gehn und dann mit ,,ſein“: K.
ihre Wände noch heute frei und offen. Burmeiſter gB. 1, 45;
Es gähnt [ſ. d.] ein Grab . . Dort klafft die Gruft. Cha-
miſſo 3, 275; Wo klafft ein Spalt? wo kann ich unter-
kauern? 4, 35a; Weit klafft die rothe Wunde. Freiligrath 1,
74; Geborſten klafft’s [das Gewölk] mit weitem Spalt. 344;
333; Die ſchwarze Lücke klafft. Geibel Jun. 228; Der
Schrank, der klafft. G. 1, 182; Oben | klaffte geſpalten der
Baum faſt ellenweit. 5, 137; Von der Pforte des Aīs [der
Unterwelt] . ., | die ihm, ſo nahe ſie klafft, noch nächtliche
Dunkel umhüllen. 110; Der Haifiſch klafft, du lachſt ihm in
den Rachen. 12, 57; Die ungeheure Kluft zwiſchen unſern
Denkweiſen klaffte nur deſto entſchiedener. 27, 36; Hals und
Bruſt der Figur waren weit aus einander geklafft. Kühne
Char. 1, 165; Die Lippen einer Wunde, die man ſo gerne
ſich ſchließen ſähe, aufs Neue k. zu machen. L. 8, 314; Wenn
die Wolken k. Meißner 109; Fanden ſie das Beil; nun muß
der Boden k. Rückert Erb. 1, 71; Weit geöffnet klafft des
Thores Wunde. Sch. 34a; Wie klaffte es da aus einander,
das Jetzt von dem ſchönen Einſt. Stahr Par. 1, 259 ꝛc.
Selten: Indem er über das Pflaſter klafft. W. Att.M. 2,
240, mit k–den, d. i. latſchenden, ausjappenden Schuhen
ſchreitet. 3) zuw. kläffen = (k.) machen, öffnen:
Die Kammerthüre ein wenig gekläfft, daß etwas Wärne
hineinziehen könne. Auerbach Leb. 2, 54; Noch immer vor
der geklefften Thüre ſtehend. HRau Beeth. 252, vergl.
ſchwzr. k., ein-k., Einſchnitte machen, kerben, Stalder.
Anm. Ahd. chlaphón, chlaffön, mhd. klapfen, klaffen
(vgl. klapp, klappe(r)n, klopfen), zuſammenſchlagend oder ber-
ſtend ſchallen, woraus ſich die Bed. 2 neben 1 erklärt, ſ. bellen,
Anm. u. gähnen. An das Tonw. reiht ſich ſchwzr. kläfeln,
plaudern. Gotthelf G. 242; das niederrh. Klabatter, Klabot,
115
ſchleſ. Klabatſche (ſ. Weinhold) = Klappermaul, vgl. frz.
clabaud, Kläffer ꝛc., ſ. Diez 644. Dazu auch wohl das
mundartl.: klab-áſtern, -āūſtern, -āūtern: ſich lär-
mend hin und her bewegen, trotten (Schütze; Frommann 5,
166) und: Klabautermann = Kobold (ſ. d.) auf einem
Schiff: Der Klabautermann iſt der Schiffsgeiſt, ein kleines,
kurzes Männchen, ganz wie ein Matroſe angezogen, der unten
im Raum der Fahrzeuge ſeine Wohnung hat und das Schiff,
wenn ihm ein Unglück bevorſteht, warnt, ſobald es aber nicht
mehr zu retten iſt, von Bord geht. Gerſtäcker BlW. 128;
Gutzkow Zaubr. 3, 172; Der Klabotermann . ., der gute
unſichtbare Schutzpatron der Schiffe. Heine Reiſ. 2, 24 ꝛc.
Schleſ. klabaſtern = prügeln (vgl. klopfen); klabuſtern,
kleben (ſ. d.), kleiſtern u. ä. m.
Zſſtzg. vgl. die von bellen und von berſten ꝛc.,
z. B.: Von vielen kleinen Hunden angeklafft. Streckfuß Rol.
11, 49; Ein munterer Spitz kläffte uns an. Rellſtab Gart.
4, 15; Von Neidern angeklafft [1b]; Die deutſchen Flücht-
linge anzukläffen. Börne Frzf. 110 ꝛc. Die Hunde klafften
laut auf [1]; Sie klafft mit jähem Spalt | auf [2] von der
Wurzel. Freiligrath Garb. 31; Daß in dem neuen Seiden-
ſtrumpfe ſogleich ein Riß aufklaffte. Voigts H. 80 ꝛc.
Aus-k.: ſ. Klaffer 3; Etwas a., ausplaudern, nam.
aus der Schule, ſ. Schütze. Klaffe [1] den Königen nicht
allein beſtändig entgegen. B. 197b. Zwar belferte ſie
.Sie klaffte fort [1b]. 48a. Alle Klaffkonſorten klaff-
ten | noch weit zum Dorf hinaus ihm nach [1]. 32b.
Von ſeinen Dachshündchen um klafft [1]. Holtei Jahr 1, 359.
Er verfehlt den Helm, doch zerklafft das Bein [zerſpellt
es, daß es auseinander klafft 2]. Freiligrath SW. 4, 130.