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Kasten
I. Káſten, m., –s; uv. (Käſten); Käſtchen, lein;
-: 1) ein Behältnis in Form eines rechtwinkligen Pa-
rallelepipedums, d. h. das von ſechs Rechtecken derge-
ſtalt begrenzt iſt, daß je zwei gegenüberſtehende ein-
ander gleich und parallel ſind: Der einfachſte und ge-
wöhnlichſte K. iſt der aus Brettern zuſammengefügte (ſ.
Kiſte 1); Ein offner K., ohne Deckel; Ein K. mit ein-
ſchiebbarem, mit einem durch Krampen befeſtigten Deckel; Ein
K. in einem Tiſch, in einer Kommode, der aus- und einzu-
ſchieben iſt, Schub-K.; Ein eiſenbeſchlagner, ein eiſerner
K.; ein K. aus Pappe ꝛc.; Etwas in einen K. legen, in einem
K. verwahren; Den K. zuſchließen ꝛc.; Geſtickten Tüchern,
welche ſie in köſtlichen K. von Cedern gemacht und wohl ver-
wahrt, auf deine Märkte geführt. Heſ. 27, 24; Die goldnen
Kleinode thut in ein Käſtlein. 1. Sam. 6, 8; Machte ſie ein
Käſtlein von Rohr und verklebte es .. und legte das Kind
darein. 2. Moſ. 2, 3; Einige K., in denen ich kleines Kriegs-
volk über einander geſchichtet erblickte. ... Wir hatten auch
Geſchütz in unſern Käſten gefunden. G. 20, 68; Ließ zwei
tüchtige K. zu meinen ſilbernen Gefäßen verfertigen. 29, 3;
Kleider und Juwelen ſtehn bereit, | im prächt’gen K. ſämmt-
lich eingeſchloſſen. 13, 264; „Was liegt im langen Käſtchen,
oben an?“ | Die ſchönſten Bänder. 277; Ein Tabulettkrämer
mit Körbchen und Käſtchen. 18, 323; Blumentöpfe und
Rankengewächſe in Käſten. Gutzkow R. 1, 146; Große Käſten
voll kleiner ... Vogelbauer. 9, 482; Die Kleiderſtoffe liegen
in den K. Rückert Mak. 2, 57; Viel Gewand’ in den Käſten.
Schaidenreißer 8a; Kleidung zugleich in K. V. Od. 2, 340 ꝛc.
Oft in der Verbind.: Wagen mit Kiſten und K. bepackt.
G. 25, 255; Immermann M. 1, 255; Zu Kiſt und K. haſt
du ja die Schlüſſel. HKleiſt Kr. 96; Kohl I. 1, 252; Als
ich Abſchied nahm, | war Kiſten undK. ſchwer. Rückert ꝛc.
Die beſondre Beſtimmung wird durch Zſſtzg. (ſ. d.)
angegeben, oft aber genügt das bloße K., z. B.: Das
Zerſtechen ... der Seitenwände und Zwiſchenleiſten der
[Schrift-] Käſten durch Tenakel und Ahle. Franke Buchdr.
25 ꝛc.: Wollt ihr in meinen [Guck-] K. ſehn | des Lebens
Spiel. Sch. 99a, nam. oft = Geld-K. ꝛc. (ſ. 3), z. B.:
Wir halten unſre Häuſer und K. gut verwahrt. G. 9, 170;
Diebe, ſo heimlich die K. räumen. Luther 5, 411a ꝛc. Dar-
auf oder z. B. auf den Futter-K. ꝛc. bezieht ſich die
ſprchw. Wendung: Bald am K. ſein, d. h. am Boden
des K–s, wenn das drin Enthaltne zur Neige geht ꝛc.
Minder gw.: [Sie] reiten die Gäul über den [Brunnen-,
Röhr-] K. und tränken. Berlichingen 104 ꝛc.; In gemeinen
[d. h. gemeinſamen] K. baden. Ryff Sp. 139b, von einem
k.-förmigen Behältnis zum Baden, vgl. Wanne ꝛc.
