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Kammer
I. Kámmer, f.; –n; Kämmerchen, lein; -: 1) ein
Gemach außer und neben den eigentlichen Wohnzim-
mern: Eine Stube mit einer K.; Eine K. zum Schlafen,
Etwas aus der Hand zu ſtellen, zu verwahren; Aus Armuth
in einer K. wohnen; Joſeph ging in ſeine K. und weinete.
1. Moſ. 43, 30; Wenn du beteſt, ſo gehe in dein Kämmer-
lein. Matth. 6, 6; Ich will zu meinem Weibe gehn in die
[Schlaf-]K. Richt. 15, 1; Zu Stuhl gegangen in der K. 3,
24; Durch ordentlich Haushalten werden die [Vorraths- ꝛc.]
K–n voll aller köſtlicher lieblicher Reichthümer. Spr. 24, 4;
Sie ſaß auf ihrer [oben gelegnen] K. Gleim 3, 164; Die
niedre K. tauſch’ ich um mit Zimmern, | wo Decken ſtrahlen,
wo Tapeten ſchimmern. G. 35, 401; 1, 64; 11, 158; Ein
dunkles Kämmerchen [ihn einzuſperren], ſo ſind wir auf ein-
mal außer Gefahr und Demokrit mag raſen, ſoviel er will.
W. 13, 136 ꝛc. Nam. bei Alteren auch wohl ſtatt
Stube ohne Nebenbegriff der Enge (ſ. 2 und 22 ff.).
Heute beſ. von einem Nebengemach zum Schlafen
(Schlaf-K.) oder zum Aufbewahren von Sachen die-
nend, danach in unzähligen Zſſtzg. 2) (ſ. 1) eine
Reihe von Gemächern, inſofern ſie zur Aufbewahrung
geſammelter Schätze, Kunſtſchätze ꝛc. dienen, doch gw.
nur in Zſſtzg. (ſ. d. und vgl. Kabinett), ſeltner allein:
Die [Schatz-] K. des Königs. Eſth. 3, 9; 4, 7; Eſra 7,
20; Was man reicher Zeuche von ihrer K. trug! Simrock N.
1113; Laſſt mich der [Schatz- ꝛc.] K. pflegen; bleiben .. bei
den Frauen und hüten ihr Gewand. 497. 3) (ſ. 1)
Kämmerchen vermiethen, ein Spiel, in welchem Alle bis
auf einen Umhergehenden ihre angewieſenen Plätze
(„,Kämmerchen“) haben, die ſie nach Belieben mit ein-
ander vertauſchen, wobei dann der Umhergehende Einen
zu verdrängen und deſſen Platz für ſich einzunehmen
ſucht (auch „Verwechſelt das Bäumchen!“ genannt).
Immermann 12, 72; Werner Kr. 1, 212; Wir ſpielten Käm-
merchen. Mülner 6,60 ꝛc. 4) Schiff. (ſ. 1): die
durch Bretterwände (,,Schotten“) geſonderten Abthei-
lungen im Raum und zwiſchen Deck zur Wohnung der
Officiere oder zur Aufbewahrung der Schiffsbedürfniſſe
(1. Moſ. 6, 14), ſ. Zſſtzg. und vgl. Koje. 5) Optik:
Dunkle K. (verſch., ſ. u.), eig. ein verdunkeltes Zimmer
zu optiſchen Verſuchen, z. B.: Freunde, flieht die dunkle
K., | wo man euch das Licht verzwickt ꝛc. G. 2, 303, nam.
die von Porta in der Mitte des 17. Jahrh. erfundne
Vorrichtung, in einem dunkeln Gemach oder Kaſten
durch eine Sammellinſe von ziemlicher Brennweite ein
Bild entfernter Ggſtde zu entwerfen (camera ohscura),
bei Spate Schatten-K., vgl. Daguerrotyp. Ahnlich:
Die helle oder lichte K., camera clara oder lucida, eine
Vorrichtung, die Umriſſe eines durch ein vierſeitiges
Prisma reflektierten Ggſtds nachzuzeichnen. Außer-
dem bez. K. übertr. zuw. einen kammerähnlichen
Raum, z. B. vom Grabe: Die dunkle K. [verſch. oben]
hat ſie aufgenommen, wohin ꝛc. G. 17, 247; B. 14b ꝛc.,
wovon wir die gw. Anwendungen (6—20) alphabet.
