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keck
Kéck, a.:
voll frischen, lebhaften Muths, ohne Zagen vor Gefahr, jetzt meist tadelnd: voll leichtsinnigen, zu Viel wagenden, gleichsam die Gefahr herausfordernden Ubermuths. Ohne tadelnden Nebensinn, kühn, dreist, muthig, herzhaft: 2. Macc. 11, 9; Sir. 45, 29; Weish. 12, 17 (stark); Indem sein Schild er und Speer k. schwang. Droysen A. 3, 177; Mit leichten Füßen k. | .. schwang er sich auf das Deck. Freiligrath 1, 12; Die Gründung ist des Maurers Angelegenheit und, daß wir [Maurer] es nur k. heraussagen, die Hauptangelegenheit. G. 15, 75; Getrost, k. und guter Ding zu sein. Luther 5, 6b; 6, 121a; Bis [sei] k. und starkmüthig! Schaidenreißer 11a; O wende nicht den scheuen Blick | und fleuch nicht zag und bange, | kehr zum Balkone k. zurück | und lausche meinem Sange. Scheffel 232; Hoch in die Lüfte trug es der starke Vogel k. Simrock Gudr. 59; Also sind die guten Helvetier, welche von Anfang wohl k. und frech [muthig] waren, ... zuletzt erschrocken und verzägt worden. Stumpf 301b; Hast du k. die Meilenstiefel | von den Füßen ihm gemauset. Uhland 316; Nur k. die Hand geküsst! W. 11, 243 etc., dagegen mit mehr oder minder hervortretendem Nebensinn, daß man aus Lebhaftigkeit und übermüthigem Selbstvertraun zu viel, mehr als man sollte oder als man verantworten kann, mehr als recht ist, wagt oder sich herausnimmt (vgl. verwegen, frech): Ein k–er Bursche; Ein k–es Wort; Eine k–e Zunge; K. antworten; Den k–en Schwärmer. Herwegh 1, 14; Schon that der junge Herr so k., | als wie ein andrer Skanderbeg. Lichtwer 57; „Meine Wünsche sind wie meine Gaben | groß und kühn“. .. Kannst du zaudern, dieses Hexenmeisters | k–en Anspruch mit dem Tod zu strafen? Platen 4, 276; Am Ende | siegte männlich aber doch die Kühnheit. | Mitten unter jene Schaaren [in die er nicht gehört] drängt er | k. sich ein. 290; Aus der Ungeheuer Mitte | nimmt er den Handschuh mit k–em Finger. Sch. 70b; Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. | Vermöcht’ er k. zu handeln, dürft’ er nicht | k. reden auch? 334; Stets ist die Sprache k–er als die That. ebd.; K., wie Einer, der nicht straucheln kann, | lief er auf schwankem Seil des Lebens hin. .. Er ging der Größe kühnen Weg. 388b; Den k–en Geist der Freiheit will ich beugen. 546b; Heida! halt an, du k–er Wicht! Uhland 387; Nicht so k. mich gefordert zum Faustkampf! V. Od. 18, 20; Liegt | ihr schon zu Fuß, zwar flehend, doch die k–en, | kraftvollen Arme dicht um ihre Knie geschmiegt. W. 11, 241.
Anm. Ahd. chëc, mhd. këc, entstanden aus ahd., mhd. quëc (goth. qius, lat. vivus), lebendig, frisch etc., vgl.: Er- quicken, Quecksilber,Quickbrunnen, Queckholder (s. Wach-Holder). Daher auch in einigen mehr mundartl. und veralt. Bedd., z. B.: K–es [lebhaftes] Roth etc.; frisch; hurtig; munter, s. Adelung; Die Birne ist kech [fest, nicht mürbe]; Keche [starke] Waden. Stalder 2, 93; Frommann 4, 5 etc., vgl. Schm. 2, 280 ff.
Zsstzg. z. B.: ūber-: allzukeck. Heine Lut. 2, 89.
Un-: zaghaft, blöde: (selten) Er war aber noch gar jung und unkeck. Kerner 375.