Auch übertr. von Perſ.: Eine Tonne von einem Mann iſt
deine Geſellſchaft. Warum verkehrſt du mit dem K. voll
wüſter Einfälle? Schlegel Heinr. IV. 1, 2, 4. 2) viel-
fach in techn. Anwendung von K. oder einigermaßen
k.-ähnlichen Behältniſſen ꝛc., z. B.: a) Anat.: K.,
Käſtchen, Zahn-K., Zahnlade, die Alveole (Höhlen,
Zellen) im Kiefer, worin die Zähne ſtecken, vgl. Blut-,
Bruſt-, Hirn-, Rippen-K. ꝛc. b) Bergb.: die
Auszimmrung einer Strecke oder Stroſſe durch eine an
den Seiten eingeſchlagne Reihe Stempel, theils zur
Befeſtigung flüchtigen Geſteins, theils um beim Auf-
ſchütten von Schutt und Bergen durch den leerbleiben-
den Raum einen Weg zu behalten: K. ſchlagen; Die K.
gehn in Bruch, das Holzwerk derſelben verfault ꝛc.
c) bibliſch: Der K. [die Arche] Noahs. d) Bien.:
Anſätze, die man an die hölzernen Bienenſtöcke macht,
wenn dieſe vollgebaut ſind, damit die Bienen fortbauen
können. e) Buchbind.: bei Einbänden, deren
Deckel aus dünnen Brettern beſtehn, Vertiefungen in
denſelben, worein die Klauſurriemen zu liegen kommen.
f) Buchdr.: ſ. 1 und Schrift-, Setz-K. ꝛc.
g) Goldſchmied. ꝛc.: in Ringen ein k.-ähnliches
Behältnis, z. B. für Haare, durch den Druck einer
Feder aufſpringend. W. 22, 110 ꝛc. (ſ. Kapſel), nam.
aber: Der K. eines Steins, worin er gefaſſt iſt, dann
auch: der gefärbte Grund eines zu faſſenden Edelſteins,
ſ. Ring-K. 2. h) Kriegsw.: bei Batterien und
Schanzen der Theil der Bruſtwehr zwiſchen zwei Schieß-
ſcharten. i) Mathem.: ein Parallelepipedum (ſ. 1).
k) Muſ.: der k.-ähnliche untre Theil des Baſſett-
horns, vgl. Orgel-K., ferner Leier-K. = Drehorgel und
ähnlich auch: Klimper-, Klapper-, Ton-K., als verächtl.
Bez. eines Klaviers, wofür zuw. auch das einfache K.
ſteht: Setzen Sie Sich an den alten K. und begleiten Sie
dem Mädel die große Arie. Polko Muſ. 54. l) Töpfer.:
= Kapſel 7 und ſ. Kaſter. m) Waſſerb.: der
untre ſtarke Theil eines Damms. n) weidm.: das
Loch, der Einſchlag, den man von oben in den Dachs-
bau gräbt, um vor den bellenden Hund und ſomit grade
auf den Dachs zu kommen. o) Zoolog.: Das
Käſtchen, Käſtlein, eine ArtTrompetenſchnecke, Buccinum
arcularia ꝛc. 3) Inſofern der K. nam. als Behält-
nis für etwas Aufzubewahrendes dient, galt K. früher
und gilt, nam. mundartl., in einzelnen Fällen noch
für ein Gemach, eine Räumlichkeit in einem Gebäude
oder auch für ein ganzes Gebäude zur Aufbewahrung
und Aufſpeichrung, ſ. z. B.: Die Leviten waren [geſetzt]
über die K. und Schätze im Hauſe Gottes. 1. Chr. 10, 26
[„über die Gemächer und Schatzkammern des Gotteshauſes“.
