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keilen
Kēīlen, tr.: 1) einen Keil eintreiben, den hinein-
getriebnen auf Etwas wirken laſſen oder als ſolcher
Keil darauf wirken, ſei es ſpaltend, oder in einander
befeſtigend, ſchließend ꝛc., zuw. übertr.: Die Kraft, die
. den Kaktus keilt in ſtarre Felſenkluft. Grün Sch. 143;
Daß ein richtig geleiteter feindlicher Heereszug das Land aus
einander keilt. Jahn M. 152; Mich .. in den Mittelpunkt
der glühenden Kugel k. .. und mit beſagter Kugel und unſern
hineingekeilten Seelen .. Ball ſchlagen. Klinger F. 56;
So k. und treiben wir fleißig an dieſem Artikel. Luther SW.
46, 343; Die gedrungenſte Sprache ... Die Gedanken er-
ſcheinen wie in einander gekeilt. Schelling 2, 2, 546;
Bergb.: Kalt (ſ. d. 1a) k. ꝛc. 2) (ſ. o. und Keil3
und 4, nieder-k.) nam. burſchik. = ſchlagen, prügeln
und ſo auch in Zſſtzg.: Einen, auf Einen los (zu), Einen
gehörig ab-, durch-, zer-, ſich mit ihm herum-k. ꝛc.
Ferner: Keilerei, f.; –en: Prügelei, Holzerei ꝛc.
3) zunächſt burſchik., ähnl. wie „preſſen“ von dem
gewaltſamen Anwerben der Matroſen ꝛc. anwerben
(zum Beitritt in das Korps ꝛc.), anlocken, für Etwas
gewinnen, ſ. Vollmann, der auch die Bed.: „lieben, ſich
verlieben“ anführt. 4) ſ. kielen, z. B. 1b.
Zſtzg. z. B.: Áb- [2]. Án-: keilend an Et-
was befeſtigen: Der zum Feſt hat angekeilt | am Leib die
Lumpen, die zu fallen haſten. Rückert Mak. 2, 57; Keil an
den Stein ihn an. Stolberg 15, 6. Āūf-: 1) keilend
auf Etwas befeſtigen, aufzwängen: Der Hammer .. iſt
auf einen hölzernen Hebel (Helm) aufgekeilt, deſſen anderes
Ende in die Hammerhülſe feſt eingekeilt iſt. Karmarſch 1, 589.
2) durch Keile öffnen, Ggſtz. zu-k. Aūs-: 1)
vollſtändig durch Keile befeſtigen. 2) (Tiſchl.) Ge-
leimte Bretter a., ſie durch Ausſchlagen der zwiſchenge-
triebnen Keile aus den Leimzwingen nehmen. 3)
(Pferdek.) auskegeln. 4) (Bergb. ꝛc.) tr., intr.
(ſein) und refl.: keilförmig ſich zuſpitzend auslaufen:
Der Gang keilt den Berg, keilt (ſich) aus; In ſchmalen, viel-
getheilten, ſich a–den Gängen. Humboldt K. 1, 262; Das
Aufhören eines Ganges hinſichtlich ſeines Streichens oder ſei-
ner Richtung in die Tiefe nennt man das A. desſelben. Kar-
marſch 1, 163; Weithin ragt in das Meer ein lang a–der
Hügel. V. Ov. 2, 320. Be-: mit Keilen befeſtigen.
Dúrch- [1u. 2]. Ēīn-: vgl. auf-k. 1, einzwän-
gen ꝛc.: Eingekeilte Zähne. Burmeiſter gB. 1, 211; [Den
Unterſchied] einbläuen und einkäuen, e. und eintreiben. Luther
6, 154b; IP. 1, 75; In die allzu engen Palliſaden des
Ariſtoteles .. e. Sch. 102a; Den Feind im Rücken faſſen, |
ihn in der Stadt e. 385a; Zwiſchen Felsgeklüft und Klippen |
hängt ein Steinblock eingekeilt. Schwab 444 ꝛc. Herúm-:
Nach 4 bis 5maligem H. wird die Form halten. Franke Kat. 68
und refl. [2]. Hinēīn- ꝛc. [1]: Meiſtens keilen ſie ſich
noch feſter in den Sektenſinn hinein. Voigts H. 344 u. ä. m.
Nīēder- [2], tr.: niederſchmettern (ſ. niederkeulen)
und intr. (ſein): ſchmetternd niederfahren: Wenn auf
je 100 Schritte nicht | ein Blitzſtrahl ziſchend vor uns nieder-
keilte. HKleiſt Hint. 202. Ver-: 1) durch Keile feſt-
machen. Karmarſch 1, 320; 397 u. o.; Wer doch verkeilte
den Schwanz dir .. hier in den Palmbaum? V. 2, 136 und
refl.: Sich in einander verzahnen und ver-k. Kohl A. 2, 124
ꝛc. 2) (burſchik.) ſ. [2]: Jch will ihnen die Köpf’ alſo
ver-k., | daß ihnen Sehn und Hören vergehe. Rollenhagen Fr.
625, auch: Etwas losſchlagen („verkloppen“),,
z. B.: Die verkauften, in der Schulſprache „verkeilten“
Bücher. Holtei Jahr. 1, 114; Das Hemd vom Leib ver-k. |
und beim Champagner weilen ꝛc. nach Vollmann auch:
ſich verlieben. Zer- [2]. Zū-: 1) tr.: keilend
zumachen, ſchließen, Ggſtz. auf-k.: Franke Kat. 68;
Viele Spalten keilt auch der Winter mit Schnee zu. Tſchudi
Th. 488. 2) [2] intr. Zuſámmen-: in ein-
ander keilen: Endlich ging es gar nicht weiter; ſo hatten
ſich die Maſſen zuſammengekeilt. Höfer V. 132 u. ä. m.