nach den Fächern ordnen: 6) Anat.: abgetheilte
Räume im Innern, gw. in Zſſtzg. (ſ. d.): In derſelben
Zeit, wo die K–n [des Herzens] ihr Blut in den Körper und
in die Lunge ſpritzen, empfangen die Vor-K–n das ihre aus
dem Körper und aus der Lunge ꝛc.; Herz-K. oder K., die
Bruſthöhle, worin Herz und Lunge. Laube Brev. 261.
7) Artill.: der für die Pulverladung im Geſchützrohr
beſtimmte Raum von kleinrem Durchmeſſer als der
übrige Theil der Seele, Ggſtz. Kern (ſ. d. 5), ſ. 9,
13 und 16. 8) Bergb.: erzhaltiger Gang: Das
Gold in K–n und Adern. Chamiſſo 3, 318. In einer guten
K. ſein, wo reiches, gutes Erz ꝛc. bricht. 9) Büch-
ſenmach.: die Höhlung der Schwanzſchraube; nam.
auch bei Kammerladungsgewehren, d. h. bei ſolchen,
wo die Ladung von rückwärts in den Lauf gebracht
wird, die Bohrung des Pulverſacks. Karmarſch 2, 89
(vgl. 7). 10) Feuerwerk.: hohler gußeiſerner
Körper mit Zündloch und kleiner Pulverkammer, die
Kanonenſchüſſe zu erſetzen. 11) Heizung, Hüt-
tenw. ꝛc.: kammerähnliche Abtheilungen in den
Ofen, z. B. beim Schwefelabtreiben der Ort, wo die
Kieſe eingeſetzt werden; ferner bei den Flammöfen die
Räume, wodurch die Verbrennungsprodukte ihren Weg
nehmen, ehe ſie in den Schornſtein abziehn und wo
das durch den Luftzug fortgerißne Erzpulver oder Ge-
ſtübbe ſich ſammelt, Geſtübbe- od. Kondenſations-
K. Karmarſch 2, 650; Gift-K., bei der Arſenikgewinnung.
1, 62; Die zum Sammeln des aus dem Ofen getriebenen
Hüttenrauches und zur Verdichtung der Bleidämpfe dienenden
Flugſtaub-K–n. 215; Aus dieſer K. ſtrömen ſie [die Gaſe,
bei der Darſtellung des Queckſilbers] in die nächſt folgenden
ſechs K–n. ... Die letzten Spuren Queckſilber werden in den
Rauch-K–n verdichtet. Mitſcherlich 2, 2, 401 ꝛc., ſ. Blei-
K. 12) Landwirthſch.: K. eines Kummets, eine
durch Herausziehn der Füllhaare entſtandne Höhlung.
13) Minierk.: der Ort, wo das Pulver einer
Mine eingeſetztu. verbaut wird, ſ. 7. 14) Orgelb.:
die den Wind aus der Windlade zu den einzelnen Pfei-
fen führenden Kanäle. 15) Stellmach.: die Höh-
lung in der metallnen Ausbohrung der Radnabe.
16) Stückgießer.: fehlerhafte Grube in der Höhle
des Geſchützes. 17) Waſſerb.: K. einer Schleuſe,
Schleuſen-K., der Raum zwiſchen zwei Schleuſenthoren.
18) weidm.: a) ſ. Jagen II 2b; Abjagen 1 und
Beigarten. b) der am zahlreichſten beſetzte Diſtrikt
eines Reviers. c) der erweiterte Raum am Ende
einer Röhre in Dachs-, Fuchs-, Hamſter-, Kaninchen-
bauen ꝛc., wie Spate ähnlich: Bienenkämmerchen (ſt. Zellen)
hat. 19) Weinbau: Abtheilung eines Weinbergs.
