Faksimile 0891 | Seite 883
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Kauz
Kāūz, m., –es; –e, (–en), Käuze (–en); Käuzchen, lein; -:
1) Eule ohne Ohrbüschel, die Glattköpfe unter den Eulen, s. Tschudi Th. 110 ff. mit mehren Arten, z. B. Stein-K. oder Käuzchen, Strix passerina. auch „Leichenhuhn“; Schnee-K., St. nyctea; Schleier- K., St. flammea; Wald-K., St. aluco; Zwerg-K., St. pygmaea; Der rauhfüßige K., St. dasypus etc., bei Ältern auch statt Eule überh., z. B. Ohr-K. Adelung. Der K. lebt einsam als Nachtvogel in Mauerritzen und Felsenspalten (Ps. 102, 7; Göckingk Lieb. 36; Heine Reis. 3, 42; EKleist 1, 66 etc.), ächzt (Ds. 1, 166; V. 114 etc.), heult (G. 8, 370; Werner Osts. 1, 44 etc.), uhuet (Arndt B. 44); Ob Käuzchen oder Eule besser singe. W. 10, 28; Das Käuzlein kreischt und jammert, | daß der Krank’ es ahnend hört. Schlegel Somm. 5, 1, vgl. Leichenhuhn; Der K. ist den Tagvögeln verhasst; Gleichwie, wenn an hellen Tagen| glänzt der güldnen Strahlen Schein, | pflegt ein blinder K. zu sein, | welchen tausend Vögel nagen. Fleming 184, weßhalb er denn auch zum „lustigen Vogelfange“ mit der Leimstange gebraucht wird. Döbel 1, 80; 2, 260; Wann man keine K–en hätte, müßte man wohl mit Eulen beizen. Zinkgräf 2, 63; Die lieben Heiligen zu Geldkutzen aufsetzen. Luther 1, 306b, als Lockmittel, um Geld von den Wallfahrern etc. zu erjagen. Sprchw.: Den K–en, bei Keisersberg: Den Kutzen streichen. Frisch 1, 505 u. 541 = schmeicheln, s. streichen und vgl. Kotze. Mz.: K–e. EKleist 1, 166; Rückert Morg. 2, 186; V. Ant. 2, 71 etc.; K–en. Fischart B. 251a, häufiger: Käuze. Arndt Ber. 244; Döbel 2, 260; Tschudi Th. 110 u. so gw. in naturgsch. Werken. 2) wohl hergenommen zunächst von den possierlichen Gebärden des K–es beim „spaßhaftigen“ (Döbel 1, 80) Vogelfang, als Bez. einer sonderbaren, wunderlichen Pers. und so dann = Gauch (s. d. 2 u. vgl. Vogel), vgl.: Und macht aus dir einen K–en [Geck], da Jedermann sein Kurzweil und Gelächter mit hat. Garzoni 134a, ferner selbst von andern Vögeln, von den Kreuzschnäbeln: Diese sonderbaren Käuze. Tschudi Th. 88 etc.:
a) ohne Beiwort: Es muß auch solche Käuze geben [wie Mephisto]. G. 11, 152; Es war eben ein K., der gleichsam beständig über Nichts lachte. 28, 181; Fiel auf den K–en [den Schelm Alcest] nur ein Fünkchen von Verdacht. 7, 94; Wir können nicht Alle ehrliche Leute sein, es muß Käuze von allen Farben geben. Heine Lut. 2, 138; Der Kruditäten eine| des alten Mütterchens [Natur], ein K., für dessen Glück | ich Bürge bin. W. 12, 6; 20; Wie Ihr .. auf mich schimpftet| und hießt mich Wechselbalg und K. und Murmelthier. 22 etc.
b) mit Beiw. (alphab.), z. B.: Alter K. G. 34, 327; Sealsfield Leg. 2, 16; Solcher alter K–en Fell. Droysen A. 3, 117; Ehrlicher K. Chamisso 4, 236; Immermann M. 1, 168; Der ehrlichen, blödsichtigen K–e. W. 9, 65. Ein feiner K. Hebel 3, 123; Ein alter, feiner, | verschmitzter K. und geizig wie ein Gnom. W. 11, 172; Feine K–e. Seume Sp. 281. Der hochmüthige K.! Tieck N. 5, 85. Du, junger K. [Geck], solltest dich in dein Herz geschämt haben, mich alten Mann zu fordern. Zinkgräf 1, 136. Ein sehr kurioser K. voll griesgrämischer Eigenheiten. Mörike N. 34. Ein närrischer K., ein Stück Poet. Freiligrath Pol. 2, 31. Ein reicher K., s. kauzen, Anm.; Je reicher der K., je ärger der Filz, heißt das Sprichwort. Gotter Sch. 283. Roh’re K–e. HKleist Hint. 123. Des schnurrigen K–es. Bodenstedt 2, 22. Sonderbare Käuze. Heine Börne 21. Der trockene K. 128. Einem versofsenen K. von Studenten. Stilling 3, 171. Der wunderliche K. Tieck N. 5, 422; W. 9, 168; Wunderliche Käuze. Kohl I. 1, 403; Natur bringt wunderliche Kauz’ ans Licht. Schlegel Kaufm. 1, 1 etc.
c) in Zsstzg. z. B.: Der Grillen-K. Zelter 2, 311 etc. 3) s. Katze 12a. 4) Knieriemen der Nadelmacher, viell. nach ihrer kauzenden Stellung.
Anm. Mhd. kûze, kützlin, wie noch 5. Mos. 14, 16; Ps. 102, 7 („Nachteule“ Luther 1, 35a); Kutzen oder Tschavitlin. Stumpf 612a, s. o. (1) Luther u. Keisersberg und it. civetta, worüber man Diez 594 vgl. Wohl urspr. Tonw. nach dem Geschrei und katzenähnl. Geheul, vgl. Katze u. den frz. Namen chat–huant. doch vgl. auch das erste Citat unter „kauzen“, wie denn der schwzr. Name „Nachthuri“ für den Waldkauz (Tschudi Th. 112), nach Stalder 2, 64 = Gespenst zu dem schwzr. „huren“ = kauern, kauzen stimmt. Zu 2 vgl. auch schwzr. Käusi, Bez. eines Alten. Stalder; Launen zweier alten Vögel, zweier durchtriebener Käusene etc. Gotthelf G. 243; 262 u o.