Zunz]; Baute .. gegen ſeinem K. Nehem. 3, 30 [„ ſeinem
Gemache gegenüber“. Zunz] ꝛc., nam. Schm. 2, 339, wo
die Bedd. angegeben ſind: Gemach in oder Hütte
neben einer Alphütte als Behältnis für Mehl, Käſe,
Butter, Schotten und Milch; ein Boden oder ein
Speicher für Korn; nam.: ein Gebäude zur Aufbe-
wahrung des Gült- und Zehend-Getreides, das von
den unmittelbaren Grund- und Zehend-Holden des
Landesfürſten oder des Staats entrichtet wird. Da-
her allgm.: K. zur Bez. gewiſſer öffentlichen Kaſſen,
ſ. Land-K.; K.-Amt, -Geld, -Gülte, -Gut, -Vogt ꝛc.
und Kaſtner. 4) Zuw. ſteht K. auch als verächtl.
Bez. eines Hauſes ꝛc., zunächſt wohl = armſeliges
Brettergebäude, dann aber allgm.: Hätten die Satans
nicht uns Narren insgeſammt den alten K. auf die Köpfe
ſchmeißen können? Tieck N. 3, 145. Namentl. aber:
K., Huren-K. = Bordell (ſ. d.). Ferner z. B.
ſt. Kutſch-K. (1), Kutſche: Drin im morſchen K. fährt | die
ſchönſte Maid im Lande. Grün Gd. 67, vgl.: Die Eilwagen
ſind im Vergleich mit den 6ſitzigen bekannten Marter-K.,
ſchauerlichen Andenkens, höchſt angenehm. Hackländer Sold.
8; Die ſchütternde Bewegung des ungefügen Räder-K–s.
Stahr Par. 2, 49, vgl. Guck-K.; ferner von einem
Schiff: Es ruht ein wahrer Fluch auf dem alten K. Gerſtäcker
BlW. 28. 5) Landwirthſch.: (mundartl.) K.,
Korn-K., ein zum Trocknen auf dem Feld aufgeſtellter
Haufen Garben, Hocke, Mandel.
Anm. Ahd. chasto, mhd. kaste, wohl zu dem aus
lat. cista entlehnten „Kiſte“, ahd. chista, mhd. kiste.
In Bed. 5 wohl ein verſch. Wort. Der alten Ez. „Kaſte“
entſpricht die Mz. Kaſten; doch findet ſich auch nicht ſelten
die Mz. mit Uml., ſ. o., und z. B. Alexis Rol. 3, 66; Böt-
tiger Sab. 356; Drollinger Gd. 56, 60; Schubkäſten. Forſter
Br. 1, 516; Gutzkow Bl. 1, 27; 81; 322; R. 9, 43;
Hackländer Sold. 50; Immermann M. 2, 282; Mahlmann
6, 95; Kleiderkäſten. IP. 22, 182; Pückler Semil. 1, 159;
Sch. 124b; Schwab 478, vgl.: Die Gärten, Gräben ꝛc.
Nbnf. der Verkl.: Käſtel, vgl. Kaſtelkunſt.
Zſſtzg. unerſchöpflich z. B. nach dem Stoff, ferner
nam. nach dem darin Enthaltnen oder dem dafür beſt.
Jnhalt ꝛc., leicht zu mehren nach den folgenden, vgl.
die Zſſtzg. von Korb, Schachtel ꝛc.: Āāl-: zum Fan-
gen oder zum Aufbewahren von Aalen, ſ. Fiſch-K.
Antīqua-: ſ. Schrift-K. Franke Kat. 49. Ar-
beits-: zur Aufbewahrung der Arbeit oder des Ar-
beitsgeräths: Die Ahl ſteckt an dem A. G. 2, 117.