Stalder. 20) Zoolog.: die Abtheilungen in den
Schalen mancher Weichthiere, nam. des Nautilus.
Ferner bez. K. in einigen Anwendungen (ſ. 21—25)
die in K–n (im ältern weitern Sinne) verſammelten
Perſ. oder Behörden und Kollegien ꝛc., ſo: 21)ſchwzr.:
In Baſel heißen dieſe Familienzirkel Kämmerlein, in Bremen
Kindertage. Kohl A. 2, 459, ſ. Stalder. 22) Inſofern
K. (ſ. 2) eine Reihe fortlaufender Gemächer bez. und
ſo früher nam. auch von den fürſtlichen Wohnzimmern
galt (ſ. K.-Diener, -Herr, -Frau, -Mädchen, -Junker,
-Sänger und vgl. 26) die Geſammtheit der zur Bedie-
nung eines großen Herrn in ſeinen Zimmern gehörigen
Perſonen. 23) (ſ. 2und Schatz-K.) Behörde, welche
die Einkünfte des Staats oder die des Fürſten verwal-
tet, nach Zeit und Ort mannigfach modificiert, öfter
Titel höherer Verwaltungsbehörden und Kollegien
überhaupt (ſ. Zſſtzg. und vgl. Kämmerei); auch der
Ort für die Sitzungen dieſer Behörde. 24) in man-
chen Ländern zu verſch. Zeiten ein hoher Gerichtshof
und das Sitzungslokal desſelben (ſ. Zſſtzg. und K.-
Gericht). 25) in konſtitutionellen Staaten die Ver-
ſammlung der Landesvertreter und ihr Sitzungslokal:
Die K–n einberufen, auflöſen; Die Sitzungen der K–n er-
öffnen, ſchließen; Den K–n eine Vorlage machen; Mitglied,
Präſident oder Vorſitzender der erſten, der zweiten K.; Die
Rechte, die Linke, das Centrum, die Majorität oder Mehrheit
in der K.; Debatten, Verhandlungen, Beſchlüſſe der K. ꝛc.;
Die Sitze für die Zuhörer in der K. ꝛc. 26) zuw. ſtatt
Kammermuſik (ſ. d., K.-Ton und vgl. 22): Die freie
muſikaliſche Schreibart herrſcht auf dem Theater und in der
K.Adelung ꝛc.
Anm. Ahd. c(h)amara, mhd. kamer(e), aus gr.-lat.
camera, wozu camerarius, ahd. chamarari, mhd. kamerare.
Kämmerer; ahd. chamerling, mhd. kemerlinc, Kämmerling ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpflich, leicht zu mehren nach den
folgenden: Abgeórdneten-[25]. Accīſe-[23]:
Verwaltungsbehörde der Acciſe und ihr Lokal.
Amts- [23]: die landesfürſtlichen Kammerämter ver-
waltend. Antiquitǟten- [2]. Apfel- [1]:
Obſt-K. Aſſekuránz-: 1) [24] Verſicherungs-
K., Gerichtshof zur Entſcheidung von Streitigkeiten
zwiſchen Verſicherern und Verſicherten, zumal in See-
ſtädten. 2) zuw. ſtatt Verſichrungsgeſellſchaft.
Āūfwaſche- [1]: Kammer bei der Küche zum Auf-
waſchen des Geſchirrs. Kohl E. 1, 52. Aūgen-: der
mit der wäßrigen Feuchtigkeit erfüllte Raum des Auges:
Vordere, hintere A. Báck- [1]: in Hofhaltungen die
Abtheilung der Küche, wo das Backwerk gefertigt wird.
Bêt- [1]. Bétt- [1]: Kammer zum Schlafen
oder zum Aufbewahren von Betten. Bīēnen-: ſ.
