Faksimile 0919 | Seite 911
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Kissen
Kíssen, n., –s; uv.; Kißchen, lein; -:
1) ein mit weichen Körpern, z.B. Federn, Haaren, Kleie etc. ausgestopfter, allseitig zugenähter Beutel, von ziemlich gleicher Länge und Breite, nam. Sitzenden oder Liegenden als Unterlage dienend, vgl. Kopf-K., Pfühl, Polster; Einem (zunächst: dem Pathchen) Etwas ins K. binden (s. d. 3b und Steck-K.); Die ihr Küssen machet den Leuten unter die Arme und Pfühle zu den Häupten [sie einlullt etc.]. Hes. 13, 18; Die unruhigen Köpfe in Schwaben aufs K. [zur Ruhe] zu bringen. G. 9, 62; Sie sitzen im Unrecht, wir wollen ihnen kein K. unterlegen [es ihnen bequem machen, mit ihnen nachsichtig etc. verfahren]. 104; Als wenn mir Eins das Küssen wegnähme. Stein 1, 233; Dann schüttelte sie ihm das Kißchen. Grimm M. 61; Was es für eine Wollust ist, einem kranken Vater die Küssen zu legen. Leisewitz Jul. 49; Ein Kißchen, das höchst nöthig war, | um eine Hüfte zu ergänzen. Merck 1, LVIII; Wehe | dem armen Wiegenkinde „Majestät“, | das seiner Amme spotten kann! Wie sanft | mag’s auf dem weichen K. unsrer Siege | sich schlafen lassen. Sch. 259a etc. 2) Schiff.: Stücke weichen Holzes als Unterlage oder als Schutz vor Abnutzung durch Reibung etc.
Anm. Ahd. chussi(n), mhd. küssin, küsse(n), aus it. cuscino, franz. coussin, s. Diez 107 und vgl. Kolter I. Die Schreibweise mit „i“ statt „ü“ (s. o., und z. B. Mark. 4, 38; Fischart B. 50a; Forster Ans. 3, 64 etc.) ist heute die gewöhnlichere, vergl. umgekehrt: „Kissing-Pfenning“ [statt Küß-den-Pfennig]. SClara EfA. 2, 586 etc.
Zsstzg. vielfach nach dem Stoff des Sacks, oder des Jnhalts, womit das K. gestopft ist, oder nach dem Körpertheil, für den es bestimmt ist oder sonst nach dem Gebrauch etc., z. B.: Áchsel-: unter die Achsel gelegt.
Bǟh-: zum Bähen dienend, mit würzigen Kräutern etc. gefüllt und warm aufgelegt: Kräuter-K. etc.
Bāūch-: auf dem Bauch liegend.
Bétt-: s. Kopf-K. etc.
Blátt-: Leder-K., worauf Gold- und Silberblättchen geschnitten werden, bei Goldschlägern, Buchbindern etc., Schneide-K.
Dāūnen-: s. Feder- K.: Aufs D. sinken. Göckingk 1, 90 etc.; Eider(daunen)- K. etc.
Fêder-: mit Federn gestopft: Seine schmutzigen F. lagen so hoch aufgebauscht. Brentano Wehm. 121.
Fūß-: worauf die Füße ruhn.
Góld-: Blatt-K.
Hāār-: vgl. Feder-K.: Pferde-, Roß-, Kroll-H. etc.
Hāūpt-: Kopf-K.: Den Kranz, der über seinem Hauptküssen hing. Klinger Teutsch. 82.
Klēī(en)-: mit Kleie gefüllt, z. B. als Bäh-K.
Klöppel-:
1) zum Einstecken der Nadeln beim Klöppeln, zuw. die ganze Klöppellade.
2) Name mehrerer Schnecken- arten, z. B. Conus textile, C. generalis etc. Kópf-: worauf der Kopf ruht, nam. im Bett. Krǟūter-: s. Bäh-K. Lêder-: dessen Sack oder Hülle aus Leder besteht. Lúft-: bloß mit Luft gefüllt. Nādel-, Nǟh-: Nadeln hineinzustecken und aufzubewahren. Pāthen-: s. Steck-K. Plä́tt-: Wäsche darauf zu plätten. Campe. Pólster-: Polster (s. d.). Rāths-: für die Rathsherrn während der Sitzung dienend: Einem das R. nach Hause schicken, sprchw.: ihn aus dem Rath ausschließen. Rēīse-: dessen man sich auf Reisen bedient. Rēīt-: als Sattel dienend. Rücken-: zum Anlehnen des Rückens. Rūhe-: worauf man ruht; übertr.: Ein gut Gewissen ist ein sanftes R. Sprchw. Sánd-: mit Sand gefüllt. Sáttel-: Reit-K. Schmīēr- [2]: Schmierholz (s. d.). Schnēē-: Sch., wie zarte Eiderdunen gehäufelt. Kohl A. 3, 8. Schnēīde-: s. Blatt-K. Schwímm-: die man sich umbindet, um, von ihnen getragen, zu schwimmen: Eine verkleinerte Kopie dieses Blatts einem seiner bleiernen Gedichte als Sch. angebunden, um es auf dem Strom der Zeit oben zu halten. Lichtenberg Hog. 1, 82. Sítz-: worauf man sitzt, z. B. in Kutschen. Sōpha-: Sitz- oder Rücken-K. auf dem Sopha. Spítzen-: Klöppel-K. 1 und 2, auch: ein mit Spitzen besetztes Kissen, wie z. B. gw. die Tauf-K. Stéck-: ein längres Kissen, in das man kleinre Kinder einbindet, um sie so zu tragen, eig. und zunächst zur Taufe, weil das Eingebinde (s. d.) in das Kissen hineingesteckt zu werden pflegt. Stūhl-: Sitz-K. auf einem Stuhl. Tāūf-: s. Steck-K. u. ä. m.