Armen- [3]: Armenkaſſe. Áſchen-: Kaſten zur
Aufnahme von Aſche; ſelten (ſ. Aſchenkrug) der Todten-
aſche; ſo Aſchenkäſtchen. G. 17, 318. Bǟren-:
Bärenkäfig, ſ. Menagerie-K. Bāū-: So wird das
Kind durch einen B. (eine Sammlung von loſen Häuſerchen,
Bögen, Bäumchen) im ewigen Umgeſtalten ſo glücklich. IP.
36, 96. Bēūtel-: ſ. Mehl-K. Bínſen-: aus
Binſen geflochten. Böttiger Sab. 464. Bléch-: aus
Blech. Blūt-[2a]: (weidm.) Herz. Brétter-:
aus Brettern. Brīēf-: Kaſten für Briefe, nam.
in den Poſten zum Hineinwerfen ſolcher Briefe, für die
der Abſender Nichts weiter zu entrichten hat. G. 25, 121.
In Zeitungen eine Rubrik zur kurzen Korreſpondenz
der Redaktion, vgl. Frage-K. Brúnnen-: worin
ſich das Waſſer eines Quells ſammelt, Röhr-K.
Brúſt- [2a]: die Bruſt. Bücher-. Dách-:
Kalk-K. der Dachdecker, Dachmulde. Defékt-:
(Buchdr.) Kaſten für die bei einer neu gelieferten
Schrift nachbeſtellten Buchſtaben. Franke Kat. 18.
Depōſiten-: ein ſicher verwahrter Kaſten od. allgm.,
eine ſolche Räumlichkeit zur Aufbewahrung von etwas
Deponiertem, namentl. bei Gericht. G. 19, 84 ꝛc.
Diamánt(en)-: vgl. Ring-K. 1 und 2; übertr.:
Rechne, daß du deine Worte in ein Diamantenkäſtchen ver-
graben haſt. G. 29, 73, daß ſie treu bewahrt, verſchwie-
gen bleiben. Dórn-: zur Leitung der zu gradieren-
den Soole auf die Dornwand. Drǟſel-: für auf-
gedröſelte Goldfäden ꝛc. Muſäus Ph. 2, 100. Fár-
ben-: Farben zum Tuſchen enthaltend, Tuſch-K.
Fêder-: 1) zur Aufbewahrung von Federn. 2)
Federſtock der Strumpfwirker. Fíſch-: kaſtenför-
miger Fiſchhälter ꝛc. Fórm-: Formlade, in den
Gießereien zum Formen in Sand (vgl. Kaſtenformerei),
aus Ober- und Unter-K. beſtehend. Karmarſch 2, 108 ff.
Förſten- [2b]: beim Förſtenbau die Verzimm-
rung zum Schutz der unten liegenden Feldortſtrecke.
Karmarſch 1, 169. Frāge-: in manchen Vereinen
ein Kaſten zum Hineinwerfen von Zetteln mit Fragen,
deren Beantwortung oder Diskuſſion man wünſcht,
und danach in manchen Zeitſchriften auch eine Rubrik,
vgl. Brief-K. Fraktūr-: ſ. Schrift-K. Fút-
ter-: zur Aufbewahrung von Futter fürs Vieh, nam.
für die Pferde, ähnl. Häckſel-K. Gátter-: ſ.
Gitter-K. Gedä́chtnis-: vgl. Hirn-K.: Mein
G. | hat ſo viel Löcher als ein Sieb. Lichtwer 13. Géld-:
zur Aufbewahrung von Geld. Thümmel 6, 9, auch übertr.
von einem reichen Geizhals: Was macht der alte G. bei
Ihnen? Gellert 3, 294. Gewánd-: Kleider-K.