[18]. Bílder- [2]: Bildergallerie. Thümmel 6, 170.
Blēī-: 1) [1] Kammer unter einem Bleidach, ſo
nam. die venetianiſchen Staatsgefängniſſe. 2) [11]
Den Schwefel .. in Schwefelſäure zu verwandeln. ... Man
läſſt die gebildete ſchweflichte Säure in einen großen vier-
kantigen Raum, deſſen Wände, Decke und Boden aus zuſam-
mengefügten Bleiplatten beſtehen, in die ſogen. B. hinein-
treten. Mitſcherlich 1, 363; Karmarſch 1, 25; 3, 215, wo
die Haupt-, die Vor- und die dritte Kammer erwähnt
ſind. Bōden- [1]: auf dem Bodenraum. G. 22,
267, Ober-, Dach-K. Bōōtsmanns- [4]: wo
der Bootsmann logiert oder wo er ſein Reſervegut
aufbewahrt, Dies gw. Bootsmannsgatt. Brāūt-
[1]: Schlafgemach, in welches die Braut dem Bräuti-
gam zugeführt wird; übertr.: Jedes Allerheiligſte der frem-
den Kunſt wird eine B. von Schöpfungen für dich. IP. 58,
188 ꝛc. Brétt(er)- [1]: aus Brettern oder für
Bretter. Brōt- [1; 4]: Speiſe-K. ꝛc. Būch-,
Bǖcher- [2]: veralt. Bibliothek. Büchſen-: ſ.
Gewehr-K. Dách-: Boden-K. Deputīērten-
[25]. Domǟnen- [23]. Dréß-: D. bedeutet
in hieſigen Gegenden eine Sakriſtei. Hamann Sibyll. 167;
Mendelsſohn 4, 2, 410, ſ. Friſch 2, 385; Eine fromme Ety-
mologie hat eine Tröſt-K. daraus gemacht ꝛc. Hamann Kreuz-
züge des Philol. 143, vgl. engl. dress, ſich ankleiden,
rüſten und das mundartl. Gärbe-K. = Sakriſtei bei
Adelung, wie mhd. gerwekamer, ſ. Gärben, Anm.
Nbnf.: Driſch-K. Daſypodius; Treſe-K., was auch
= Schatz-K., ſ. Treſen. Bei Spate auch Dräs-K. =
Kraut-K. Erbſchafts- [24]: Gericht über Erb-
ſchaftsangelegenheiten. Jp. 3, 59. Fēūer- [ſ. 11]:
bei Heizungen ein Raum, worin ſich das Feuer ver-
einigt. Karmarſch 2, 240. Finánz- [23].
Flēīſch- [1]. Flūgſtaūb- [11]. Fólter-
[1]: wo Inquirierte gefoltert wurden, auch übertr. ſ.
Marter-K. Frīēdens- [1]: übertr. z. B. das
Grab. Tiedge 2, 80. Gä́rbe-: ſ. Dreß-K.
Gáſt- [1]: zur Beherbergung von Gäſten. Ge-
hēīm- [1]: geheimes, verborgnes Gemach. Spate.
Gehírn- [6]: Hirn-K., Hirnhöhle. Geríchts-
[24]: Gerichtshof. Gerüll-: Gerümpel-K.:
Eines Magazins, welches alsdenn eine G. ſein würde. Kant
SW. 1, 402. Gerümpel- [1]: Kammer zur Auf-
bewahrung von altem Gerümpel, d. h. von überein-
ander geworfnem unbrauchbarem Geräth ꝛc., eig. und
übertr.: Die Bibliotheken waren wirkliche Schatz-K–n, an-
ſtatt daß man ſie jetzt ... bei dem zweckmäßigen und zweck-
loſen Anhäufen der Druckſchriften mehr als nützliche Vor-
raths-K–n und zugleich als unnütze G–n anzuſehen hat.
