Faksimile 0882 | Seite 874
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Kastanie
Kastāni~e, f.; –n; –n:
1) die runde, glänzend braune Frucht zweier versch. Bäume, die eine Art eßbar (vgl. Marone) von einem buchenähnlichen Baum, Fagus castanea oder Castanea vesca, auch: echte, edle, süße, zahme oder Garten-K. genannt, die andre nur als Futter fürs Vieh, nam. für Wild oder Kindern zum Spiel etc. dienend, von Aesculus hippocastanum oder Castanea equina, auch wilde, unechte, unedle, Pferde-, Roß-, Vexier-, Wild-K. genannt, dann auch die genannten Bäume selbst, vgl. Baum 2 und z. B.: 1. Mos. 30, 37; Mit Linden, wilden K–n, Ahorn etc. Holtei ObB. 52; Unter den hohen Ulmen und K–n. HLessing Par. Sp. 28; Bord des Sees, an dem edle K–n (Kästene) gedeihen. Ruge Rev. 2, 15; Die K–n hatten ihre fetten Kapseln aufgethan. Tieck Gs. N. 1, 101 etc.; Ahorne, Roß-K–n und Linden. Burmeister Gsch. 362; Hinter welchem sich die hohen dunkeln Wild-K–n .. schattig erhoben. Zschokke Nov. 1, 15 etc. Auf die eßbare (gw. geröstete) Frucht bezieht sich nach einer bekannten Fabel von La Fontaine die sprchw. Anwendung: Ich will nicht bloß Katzenpfote sein, um die K–n für Andre zu holen. Forster Br. 2, 354; Behandelst mich, daß ich wie jene Katze | dir die K–n aus den Gluthen kratze. G. 12, 68; Für Jemand die K–n aus dem Feuer holen. Gutzkow R. 2, 144; Prutz 3, 157 etc. Mit Bezug auf die Farbe der Frucht als Bstw., z. B. K–n (oder kästen. Ryf Th. 51), -braun; Das lichte K–n-Haar. Heinse A. 2, 198.
2) übertr. nach einiger Ahnlichkeit mit der Frucht, s. auch die Zsstzg., nam.:
a) Zoolog.: Name einiger Schnecken, z. B. Chama arcinella, eine Art Gienmuschel, die stachlige K., die K. in ihrer Hülle etc.; Murex nodus, Art Stachelschnecke, große K.; Turbo litoreus, Art Mondschnecke, gebratne K. etc. Ferner auch zuw. statt See-Igel, Echinus, nam. E. gratilla, Meer-, See-K.; Wenn er [badend] unversehens | auf der See-K. stets bewegte | spitzige Stachel tritt. Platen 4, 355. Ferner einige Versteinerungen etc.
b) die Hornwarze am Schenkel der Pferde nicht weit vom Knie, auch „Schwamm, Sporn, Käste, Keste“.
c) Höcker, die beim Gießen der Tafeln im Blei entstehn.
Anm. Ahd. chestinna, mhd. kastâne, kestene etc., aus gr. κάτoν, lat. castanea, von der Stadt Kastana. Nbnf.: Die Käste, so die Stachelschale deckt. Abschatz (WMüller Bibl. 6, 144); Gryphius Fr. 466; Beim Kästen- baum. Chamisso 3, 288 etc., s. 2b.
Zsstzg. z. B.: Erd- [2]: mehrere Pflanzen mit knolliger Wurzel. 1) Chaerophyllum bellosum. 2) Bunium bulbocastanum, Sau-K. Gárten- [1]. Mêêr- [2a]. Pfêrde-, Róß-:
1) [1].
2) [2b]. Sāū-: Erd-K. (2). Sēē- [2a]. Vexīēr-, Wíld- [1]. Zwérg-: eine Varietät der Garten-K.