Schaidenreißer 88a. Gīēß-: innen mit einem Paar
beweglicher Querbretter, dazwiſchen das zu den Orgel-
pfeifen gegoßne Zinn zu plätten, Gieß- oder Zinn-
Krücke, Gießrahmen, Schleuſe. Gítter-: Gatter-
K., deſſen Wände ein Gitter- oder Gatterwerk von
Stäben, Barren ꝛc. bilden, wie z. B. die Menagerie-
K. oder Käfige für wilde Thiere ꝛc. Glās-: ganz
oder theilweiſe aus Glas. Góttes- [3]: das für
den Gottesdienſt beſtimmte Geld und deſſen Verwal-
tung ꝛc. Gúck-: Kaſten, in den man, durch ein
Glas guckend, Bilder ꝛc. ſieht, oft mit einer Drehorgel
(ſ. Leier-K.) verbunden: G. .. Ich höre eben einen über
die Straße orgeln. Paſſerino fand ſeine bunten Bilder recht
artig, ſein Leierſtückchen war es nicht weniger. Thümmel 4,
151. Scherzh.: ein auf einen gw. Wagen befeſtigter
kleiner ſchmaler Wagen-K. Hāfer-: ſ. Futter-K.
Hāſen-: zum Tranſport lebendiger Haſen ꝛc.
Hérz-: Bruſt. Mattheſius Luth. 20a. Hírn- [2a]:
Hirnſchädel: Der Hecker im H. hat. Langbein 1, 83; Willſt
das Violoncell am H. wiſſen? Sch. 182b. Hírſch-: ſ.
Haſen-K. Hollúnder-: aus Hollunderholz: Wo
ich Meiſen | im H. fing. Salis 83. Hólz-: Kaſten aus
Holz, aber auch für Holz, z. B. im Ggſtz. von
Torf-K. ꝛc. Hūren- [4]. Juwēlen-: ſ. Dia-
manten-K. Kálk-. Kapéll-: ſ. Reiſekapelle.
Kartǟtſchen-. Kérn-: (ſ. Form-K.) Kern-
drücker, eine zweitheilige Form zum Anfertigen der
Lehmkerne beim Gießen. Karmarſch 2, 112. Klápp-:
deſſen Deckel aufgeklappt wird, Ggſtz. Schieb-K. ꝛc.:
Rechts am Feuer ſtand ein hohes Klappkäſtchen, das auch zum
Stuhl diente. G. 25, 88 ꝛc. Klápper- [2k].
Klēīder-. Klēīen-: ſ. Vor-K. Klímper-
[2k]: Mügge Silt 1, 97. Kórn-: 1) [1]. 2) [5].
Krān-: (Schiff.) Kaſten mit kleinem Kran am
Steuerbord, Waſſer zum Deckſpülen ꝛc. an Bord zu
ziehn, vgl. Pütſe. Kūgel-: nam. Behältnis für
Kanonenkugeln. Kurſīv-: ſ. Schrift-K.
Kútſch(en)-: 1) der die Sitze enthaltende kaſtenför-
mige Haupttheil der Kutſche. 2) ein Kaſten in oder
an der Kutſche, z. B. ein ſolcher in der Sitzbank der
Kutſche, vgl. Wagen-K., Vache ꝛc. Lánd- [3]:
Landeskaſſe: Die jährliche Kontribution .. nicht in den L.
gebracht. Erbvergl. § 71. Lēīchen-: Sarg ꝛc. Arndt
411. Lēīer- [2k]: ſ. Guck-K.: Mit dem L. umher-
ziehn, zum L. ſingen; Am L. drehen. Immermann M. 4, 12 ꝛc.
Māl-: Farben-K., danach auch: Name eines
Malervereins ꝛc. Málz-: oft von beſt. Größe,
das nöthige Malz zu einem Gebräude faſſend.
Márkt-: Waaren- oder Geld-K. der zu Markt
110*
reiſenden Kaufleute. Márter-: z. B. [4].