G. 30, 30. Ebenſo: Rumpel-, Polter-, Plu(n)der-,
Trödel-, Grämpel-K. ꝛc. Geſínde- [1]: ebenſo:
Knecht-, Leute-, Magd-K. ꝛc. Geſtübbe- [11].
Gewêhr- [1; 2]: zur Aufbewahrung von Ge-
wehren. Münchhauſen 40, ſ. Rüſt-K. Gīēß- [1]:
z.B. in Münzen ein Gemach, wo das Metall geſchmol-
zen und in Zaine gegoſſen wird, „Schmelz-K.“
Gíft- [11]. Häckerlings-, Hä́ckſel- [1]: ſ.
Schneide-K. Hándels- [24 ꝛc.]: Handelsgericht
(ſ. d.), nam. auch: die Abtheilung der Regierung,
deren Fach die Handelsangelegenheiten bilden. Hár-
niſch- [1; 2]: wo die Harniſche aufbewahrt wurden,
vgl. Rüſt-K. 2. Kön. 20, 13; Simpliciſſimus 1, Kap. 1;
Harn aſch-K. Schaidenreißer 2b; 79b ꝛc. Hāūpt-: ſ.
Blei-K. 2. Hêbungs- [23]. V. 3, 57. Hēīz-
[11]: bei der Luftheizung der Raum, wo die Luft er-
wärmt und von wo aus ſie fortgeleitet wird. Karmarſch
2, 251; 261. Hérren-: 1) [1] Schlafgemach des
Herrn. Spate. 2) [25] Pairs-K., vgl. Herren-,
Oberhaus. Hérz- [6]: ſeltner: Aus der linken Seite
der Herzens-K. Brockes 9, 203; Vergrub das Bündel in
ihre tiefſte Herzens-K. [ſchloß es ins tiefſte Herz]. Kühne
Char. 1, 132. Hínter- [1]: nach hinten gelegen,
ſ. Ggſtz.: Vor-K. Hírn-: Gehirn-K. Hōf-
[23]: 1) Domänen-K. 2) Behörde, die das zur Hof-
ökonomie Gehörige verwaltet. Hólz- [1]: zurVer-
wahrung des Holzes, ähnlich Kohlen-, Torf-K. ꝛc.
Muſäus M. 1, 36, auch (vgl. Korn-K.): Das Gebirg iſt
die H. des Vorlandes. Grube 3, 256. Kǟſe- [1; 4].
Klēīder- [1]: Garderobe. Spindler Stadt 1, 104.
Knécht-: ſ. Geſinde-K. Kōhlen-: ſ. Holz-
K. Kondenſatiōns- [11]. Konſtābels-
[4]: der Raum vom Spiegel des Schiffs bis zum Be-
ſahnmaſt, nach der dort befindlichen Wohnung der Kon-
ſtabel. Kórn- [2]: Vorraths-K. für Getreide,
Kornmagazin, übertr.: Sicilien war die K. Jtaliens
[verſah es mit Getreide]. Krä́tz- [1]: abgeſonder-
tes Zimmer für Krätzkranke. Krāūt-: 1) [1] zur
Aufbewahrung von Kraut, Kohl ꝛc., vgl. Kräuter-K.,
nam. der Apotheker. 2) [4] Pulver-K., vgl. Kraut
und Loth = Pulver und Blei. Krīēgs- [23]: Die
Behörden, die jetzt in Preußen Regierungen heißen, hießen
früher Kriegs- und Domänen-K–n. Kúnſt- [2]: Kunſt-
Gallerie, -Kabinett ꝛc.; übertr. (vgl. Artillerie von
lat. ars, Kunſt, und Rüſt-K.): Daß man dem Feind
des menſchlichen Heils alſo tief in ſein K. geſehen. Stumpf
389a. Lánd- [23]: Finanz-K. eines Landes.
Latérnen- [4]: die Abtheilung im Piek unmittel-
bar vor dem Hinterſteven, durch dicke Scheide-
wände von der Pulver- K. getrennt, dieſe durch
ein konveres Glas, welches das Licht einer großen
Lampe durchſcheinen läſſt, erleuchtend, vergl. Kraut-
laterne. Látten-: ſ. Latte 2a. Lêſe- [1]:
Spate, jetzt gw. Leſekabinett. Lēūte-: Geſinde-K.
