Faksimile 0857 | Seite 849
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Käfer
Kǟfer, m., –s; uv.; –chen, lein; -: nagendes
Inſekt mit hornigen Flügeldecken, das eine vollkommne
Verwandlung beſteht, ſ. Angerling: Was die Heuſchrecken
laſſen, Das freſſen die K., und was die K. laſſen, Das friſſet
das Geſchmeiß. Joel 1, 4; 2, 25; Nah. 3, 15—17; Jer.
51, 14; 27; Wir ſummen und brummen und ſchnurren ſo
hin, wie die K. Gutzkow R. 8, 14; Der hornbeſchwingte K.,
ſchläfrig ſummend. Tieck Macb. 3, 2 ꝛc. Dazu ſcherzh.:
Eine Käferin. | Das Wort ſcheint neu; doch dort iſt K. |
und K–in ſo ſehr gemein, | als etwa Schäferin und Schä-
fer | auf dem Parnaß ꝛc. Lichtwer 19; als Sammelwort:
Von allen Seiten kroch und ſchritt das Gewürm und Gekäfer
an ihn heran. Immermann M. 3, 161, vgl. Geſchmeiß.
Anm. Ahd. chëvaro, mhd. këvere, nach Einigen von
ahd. chëvâ, Schote (ſ. Kaff und Kabuſe, Anm.), das in den
Schoten hauſende Thier, wahrſcheinlicher eines Stamms
mit Kiefer (I., ſ. d.), das käuende, nagende Thier, wie
„Schröter“ (ſ. d.) das ſchrotende, ſ. nam.: Kafeln =
nagen, Stalder. Käferig (bei Spate), voller Käfer,
ſchwzr. wie „käfermäßig“ = munter, kraftvoll.
Zſſtzg. vielfach, doch ſchwankend, vgl. z. B. unge-
fähr 130 zuſammengeſtellt in Oken’s Univerſalregiſter
204 ff. und andre mehr in größern entomologiſchen
Werken. Wir beſchränken uns hier auf die allerge-
wöhnlichſten: Aās-: Silpha. Ábgotts-: Ma-
rien-K. Auerbach Barf. 41. Bóck-: Cerambyx, ſ.
Bock 29. Bōhr-: ſich in Holz einbohrend, nam.
Lymexylon. Bombardīēr-: Brachinus crepi-
tans, Platz-K., gegen Angriffe durch blauen Dunſt,
den er mit Geräuſch wiederholt aus dem After preſſt,
ſich vertheidigend. Brāch-: der kleine Mai-K.,
Melolontha solstitialis, Johannis-, Juni-K.
Brillánt-: Curculio imperialis, goldgrüner Rüſ-
ſel-K. mit Brillantglanz, Diamant-K. Brúmm-:
allgem., brummender Käfer. Gutzkow R. 3, 148.
Dréck-, Dúng-: Name von Käfern, die im Koth ꝛc.
leben, Koth-, Miſt-K. ꝛc., ſ. Roß-K. Fáll-:
Cryptocephalus, bei Berührung wie todt hinfallend.
Fēūer-: Lucanus cervus, Hirſch-, Horn-K.,
Brenner. Frāūen-: 1) Marien-K. 2) Leucht-
K. Meißner Stein 12. Glánz-: glänzender Käfer,
z. B. Gold- oder Roſen-K. Gutzkow 11, 359; Leucht-
K. ꝛc. Glǖh-: Leucht-K. 317. Góld-: gold-
glänzend, z. B. Roſen-K., Cetonia aurata ꝛc.
Hāūs-: Anobium, Holzgeräthe wurmſtichig machend.
Hérkules-: Geotrupes hercules, ſehr großer
Nashorn-K. Hérrgotts-: Marien-K. Hérz-:
(ſchwzr.) ins Herz geſchloßner Liebling, Herzblatt.
Gotthelf G. 17; 169; U. 2, 84; 151; Kurz Sonn. 62.
Hírſch(horn)-: Feuer-K. Hólz-: Holz zer-
ſtörend, z. B. Bock-K. ꝛc. Hórn-: Hirſch-K.
Johánnis-: um den Johannistag ſich häufig zei-
gend, Brach-, Leucht-K. ꝛc. Jūli-: größrer Mai-
K., Melolontha fullo; M. Julii. Júngfern-,
107
Kaff
Júngfrauen-: Marien-K. Jūni-: Brach-K.
Kōth-: Dung-K. Lāūb-: Laub freſſende
blatthörnige Käfer, darunter z. B. der Mai-K. ꝛc.