Mêhl-: Kaſten fürs Mehl, z. B. in der Mühle der,
wo es hinein gebeutelt wird, Beutel-K. (oder -Kiſte),
ſ. Vor-K. Mēīſen-: kaſtenförmige Falle für Mei-
ſen und andre kleine Vögel, niederd. „Vogelklippe“
von dem Laut beim Zuklappen, ſ. Hollunder-K. und
Meiſenkarren. Menagerīē-: ſ. Gitter-K.
Müll-: wohinein das Stubenkehricht ꝛc. kommt,
Schutt-K. (ſ. Müll): Eh die Waare in den Mühl-K.
übergeht. Zelter 6, 397. Múrmel-: worin die Sa-
vojardenknaben ꝛc. ihre Murmelthiere herumführen.
G. 7, 155. Múſchel-: (nam. auf dem Deckel) mit
Muſcheln ausgelegt und verziert. Nǟh-: Arbeits-
K. für eine nähende Dame ꝛc. Nōah(s)-: eine
Nachbildung von Noah’s Arche, als beliebtes Nürn-
berger Kinderſpielzeug. Grube 3, 313 ꝛc., auch Name
einer Archenmuſchel, Arca Noa. Öber-:ſ. Form-
K. Opfer-: Kaſten für das Opfergeld in der
Kirche, Opferſtock. Schwab 2, 147. Orgel-: die
kaſtenförmige Einfaſſung des Orgelwerks, vgl. auch
Leier-K., übertr. ſcherzh.: eine dicke Weibsperſon.
Pápp(en)-: aus Pappe, ſ. Karton 2. Pfēī-
fen-: Kaſten für Pfeifen, nam. worin die Thonpfeifen
gebrannt werden. Pfláſter-: Kaſten für Pflaſter;
ſcherzh., übertr.: Ein Kompagniearzt .. wurde gw. „Pf.“
genannt. Hausblätter (1857) 1, 65, vgl. Pflaſterkocher =
Quackſalber. Friſch 2, 54b. Póchwerks-: in
Pochwerken gebraucht. Prótz-: im Protzwagen.
Hackländer Sold. 140; 192. Púlver-. Púm-
pen-: der kaſtenähnl. Verſchlag, worin die Pumpe
ſteht. Pútz-: Putzgegenſtände ꝛc. enthaltend, Toi-
letten-, Schmuck-K. ꝛc.: Ein Putzkäſtchen, welches allerlet
Schmuck und Juwelen enthält. Böttiger Sab. 66; 169 ꝛc.
Rǟder-: beweglich, auf Rädern ruhend, z. B. [4].
Raritǟten-: vgl. Guck-K.: Tauſend Menſchen iſt
die Welt ein R., die Bilder gaukeln vorüber und verſchwin-
den. G. 31, 24. Rêh-: ſ. Haſen-K. Ríng-:
1) zur Aufbewahrung von Ringen. 2) [2g] Wie
Cellini durch feingeſchnittene hochrothe Seide, mit der er den
R. gefüttert, einen Rubin beſonders erhöht haben will. G.
29, 146. Ríppen- [2a]: der von den Rippen ein-
geſchloßne kaſtenähnliche Theil des Körpers. 196.
Rȫhr-: Brunnen-K. Róll-: 1) zum Fortrollen
mit Rädern verſehn, Räder-K. 2) der (gw. Steine
ꝛc. enthaltende) Kaſten einer Rolle oder Mangel. 3)
Kaſten, woraus das Erz unter die Stempel eines Poch-
werks rollt ꝛc. Rúmpel-: ſcherzh. ſtatt Poſtwagen
ꝛc., z. B. Gutzkow Zaubr. 3, 384, ſtatt Brummbaß,
z. B. Weiſe Jak. 193. Sálben-: zur Aufbewah-
rung von Salben, Narthecium (bei den Griechen).
Böttiger Sab. 67. Sámmet-: Thümmel 2, 115.
Sánd-: 1) Kaſten zu Sand. 2) bei oberſchläch-
tigen Mühlen ein Kaſten, worin das Waſſer den Sand
ꝛc. als Niederſchlag läſſt und reiner aufs Rad fällt.