Lícht-: [1] und an Höfen [22] die Geſammtheit
Derer, die für die Erleuchtung zu ſorgen haben, unter
dem „Lichtkämmerer“ ſtehend. Lúmpen- [1]: in
Papiermühlen ꝛc. Mǟgde-: ſ. Geſinde-K.
Márter-: Folter-K.: Die Phänomene müſſen ein- für
allemal aus der düſtern empiriſch-mechaniſch-dogmatiſchen M.
vor die Jury des gemeinen Menſchenverſtandes gebracht wer-
den. G. 3, 279. Mêhl- [1]. Mīēth-: (veralt.)
Chambre garnie. Spate. Mörſer- [7]. Mílch-
[1]: dafür nam. ſchwzr. bloß „Kammer“. Natu-
rāli-en- [2]. Nêben-: neben einer Kammer oder
einem andern Gemach befindlich, z. B. Pfeffel Pr. 2,
204 ꝛc., ferner [6]: N–n [gw. Vor-K–n] des Herzens.
Campe. Öber-: Boden-K. Öbſt- [1]. Öl-
[1]. Páck- [1]: vgl. Pack-Haus, -Hof ꝛc.
Pairs- [25], frz. (pǟrs-). Plūder-: Gerümpel-
K.: In der P. dieſes Hauſes. Tieck NKr. 4, 405; Zur ſo-
genannten Pluder- oder Plúnder-K. ebd. und ſo oft.
Polīēr- [1]: In der P. den Gebrauch der Feile und des
Boſſierbeins. Paalzow Th. 1, 167. Pólter-: Ge-
rümpel-K.: Unter anderm Gerüll in einer P. Immermann
M. 1, 164; Liegt wie altes widerwärtiges Getrödel in einer
P. durcheinander. Tieck NKr. 2, 240; Kammer voll Haus-
raths, | die dort unter dem Namen der P. berühmt iſt. V. 1,
171 ꝛc., übertr.: Dieſe vermaledeite P. der neuen Welt-
ſchöpfung [Lehre von der Weltſchöpfung]. G. 40, 296.
Púlver-: 1) [4] Das Schiff brannte beinahe ³
Stunden in den obern Theilen, ehe ſich das Feuer der P., die
heilige Barbara genannt, mittheilte. G. 30, 77, auch Kraut-
K. 2) (Artill.) ein in die Erde gegrabnes Behält-
nis hinter Batterien und Bombenkeſſeln zur Aufbewah-
rung des Schießpulvers; ſ. ferner [13; 7; 9]: Die P.
[des Gewehrs] vom Laufe zu entfernen. Hackländer SoldGſch.
3, 20 ꝛc. Rāīt- [23]: oberd. ſtatt Rechnungs-K.
Rāths- [23]: Geheime R. Spate. Rāūch-:
1) [11]. 2) Kammer, worin Fleiſch ꝛc. geräuchert
wird, Räucher-K. Réchen-, Réchnungs-,
Rēīt-, Rént- [23]: Behörde, welche die Rechnun-
gen über Einnahmen und Ausgaben des Staats ꝛc.