Lāūf-: ſelten fliegend, aber ſchnell laufend, Cara-
bus ꝛc. Lēūcht-: Lampyris, im Finſtern leuch-
tend: Sah wie märchenhafte lichte Funken | L. ſchwirren
durch des Laubes Zelt. Chamiſſo 4, 91; Leuchterle (cim-
briſch). Kohl A. 3, 205; Glanz-, Glüh-, Schein-, Johan-
nis-K. und nam. die oft flügel- und deckenloſen
Weibchen auch: Leucht-, Johanniswürmchen, ſ. auch
Gleime. Māī-: der im Mai ſchwarmweis erſchei-
nende, den Fruchtbäumen ſo ſchädliche, Kindern häufig
zum Spiel dienende Laub-K. mit braunen Flügel-
decken, Melolontha vulgaris, und einige ähnliche. M.
hippocastani, ,,Schornſteinfeger“, M. fullo, „Müller,
Walker“ ꝛc., ſ. Juli-, Juni-K.: Die Knaben ſchüttel-
ten M. von den Bäumen. G. 17, 225; M–chen fliege!
Schlaraffenland iſt abgebrannt. Gutzkow R. 3, 129, An-
ſpielung auf ein weitverbreitetes Kinderlied: M., flieg! |
dein Vater iſt im Krieg, | dein Mutter iſt im Pulverland |
und Pulverland iſt abgebrannt ꝛc.; Verliebt wie ein M. Scherr
G. 1, 110 ꝛc. Nbnf.: Maien-K., z. B.: Lichtwer
19; 30; Scheffel 129 ꝛc., was freilich als loſere Zſſtzg.
auch überhaupt einen Käfer, wie ſie im Mai häufig
ſind, bezeichnen, z. B.: Schmetterlinge, Goldvögel und
Maien-K. durchflogen die ſonnenhellen Straßen. Kerner
381, während die eigentl. M. meiſt Abends fliegen.
Meiſt mundartl.: Hecken-, Hexen-, Kauz-, Kol-
ben-, Kreuz-, Laub-, Maulwurf-, Sägeblatt-,
Schmalz-, Wein-K. ꝛc., vgl. Angerling. Zuw. =
Maiwurm (Meloé). Marīē(e)n-: Coccinella,
nam. C. septempunctata, von Blattläuſen lebend:
Die artigen M., welche wie kleine ſchöngefärbte Schildkröten
ausſehen und allen Kindern bekannt ſind. Oken 5, 1762,
auch: Marienwürmchen, ſ. das Kinderlied. Kretzſchmer 2,
672; Abgotts-, Herrgotts-, Frauen-, Jung-
frauen-, Sonnen-K., vgl. Herrgotts-, Sonnen-Kalb ꝛc.
Mêhl-: Tenebrio, nam. T. molitor, häufig in
Mühlen und Backhäuſern. Die Larve („Mehlwurm“)
eine Lieblingsſpeiſe vieler Vögel, nam. der Nachtigallen.
Míſt-: Dreck-K. Nāshorn-: Oryctes oder
Geotrupes nasicornis, ein großer Käfer mit einem
rückwärts gebognen Horn auf dem Kopf, im Holz-
mulm, nam. in Lohhaufen lebend. Öl-: Meloë,
nam. M. proscarabaeus, eine Art Kantharide, beim
Druck eine ölartige Flüſſigkeit von ſich gebend, auch
Maiwurm, After-, Zwitter-, Erd- und zuweilen
Mai(en)-K. Pfêrde-: Roß-K. Plátz-:
Bombardier-K. Prácht-: Buprestris, mit Metall-
glanz. Rōſen-: ſ. Gold-K. Róſs-: im
Pferde- und Kuhmiſt lebend, Geotrupes; Gehörnter R.,
Hirſch-K. Rüſſel-: mit rüſſelförmig verlänger-
tem Kopf, nam. Curculio. Schnéll-: Elater,
auf den Rücken gelegt ſich in die Höhe ſchnellend,
„Schmied“. Schwímm-: im Waſſer lebend, Waſ-
ſer-K., ſ. Tauch-, Taumel-K. ꝛc. Sómmer-,
Sónnen(wende)-: Marien-K. Spéck-: Der-
mestes lardarius, häufig im Speck ꝛc. Spríng-:
Schnell-K. Stútz-: Hister, Gaukler, dem Dung-
K. ähnlich. Tāūch-: Art Schwimm-K., Dytiscus.
Tāūmel-: Art Schwimm-K., ſich drehend,
Dreh-K. Tōdten-: Todtengräber, Silpha oder
Necrophorus vespillo ꝛc. Wēīch(deck)-: mit
weichem, biegſamen Körper, wie z. B. Leucht-K.