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keifen
Kēīfen, intr. (haben) u. refl., keifte, kiff; gekeift,
gekiffen: ſich zänkiſch auslaſſen und ſchelten, nam. mit
dem Nebenbegriff des Kleinlichen aus übler Laune nach
Weiberart ꝛc.: Das . . . mit einander quengelt und keift.
Auerbach Gv. 418; Sie keift den ganzen Tag. Benedir 10,
104; Keift und ſchmollt mit dem Himmel wie ein dürres al-
tes Weib. Börne 3, 191; Die Memme .. keifte aus ihrem
Schlupfwinkel hervor. 2, 114; Die kleinlichen Zänkereien,
das weibiſche K. Par. 1, 212; Eigentlich müßte ich mit Ih-
nen k. [ein wenig ſchelten], daß Sie ꝛc. Forſter Br. 2, 84;
1, 255; K. würde ſie, du muſſt mich nicht verrathen. G. 7,
33; Wir machen . . | dieſen Streit mit Worten nicht aus,
was ſollen wir k.? 5, 280; 281; Die gleich auf mich los-
keifte: Was wollen Sie? Heine Reiſ. 3, 122; Schlug noch
eine andere Uhr ſehr raſch, faſt k–d gell. 1, 148; Immer-
mann M. 2, 50; Kiff ..: „Ho, Alter, du kämpfſt wohl mit
Rieſen und Drachen“. Langbein 1, 707; Unſer Dichter aber
läſſt ſie mehr k. als reden. Mendelsſohn 4, 1, 326; 5, 344;
Müllner 1, 25; Sie ſchalt und kiff ob dieſer Unart. Muſäus
M. 5, 112; Der Hausmeiſter kiff und biß um ſich wie ein
wilder Eber. Ph. 4, 105; Der Rechtsgelehrte keift. Nicolai
1, 107; Wenn deine Könige k. Prutz Woch. 122; Daß ſich
die Liebſte k. muß und necken | mit mir. Rückert 2, 320;
Der mit den Zehrern ſeines Guts nicht keift. Mak. 2, 161;
Fing an, auf ihn zu k. 149; Die junge Frau keifte ſehr mit
ihm. Stilling 2, 9; Bis die Frau zu Bette keift [–d geht].
V. 2, 56; 4, 142; Was keifſt du, Mütterchen? Sprich als
Mann aus dem Bart. Ant. 2, 293; Ov. 1, 98; Pocht,
trutzt und keift. Waldis Pſ. 99, 1; Mein Vater ſchimpfte,
kiff und ſchalt. Werner Feb. 88; Zelter 4, 128 ꝛc. Auch
tr. u. refl. mit Angabe der Wirkung: Sich heiſer, matt,
(ab-) k.; Man kann alle Dinge todt ſchweigen, aber nicht
todt kifen (Sprchw.). Schottel 1135a, ſ. Anm.
Anm. Nbnf. kiefen (ſ. o.). Opitz 1, 97 v. 300;
Wenn eine alte Frau mit mir gekiefelt hat. Gotthelf U. 1,
369; 2, 299; G. 66; Das Gekiefel. 67; Mit der ich
Schätzchen und Herzchen mich heiße. (Echo): Kiffel und beiße.
Logau, ſ. L. 5, 326; Eine Zeit des Zankens und Kiffelns.
Luther SW. 61, 29; [Irus] kiſelte an ihm [fing Streit mit
ihm an]. Schaidenreißer 76a. Mhd. kiben, kibeln, kî-
veln, dazu kîp, Streit, widerkîp ꝛc. (ſ. keibig. Stumpf
611b, ſtreitſüchtig ꝛc.), vgl. kifen, kiffen, nagen, kauen (ſ.
d.), mhd. kiuwen und nam. Kiefer I. Anm., und ſo z. B.:
Einem ehrlichen Diener das liebe bischen Brot bekiefeln.
Weiſe Iſ. 132. S. Weinhold 42; Brem. Wörterb. ꝛc. Die
ſchwache (regelmäßige) Abwandlung iſt heute die gw.
Zſſtzg. vgl. die von zanken, ſchelten, z. B.: Áb-,
refl.: ſich keifend abmatten. Āūs-: Die Nönnchen
a. Klinger F. 146. Ver-: keifend verbringen: Ihr
Bücherleſer, keift nicht mit dem armen Amandus, der ſein
morſches Leben verkeift. IP. 2, 35. Wīder-: vgl.
widerbellen ꝛc. u. ä. m.