führt oder prüft, bei der die Renten eingehn ꝛc., Reche-
nei, Rent(en)ei ꝛc.: Rent-K., Komtoir oder dgl. G. 31,
384. Róll- [1]: wo Wäſche gerollt oder gemangelt
wird, vgl. Rollboden. Rúmpel-: Gerümpel-,
Polter-K.: Ein Kehrichtfaß und eine R. G. 11, 27; Stahr
Jahr. 1, 348. Rǘſt- [1; 2]: Ort, wo Alles auf-
bewahrt wird, um ſich zunächſt zum Kriege, dann
allgem. zu Etwas gehörig auszurüſten, vgl. Büch-
ſen-, Gewehr-, Harniſch-, Waffen-K., Arſenal: Die
R. öffnete ſich [für die Schrittſchuhläufer]; Jedermann ſuchte
nach ſeinen gezeichneten Stahlſchuhen. G. 18, 256; Mit
Hülfe unſers Bedienten, eines Schneiders von Profeſſion, eine
R. auszuſtatten, welche zu unſern Schau- und Trauerſpielen
dienen ſollte. 20, 55; Indem er nun die ganze R. ſeiner
Fertigkeiten muſtert. 30, 39; Man ſieht dgl. Inſtrumente
... in alten phyſikaliſchen R–n. 39, 232; 281 ꝛc.
Rūß- [11]: wo ſich der Ruß, nam. der Kienruß ſam-
melt. Sáttel- [1]: zur Aufbewahrung von Sät-
teln, Reitzeug ꝛc. Schátten- [3]. Schátz-
[2; 23]: Aufbewahrungsort für Schätze und die ſie
verwaltende Behörde, auch übertr.: Aus der reichen Sch.
ſeiner Erfahrung ꝛc. Schírr-: In Sachſen wird die-
jenige Kammer ſo genannt, wo das Pferdegeſchirr aufbehal-
ten wird. Rabener Br. 197. Schlāf-[1]. Schlēū-
ſen-[17]. Schmélz-: Gieß-K.; bei Campe auch ſt.
Laboratorium. Schnēīde- [1]: wo Häckſel ge-
ſchnitten wird. Grube Geogr. 3, 79. Sêgel- [4]:
Segelkoje. Sílber- [1 und 22]: Aufbewahrungs-
ort für das Silbergeſchirr und (an Höfen) das damit
betraute Perſonal unter dem Silberkämmrer ſtehend,
vgl. Silberdiener. Spār-: zur Aufbewahrung
von Erſpartem ꝛc.: Die unterirdiſchen Sp–n des Hamſters.
BSternau, ſ. [18]. Spéck- [1]. Spēīſe- [1]:
zur Aufbewahrung der Speiſen, nam. des Abhubs.
Sprēū- [1]. Stāāts- [23]. Stémpel-
[23]: Stempel-Amt, -Behörde. Stérn- [24]: in
England eine Art peinlicher Gerichtshof. Stück-:
1) [7]. 2) [1] (Zuckerſied.) das Lokal, wo der in
Formen gefüllte Zucker zum Abfluß des Sirups (vgl.
Decken 8) ſteht. Tōdes-: Grab. V. Sh. 3, 671.
Tórf-: ſ. Holz-K. Trêſe-, Trōſt-: ſ. Dreß-
K. Trȫdel-: Gerümpel-K.: Die alten verjährten
Vorurtheile ... werden aus der T. der Geſchichte wieder her-
vorgeſucht, abgeſtäubt ꝛc. Gutzkow R. 1, 228. Ver-
ſích(e)rungs-: Aſſekuranz-K. Vōr-: vor einer
andern Räumlichkeit gelegen, z. B.: 1) [1] Anti-
chambre: Liegen beſtändig in den V–n großer Herren. Döbel
1, 87a; Gutzkow R. 4, 207, auch: In der Vorder-K.
Audienz gegeben. Schweinichen 3, 29, was jetzt gw. als
Ggſtz. von Hinter-K. dient. 2) [6] V–n des Herzens.
3) ſ. Blei-K. ꝛc. Vōrraths- [1; 2]: zur Auf-
bewahrung von Vorräthen, vgl. Magazin. G. 27, 460
ꝛc. Wáffen- [1; 2]: zur Aufbewahrung von
Waffen, ſ. Rüſt-K. Wīēg- [1]: Kammer, wo Et-
was gewogen wird ꝛc.: Von der W. erhält der Färber die
Stoffe zugleich mit den Farbenmuſtern und dorthin wird die
gefertigte Seide wieder eingeliefert. Hackländer Hdl. 2, 127.