Sāū-: ſ. Haſen-K. Schátz- [1 und 3]: zur Auf-
bewahrung von Schätzen, Vorräthen, vgl. Schatzkam-
mer: Wurden verordnet Männer über die Sch., da die Heben,
Erſtlinge und Zehnten innen waren. Neh. 12, 44; Dan. 1, 2;
Mir widerte, das herrliche Schatzkäſtlein in dem alt-eiſernen
verroſteten Depoſiten-K. der Gerichtsſtube zu wiſſen. G. 19,
84 ꝛc. Übertr. nam. verkl.: eine Sammlung ur-
ſprüngl. von erbaulichen Stellen zum Aufſchlagen ꝛc.,
oft als eine Art Orakel geltend, ſ. G. 4, 240, dann
allgemeiner, z. B.: Schatzkäſtlein des rheiniſchen Haus-
freunds von Hebel, eine Sammlung von Anekdoten, Ge-
ſchichten, belehrenden Aufſätzen, die urſpr. im rhein.
Hausfreund erſchienen. Schêr-: Scher-Kanter.
Schīēb-: Schub-K. Schílf-: ſ. Binſen-K.
Schlāf-: ein die Betten in ſich enthaltender und als
Bettſtelle aufzuſchlagender Kaſten, ſ. Bettbank (1).
Schlépp-: (bergm.) Erz und Geſtein darin fortzu-
ſchleppen. Schlítten-: der die Sitze enthaltende
Theil eines Schlittens ꝛc., ſ. Kutſchen-K. Schlót-
ter-: für den Schlotter (ſ. d.) in Salzſiedereien.
Schmétterlings-: Glas-K. in Naturalienſamm-
lungen für Schmetterlinge ꝛc. Schmúck-: ſ. Ju-
welen-, Putz-K. ꝛc.: Aus einem ſilbernen Toiletten- oder
Schmuckkäſtchen. Böttiger Sab. 62; 383 ꝛc. Schnǖr-:
„ein Stück des weiblichen Schmuckes, welches in einem
einzeln gefaßten Edelſtein beſteht, durch welche das an
eine ſaubre Schnur geknüpfte Angehenk feſt um den
Hals geſchnüret wird“. Adelung. Schrēīb(e)-:
Schreibgeräth enthaltend. Schríft-: ein Kaſten
für Schriften oder für Schrift, ſo nam. bei den Buchdr.
= Setz-K., ein Kaſten, der nach Fächern geordnet die
zum Setzen nöthigen Lettern enthält, in der Regel auf
die „Kaſtenregale“ geſtellt: Kaſten für Werkſchrift, für
Antiqua ꝛc.; Zier- und Titelſchriftenkäſten ... halb ſo groß
als die Werkkäſten. Franke Kat. 18; Der Fraktur-K. iſt der
Kaſten für die deutſchen Lettern. 47; Die Antiqua- und Kur-
ſiv-K. 49 ꝛc., vgl. Defekt-, Zeug-K. ꝛc. Schrōt-:
ſ. Vor-K. Schūb-: in einen Tiſch, eine Kommode
ꝛc. ein und auszuſchieben, Schublade. Schútt-:
ſ. Müll-K. Schútz-: Kaſten zum Schützen des
Waſſers (vgl. Schutzbrett), z. B. über dem Kehrrad
eines Waſſergöpels. Schützen-: zwei Kaſten an
der Lade des Webſtuhls, zw. denen ſich die Schnell-
ſchütze auf ihren Rollen bewegt. Sēīh-: mit ſieb-
artigem Boden, Etwas durchzuſeihen. Sétz-: 1)
Schrift-K. 2) ein Kaſten, worin man Etwas kry-
ſtalliſieren, in Kryſtallen ſich anſetzen läſſt, z. B. den
Vitriol aus der Lauge, auch, weil er darin ,,anwächſt“,
Wachs-K. oder -Trog genannt ꝛc. Sīēde-: Häck-
ſelbank, worin das zur Siede (ſ. d.) beſtimmte Fut-
ter geſchnitten wird. Spríng-: (Kriegsk.) ein mit
Sprengwerk verſehner, in die Erde vergrabner Kaſten.
