kiesen
II. Kīēsen, tr.:
prüfend wählen: Daß es mir zum K. und zum Karten | an Zeit und an Geduld gebricht. .. Da brauchst du nicht | viel, wie du sagst, zu karten und zu küren [s. d.]. 5, 35; Zu k. einen König. 8, 413; K. soll ich daraus. Od. 2, 225; Diese Ström’ und Wälder | kieste zum Sitz kein spielend Wesen. Rh. 3, 50; 5, 235); Daß ihr den Eckstein kiest zu einer Himmelsschwelle. Himm. 25; Soph. 126; So würd’ ich, für des Lebens Mai, | den dunkeln Stand des Hirten k. Po. 3, 5; Zur Braut mir zu k. die holdeste Magd. 4, 325; Dieweil aber der Wein allermeist dem Geschmack nach gekiest wird. Sp. 86b; Da soll der älteste [Bruder das Erbe] theilen, der jüngste k. 297 Einen darunter zu k. 3, 321; „So habt ihr freie Wahl.“ ... Was braucht’s hier erst zu k.? 20, 59.
Anm. Goth. kiusan, ahd. chiosan, mhd. kiusen, kiesen = k., aber auch mit der weitern Bed.: „ich schaue mit prüfendem Auge; finde, daß es so und so ist, und dann 114 von jeder sinnlichen Wahrnehmung“, so noch: Abra geh, es ist vonnöthen, daß man heimlich sich erkiest [sich umsieht], | ob die königliche Wache vor der Thür vorhanden ist. s. und vgl. küren I. — mit Übergang des „s“ in „r“ im Impf. und Partic. Präter., s. 4, 507 und 1, 825; 1, 169 ff.; 2, 337; 2, 856 und vgl.: wesen, Impf. „war“ statt des mundartl., veralt.: „ich was“; „Frost“ etc. neben „frieren“, ahd. vriosan; „Verlust“ neben „verlieren“, ahd. varliosan, vgl.: Wer die Welt erkieset, | daß er Gott verlieset. 1, 154 etc., s. Kur, küren und z. B.: „Churfürsten haben . Gewalt einen römischen Kaiser zu erkiesen und um solcher Erkorungwillenwerden sie zugenennt Churfürsten, als in deren Willkur stehet ein Kaiser zu ernamsen“. 312a. — Die Formen: „ich kor; habe gekoren“ werden heute zu dem jetzt selten schwachformigen „küren“ gezogen. Selten und alterthüml.: Er hat sich die güldene Kron’, | ich den Blumenkranz mir erkosen. 262; und östreich.: Ich hab mir diese Seel’ für eine Festung er- kiesen. EfA. 2, 686; Der von dem Himmel absonderlich erkiesene Kaiser Rudolf. 3, 1, 906 Z. 1 2); Zum Bannerträger ist der Thurm erkiesen. Sch. 41. — K. wie Zsstzg. gilt heute nam. in der gehobnen Rede, zumal der Dichterspr., daher komisch, nam. in Verbindung mit dem Schwanken in der Form: Daß ich Sie zu meiner Hausfrau erkoren, will sagen erkiest. 10, 49; doch gw. (Schiff.): Einen Hafen k. = einlaufen; Die Räumte (s. d.) k. = in See stechen. Zum selben Stamm gehört: kosten, ahd. chostön, mhd. kosten, untersuchen, prüfend schmecken, vgl. mundartl., veralt.: Der Kieser, Bier-, Branntwein-, Weinkieser etc., der verpflichtete Untersucher des Getränks. s. goth. kustus, Prüfung, ahd. chust, mhd. kust, Prüfung, Befund und vgl. als urvwdt. gr. γEύoμὸαe, lat. gusto (ich schmecke, koste). S. auch frz. choisir (wählen). 594.
Zsstzg. s. die von küren und wählen, z.B.: Āūs-: So kies’ er ihn [den Weg] sich aus. Kl. 12, 410; Glück hat zu seinem Kinde Sutrinum ausgekiest. Logau 981; Gryphius 383 v. 402; Waldis Es. 2, 27. — Er-:. B. 73a; Aus den Schriften .. Dasjenige e. und auslesen, was zu ihrem Vortheil dient. Fischart B. 35a; Alles ... kürt sich im Saale sein Plätzchen; | zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp | erkieset sich Jeder sein Schätzchen. G. 1, 158; Gotter 2, 52; Haller 91; Nach erkiesten Gründen. L. 1, 179; 5, 113 (Logau); Daß sie die Laster oft für Tugenden e. Lichtwer 105; Ein schlankes Nymphchen war erkiest, | sie nach der Kunst zu schmücken. Matthisson A. 7, 68; Mendelssohn Ps. 78, 70; 89, 21; Erkieseten ihn zum Herzog. Musäus M. 3, 28; Rückert 2, 479; Mak. 1, 146; Ihm erkiesten jüngst die Achaier ein Mägdlein zur Gabe. Stolberg Jl. 18, 445; 19, 236; Stumpf 311a; 358a; Tieck Cymb. 4, 2; V. Sh. 3, 414; Werner Osts. 1, 9; Noch hatte sie Amathunt nicht zu ihrem Sitz erkiest. W. 3, 69; Ein Gott erkieste sich solchen Ort | zum Aufenthalt. 11, 29; E. durch ein s. g. heimliches Mehr die Anzahl von Volksrepräsentanten. 32, 240 etc., s. [Anm.]. Im Partic. in Zsstzg.: Konstantin, du großer, got t erkiester [gotterkorner, von Gott erkiester]. Mosen Ah. 86 etc. Ferner Doppelzsstzg.: Aus-e., z. B.: Ein tapfrer Geist erkiest | ihm stets ein Höhers aus. Fleming 110; Ob nicht der Vogel euren Strauch | zu seinem Sitze auserkiest. Lenau 2, 139; Mühlpforth 2, 7; Das Volk, das du dir auserkiest. Opitz 2, 46; Zum Schlachtlamm auserkiest. Scul- tetus (L. 8, 294) etc. —
Ver-: (veralt.) auf Etwas nicht achten, es aufgeben etc. (s. Benecke 1, 825): Alte Freunde soll man nicht ver-k. (Sprchw.). Schottel 1131aetc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.