Faksimile 0873 | Seite 865
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Kapelle
* Kapélle (mlat.), f.; –n; Kapellchen; Kapell-:
1) kleine Kirche; Hauskirche eines Fürſten ꝛc. oder
einer öffentl. Anſtalt ꝛc.; abgeſonderter Platz in den
kathol. Kirchen zum Meſſeleſen; in proteſtant. Kirchen
ein Nebenzimmer oder ein abgeſonderter Kirchenſtuhl
ꝛc., vgl. Neben-K.: Wo Gott eine Kirchen bauet, da bauet
der Teufel eine K–n (Luther 6, 129b ꝛc.). Sprchw.; Der
Papſt hält K., lieſt die Meſſe oder wohnt in Begleitung
der Kardinäle dem Gottesdienſt bei, ähnl. auch von
einigen kathol. Fürſten: dem Gottesdienſt mit ihrem
Hofſtaate beiwohnen ꝛc. 2) (ſ. 1) die Geſammtheit
der bei dem Hausgottesdienſt des Fürſten beſchäftigten
Geiſtlichen oder Kapläne. 3) (ſ. 2) nam. auch die
Geſammtheit der bei dieſem Gottesdienſt mitwirkenden
Muſiker, und dann allgm.: die Geſammtheit der von
einem Fürſten oder vornehmen Herrn gehaltnen Mu-
ſiker, der Kapelliſten, unter der Leitung eines Kapell-
meiſters ſtehend, vgl. Orcheſter. 4) Schiff.: K.
machen, eine Eule (ſ. d. 2e) fangen (frz. faire cha-
pelle). 5) Kriegsk.: die dachförmige Bedeckung
über die Zündlöcher des Feſtungs- und Belagrungs-
geſchützes, zum Schutz vor der Witterung, auch Kappe.
6) Chem., Hüttenw. (vgl. Dom) ꝛc.: a) ein
zu einem chem. Bade dienendes Gefäß, wohinein andre
gebracht werden, die allmählich gleichförmig erwärmt
werden ſollen. b) ein kleiner Teſt (ſ. d.), ein meiſt
aus Knochenaſche gefertigtes Gefäß zum Abtreiben des
Silbers, Goldes ꝛc. im Kleinen, nam. in der Probier-
kunſt: Probieren des Silbers .. auf trockenem Wege, wegen
der Anwendung ſogenannter K–en, gw. Kupellierung ge-
nannt. Karmarſch 2, 879 ꝛc., auch übertr.: Jeden feinern
Unterſchied, mit dem man ſeine Gelehrſamkeit auf die K.
bringt [prüft]. L. 8, 18; Sie bringt Gold, welches den
Strich [die Probe mittels des Probierſteins] gehalten, unter
die K. und wehe dem armen Sünder, wenn er hier nicht
Probe hält. Möſer Ph. 2, 224. Dazu: Gold, Silber
kapellieren oder kupellieren, abtreiben, reinigen.
Anm. Die Bed. 6 gehört zu frz. coupelle, das mit
„Kufe“ (ſ. d.) ſtammverwandt iſt, die übrigen entſprechen
dem frz. chapelle, ital. cappella, ahd. chapëlla, mhd. ka-
pëlle, kappël, vgl.: In der Käppele, wie der Landesaus-
druck hier das Wort K. umgewandelt hat. Auerbach D. 4, 3
urſprüngl. das Gebäude, worin die frz. Könige den kur-
zen Mantel des St. Martin aufbewahrten, ſ. Kappe u. Kapuze.
Zſſtzg. vielfach, manche doppeldeutig, z. B.:
Bérg- [1]: auf einem Berg gelegnes Kirchlein. Reit-
hard 202, vgl. Wald-K. Hāūs-: 1) [1]. 2) [3]
G. 17, 3. Hōf-: 1) [1]. 2) [3] König Jer. 2, 7.
Kámmer-: 1) [1] im Ggſtz. der Hof-K. zum
Gottesdienſt bloß für die Fürſtlichen dienend. 2) [3]
zu Muſikaufführungen in den fürſtlichen Gemächern ꝛc.
Nêben- [1]: Eine N. [in der Kirche], worin mehrere
kleine Altäre und Statuen von Heiligen in Niſchen angebracht
ſtehen. Sch. 742a. Prōbe-, Probīēr- [6b].
Rēīſe-: das Kirchengeräth, das ein Vornehmer auf
Reiſen zur Abhaltung des Gottesdienſtes mit ſich führt,
in einem ,, Kapellkaſten“, auf einem ,,Kapellwagen“ ꝛc.
Sánd- [Ga]: zu einem Sandbade. Schlóß-:
1)[1]. 2) [3]. Wáld-[1]: ſ. Berg-K. G. 1, 167.