Faksimile 0851 | Seite 843
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Jugend
Jūgend, f.; 0; -: 1) das Jungſein und die Zeit
desſelben, gewöhnl. nur von lebenden Weſen, u. zwar
am häufigſten von Perſonen, wobei J. theils in engerm
Sinn das Jünglings- und Jungfrauenalter bez., alſo
ſowohl den Ggſtz. des hohen Alters, wie auch der Kind-
heit, theils in weitrem Sinn die Kinderjahre mit um-
faſſt, dann übertr. auf Perſonificiertes: In der J.; In ſei-
ner früheſten, zarteſten J.; Von (früheſter) J. an, auf, zuw.
„von Jung auf“; Ich weiß Das noch von (aus)meiner J. her;
Ich halte Das deiner J. zu gut; In der (erſten) Blüthe (oder
Blume W. 23, 366) der J. ſtehn. Engel 12, 42; Forſter R. 1,
249; In ihrer blühenden J. Zinkgräf2, 6; In dem erſten Roſen-
glanz der J. Hackländer Handl. 1, 207; Sich einer ewigen J.
erfreuen; Hebe, die Göttin der J. oder die perſonificierte J.;
Quelle der Verjüngung .. Die Quelle der J., ſie rinnet | ..
in der dichtenden Kunſt. Sch. 93a; Zurück entflieht die glatte
J. . Hor. 1, 122; Giebt’s auch Tänzer da? | Die beſten!
goldgelockte Bubenſchaar, | die duften J. G. 12, 185; Ein
herzlich Anerkennen | iſt des Alters zweite J. 6, 27 ꝛc.
Selten: Man ſetzte ſie .. den Erſtgebornen nach ſeiner Erſt-
geburt und den Jüngſten nach ſeiner J. 1. Moſ: 43, 33 (ſo
auch Zunz und Mendelsſohn), da die Fügung „uach ſeinem
Alter“ (ſ. d. II. 1b) hierfür gw. iſt. Von Thieren
z. B.: Hunde muß man in der J. abrichten; Der Wolf
läſſt ſich von J. durch den Menſchen zähmen. Stumpf 607b;
608a; Wann ſie [die Schlange] .. erneut im Glanze der
J. | .. ſich herwälzt. V. Georg. 3, 437 ꝛc. Von Per-
ſonifiziertem, dem ein Leben, ein Wachsthum ꝛc. bei-
gelegt wird: Ein Gedicht von ewiger J.; Was dieſem Werk
ſeine ewige J. giebt; denn J. iſt, wo der Menſch in froher
Unbekümmertheit aus dem friſchen Borne der Selbſtgewißheit
ſchöpft. Danzel 392; Wenige werden uns verargen, wenn wir
den Blick von der Wiege ſo mancher Nationen weg und dahin
wenden, wo uns eine erfreuliche J. entgegenkommt. Die Grie-
chen ꝛc. G. 39, 11; Der Zauber, der .. die Erde mit ewi-
ger J. umgürtet. Tieck 16, 208; Lorenzo und Salerio, will-
kommen, | wofern die J. meines Anſehns [wofern ich, der
erſt vor ganz Kurzem hier zu einigem Anſehn gelangt],
hier | willkommen heißen darf. Schlegel Kaufm. 3, 2, vgl.:
„Die J. meines Antheils.“ V. Sh. 2, 75. Ungewöhnl.
aber von reinen Sachen, wie bei Adelung: Die J. des
Bieres, Weines, wofür Campe: „Jungheit“ vorzieht,
vgl. Älte ꝛc. 2) eine Geſammtheit junger Perſonen,
junge Leute: J. hat keine Tugend. Sprchw.; Den fröh-
lichen Tanz, den alle J. begehret. G. 5, 12; Dieſe augen-
blickliche Albernheit, die aber bei einer anmaßlichen und grillen-
haften J. nichts Seltenes iſt. 24, 138; Die J. will lieber
angeregt als unterrichtet ſein. 139 u. o. 3) zuw. (wie
mhd., und franz. jeunesse) von einer einzelnen jungen
Perſon: Dieſe ſchöne duftige J., die er an ſeine Bruſt drückte.
König Kl. 2, 265.
Anm. Ahd. ju(n)gund, mhd. jugent, ſ. Jung.
Zſſtzg. vielfach, z. B.: Friſch auf, du Bürger-J.
[2], | in Waffen tummle dich! Schenkendorf; Klinger’s Dich-
ter-J [1], worin die dichtende und bürgerliche Welt ſich ſo
lange bekämpfte. IP. 41, 129; Schönheit iſt Doppel-J.
[1: doppelte J.]. 48, 97; Die Dorf-J. [2]. v.3, 151;
Die leichterregliche Phantaſie der Früh-J. [1; 2, der J.
im frühen Lebensalter]. Gervinus Lit. 5, 684; Gaſſen-
J. [2]. Kolbe Bel. 36; O laß dir deine Roſe nicht bleichen,
ſelige Götter-J.! [3; aber auch 1]. Laß in den Küm-
merniſſen der Erde deine Schöne nicht alten. Hölderlin H. 1,
115; So verblühte mir die Roſen-J. Seume Gd. 152;
Bei des Frühlings Roſen-J. Schlegel Sh. 2, 240; Die ju-
belnde Straßen-J. [2]. Gutzkow R. 8, 43; 1, 58 ꝛc.