Faksimile 0901 | Seite 893
Faksimile 0901 | Seite 893
Kelter
Kélter, f., –n (m., –s; uv.); –chen, lein; -:
der Ort, wo und die Anstalt, wodurch der Saft aus Früchten (zumal Wein, aber auch Ol) durch Treten (vgl. Trotte) oder durch Pressen (vgl. Torkel) geschafft wird: Daß die Tennen voll Korn und die K–n Überfluß von Most und Öl haben sollen. Joel 2, 24; Die K. treten. Hiob 24, 11 etc.; Lastende Traube | stürzt ins Behälter | drängender K. G. 11, 61; Die K. presst den süßen Saft. Hagedorn 3, 184; [Wein] wie frisch von der K. V. Th. 14, 16 etc. Daher:
a) Möchte die K. nie dem Bottig, der Geist der Rebe hier nie dem Geist des Hopfens erliegen! Gutzkow Zeit u. Leb. 159, und b) oft übertr., nam. bibl., z. B.: Die K. [vgl. das Maß etc.] ist voll und die K. läuft über, denn ihre Bosheit ist groß. Joel 3, 13; Der Herr hat zertreten alle meine Starken . ., hat der Jungfrau Tochter Juda eine K. treten lassen. Klag. 1, 15; Der Engel .. schnitt die Reben der Erden und warf sie in die große K. des Zorn Gottes. Offenb. 14, 19 (s. H. Rel. 7, 320 u. vgl. abkeltern); Er tritt die K. des Weins des grimmigen Zorns des allmächtigen Gottes. 19, 15 (s. H. Rel. 7, 349 ff.): Ich trete die K. alleine . . Jch habe sie gekeltert in meinem Zorn und zertreten in meinem Grimm etc. Jes. 63, 3 u. dazu Luther SW. 64, 132, und nach dieser Stelle, welche Manche auf „des leidenden Messiä Kampf und Sieg“ deuten (Büchner Konk. 1178), von der mühselig-schmerzvollen Anstrengung des von Allen Verlaßnen: Hatte .. erfahren, daß in den hülfsbedürftigsten Momenten uns zugerufen wird: „Arzt, hilf dir selber! und wie oft hatte ich schmerzlich ausseufzen müssen: „Ich trete die K. allein.“ G. 22, 235 etc.
Anm. Aus lat. calcatura (das Treten), früher kalkture und dann Kalter, s. Schm. Das masc. z. B. Heine B. 264; Opitz 2, 47 (nach Klag. 1, 15); Rachel 4, 314 etc.
Zsstzg. (vgl. Prese), z. B.: Bánn-: (s. Bann3) Zwang-K., mit Bannrecht über einen Kreis von Kelternden.
Bāūm-: im Ggstz. der Spindel-K., die Wirkung der Spindel auf die Presse durch einen Druckbaum verstärkend.
Hírn-: (Anat.) der Ort, wo die 4 Blutbehälter der dicken Hirnhaut zusammenlau- fen. Ol-.
Spíndel-: s. Baum-K. Wēīn-.
Zwáng-: s. Bann-K. etc.