Faksimile 0897 | Seite 889
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keichen Keuchen
Kēīchen, Kēūchen: 1) intr. (haben): a) hörbar,
mit Anſtrengung, ſchnell und kurz athmend die Luft
ausſtoßen, und metonym. von dem Athem: ſo ausge-
ſtoßen werden ꝛc.: Erſt keichet er und droht nur mit dem
Flammenblick, | denn alle Töne hält die Wuth im Hals zu-
rück; | doch bald beginnen ſie, gleich ſchrecklichen Gewittern, |
die bangen Lüfte zu erſchüttern. | „Du lügſt“, ſo donnert er.
Alxinger D. 154; In dieſen Adern keucht dein unglückſelig
Leben. Beck Arm. 260; Sie ſchleppt mit keichend-wankenden
Schritten | eine große Tafel. G. 2, 120; 5, 142; So
keuchten die Weiber und Kinder mit Bündeln ſich ſchleppend, |
unter Körben ꝛc. 8; Da grub er tief und ſchwitzt’ und keichte.
Hagedorn 2, 246; 287; Keuchte unter einer ungeheuren
Bürde. Klinger F. 41; [Der Hund], der noch für [vor] lau-
ter Künſten keicht. JBMichaelis 218; Mit ſeinem keuchenden
Athem. Muſäus M. 3, 35; Der Läufer Paar, das vor dem
Wagen keucht [ſ. 2]. Nicolai 1, 69; Während ich keuchte
[den Stall ausmiſtend]. Platen 2, 276; Keichend ſchmäht er.
Thümmel 7, 147; Mein ſchwerer Odem keicht. Uz 2, 147;
Hielt dann keichend ſich feſt. V. Od. 5, 429; Kommt .. keu-
chend angelaufen. W. 12, 18; Wenn ich hinter ihm mit kür-
zern Schritten keichte [ſ. 2]. 234; Vergebens ſtrebt er, keicht
und ficht mit Arm und Bein. 20, 77; Nun geht’s im ſchärf-
ſten Trott, daß Roß und Reiter keichen. 94; 15, 32; Die
Wahrheit flieht vor der keichenden Verfolgung ihrer feurig-
ſten Liebhaber. 29, 146; Ihn ſchwitzen zu ſehn und keuchen
zu hören. 22, 332; Den alten Klepper, . . . lahm und keu-
chend. Hor. Br. 1, 22 ꝛc. b) (ſ. a) mit ſchnellem kur-
zem Athem, gleichſam dem Erſticken nahe, huſten, vgl.
Keichhuſten z. B.: Die thränenden Augen, die keichende
Bruſt [des Alten]. Hagedorn 3, 96; 97 ꝛc. 2) intr.,
ſich k–d (ſ. 1) fort bewegen, und zwar, inſofern dabei
auf die Ortsverändrung geſehen wird, mit „ſein“,
ſonſt mit „haben“, vgl. huſten: Ich keuchte heim entſetzt
ob ſolchen Reden. Freiligrath 1, 113; Der Alte iſt ins Haus
gekeucht ꝛc., ſ. Zſſtzg. 3) tr.: Etwas k–d (ſ. 1a) her-
ausſtoßen, von ſich geben, äußern ꝛc.: Angſtkeuchende
bettelnde und bezahlte Blätter. Börne F. 77; Eine ſolche
Schüchternheit iſt es, die Ihre Muſe ſehr oft Räthſel keichen
läſſt. Mendelsſohn 5, 431; Palinodie will ich ſingen, aber
nicht mit der belegten Bruſt, womit ich Beleidigung keiche.
428 (Hamann); Er keucht’s [ſagt’s k–d]. Reithard 85; Wer
meinen Sie wohl .., keuchte ſie, daß unten iſt? W. 6, 172;
Ach, keicht er, gnäd’ger Herr ꝛc. 20, 48.
Anm. Der ſchwankende Doppellauter dieſes Tonworts
(ſ. d. Bſp.) entſpricht dem mhd. kîchen u. kûchen, welches
letztre zu „hauchen“ gehört, vgl.: Darnach kauchet oder blaſet
er in das Loch. Stumpf 608b.
Zſſtzg. vielfach, vgl. die von huſten, hauchen ꝛc.,
leicht zu mehren nach den folgenden: An-: 1) intr.
[2]: keuchend nahen, ankommen: Ankeuchen ſchon die
Hunde, | Herrgott zum Halali! Freiligrath 2, 204; „Die
Republik!“ | Ankeuchten die Berichte. Pol. 1, 41. 2) tr.,
keuchend anreden ꝛc. Āūf-: 1) keuchend aufathmen.
2) [2] ſich keuchend emporbewegen, ſ. empor-k. ꝛc.
Aūs-: 1) intr.: zu Ende keuchen. 2) [3] tr.:
Den Schmerz und Unwillen über ſein hartes Schickſal auszu-
keuchen. Muſäus M. 1, 24; Der in unſerm Siechenhauſe
ſeinen Geiſt auskeuchte. Sch. 111b ꝛc. Dahêr-, Ein-
hêr- [2]: Endlich keuchte [tönte k–d] neben der Flöte eine
ſcheu zitternde Singſtimme angeſtrengt daher. IP. 23, 42;
Keuchte gebückt einher unter der Laſt. Heine Lut. 2, 2 ꝛc.
Durch-: keuchend durchrennen: Zwei ſchon einmal durch-
keuchte Straßen wieder zurück nach Hauſe zu keuchen. Thüm-
mel 6, 84. Empōr-: ſ. Auf-k.: Zuletzt, ſo ſchwach
ſie iſt, keicht ſie mit Müh’ empor | auf eines Felſen Stirn.
W. 20, 194. Entgêgen-: Dem Hirſche .., | wann
er dem Tod entgegenkeucht. Gotter. Er-: keuchend er-
reichen: Du ſollſt doch nicht dein böſes Ziel erkeichen. Oehlen-
ſchläger Gd. 127. Fórt-: 1) [2] Auf ungebahnten
Pfaden keuchen | die Pilgrimme .. fort. W. 10, 156,
weg-k. 2) fortfahren zu keuchen, weiter keuchen.
Hervōr-: 1) tr. [3]: Das kaum noch den Wunſch
zu leben aus der Bruſt hervorkeichen kann. Klinger F.
287; Keucht hervor ... den Gruß. V. Sh. 3, 209.
2) [2]: keuchend hervorkommen; ſo auch: Zwei
Greiſe keuchten hinein. VWeber 2, 295 ꝛc. Nāch-
[2]: keuchend folgen: Meinen Spuren nachzukeuchen. Streck-
fuß Rol. 13, 26; Jetzt brauch’ ich keinem Oberon, | wie
ſonſt, von Weitem nachzukeichen. Thümmel 2, 242; W. 20,
93 ꝛc. Ver-, tr.: keuchend verbringen, verhauchen:
Ein ſieches unerquickliches Leben verkeuchen. Börne 2, 61.
Wég-: ſ. fort-k. Zū- [3]: Einem ein Wort zu-k.,
keuchend ſagen ꝛc. Zurück-: ſ. durch-k. u. ä. m.