Speī-, Spúck-, Spütz-: Spucknapf, Behält-
nis für den ausgeworfnen Speichel. Spūl-:
Kaſten, in welchem die Spule des Webers läuft.
Stádt- [3]: ſtädtiſche Kaſſe ꝛc. Stímm-: zum
Hineinwerfen der Stimmzettel bei einer Wahl, vergl.
Wahlurne ꝛc. Strēīch-: bei der Kattun- und
Tapetendruckerei, ein Kaſten, worauf das auf einen
Rahmen ausgeſpannte wollne Tuch, auf welches die
abzudruckende Farbe gerieben iſt, ſchwimmt (frz. chäs-
sis). Karmarſch 2, 355; 828. Stróſſen- [2b]: die
Verzimmrung beim Stroſſenbau. Tíſch-: Schub-
K. im Tiſch. Tōn- [2k]: Wenn dieſer T. hier bei
guter Laune iſt und die Gnade hat noch einige Klänge herzu-
geben. Gutzkow R. 1, 371. Tórf-. Trēīb-: für
Treibpflanzen. Niebuhr Nachgel. 65. Túſch-: Far-
ben-, Mal-K. Unter-: ſ. Form-K. Ventīl-:
der Kaſten, worin ſich die Ausſtrömungsventile eines
Kaſtengebläſes befinden. Violīn-, Violoncéll-
ꝛc.: kaſtenartiges Futteral für eine Violine ꝛc.
Vōr-: ein vor Etwas befindlicher Kaſten, z. B.
(Müller): Durch die Maſchen des Beutels fällt das gewon-
nene Mehl in den Beutel-K., während .. Gries, Kleie und
Hülſen in den außerhalb befindlichen V. (Kleien- oder Schrot-
K.) fallen. Karmarſch 2, 675. Vōrraths-: zur Auf-
bewahrung v. Vorräthen. Wāāren-. Wáchs-:
1) Kaſten aus Wachs. 2) Kaſten für Wachs. 3)
ſ. Setz-K. 2. Wāgen-: vgl. Kutſch-K. und Vache.
Wä́ſch-: Wäſche hineinzulegen, vgl. Zeug-K.
Wáſſer-: ein Kaſten mit oder zu Waſſer, in vie-
len Gewerben. Wérk-: ſ. Schrift-K. Wétter-:
ein zur Leitung friſcher Luft in die Grubengebäude auf
die Wetterlotte geſetzter Kaſten mit Ventilen.
Wíld(bret)-: ſ. Haſen-K. Wínd-: Wetter-K.
Wínter-: in einem volksthüml. Fluch: 6000
Klafter tief unter den W. in die Erde. Immermann M. 1, 64,
etwa weil die Kaſten mit Suppenkraut ꝛc. im Win-
ter gegen den Froſt im tiefen Keller ſtehen? Zāhn-
[2a]. Zāūber-: Kaſten von zauberhafter Wir-
kung: Als thätſt in einen Z. ſehn. G. 2, 119, vgl. Zauber-
laterne ꝛc. Zēūg-: Kaſten für Zeug, ſ. Wäſch-K.,
nam. (Buchdr.): Für die herauskorrigierten beſchädigten
Buchſtaben hält der Setzer ſich ein .. Zeugkäſtchen, in welches
er dieſe wirft; iſt es gefüllt, ſo wird es in die Zeugkiſte ge-
ſchüttet. Franke Buchdr. 75; (Papierm.) Kaſten für das
einzuſtampfende Zeug. Zwīēbel- u. ä. m.