Faksimile 0865 | Seite 857
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kämmen
Kä́mmen, tr.:
1) mit einem Kamm behandeln, bearbeiten:
a) eig. (s. Kamm 1): Das Haar, den Kopf, sich k.; In einem Nu | ist er gekämmt, beschuht. W. 11, 226; So schmutzig als er da | in seiner Jacke steht mit ungekämmtem Haar. 12, 18; Wo du die Mähnen der Remonte 108 kämmtest. Freiligrath Garb. 115 etc., auch mit Angabe der Wirkung: Das Haar in einen Scheitel k. (Gutzkow R. 4, 165); Den Schmutz, das Ungeziefer vom Kopf k., ab-k. etc.
b) Flachs k., mit dem Riffelkamm; Wolle k., kammen, mit dem Wollkamm (vgl. krämpeln, kardätschen) etc.: Das Reinigen der Baumwolle, das K., das Spinnen. Kohl E. 2, 249; Nach dem Sortieren werden die Borsten auf einem Kamm . . . gerauhet oder gekämmet. Krünitz 7, 406 etc.
c) übertr., s. 1a, z. B.: Der obre Theil dieser Wolken aufgezehrt und zu Flocken gekämmt. G. 40, 314; 340 etc., namentl.: Etwas glatt, schlicht machen: Der Hügel . ., vom Pfluge glatt gekämmt. LHNicolai 1, 241; „Die Plätze sind alle mit Wasser verschlämmt | und noch nicht peigniert“ Sag er doch gekämmt. G. 27, 489 etc., vgl.: Etwas Unglaubliches, daß sie wieder zur Natur kehren; denn sonst pflegen sie immer das Gekämmte [in schlichter Ordnung Befindliche] zu frisieren, das Frisierte zu kräuseln und das Gekräuselte am Ende zu verwirren. G. 34, 278.
d) übertr. (s. c) durchhecheln (s. d.), arg mitnehmen: Einen herumnehmen, Einem den Bart waschen, Einen versohlen, bürsten, k., striegeln, durch die Hechel ziehn. Lichtenberg 1, 274; 4, 357; Er wäre wüst gekämmt worden. FMüller F. 50; FSchlegel DMus. 3, 537 etc.
2) Bauk.: zwei Stücke Holz durch einen Kamm (s. d. 3) verbinden, vergl. kimmen. So auch: Einen Balken in den andern ein-k.; Die beiden Balken mit einander ver-k.; Die Saumschwelle wird über- gekämmt, über den Balken befestigt etc.; Kammungen, Kammsassen (s. d.).
Zsstzg. vielfach, vgl. die von fegen, bürsten etc., z. B.: Áb-:
1) [1] Den Schmutz etc. a., fort-, weg-k., durch Kämmen fortschaffen, absondern; Walze, welche die Baumwolle aus der Trommel abkämmt. Karmarsch 1, 126; Aus den abgekämmten Flocken entwickeln sich die leichten Wölkchen, die wir Schäfchen .. nennen. Körner Schulm. 4, 395; Wie das zarte Gespinnst von dem Laub’ abkämme der Serer. V. Georg. 2, 121 etc., s. Abkappen 2.
2) Kriegswiss.: den Kamm einer Brustwehr durch fortgesetztes Feuern mit schwerem Geschütz herunterschießen. Án-: kämmend heranbringen, heran-k.: Beim A. [des Getreides mit den Zinken der Harke]. Krünitz 9, 581. Āūf-:
1) in die Höhe, empor-, herauf-k.: Das Haar a.
2) durch Kämmen auflösen, aus einander kämmen: Ich dachte .., diesen Wirrkopf methodisch aufzukämmen; nun muß ich ihn aber rein wegschneiden. G. Sch. 6, 79 etc. Ahnlich: Die Wollkämmer haben den ganzen Vorrath aufgekämmt, zu Ende.
3) durch Kämmen beßres Aussehn etc. machen, auffrischen etc.: Aufgekämmet und gestriegelt. V. Ar. 1, 135; Die Wolle nochmals a. etc.; Ein Kammrad a., mit neuen Kämmen versehn. Āūs-: Den Schmutz a., aus dem Haar; metonym: Das Haar a.; [Er] wird ausgekämmt und angezogen. W. 10, 272; Die Watte wird von den Kratzhäkchen der Trommel ausgekämmt. Karmarsch 1, 125 etc. I. Dúrch-: vollständig, durchdringend kämmen: Essenzen, die man in die Haare einrieb ..., bevor sie durchgekämmt wurden. Böttiger Sab. 148. II. Durch-: = I: Die vorher eingesalbten und wohl durchkämmten Haare. Böttiger Sab. 108. Eīn-:
1) [1] hinein-k., durch Kämmen Etwas hineinbringen: Eine Sorte Wolle in die andre mit e.
2) [2] Einkämmungen, die Einschnitte im Balken, wohinein die Kämme des Rahmens passen. Empōr-: auf-k. 1. Hêr-, Hín-: Das Haar nach vorn hin-, herauf-, herunter-k. etc., auch[1d]: Da kämmt er nun den Herrn herunter. Nicolai 1, 179. Hínter- [1]: nach hinten hin, zurück-k., Ggstz.: vor-k. Nīēder- [1]. Über-: Etwas so kämmen, daß es über Etwas hinüberragt: Das Mal durch Ü. des Haars verdecken etc., nam. [2]. Ver- [2]. Vōr-: s. hinter-k. Zurück-: hinter-k. HKleist 1, 121 etc.